Kreuzstockfenster
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5b/Kreuzstockfenster_%28Bamberg%2C_2008%29.jpg/220px-Kreuzstockfenster_%28Bamberg%2C_2008%29.jpg)
Ein Kreuzstockfenster ist im historischen Bauwesen ein Fenster mit einer aus senkrechtem Setzholz und horizontalem Querholz (Kämpfer) gebildeten kreuzförmigen Teilung.[1]
Beschreibung, Geschichte
Charakteristisch ist die Aufteilung der rechteckigen Fensterfläche in konstruktiv getrennte Einzelfenster (und unterscheidet sich dadurch vom Stulpfenster). Der Kreuzstock bzw. das Fensterkreuz kann aus Stein oder aus Holz gebildet sein. Sie waren im Mittelalter aus Stein gebildet (Steinkreuzfenster); erst seit der Architektur der Renaissance und des Barock entwickelte sich auch das hölzerne Kreuzstockfenster, wobei das Fensterkreuz dann in der Regel konstruktiv mit dem Brendrahmen verbunden ist.
Bei mittig angeordnetem Querholz ergeben sich vier gleich große Einzelfenster (Mittelkreuzstockfenster). Beim Doppelkreuzstockfenster wird das Setzholz von zwei Querhölzern gekreuzt, so dass das Fenster in sechs Teilöffnungen gegliedert ist.[2]
Das spätgotische Kreuzstockfenster (‚Steinkreuzfenster‘) ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt und ersetzte an Wohnbauten die früher üblichen romanischen oder gotischen Bogenfenster, die seitdem nahezu ausschließlich Sakralbauten vorbehalten blieben. Die beiden oberen Fenster waren meist etwas kleiner, als die unteren und konnten separat geöffnet werden. Letzteres gilt in ähnlicher Weise für ein Querstockfenster, welches statt des Kreuzes lediglich einen trennenden horizontalen Riegel (Kämpfer) besitzt.
- Beispiele
- Steinerne Kreuzstockfenster (Hotel de Sens, Paris)
- Steinerne Kreuzstockfenster (Burg Vischering, Lüdinghausen)
- (c) Goldi64, CC BY-SA 3.0Steinerne Kreuzstockfenster (Maison de La Boétie, Sarlat-La-Canéda)
- Geöffnetes barockes Kreuzstockfenster (Frontispiz in einem Lehrbuch von Johann Friedrich Penther, 1745[3])
- Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach innen geöffnetem Flügel (Kloster Thierhaupten)
- Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach innen aufschlagenden Flügeln (Bamberg)
- Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach außen aufschlagenden Flügeln (Goslar, Rosentorstraße 27)
- Hölzernes Kreuzstockfenster mit nach außen aufschlagenden Fensterflügeln (Jan Boumann Haus im Holländischen Viertel, Potsdam)
- Hölzernes Doppelkreuzstockfenster (Louvre, Paris)
- Hölzernes Fensterkreuz (Harburg/Schwaben, Egelseestraße 7)
- © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0Mit Blechbeschlag verziertes hölzernes Fensterkreuz (Staufen im Breisgau, Hauptstraße 52)
Literatur
- Manfred Gerner, Dieter Gärtner: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03104-5, S. 121.
- Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 6. Februar 2024), S. 176: Fensterkreuz; S. 296: Kreuzstock.
Weblinks
- Restaurierung der barocken Kreuzstockfenster, auf voglhofer.at
- Bildbeispiele für steinerne Kreuzstockfenster in Österreich, auf burgenseite.com
- Kreuzstockfenster nach 1650, auf historische-baustoffe-kreislauf.de
Einzelnachweise
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 6. Februar 2024), S. 176: Fensterkreuz; S. 296: Kreuzstock.
- ↑ Manfred Gerner, Dieter Gärtner: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03104-5, S. 121.
- ↑ Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 2): Worin durch zwantzig Beyspiele gewiesen, wie die Erfindungen von allerhand Wohn-Gebäuden aus Stein und Holtz (...) zu machen. Augspurg 1745, Seite I (Vorsatzblatt, Ausschnitt). Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 26. Februar 2024.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Pline, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hotel de Sens, Marais, Paris, France
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kreuzstockfenster (Goslar, Rosentorstr.27, 2010)
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kreuzstockfenster (Bamberg, 2008)
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kreuzstockfenster (Bamberg, 2008-)
Autor/Urheber: Rikiwiki2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Es ist Teil der Denkmalliste von Bayern, Nr. D-7-79-155-21.
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kreuzstockfenster (Potsdam, Mittelstraße, Jan-Boumann-Haus, 2007)
(c) Dietmar Rabich, CC BY-SA 4.0
Fenster am Westflügel der Burg Vischering in Lüdinghausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Kreuzstockfenster (J. G. Penther, Bd. 2, 1745, Seite I, Ausschnitt des Vorsatzblattes)
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kreuzstockfenster, Kloster Thierhaupten, 2014
(c) Dietmar Rabich, CC BY-SA 4.0
Dieses Gebäude ist als historisches Denkmal (Monument historique) eingetragen. Es ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter der Angabe PA00085992
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/ff/Wikidata-logo.svg/20px-Wikidata-logo.svg.png)
(c) Goldi64, CC BY-SA 3.0
Breite Kreuzstockfenster in den Obergeschossen kennzeichnen das 1525 im Stil der italienischen Renaissance erbaute Maison de La Boétie in Sarlat-La-Canéda im Département Dordogne,Frankreich