Kreis Stadtroda

Basisdaten[1]
Bezirk der DDRGera
KreisstadtStadtroda
Fläche272 km² (1989)
Einwohner32.821 (1989)
Bevölkerungsdichte121 Einwohner/km² (1989)
Kfz-KennzeichenN (1953–1990)
NS (1974–1990)
SRO (1991–1995)
DDR-Bezirk-Gera-Kreis-Stadtroda.png
Der Kreis Stadtroda im Bezirk Gera

Der Kreis Stadtroda war ein Landkreis im Bezirk Gera der DDR. Von 1990 bis 1994 bestand er als Landkreis Stadtroda in Thüringen fort. Sein Gebiet liegt heute im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen. Der Sitz der Kreisverwaltung befand sich in Stadtroda.

Geographie

Lage

Der Kreis Stadtroda lag inmitten des Bezirks Gera. Er war einer der am dünnsten besiedelten Kreise des Bezirks.

Nachbarkreise

Der Kreis Stadtroda grenzte im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Eisenberg, Gera-Land, Pößneck und Jena-Land.

Naturraum

Landschaftlich gehörte das Kreisgebiet zur Umrahmung des Thüringer Beckens. Die Höhen schwankten zwischen 260 und 400 m. Da die Böden nur von geringer Qualität waren, wurden sie kaum landwirtschaftlich genutzt. Mehr als 60 % der Kreisfläche waren mit Kiefern und Fichten bestanden. Mehrere kleine Flüsse, z. B. die Roda und der Zeitzbach, die zumeist zum Einzugsgebiet der Saale gehörten, durchzogen den Raum. Im Norden an den Ort Waldeck grenzte das etwa 60 ha umfassende Naturschutzgebiet Waldecker Schloßgrund. Ein weiteres Naturschutzgebiet, Kesselborn (9,3 ha), lag östlich von Erdmannsdorf.[2]

Geschichte

Nachdem am 1. Mai 1920 der neue Freistaat Thüringen gegründet worden war, kam es am 1. Oktober 1922 zu einer umfassenden Gebietsreform, bei der auch der Landkreis Jena-Roda gegründet wurde (Sitz der Verwaltung wurde die Stadtgemeinde Roda). Noch im gleichen Jahr wurde der Kreis in Landkreis Roda umbenannt, zu Jahresbeginn 1939 erfolgte die endgültige Umbenennung in Landkreis Stadtroda. Zu Jahresbeginn 1945 zählt der Kreis immerhin 239 Gemeinden.[3]

Bei der ersten Gebietsreform in der DDR wurde er am 1. Juli 1950 aufgelöst und auf die Landkreise Jena und Gera aufgeteilt. Zwei Jahre später wurde der Kreis Stadtroda durch das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik[4] neu gebildet. Am 25. Juli 1952 wurden die bestehenden fünf Länder aufgelöst und in 14 Bezirke aufgeteilt. Traditionelle Kreise wurden aufgelöst oder in kleinere Kreise gegliedert, wobei es auch über die Grenzen der ehemaligen 5 Länder hinweg zu Gebietsänderungen kam. Der Kreis Stadtroda wurde hauptsächlich aus dem Landkreis Jena gebildet und dem Bezirk Gera zugeordnet, Kreissitz wurde die Stadt Stadtroda.[5]
Folgende Gemeinden bildeten den neuen Kreis Stadtroda:

Albersdorf, Bad Klosterlausnitz, Beulbar-Ilmsdorf, Bobeck, Bollberg, Bremsnitz, Eineborn, Erdmannsdorf, Geisenhain, Gernewitz, Gneus, Gröben, Großbockedra, Hainbücht, Hellborn, Hermsdorf, Karlsdorf, Kleinbockedra, Kleinebersdorf, Laasdorf, Lippersdorf, Margersdorf, Mennewitz, Meusebach, Möckern, Mörsdorf, Oberbodnitz, Ottendorf, Quirla, Rabis, Rattelsdorf, Rausdorf, Reichenbach, Renthendorf, Ruttersdorf, Scheiditz, Schleifreisen, Schlöben, Schöngleina, Seitenbrück, Stadtroda, Tautendorf, Tissa, Tröbnitz, Trockenborn, Trockhausen, Unterbodnltz, Waldeck, Waltersdorf, Weißbach und Zöttnitz.

Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden bis auf 41 bei Auflösung des Kreises Ende Juni 1994:

  • 1. Juli 1950 Umbenennung des Kreises Stadtroda in Kreis Jena
  • 1. Juli 1950 Zusammenschluss von Lotschen und Ruttersdorf zu Ruttersdorf-Lotschen
  • 1. Juli 1950 Umgliederung von Reichardtsdorf und St. Gangloff aus dem Landkreis Stadtroda in den Landkreis Gera
  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Beulbar-Ilmsdorf aus dem Kreis Stadtroda in den Kreis Eisenberg
  • 20. Juni 1957 Zusammenschluss von Erdmannsdorf und Lippersdorf zu Lippersdorf-Erdmannsdorf
  • 20. Juni 1957 Eingliederung von Zöttnitz in Rabis
  • 17. September 1961 Eingliederung von Trockhausen in Mennewitz
  • 1. Oktober 1965 Eingliederung von Mennewitz in Schlöben
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Seitenbrück in Oberbodnitz
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Magersdorf in Unterbodnitz
  • 7. Mai 1990 Eingliederung von Hellborn in Renthendorf
  • 1. Januar 1992 Eingliederung von Rabis in Schlöben
  • 6. Mai 1993 Eingliederung von Gröben in Schlöben
  • 18. März 1994 Eingliederung von Hainbücht in die Stadt Stadtroda
  • 9. April 1994 Eingliederung von Beulbar-Ilmsdorf in die Stadt Bürgel

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis in Landkreis Stadtroda umbenannt.[6] Zur Wiedervereinigung wurde der Kreis durch das Ländereinführungsgesetz dem wiedergegründeten Land Thüringen zugesprochen. Bei der Thüringer Kreisreform ging er am 1. Juli 1994 vollständig im Holzlandkreis auf.[5]

Einwohnerentwicklung

Kreis Stadtroda[1]
Jahr1960197119811989
Einwohner29.13333.76033.02532.821

Wirtschaft

Die sich auf den nährstoffarmen Böden ausdehnenden Nadelwälder waren Grundlage für die stark verbreitete Möbelindustrie (z. B. in Stadtroda). Einen weiteren wirtschaftlichen Schwerpunkt bildete die keramische Industrie, die ihren Standort in Hermsdorf hatte. Der VEB Kombinat Keramische Werke (= Stammbetrieb mit Höchstspannungsprüffeld für Isolatoren) war ein bedeutender Zulieferbetrieb für die Mikroelektronik. In Hermsdorf waren weiterhin ein Bauelementewerk, ein Betrieb für Isolierbaustoffe und ein Betriebsteil des VEB Carl Zeiß Jena, in dem viele Arbeitskräfte aus Stadtroda beschäftigt waren, ansässig. In den letzten Jahren hatte auch der Fremdenverkehr an Bedeutung gewonnen.[2] Wichtige Betriebe waren unter anderen:

  • VEB Möbelwerke Stadtroda
  • VEB Keramische Werke Hermsdorf
  • VEB Betonwerk Stadtroda

Verkehr

Auf dem Verkehrssektor spielt dieser Kreis eine bedeutende Rolle. Hier trafen sich zwei Transitstraßen am Hermsdorfer Kreuz: Berlin-Hirschberg und Dresden-Eisenach. Parallel zur west-östlich verlaufenden Transitautobahn führt auch die einzige Bahnstrecke im Kreis, die Strecke Weimar–Jena–Stadtroda–Gera.

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

Bevölkerungsübersicht aller 45 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Thüringen kamen.[7]

AGSGemeindeEinwohnerFläche (ha)
03.10.199031.12.1990
16041010Albersdorf294291285
16041020Bobeck379374711
16041030Bollberg252254339
16041040Bremsnitz185188657
16041050Eineborn416413789
16041060Geisenhain222242460
16041070Gernewitz251247467
16041080Gneus159155826
16041090Gröben150148316
16041100Großbockedra183181460
16041110Hainbücht130132207
16041130Hermsdorf, Stadt10.31810.254753
16041140Karlsdorf129126469
16041150Kleinbockedra4747285
16041160Kleinebersdorf208207401
16041170Bad Klosterlausnitz2.7142.7191659
16041180Laasdorf459458404
16041190Lippersdorf-Erdmannsdorf502498997
16041210Meusebach8485620
16041220Möckern139135535
16041230Mörsdorf384386694
16041240Oberbodnitz265267652
16041250Ottendorf544540440
16041260Quirla424422413
16041270Rabis167167650
16041280Rattelsdorf7981365
16041290Rausdorf136127316
16041300Reichenbach963968481
16041310Renthendorf4924891.162
16041320Ruttersdorf-Lotschen238238849
16041330St. Gangloff1.3761.350946
16041340Scheiditz6666168
16041350Schleifreisen461452702
16041360Schlöben314313624
16041370Schöngleina531528677
16041390Stadtroda, Stadt6.5006.3351.007
16041400Tautendorf197197529
16041410Tissa142140411
16041420Trockenborn-Wolfersdorf5825761.893
16041430Tröbnitz456451218
16041440Unterbodnitz197196555
16041450Waldeck271268797
16041460Waltersdorf136139461
16041470Weißbach154157531
16041000Landkreis Stadtroda32.29632.00727.181

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit dem Buchstabenpaar NS begannen, zugewiesen.[8] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war NZ 90-01 bis NZ 95-00.[9]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen SRO. Es wurde bis zum 31. Januar 1995 ausgegeben. Seit dem 29. November 2012 ist es im Saale-Holzland-Kreis erhältlich.

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Jahrbücher der Deutschen Demokratischen Republik. In: DigiZeitschriften. Abgerufen am 6. Oktober 2009.
  2. a b versch. (Hrsg.): Diercke Lexikon Deutschland - Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost), S. 256. Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  3. Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874-1945
  4. Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik. verfassungen.de. Abgerufen am 25. Juni 2019.
  5. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  6. Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990
  7. Thüringer Landesamt für Statistik - Auskunftsdienst
  8. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 302.
  9. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 514.

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