Kreis Pirna

Basisdaten (Stand 1990)
Bestandszeitraum:1952–1990
Bezirk:Dresden
Sitz der Verwaltung:Pirna
Fläche:520,97 km²
Einwohner:106.876 (3. Okt. 1990)
Bevölkerungsdichte:205 Einwohner je km²
Territorialer Grundschlüssel:1213
Kreisgliederung:6 Städte, ?Gemeinden
Adresse der Kreisverwaltung:Pirna
Lage des Kreises in der DDR
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Karte

Der Kreis Pirna war ein Landkreis im Bezirk Dresden der DDR. Sein Gebiet liegt heute im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Sitz der Kreisverwaltung befand sich in Pirna.

Geografie

Lage

Im Süden des Bezirks Dresden gelegen, umfasste der Landkreis Pirna den größten Teil des Elbsandsteingebirges. Das Kreisgebiet grenzte südlich an die ČSSR. Im Nordwesten reichte es bis an die Stadtgrenze von Dresden.

Nachbarkreise

Der Kreis Pirna grenzte im Uhrzeigersinn im Westen beginnend an die Kreise Dippoldiswalde, Freital, Stadtkreis Dresden, Dresden-Land und Sebnitz. Im Süden grenzte er an die Tschechoslowakei.

Naturraum

Die Elbe durchfloss das Kreisgebiet von Südosten nach Nordwesten. Bis zur Stadt Pirna erstreckte sich beidseits des Flusses das Elbsandsteingebirge, auch „Sächsische Schweiz“ genannt, ein attraktives Wander- und Erholungsgebiet. Die höchste Erhebung war der Zschirnstein im Süden mit 561 m. Die ausgedehnten Hochflächen in Höhen zwischen 300 und 600 m ü. M. (vielfach Ackerland und Weiden) wurden von bewaldeten Tälern der nach Norden entwässernden Flüsse, z. B. Müglitz und Seidewitz, durchbrochen. Eine der höchsten Vollformen bildet die Landmarke Oelsener Höhe (644 m). Die für die Trinkwassergewinnung Pirnas wichtige Talsperre Gottleuba lag ebenfalls im Kreis Pirna.

Auf zahlreichen Lehrpfaden, wie dem „Flößersteig“ im Kirnitzschtal und dem Baumlehrpfad auf der Festung Königstein, wurde auf die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt hingewiesen. Die bekanntesten Ausflugsziele waren der Lichtenhainer Wasserfall und die Kuhstallhöhle (ein 11 m hohes und 17 m breites Felsentor) im Kirnitzschtal sowie die Schrammsteine östlich von Bad Schandau und die Bastei, die nahe dem Kurort Rathen um 200 m die Elbe überragte. Im Westen bildete das Tal der Gottleuba die Grenze zum Unteren Osterzgebirge, das sich mit vergleichsweise sanften Bergformen und ausgedehnten landwirtschaftlich genutzten Flächen von der Sächsischen Schweiz abhob. Westlich und südlich von Bad Gottleuba wurden in den Tälern zahlreicher Gebirgsbäche Rückhaltebecken angelegt. Sie sollten bei den häufig starken Regenfällen Hochwasserschutz gewähren. Bei Dohna und Heidenau fiel das Untere Osterzgebirge zur Dresdener Elbtalweitung ab. Bei Pirna trat die Elbe aus dem Elbsandsteingebirge in die weite, dicht besiedelte Tallandschaft.[1]

Kulturraum

Im Landkreis Pirna befanden sich das Schloss Weesenstein, das Schloss Kuckuckstein in Liebstadt, der Barockgarten Großsedlitz und die Festung Königstein. Mit den Kurorten Stadt Wehlen, Rathen, Bad Schandau und Gohrisch im Elbsandsteingebirge lag hier eine bedeutende Fremdenverkehrsregion in der DDR.

Von 1983 bis 1990 fanden sich zahlreiche Bürgermeister des Kreises Pirna zu einem „Bürgermeisterchor“ zusammen, der mit beachtlicher Qualität sang und sogar im DDR-Fernsehen in Gerd Poneskys Sendung „Alles singt“ auftrat.[2]

Wirtschaft und Verkehr

Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung war seit Jahrhunderten die Lage an der Elbe. Bereits seit dem 10. Jahrhundert wurde der Fluss für die Schifffahrt genutzt. Wichtige Umschlagplätze waren Königstein und Schandau. Bis heute ist die Elbe wichtiger Transportweg geblieben. Für den Touristenverkehr dienten die Schiffe der „Weißen Flotte“. Die Frachtschifffahrt hatte für den Transitverkehr in die Tschechoslowakei einen bedeutenden Umfang angenommen. Im Elbtal verliefen die Straßen- und Schienenwege von Dresden nach Prag; Schmilka (Ortsteil von Bad Schandau) war der Grenzübergang zur Tschechoslowakei. Die F 172 verband Dresden mit Bad Schandau. Bahnseitig dienten die Müglitztalbahn von Heidenau nach Altenberg (Erzgebirge) sowie die international bedeutsame Dresden-Bodenbacher Eisenbahn für den Personen- und Güterverkehr. Die ehemals bedeutende Holzflößerei (besonders im Kirnitzschtal) wurde in den 1920er-Jahren eingestellt, und die früher zahlreichen Sandsteinbrüche wurden inzwischen fast alle stillgelegt. Dem Tourismus kam eine große wirtschaftliche Bedeutung zu. Die Städte Pirna, Heidenau und Dohna bildeten am Rand des Ballungsraumes „Oberes Elbtal“ das Industriezentrum des Landkreises. Wichtige Betriebe der Stadt Pirna waren der VEB Kunstseidenwerk „Siegfried Rädel“, Betriebe zur Herstellung von Zellstoff, Möbeln, Glas, Baustoffen, Fahrzeugelektrik (VEB Fahrzeugelektrik Pirna) und Strömungsmaschinen (Flugzeugbau/Strömungsmaschinenwerk). In Heidenau wurden Druckmaschinen, Maschinen für die Kakao- und Schokoladenindustrie und Elektromotoren gebaut, ferner erzeugte man hier Papier und Pappe, Reifen (Pneumant), Schuhe und Baustoffe. In Dohna waren Betriebe der chemischen Industrie ansässig, bei Königstein betrieb die SDAG Wismut Uranbergbau. Bis heute bekannt ist auch der Margon-Mineralbrunnen in Burkhardswalde.[1]

Geschichte

Der Kreis Pirna ging aus der am 1. Januar 1939 in „Landkreis Pirna“ umbenannten, 1874 gegründeten Amtshauptmannschaft Pirna hervor. Mit der Kreisreform der DDR am 25. Juli 1952 erfolgte die Bildung der Bezirke und eine Neugliederung der Kreise. Der bisherige Kreis Pirna gab im Norden ungefähr ein Drittel seiner Gemeinden ab, davon die meisten an drei neu geschaffene Kreise. Der Kreis wurde dem neugebildeten Bezirk Dresden zugeordnet, Kreissitz wurde Pirna. Im Einzelnen wurden folgende Gemeinden abgegeben:

Bühlau, Lauterbach, Schmiedefeld und Seligstadt.
Eschdorf und Fischbach.
Altendorf, Berthelsdorf, Cunnersdorf b. Hohnstein, Dittersbach, Dobra, Dürrröhrsdorf, Ehrenberg, Elbersdorf, Goßdorf, Heeselicht, Helmsdorf b. Pirna, Hinterhermsdorf, Hohburkersdorf, Hohnstein, Krumhermsdorf, Langburkersdorf, Langenwolmsdorf, Lichtenhain, Lohmen, Lohsdorf, Mittelndorf, Neudörfel, Neustadt, Ottendorf b.Sebnitz, Polenz, Porschendorf, Rathewalde, Rennersdorf, Rückersdorf, Rugiswalde, Saupsdorf, Sebnitz, Stolpen, Stürza, Ulbersdorf, Uttewalde, Waitzdorf, Wilschdorf und Zeschnig.

Der „Altkreis“ Pirna behielt 72 seiner 118 Gemeinden:

Bad Schandau, Bahra, Berggießhübel, Bielatal, Birkwitz, Bonnewitz, Borna, Burkhardswalde, Cotta b. Pirna, Cunnersdorf b. Königstein, Daube, Doberzeit, Dohma, Dohna, Dorf Wehlen, Ebenheit, Falkenhain, Friedrichswalde, Gersdorf, Goes, Gohrisch, Göppersdorf, Gorknitz, Gottleuba, Graupa, Großröhrsdorf, Heidenau, Hellendorf, Herbergen, Kleingießhübel, Kleinhennersdorf, Königstein, Köttewitz, Krebs, Krietzschwitz, Krippen, Langenhennersdorf, Leupoldishain, Liebethal, Liebstadt, Markersbach, Maxen, Meusegast, Mühlbach, Naundorf, Nenntmannsdorf, Niederseidewitz, Obervogelgesang, Oelsen, Ottendorf b. Pirna, Papstdorf, Pfaffendorf, Pirna, Porschdorf, Pratzschwitz, Prossen, Rathen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Röhrsdorf, Rosenthal, Schmilka, Schmorsdorf, Schöna, Seitenhain, Stadt Wehlen, Struppen, Thürmsdorf, Waltersdorf/Sächs. Schweiz, Weesenstein und Weißig, Wünschendorf.

Ergänzt durch 5 Gemeinden aus dem Kreis Dippoldiswalde:

Berthelsdorf, Börnersdorf, Breitenau, Döbra und Waltersdorf

formierte sich der neue Kreis Pirna[3] Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen hinweg und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden von 72 auf 30 bei Auflösung des Kreises Ende Juli 1994:

DatumTGS (1969)GemeindeÄnderungTGS (1969)aufnehmende Gemeinde
4. Dezember 1952DaubeUmgliederung1215xxDaube,
Kreis Sebnitz
DoberzeitUmgliederung1215xxDoberzeit,
Kreis Sebnitz
1. Januar 1969amtliche Einführung des TGS
1. Januar 1970121329HellendorfZusammenschluss zu121376Bahratal
121342Markersbach
121334KöttewitzZusammenschluss zu121334Köttewitz-Krebs
121335Krebs
121347NentmannsdorfZusammenschluss zu121347Nentmannsdorf-Niederseidewitz
121348Niederseidewitz
1. April 1970121319FriedrichswaldeZusammenschluss zu121319Friedrichswalde-Ottendorf
121351Ottendorf
1. Juni 1971121301BahraEingliederung in121338Langenhennersdorf
121340LiebethalEingliederung in121354Pirna
1. Januar 1972121307BonnewitzEingliederung in121326Graupa
121306BörnersdorfZusammenschluss zu121306Börnersdorf-Breitenau
121309Breitenau
1. Januar 1973121308BornaZusammenschluss zu121308Borna-Gersdorf
121320Gersdorf
121317EbenheitEingliederung in121369Struppen
121364SchmilkaEingliederung in121363Bad Schandau
121365SchmorsdorfEingliederung in121343Maxen
121330HerbergenEingliederung in121341Liebstadt
121367Seitenhain
121374WeißigEingliederung in121370Thürmsdorf
121331KleingießhübelZusammenschluss zu121360Reinhardtsdorf-Schöna
121360Reinhardtsdorf
121366Schöna
1. Mai 1973121303BerthelsdorfEingliederung in121341Liebstadt
121305BirkwitzZusammenschluss zu121305Birkwitz-Pratzschwitz
121356Pratzschwitz
1. Januar 1974121318FalkenhainEingliederung in121343Maxen
1. April 1974121332KleinhennersdorfEingliederung in121352Papstdorf
121336KrietzschwitzEingliederung in121354Pirna
121349Obervogelgesang
121371Waltersdorf/
Sächs. Schw.
Eingliederung in121355Porschdorf
1. Juli 1990121352KleinhennersdorfAusgliederung in121332Kleinhennersdorf

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis Pirna in Landkreis Pirna im Land Sachsen umbenannt.[4] Er existierte bis zum 2. Oktober 1990.

Politik

Landrat

Bis 1990 entsprach diese Funktion dem Vorsitzenden des Rates des Kreises.

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

Bevölkerungsübersicht aller 52 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Sachsen kamen.[5]

AGSGemeindeEinwohnerFläche (ha)
3. Oktober 199031. Dezember 1990
14044020Berggießhübel, Kurort, Stadt1 7941 7871 265
14044040Bielatal990996745
14044050Birkwitz-Pratzschwitz871860664
14044060Börnersdorf-Breitenau5525421 911
14044080Borna-Gersdorf7497521 080
14044100Burkhardswalde532535652
14044110Cotta7677661 230
14044120Cunnersdorf bei Königstein5695691 694
14044130Döbra236236587
14044140Dohma635638465
14044150Dohna, Stadt3 0342 988385
14044160Dorf Wehlen701702778
14044190Friedrichswalde-Ottendorf600596907
14044210Göppersdorf252250918
14044220Goes289285261
14044230Gohrisch, Kurort828816451
14044240Gorknitz5205091 000
14044250Bad Gottleuba, Kurort, Stadt2 2052 2091 851
14044260Graupa2 7342 743982
14044270Großröhrsdorf3383331 147
14044280Heidenau, Stadt20 31519 9801 107
14044320Kleinhennersdorf281280459
14044330Königstein/Sächs. Schw., Stadt3 0012 9891 378
14044340Köttewitz-Krebs417417318
14044370Krippen817817245
14044380Langenhennersdorf1 0491 0501 031
14044390Leupoldishain284271843
14044410Liebstadt, Stadt8798691 556
14044430Maxen7467471 212
14044440Meusegast136135373
14044450Mühlbach518516197
14044460Naundorf375369348
14044470Nentmannsdorf-Niederseidewitz425428742
14044500Oelsen233228770
14044520Papstdorf573576872
14044530Pfaffendorf340333470
14044540Pirna, Stadt42 48141 7983 653
14044550Porschdorf910901932
14044570Prossen681678161
14044580Rathen, Kurort572573358
14044590Rathmannsdorf1 2841 286437
14044600Reinhardtsdorf-Schöna1 9191 8993 175
14044610Röhrsdorf234233275
14044620Rosenthal9659443 901
14044630Bad Schandau, Stadt3 3973 3873 339
14044680Stadt Wehlen, Stadt1 2101 201303
14044690Struppen1 3961 3891 193
14044700Thürmsdorf588582526
14044720Waltersdorf b. Liebstadt163161451
14044730Weesenstein26426539
14044750Wünschendorf333332412
14044760Bahratal8948912 047
14044000Landkreis Pirna106 876105 63752 097

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit den Buchstabenpaaren RT, RU und YT begannen, zugewiesen.[6] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war YT 00-01 bis YT 60-00.[7]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen PIR.

Codes

Postleitzahlen 1960–1993: 8300–8349
Postleitzahlen ab 1993: 0179*–0184*

Einzelnachweise

  1. a b Diercke Lexikon Deutschland – Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost), S. 208. Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  2. Heimat DDR. Erlebnisse. Betrachtungen. Erkenntnisse. Dokumente, darin Gabriele Parakeninks: „Der Bürgermeisterchor im Kreis Pirna“, Hrsg. Horst Jäkel, GNN-Verlag Schkeuditz 2015, S. 200, ISBN 978-3-89819-416-7
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990
  5. Regionalregister Sachsen
  6. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 302 f.
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 502.

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Lage des Kreises XY (siehe Dateiname) in der Deutschen Demokratischen Republik.