Kreis Nimptsch

Kreis Nimptsch
Preußische ProvinzSchlesien (1816–1919)
Niederschlesien (1919–1932)
RegierungsbezirkReichenbach (1816–1820)
Breslau (1820–1932)
KreisstadtNimptsch
Fläche344 km² (1910)
Einwohner30.239 (1925)
Bevölkerungsdichte88 Einwohner/km² (1925)
Lage des Kreises Nimptsch (1905)

Der Kreis Nimptsch war ein von 1742 bis 1932 bestehender preußischer Landkreis in Schlesien. Das Landratsamt war in der Stadt Nimptsch. Das frühere Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien durch Preußen im Jahre 1741 wurden durch die königliche Kabinettsorder vom 25. November 1741 in Niederschlesien die preußischen Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten zum 1. Januar 1742.[2]

Im Fürstentum Brieg, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus alten schlesischen Weichbildern die fünf preußischen Kreise Nimptsch, Brieg, Kreuzburg, Ohlau und Strehlen gebildet. Als erster Landrat des Kreises Nimptsch wurde Hans Melchior von Senitz-Rudolsdorff eingesetzt.[3][4] Der Kreis Nimptsch unterstand der Kriegs- und Domänenkammer Breslau, bis er im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen 1815 dem Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien zugeordnet wurde.[5] Nach der Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurden der Kreis Nimptsch am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Breslau zugeteilt.

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 21. Juli 1875 wurden die Landgemeinde und der Gutsbezirk Kobelau aus dem Kreis Nimptsch in den Kreis Frankenstein umgegliedert.

Freistaat Preußen

Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 wurden im Kreis Nimptsch entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt.

Zum 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Nimptsch im Zuge von Sparmaßnahmen infolge der Weltwirtschaftskrise aufgelöst:[6][7]

  • Die Gemeinden Bischkowitz, Groß Tinz, Grunau, Jäschwitz, Klein Tinz, Kuhnau, Naselwitz, Poppelwitz, Rankau, Stein, Strachau b. Zobten und Wilschkowitz kamen zum Landkreis Breslau.
  • Die Gemeinden Dürr Brockuth, Dürr Hartau, Glofenau, Gollschau, Gorkau, Grögersdorf, Grün Hartau, Jakobsdorf, Kaltenhaus, Karschau, Karzen, Klein Johnsdorf, Kurtwitz, Leipitz-Sadewitz, Mallschau, Manze, Naß Brockuth, Plottnitz, Prauß, Pudigau, Reichau, Reisau, Roßwitz, Roth Neudorf, Rothschloß, Schmitzdorf, Siegroth, Silbitz, Stachau, Strachau b. Nimptsch, Tiefensee und Wonnwitz kamen zum Kreis Strehlen.
  • Die Gemeinden Kosemitz und Zülzendorf kamen zum Kreis Frankenstein.
  • Die Stadt Nimptsch und alle übrigen Gemeinden kamen zum Kreis Reichenbach (Eulengebirge).

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
179522.080[8]
181923.036[9]
184629.178[10]
187129.928[11]
188531.656[12]
190029.254[13]
191029.127[13]
192530.239[14]

Landräte

1742–175600Hans Melchior von Senitz-Rudolsdorff[4]
1756–176000Conrad Adam von Schickfuß-Neudorff[4]
1758–180700Carl Friedrich von Pfeil und Klein–Ellguth[4]
1811–183400Moritz Julius Wilhelm von Helmrich[4]
1835–185000Karl Friedrich Ferdinand von Studnitz
1851–185200Moritz von Prittwitz und Gaffron (1819–1888)
1855–186200Silvius von Goldfus
1863–187000Alfred von Saldern (1829–1904)
1870–187100Hermann Willibald von Studnitz (vertretungsweise)
1871–191300Carl Sylvius Magnus Adalbert von Goldfus
1913–192000Georg von Richthofen (1880–1950)
1920–193200Paul Seibold (1871–1954)
1932–000000Johannes Pintzke (vertretungsweise)

Gemeinden

Der Kreis Nimptsch umfasste zuletzt eine Stadt und 78 Landgemeinden:[15][14]

Eingemeindungen bis 1929
  • Kanigen, am 1. April 1929 zu Ober Johnsdorf
  • Karlsdorf, vor 1908 zu Karlsdorf-Weinberg
  • Klein Jeseritz, am 30. September 1928 zu Pudigau
  • Leipitz, am 30. September 1928 zu Leipitz-Sadewitz
  • Nieder Dirsdorf, am 30. September 1928 zu Bad Dirsdorf
  • Ober Dirsdorf, am 30. September 1928 zu Bad Dirsdorf
  • Pangel-Altstadt, am 20. Januar 1928 zu Nimptsch
  • Ranchwitz, am 1. Januar 1931 zu Prauß
  • Sadewitz, am 30. September 1928 zu Leipitz-Sadewitz
  • Vogelgesang, am 20. Januar 1928 zu Nimptsch
  • Weinberg, vor 1908 zu Karlsdorf-Weinberg
  • Woislowitz, am 1. Juli 1929 zu Nimptsch

Literatur

  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 110–117 (Faksimile in der Google-Buchsuche).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 203–204, Ziffer 17.

Weblinks

Commons: Kreis Nimptsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825–1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat).
  2. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Königliche Ordre zur Bestellung von Landräthen in Niederschlesien, S. 259 (Digitalisat).
  3. W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat).
  4. a b c d e Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  5. Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
  6. Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen vom 1. August 1932. In: Preußisches Staatsministerium (Hrsg.): Preußische Gesetzessammlung. Berlin 1932, Kreisreform 1932, S. 256 (Digitalisat).
  7. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen. Band 4: Dieter Stüttgen: Schlesien. Johann-Gottfried-Harder-Institut, Marburg/Lahn 1976, ISBN 3-87969-116-9.
  8. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 36 (Digitalisat).
  9. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 88 (Digitalisat).
  10. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  11. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
  12. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  13. a b www.gemeindeverzeichnis.de
  14. a b Michael Rademacher: Reichenbach. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Territoriale Veränderungen in Deutschland

Koordinaten: 50° 43′ 0″ N, 16° 50′ 0″ O

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