Kreis Jülich

WappenDeutschlandkarte
Kreis Jülich
Deutschlandkarte, Position des Kreises Jülich hervorgehoben

Koordinaten: 50° 55′ N, 6° 21′ O

Basisdaten (Stand 1971)
Bestandszeitraum:1816–1971
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk:Aachen
Landschaftsverband:Rheinland
Verwaltungssitz:Jülich
Fläche:326,96 km2
Einwohner:78.200 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte:239 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen:JÜL
Kreisschlüssel:05 4 34
Kreisgliederung:31 Gemeinden
Landrat:Wilhelm Johnen (CDU)

Der Kreis Jülich war bis zur kommunalen Neugliederung 1972 ein Kreis in Nordrhein-Westfalen, der zum ebenfalls durch das Aachen-Gesetz aufgelösten Regierungsbezirk Aachen gehörte. Die Kreisstadt war das namensgebende Jülich.

Kreiswappen war ein Löwe mit roter Ähre oben rechts.

Geographie

Nachbarkreise

Der Kreis Jülich grenzte 1971 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Erkelenz, Bergheim (Erft), Düren und Aachen sowie an den Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg.

Geschichte

Der Kreis Jülich auf einer Karte aus dem Jahr 1905

Entstanden war der Kreis Jülich, nachdem das Linke Rheinufer 1815 im Anschluss an den Wiener Kongress an Preußen gefallen war. Er konstituierte sich am 24. April 1816 unter Landrat Johann Karl von Bülow und gehörte zunächst der Provinz Großherzogtum Niederrhein und von 1822 an der Rheinprovinz an. Der Kreis Jülich war zunächst in die 19 Bürgermeistereien Aldenhoven, Barmen, Coslar, Dürwiß, Ederen, Frey-Aldenhoven, Hambach, Hottorf, Inden, Jülich, Kirchberg, Linnich, Rödingen, Roerdorf, Setterich, Siersdorf, Steinstraß, Titz und Welz gegliedert.[1] Mit der Einführung der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 wurden die meisten Bürgermeistereien des Kreises in mehrere Gemeinden untergliedert. Linnich erhielt 1864 und Jülich 1867 die Rheinische Städteordnung. Außerdem wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Bürgermeistereien Setterich und Steinstraß aufgehoben und die Bürgermeisterei Mersch neu eingerichtet. Im Kreis Jülich bestanden seitdem auf einer Fläche von 318 km² zwei Städte und 47 weitere Gemeinden:[2]

BürgermeistereiGemeinden
AldenhovenAldenhoven, Engelsdorf, Langweiler, Niedermerz, Pattern bei Aldenhoven
BarmenBarmen, Floßdorf, Merzenhausen
DürwißDürwiß, Laurenzberg, Lohn
EderenEderen, Gereonsweiler
FreialdenhovenDürboslar, Freialdenhoven
HambachHambach, Krauthausen, Selgersdorf, Stetternich
HottorfBoslar, Gevelsdorf, Hasselsweiler, Hompesch, Hottorf, Müntz, Ralshoven, Tetz
IndenInden
JülichJülich (Stadt)
KirchbergAltdorf, Kirchberg
KoslarBourheim, Koslar
LinnichLinnich (Stadt)
MerschBroich, Güsten, Mersch, Pattern bei Jülich, Welldorf
RödingenRödingen, Steinstraß
RoerdorfRoerdorf
SiersdorfBettendorf, Schaufenberg, Schleiden, Setterich, Siersdorf
TitzTitz
WelzWelz

Die Gemeinde Selgersdorf wurde 1916 in die Stadt Jülich eingegliedert. Wie in der gesamten Rheinprovinz wurden seit dem 1. Januar 1928 die Bürgermeistereien des Kreises als Ämter bezeichnet. Die Gemeinde Schaufenberg schied 1932 aus dem Kreis Jülich aus und wurde nach Alsdorf im Landkreis Aachen eingemeindet. Am 1. Januar 1935 wechselte die Gemeinde Setterich aus dem Kreis Jülich in den Kreis Geilenkirchen-Heinsberg.[3] Am 1. April 1936 wechselte das Amt Körrenzig mit den drei Gemeinden Körrenzig, Gevenich und Glimbach aus dem Kreis Erkelenz in den Kreis Jülich. Gleichzeitig verloren drei der kleineren Gemeinden im Kreis Jülich ihre Eigenständigkeit:[4]

  • Hompesch wurde in die Gemeinde Müntz eingegliedert.
  • Krauthausen wurde in die Stadt Jülich eingegliedert.
  • Ralshoven wurde in die Gemeinde Gevelsdorf eingegliedert.

Roerdorf wurde seit 1938 amtlich Rurdorf genannt. Der Kreis Jülich gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg seit 1946 zum Land Nordrhein-Westfalen. Einen Großteil der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Wilhelm Johnen Landrat des Kreises. Die Ämterstruktur wurde schrittweise vereinfacht, so dass der Kreis 1968 noch sieben Ämter besaß. Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform trat zunächst am 1. Juli das Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Jülich in Kraft:

  • Boslar, Ederen, Gereonsweiler, Gevenich, Glimbach, Hottorf, Körrenzig, Rurdorf, Tetz und Welz wurden in die Stadt Linnich eingegliedert.
  • Langweiler und Niedermerz wurden zu einer neuen, größeren Gemeinde Niedermerz zusammengeschlossen.
  • Gevelsdorf, Hasselsweiler, Müntz und Titz wurden zu einer neuen, größeren Gemeinde Titz zusammengeschlossen.
  • Güsten und Welldorf wurden zu einer neuen, größeren Gemeinde Welldorf zusammengeschlossen.
  • Das Amt Linnich wurde aufgelöst.

Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Jülich.[5] Durch das Aachen-Gesetz wurden am 1. Januar 1972 weitere Gemeinden zusammengeschlossen und der Kreis, dem zuletzt noch 31 Städte und Gemeinden angehörten, aufgelöst:

  • Bettendorf wurde in die Stadt Alsdorf im Kreis Aachen eingegliedert.
  • Dürwiß, Laurenzberg und Lohn wurden in die Stadt Eschweiler im Kreis Aachen eingegliedert.
  • Altdorf und Inden gingen in der neuen, größeren Gemeinde Inden auf.
  • Niederzier, Hambach und Steinstraß gingen in der neuen, größeren Gemeinde Niederzier auf. Außerdem wurde die ehemalige Gemeinde Krauthausen aus der Stadt Jülich in die Gemeinde Niederzier umgemeindet.
  • Kirchberg, Barmen, Bourheim, Broich, Koslar, Merzenhausen, Mersch, Pattern bei Mersch, Stetternich und Welldorf wurden in die Stadt Jülich eingegliedert.
  • Aldenhoven, Dürboslar, Freialdenhoven, Niedermerz, Siersdorf, Schleiden, Pattern bei Aldenhoven und Engelsdorf wurden zu einer neuen, größeren Gemeinde Aldenhoven zusammengeschlossen.
  • Floßdorf wurde in die Stadt Linnich eingegliedert.
  • Titz und Rödingen wurden zu einer neuen, größeren Gemeinde Titz zusammengeschlossen.
  • Der Kreis Jülich sowie seine Ämter Aldenhoven, Dürwiß, Inden, Koslar, Stetternich und Titz wurden aufgelöst
  • Aldenhoven, Inden, Jülich, Linnich, Niederzier und Titz wurden Teil des neuen Kreises Düren und bilden seitdem dessen Nordteil (näherungsweise nördlich der Bundesautobahn 4 mit Ausnahme der Gemeinde Niederzier).

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
181629.765[6]
182532.518[7]
185239.075[8]
187141.432[2]
188042.007[2]
189041.357[4]
190042.670[4]
191045.954[4]
192549.465[4]
193951.974[4]
195053.784[4]
196068.400[4]
197178.200[9]

Politik

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[10]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

JahrCDUSPDFDPDUWGDZPKPD
194665,625,46,0
194852,137,84,14,4
11952148,732,211,94,52,3
195651,635,407,45,6
196156,830,608,14,5
196451,836,706,74,8
196954,739,705,6

Fußnote

1 1952: zusätzlich: FVP: 8,8 %

Landräte

JahreLandräte
1816–1848Carl von Bülow
1848–1850Eberhard von Mylius (auftragsweise)
1849–1850Matthias Claessen (auftragsweise)
1850–1868Philipp von Hilgers der Jüngere
1868Otto Naumann (auftragsweise)
1868–1871Philipp von Hilgers der Jüngere
1871–1872Otto Naumann (auftragsweise)
1872–1875Ludolf von Wenge-Wulffen (auftragsweise)
1875–1880Karl von Hollen
1880–1892Werner von Trott zu Solz
1892–1923Fritz Vüllers
1923–1924Peter Fischer
1924–1925Paul Pomp (vertretungsweise)
1925–1933Joseph Burggraef
1933–1945Ulrich von Mylius
1945Matthias Förster
1945–1946Wilhelm Johnen
1946Josef Peters
1946–1971Wilhelm Johnen

Oberkreisdirektoren

JahreOberkreisdirektoren
1946Carl Fesenfeld
1946–1959Franz Grobben
1959–1971Gustav Innecken

Gemeinden

Der Kreis umfasste am 30. Juni 1969 die folgenden Gemeinden:[11]

GemeindeAmteingegliedert ineingegliedert am
Jülich, StadtamtsfreiJülich
AldenhovenAldenhovenAldenhoven
BettendorfAldenhovenAlsdorf01.01.1972
DürboslarAldenhovenAldenhoven01.01.1972
FreialdenhovenAldenhovenAldenhoven01.01.1972
LangweilerAldenhovenNiedermerz
Aldenhoven
01.07.1969
01.01.1972
NiedermerzAldenhovenAldenhoven01.01.1972
SchleidenAldenhovenAldenhoven01.01.1972
SiersdorfAldenhovenAldenhoven01.01.1972
DürwißDürwißEschweiler01.01.1972
LaurenzbergDürwißEschweiler01.01.1972
LohnDürwißEschweiler01.01.1972
AltdorfIndenInden01.01.1972
IndenIndenInden
KirchbergIndenJülich01.01.1972
Pattern bei AldenhovenIndenAldenhoven01.01.1972
BarmenKoslarJülich01.01.1972
BourheimKoslarJülich01.01.1972
BroichKoslarJülich01.01.1972
EngelsdorfKoslarAldenhoven01.01.1972
FloßdorfKoslarLinnich01.01.1972
KoslarKoslarJülich01.01.1972
MerzenhausenKoslarJülich01.01.1972
BoslarLinnichLinnich01.07.1969
EderenLinnichLinnich01.07.1969
GereonsweilerLinnichLinnich01.07.1969
GevenichLinnichLinnich01.07.1969
GlimbachLinnichLinnich01.07.1969
HottorfLinnichLinnich01.07.1969
KörrenzigLinnichLinnich01.07.1969
Linnich, StadtLinnichLinnich
RurdorfLinnichLinnich01.07.1969
TetzLinnichLinnich01.07.1969
WelzLinnichLinnich01.07.1969
GüstenStetternichWelldorf
Jülich
01.07.1969
01.01.1972
HambachStetternichNiederzier01.01.1972
MerschStetternichJülich01.01.1972
Pattern bei MerschStetternichJülich01.01.1972
SteinstraßStetternichNiederzier01.01.1972
StetternichStetternichJülich01.01.1972
WelldorfStetternichJülich01.01.1972
GevelsdorfTitzTitz01.07.1969
HasselsweilerTitzTitz01.07.1969
MüntzTitzTitz01.07.1969
RödingenTitzTitz01.01.1972
TitzTitzTitz

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen JÜL zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1971 ausgegeben. Seit dem 17. November 2012 ist es aufgrund der Kennzeichenliberalisierung im Kreis Düren erhältlich.

Literatur

Weblinks

Commons: Kreis Jülich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen, Nicolai, 1830, Seite 787
  2. a b c Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885, S. 244
  3. territorial.de: Kreis Geilenkirchen-Heinsberg
  4. a b c d e f g h Michael Rademacher: Juelich. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
  6. Beiträge zur Statistik der Königl. Preussischen Rheinlande. 1829, S. 22, abgerufen am 11. November 2014.
  7. Statistik des Regierungsbezirks Aachen 1827, S. 120
  8. Statistik des Regierungsbezirks Aachen 1852, S. 152
  9. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  10. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
  11. Sachverständigen-Kommission für die kommunale Neugliederung des Landes Nordrhein-Westfalen, Die kommunale und staatliche Neugliederung des Landes Nordrhein-Westfalen, Abschnitt B, Die Neugliederung der Städte und Gemeinden in den Ballungszonen und die Reform der Kreise, Siegburg 1968, Kartenanlage 1

Auf dieser Seite verwendete Medien

Germany, Federal Republic of location map January 1957 - October 1990.svg
Autor/Urheber: TUBS, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Positionskarte der Bundesrepublik Deutschland. Diese Karte zeigt die Bundesrepublik im Gebietsstand zwischen Januar 1957 bis Oktober 1990.
Kreis Jülich 1905.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Bild-PD-alt

location of Kreis Jülich (1905)

Landkreis Jülich Vektor.png
Autor/Urheber:

Florian Schwippl

, Lizenz: CC-0 1.0

Wappen des Landkreises Jülich