Kreis Hungen
Der Kreis Hungen war ein Landkreis in der Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen mit Sitz in Hungen. Er bestand von 1841 bis 1848. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zum Landkreis Gießen in Hessen bzw. zum Wetteraukreis sowie drei Gemeinden zum Vogelsbergkreis.
Geschichte
Das Großherzogtum Hessen bildete den Kreis Hungen 1841, nachdem der Fürst von Solms-Braunfels die bisher von ihm noch ausgeübten Rechte in der Verwaltung (Landratsbezirk Hungen) an den Staat abgetreten hatte.[1] Dazu wurden der bisher standesherrliche Landratsbezirk aufgelöst und aus dem Bereich der Bezirke der Landgerichte Hungen, Laubach und Lich der Kreis Hungen neu formiert.[2]
Einziger Kreisrat des Kreises Hungen während der gesamten Zeit seines Bestehens war von 1841 bis 1848 Ludwig Follenius.
Als 1848 das Großherzogtum Hessen in Regierungsbezirke eingeteilt wurde, wurde der Kreis Hungen aufgelöst und in den Regierungsbezirk Friedberg eingegliedert. Im Zuge einer neuerlichen Verwaltungsreform wurden 1852 die Regierungsbezirke wieder aufgelöst. Der Kreis Hungen wurde nicht wiedererrichtet und seine früheren Gemeinden den Kreisen Nidda, Gießen und Friedberg zugeordnet.
Insgesamt bestand der Kreis Hungen aus 41 Gemeinden, davon fünf mit Stadtrechten:
- Hungen
- Laubach
- Lich
- Münzenberg (heute zum Wetteraukreis)
- Grüningen (heute zu Pohlheim, Kreis Gießen)
und 36 Landgemeinden:
- Bellersheim, Nonnenroth, Obbornhofen, Trais-Horloff, Utphe, Villingen (heute zur Stadt Hungen, Kreis Gießen)
- Münster, Röthges, Freienseen, Gonterskirchen, Ruppertsburg, Wetterfeld (heute zur Stadt Laubach, Kreis Gießen)
- Kloster Arnsburg, Bettenhausen, Birklar, Eberstadt, Langsdorf, Muschenheim, Nieder-Bessingen, Ober-Bessingen (heute zur Stadt Lich, Kreis Gießen)
- Lardenbach (heute zur Stadt Grünberg, Kreis Gießen)
- Dorf Güll, Holzheim (heute zu Pohlheim, Kreis Gießen)
- Ettingshausen, Hattenrod (heute zu Reiskirchen, Kreis Gießen)
- Gambach, Ober-Hörgern, Trais-Münzenberg (heute zur Stadt Münzenberg, Wetteraukreis)
- Griedel (heute zur Stadt Butzbach, Wetteraukreis)
- Weckesheim (heute zu Reichelsheim, Wetteraukreis)
- Wölfersheim (heute Wetteraukreis)
- Wohnbach (heute zu Wölfersheim s.o.)
- Einartshausen mit Ziegelhütte (heute zur Stadt Schotten, Vogelsbergkreis)
- Ilsdorf (heute zu Mücke, Vogelsbergkreis)
Hungen, Laubach und Lich waren Sitze von Landgerichten, wobei zum Landgericht Hungen 20, zum Landgericht Laubach 13 und zum Landgericht Lich 8 Gemeinden gehörten. Kreisrat des Kreises Hungen war Ludwig Follenius.
Im Jahr 1848 verzeichnete der Verein für deutsche Statistik für den Kreis Hungen 26.615 Einwohner, davon 13.579 Lutheraner, 11.891 Reformierte, 1.005 Juden, 129 Katholiken und 11 sonstige bzw. konfessionslose. Drei Personen waren über 90 Jahre alt, 22 taubstumm, 21 geisteskrank und 16 blind. An Bebauung wurden gezählt: 35 Kirchen und Kapellen, 7 Synagogen, 38 Schulhäuser, 114 weitere öffentliche Gebäude und 4.541 Wohngebäude. Auf ein Wohngebäude kamen 5,8 Bewohner.[3]
An Tieren wurden erfasst: 1.003 Pferde, 10.198 Rindviecher, 62 Esel, 16.249 Schafe, 1.367 Ziegen und 7.960 Schweine.
Einzelnachweise
- ↑ Bekanntmachung, die Abtretung der Fürstlich Solms-Braunfelsischen Standesherrlichen Gerechtsame in Bezug auf die Justiz- und Polizeiverwaltung im Bezirke Hungen an den Staat betreffend vom 27. Juli 1841. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 22½ vom 29. Juli 1841, S. 330a.
- ↑ Bekanntmachung, die Bildung eines neuen Kreises in der Provinz Oberhessen, unter Aufhebung des bisherigen Landrathsbezirks Hungen, betreffend vom 13. Oktober 1841. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt, Nr. 35 vom 25. Oktober 1831, S. 561.
- ↑ Zeitschrift des Vereins für deutsche Statistik. Herausgegeben in Vertretung des Dr. Freiherrn von Reeden von G. Hergenroth, Kammergerichts-Assessor in Berlin. 2. Jahrgang, 7. Heft. Juli 1848. Berlin, Schneider und Comp. 1848.
Literatur
- Zeitschrift des Vereins für deutsche Statistik. Herausgegeben in Vertretung des Dr. Freiherrn von Reeden von G. Hergenroth, Kammergerichts-Assessor in Berlin. 2. Jahrgang, 7. Heft. Juli 1848. Berlin, Schneider und Comp. 1848.
- Jürgen Dauernheim: Kurzgefasste Geschichte Oberhessens. Gießen: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Band 89 / 2004; ISSN 0342-1198
- Nachtrag zu dem Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtums Hessen für das Jahr 1842; enthaltend die seit dem 31. Januar 1841 bis zu dem 15. Mai 1842 sich ergebenen Veränderungen und sonstigen Berichtigungen. Darmstadt, Verlag der Invaliden-Anstalt 1842, S. 56/57.
Weblinks
- Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
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