Landkreis Essen

Der Landkreis Essen, bis 1873 der Kreis Essen, war von 1816 bis 1823 sowie von 1859 bis 1929 ein Landkreis im Regierungsbezirk Düsseldorf der preußischen Rheinprovinz. Er umfasste in seiner größten Ausdehnung im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Städte Essen und Mülheim an der Ruhr.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis Essen von 1816 bis 1823

Das Gebiet des Kreises Essen, das bis dahin als Arrondissement Essen (errichtet 1808) zum Département Rhein des französischen Satellitenstaats Großherzogtums Berg gehört hatte, wurde 1815 auf dem Wiener Kongress Preußen zugeschlagen. Im Zuge der preußischen Verwaltungsreorganisation wurde am 23. April 1816 der Kreis Essen als einer von mehr als 40 Landkreisen der Provinz Jülich-Kleve-Berg geschaffen, die später in der Rheinprovinz aufging. Das Kreisgebiet setzte sich aus den sieben in der Franzosenzeit gebildeten Bürgermeistereien Altenessen, Borbeck, Essen, Kettwig, Mülheim an der Ruhr, Steele und Werden zusammen.[1] Bereits am 27. September 1823 wurde der Kreis wieder aufgelöst und mit dem Kreis Dinslaken zum neuen Kreis Duisburg vereinigt.

Der Landkreis Essen von 1859 bis 1929

Durch Kabinettsorder vom 10. August 1857 wurde der Kreis Essen 1859 neu eingerichtet. Dazu wurde das alte Kreisgebiet, nun allerdings ohne die Bürgermeistereien Mülheim/Ruhr-Stadt und -Land, wieder aus dem Kreis Duisburg herausgelöst. Im Jahre 1862 wurden die Ortschaften Lippern und Lirich aus der Bürgermeisterei Borbeck an den Kreis Duisburg zur Bildung der neuen Gemeinde Oberhausen abgegeben.[2]

Die Stadt Essen schied 1873 aus dem Kreis aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Essen hieß seitdem Landkreis Essen. Ebenfalls 1873 wurden die Gemeinden Frillendorf, Huttrop, Katernberg, Kray, Leithe, Rotthausen, Rüttenscheid, Schonnebeck und Stoppenberg aus der Bürgermeisterei Altenessen herausgelöst und bildeten die neue Bürgermeisterei Stoppenberg.[3] Im selben Jahr wurde auch die Gemeinde Altendorf aus der Bürgermeisterei Borbeck herausgelöst und zur Bürgermeisterei Altendorf erhoben. Der Landkreis Essen besaß danach die folgende Verwaltungsgliederung:

BürgermeistereiStädte und Gemeinden (1874)
AltendorfAltendorf
AltenessenAltenessen, Karnap
BorbeckBorbeck
KettwigKettwig (Stadt)
Kettwig-LandHeisingen, Umstand, Vierhonnschaften
SteeleSteele (Stadt)
Steele-LandRellinghausen, Überruhr
StoppenbergFrillendorf, Huttrop, Katernberg, Kray, Leithe, Rotthausen, Rüttenscheid, Schonnebeck, Stoppenberg
WerdenWerden (Stadt)
Werden-LandByfang, Siebenhonnschaften

In der Folgezeit fanden folgende Veränderungen der Verwaltungsstruktur statt:

  • Am 15. Januar 1875 wurde aus den beiden Honnschaften Hinsbeck und Rodberg, die bis dahin zur Gemeinde Siebenhonnschaften in der Bürgermeisterei Werden-Land gehörten, die neue Gemeinde Kupferdreh gebildet.[4]
  • Der verstädterte Teil der Gemeinde Umstand wurde 1875 in die Stadt Kettwig eingemeindet. Aus dem Rest der Gemeinde Umstand und der aufgelösten Gemeinde Vierhonnschaften wurden die beiden neuen Gemeinden Zweihonnschaften (Schuir und Bredeney) und Dreihonnschaften (Ickten, Roßkothen und Umstand) gebildet.[5]
  • Zum 1. Januar 1876 wurde aus den Gemeinden Heisingen und Rellinghausen die neue Bürgermeisterei Rellinghausen gebildet.[6]
  • Zum 1. April 1884 wurde die Gemeinde Rüttenscheid aus der Bürgermeisterei Stoppenberg in die Bürgermeisterei Rellinghausen umgegliedert.[7]
  • Die Bürgermeisterei Steele-Land hieß seit 1894 Bürgermeisterei Überruhr.[8]
  • 1896 wurde aus den Gemeinden Kupferdreh und Byfang die neue Bürgermeisterei Kupferdreh gebildet.[9]
  • Am 1. Juni 1900 wurde die Gemeinde Rüttenscheid zu einer eigenen Bürgermeisterei erhoben.[10]
  • Am 1. August 1901 wurde Altendorf in die Stadt Essen eingemeindet.[1]
  • Zum 1. September 1902 wurde die Gemeinde Zweihonnschaften zu einer eigenen Bürgermeisterei erhoben. Bürgermeisterei und Gemeinde wurden 1903 in Bredeney umbenannt.[11]
  • Am 1. Juli 1905 wurde Rüttenscheid in die Stadt Essen eingemeindet.[1]
  • Am 1. Oktober 1906 wurde aus den Gemeinden Kray und Leithe die neue Bürgermeisterei Kray-Leithe gebildet.[12]
  • Am 1. Oktober 1906 wurde die Gemeinde Rotthausen zu einer eigenen Bürgermeisterei erhoben.[13]
  • Am 1. April 1908 wurde Huttrop in die Stadt Essen eingemeindet.[1]
  • Am 1. April 1910 wurde Rellinghausen in die Stadt Essen eingemeindet. Heisingen bildete seitdem eine eigene Bürgermeisterei.[14]
  • Am 1. April 1910 wurden die drei Gemeinden Haarzopf, Menden und Raadt aus dem aufgelösten Landkreis Mülheim an der Ruhr in den Landkreis Essen eingegliedert.[1] Haarzopf kam zur Bürgermeisterei Bredeney, während Menden und Raadt die Bürgermeisterei Menden bildeten.
  • Altenessen, Borbeck, Bredeney und Haarzopf wurden 1915 in die Stadt Essen eingemeindet. Karnap bildete seitdem eine eigene Bürgermeisterei.[15]
  • Kray und Leithe wurden 1920 zur vergrößerten Gemeinde Kray zusammengeschlossen.[16]
  • Byfang und Kupferdreh wurden 1922 zur vergrößerten Gemeinde Kupferdreh zusammengeschlossen.[9]
  • Die Bürgermeistereien in der Rheinprovinz wurden seit 1927 als Ämter bezeichnet.

Zum Ende seines Bestehens besaß der Landkreis Essen die folgende Verwaltungsgliederung:[17]

AmtStädte und Gemeinden (1929)
amtsfreiKettwig (Stadt), Steele (Stadt), Werden (Stadt)
KarnapKarnap
Kray-LeitheKray
KupferdrehKupferdreh
HeisingenHeisingen
Kettwig-LandDreihonnschaften
StoppenbergFrillendorf, Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg
ÜberruhrÜberruhr
Werden-LandSiebenhonnschaften

Durch das Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebietes wurde der Landkreis Essen zum 1. August 1929 endgültig aufgelöst:

  • Die Gemeinde Dreihonnschaften wurde auf die Städte Kettwig und Mülheim an der Ruhr aufgeteilt.[18]
  • Die Stadt Kettwig kam zum neuen Kreis Düsseldorf-Mettmann
  • Der Rest des Landkreises wurde bis auf kleinere Gebietsteile, die an Bottrop und Velbert fielen, in die Stadt Essen eingemeindet.[19]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1816137.259[20]
18711135.036[21]
1880117.904[21]
1890163.004[22]
1900284.079[22]
1910276.804[22]
1925169.967[22]
1) 
1816 und 1871 einschließlich Stadt Essen

Landräte

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Kreis Essen. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  2. Landesarchiv NRW: Behördengeschichte Landratsamt Essen (Memento desOriginals vom 29. Mai 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archive.nrw.de
  3. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1875, S. 434 f
  4. Kupferdreh online: Chronik
  5. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1875, S. 190
  6. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1875, S. 588
  7. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1884, S. 92
  8. Bürgermeisterei Überruhr. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  9. a b Bürgermeisterei Kupferdreh. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  10. Bürgermeisterei Rüttenscheid. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  11. Bürgermeisterei Bredeney. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  12. Bürgermeisterei Kray. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  13. a b Bürgermeisterei Rotthausen. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  14. Bürgermeisterei Heisingen. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  15. Bürgermeisterei Karnap. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  16. Amtsblatt der Regierung Düsseldorf 1920 S. 45
  17. Gemeindeverzeichnis 1929. In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  18. Amt Kettwig (Land). In: territorial.de. 21. Oktober 2010, abgerufen am 29. Mai 2018.
  19. Essener Statistik Fläche - Bauen Wohnen. (PDF; 4,4 MB) In: media.essen.de. S. 6, abgerufen am 29. Mai 2023.
  20. Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf in der Google-Buchsuche
  21. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885. (PDF; 1,4 MB) In: digitalis.uni-koeln.de. 20. Juni 2008, abgerufen am 29. Mai 2018.
  22. a b c d Michael Rademacher: Essen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

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