Landkreis Alzey

WappenDeutschlandkarte
Landkreis Alzey
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Alzey hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1969)
Koordinaten:49° 45′ N, 8° 7′ O
Bestandszeitraum:1835–1969
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Regierungsbezirk:Rheinhessen
Verwaltungssitz:Alzey
Fläche:417,78 km2
Einwohner:63.582 (30. Jun. 1968)
Bevölkerungsdichte:152 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen:AZ
Kreisschlüssel:07 4 31
Kreisgliederung:60 Gemeinden
Landrat:Heinz-Eberhardt Andres
Hessen im Jahr 1930

Der Landkreis Alzey, bis 1938 Kreis Alzey, war ein Landkreis im Südwesten der Region Rheinhessen in Rheinland-Pfalz, der im Zuge der Verwaltungsreform 1969 aufgelöst wurde.

Nachbarkreise

Der Landkreis grenzte Anfang 1969 im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Landkreise Bingen, Mainz, Worms, Kirchheimbolanden, Rockenhausen und Kreuznach.

Geschichte

Territorialentwicklung

Von 1798 bis 1814 gehörten die linksrheinischen Gebiete zu Frankreich. 1816 kam diese Region als Provinz Rheinhessen zum Großherzogtum Hessen. Sie war in 11 Kantone aufgeteilt, die auf dem System der französischen Verwaltung beruhten.

Durch die großherzoglich hessische Verordnung vom 5. Februar 1835 wurde die hessische Provinz Rheinhessen in die vier Kreise Alzey, Bingen, Mainz und Worms gegliedert. Dabei entstand der Kreis Alzey aus den Kantonen Alzey und Wörrstadt.[1]

Kreisrat im Kreis Alzey war 1835 bis 1848 Friedrich Müller, Kreissekretär Friedrich Pietsch.

Infolge der Märzrevolution 1848 ging der Kreis Alzey 1848 bis 1850 in dem Regierungsbezirk Mainz (der ganz Rheinhessen umfasste) und 1850 bis 1852 gemeinsam mit dem Kreis Worms durch Verordnung vom 14. Mai 1850 (durchgeführt erst zum 16. September 1850) im Regierungsbezirk Worms auf.

Durch Edikt vom 12. Mai 1852 wurde Rheinhessen in nunmehr fünf Kreise eingeteilt, dabei wurde neben den Kreisen Bingen, Mainz, Oppenheim und Worms ein neuer, kleinere Kreis Alzey aus dem Gebiet der Friedensgerichtsbezirken Alzey und Wöllstein (dafür ohne Wörrstadt) gebildet. Er umfasste 1852 insgesamt 50 Orte und 37.474 Einwohner. 1914 hatten die 50 Orte schon 40.957 Einwohner. Die Fläche des Kreises betrug 31.184 ha.

Die 1852 geschaffene Gliederung der Provinz Rheinhessen in fünf Kreise (Alzey, Bingen, Mainz, Worms und Oppenheim) überdauerte 1918/19 den Übergang vom Großherzogtum zum Volksstaat Hessen und hatte mehr als sechs Jahrzehnte Bestand. In der NS-Zeit wurden 1937 die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen aufgelöst.

Es folgte eine einschneidende Gebietsreform, die am 1. November 1938 in Kraft trat. In Rheinhessen wurde der Kreis Oppenheim aufgelöst, aus dem die Gemeinden Armsheim, Bechtolsheim, Biebelnheim, Ensheim, Gabsheim, Gau-Bickelheim, Gau-Weinheim, Nieder-Saulheim, Ober-Saulheim, Partenheim, Rommersheim, Schimsheim, Schornsheim, Spiesheim, Sulzheim, Udenheim, Vendersheim, Wallertheim, Wolfsheim und Wörrstadt dem Landkreis Alzey angegliedert wurden. Zudem stießen die Gemeinden Blödesheim (heute Hochborn), Eppelsheim, Hangen-Weisheim und Ober-Flörsheim aus dem Kreis Worms hinzu. Im Gegenzug musste der Kreis Alzey den größeren Teil des ehemaligen Kantons Wöllstein an den Landkreis Bingen abgeben, nämlich die Gemeinden Badenheim, Biebelsheim, Bosenheim, Hackenheim, Ippesheim, Pfaffen-Schwabenheim, Planig, Pleitersheim, Sankt Johann, Sprendlingen, Volxheim, Welgesheim und Zotzenheim.[2][3] Gleichzeitig erhielt der Kreis auch die neue amtliche Bezeichnung Landkreis Alzey.

Der Landkreis Alzey wurde 1946 im Regierungsbezirk Rheinhessen ein Teil von Rheinland-Pfalz und hatte bis zur Verwaltungsreform von 1969 Bestand. Zum Zeitpunkt seiner Auflösung umfasste er 60 Gemeinden mit 63.582 Einwohnern und einer Gesamtfläche von 41778 ha.[4]

Bei der Auflösung des Landkreises am 7. Juni 1969 wurden die Gemeinden Frei-Laubersheim, Fürfeld, Neu-Bamberg und Tiefenthal in den Landkreis Bad Kreuznach eingegliedert. Das restliche Kreisgebiet wurde mit dem Landkreis Worms zum neuen Landkreis Alzey-Worms zusammengelegt.[5]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[6][2][4]
185237.474
190039.745
191040.957
192542.262
193343.951
193953.192
195062.721
196061.900
196863.582

Leitende Beamte

Friedrich Müller, erster Kreisrat des Kreises Alzey
Kreisräte

1848 bis 1852 gab es im Großherzogtum Hessen keine Kreise, die Aufgaben wurden von Regierungsbezirken wahrgenommen.

Kreisdirektoren
  • (1913) 1917–1923 Friedrich Martin von Bechtold
  • 1924–1932 Karl Draudt
  • 1932–1937 Konrad Wolf
  • 1937–1938 (1939) Wilhelm Köhler
Landräte

Städte und Gemeinden

Der Landkreis umfasste zwischen 1938 und 1969 die folgenden Kommunen:

GemeindeEingemeindet nachDatum der
Eingemeindung
Heutige
Verbandsgemeinde
von 1852 bis 1938 Teil des Kreis Oppenheimbis 1835 Teil des Kantonvor 1792 zugehörig[7]
Alzey, StadtneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
AlbigAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
ArmsheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
BechenheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
BechtolsheimAlzey-LandjaKanton WörrstadtRitterschaftliche Ganerbschaft[Anm. 1]
Bermersheim vor der HöheAlzey-LandneinKanton AlzeyKloster Eibingen
BiebelnheimAlzey-LandjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
Blödesheimheute: HochbornWonnegauneinKanton BechtheimKurpfalz, Oberamt Alzey
BornheimAlzey-LandneinKanton AlzeyRheingraf von Salm
DautenheimAlzey1972neinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
DintesheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
EckelsheimWöllsteinneinKanton WöllsteinGrafschaft Falkenstein
EnsheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz
EppelsheimAlzey-LandneinKanton BechtheimKurpfalz, Oberamt Alzey
Erbes-BüdesheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
EsselbornAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
FlombornAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
FlonheimAlzey-LandneinKanton AlzeyRheingraf von Salm
FramersheimAlzey-LandneinKanton AlzeyGraf von Falkenstein
Frei-Laubersheim(heute im Landkreis Bad Kreuznach)7. Juni 1969Bad KreuznachneinKanton WöllsteinKurpfalz, Oberamt Kreuznach
FreimersheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
Fürfeld(heute im Landkreis Bad Kreuznach)7. Juni 1969Bad KreuznachneinKanton WöllsteinFreiherr von Kerpen
GabsheimWörrstadtjaKanton WörrstadtFreiherr von Dalberg
Gau-BickelheimWöllsteinjaKanton WörrstadtKurmainz
Gau-HeppenheimAlzey-LandneinKanton BechtheimKurpfalz, Oberamt Alzey
Gau-KöngernheimGau-Odernheim1969Alzey-LandneinKanton AlzeyFürst von Löwenstein-Wertheim
Gau-OdernheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
Gau-WeinheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
GumbsheimWöllsteinneinKanton WöllsteinKurmainz und Nassau-Saarbrücken[Anm. 2]
Hangen-WeisheimWonnegauneinKanton BechtheimKurpfalz, Oberamt Alzey
HeimersheimAlzey1972neinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
KettenheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
LonsheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
NackAlzey-LandneinKanton AlzeyFreiherr von Hunolstein und Oberamt Alzey
Neu-Bamberg(heute im Landkreis Bad Kreuznach)7. Juni 1969Bad KreuznachneinKanton WöllsteinKurmainz
Nieder-SaulheimSaulheim1969WörrstadtjaKanton WörrstadtRitterschaftliche Ganerbschaft
Nieder-WiesenAlzey-LandneinKanton AlzeyFreiherr von Hunolstein
Ober-FlörsheimAlzey-LandneinKanton PfeddersheimKurpfalz, Oberamt Alzey
Ober-SaulheimSaulheim1969WörrstadtjaKanton WörrstadtRheingraf von Grumbach
OffenheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
PartenheimWörrstadtjaKanton WörrstadtFreiherren von Wallbrunn und Wambold[Anm. 3]
RommersheimWörrstadt1970WörrstadtjaKanton WörrstadtRheingraf von Grumbach
SchimsheimArmsheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
SchornsheimWörrstadtjaKanton WörrstadtRitterschaftliche Ganerbschaft
SiefersheimWöllsteinneinKanton WöllsteinKurmainz
SpiesheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
Stein-BockenheimWöllsteinneinKanton WöllsteinRheingraf von Salm und Grehweiler[Anm. 4]
SulzheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurmainz
Tiefenthal(heute im Landkreis Bad Kreuznach)7. Juni 1969Bad KreuznachneinKanton WöllsteinNassau-Saarbrücken
UdenheimWörrstadtjaKanton WörrstadtKurpfalz und Baden[Anm. 5]
UffhofenFlonheim1969Alzey-LandneinKanton AlzeyRheingraf von Salm
VendersheimWörrstadtjaKanton WörrstadtGraf von Eltz
WahlheimAlzey-LandneinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
WallertheimWörrstadtjaKanton WörrstadtGraf von Leiningen-Guntersblum
WeinheimAlzey1972neinKanton AlzeyKurpfalz, Oberamt Alzey
WendelsheimWöllsteinneinKanton AlzeyGraf von Grumbach
WöllsteinWöllsteinneinKanton WöllsteinKurmainz und Nassau-Saarbrücken[Anm. 2]
WörrstadtWörrstadtjaKanton WörrstadtRheingraf von Grumbach
Wolfsheim (heute im Landkreis Mainz-Bingen)16. März 1974Sprendlingen-GensingenjaKanton WörrstadtKurpfalz, Oberamt Alzey
WonsheimWöllsteinneinKanton WöllsteinKurpfalz, Oberamt Alzey
  • Alle Gemeinden des Kanton Wöllstein sind 1852 in den Kreis gekommen (zuvor Kreis Bingen).
  • Alle Gemeinden der Kantone Bechtheim und Pfeddersheim sind erst 1938 in den Kreis gekommen (zuvor Kreis Worms).
  • Alle weiteren Gemeinden sind schon seit 1835 Teil des Kreises. 1852 wechselten alle Gemeinden des Kanton Wörrstadt in den neuen Kreis Oppenheim und wurden 1938 (nach Auflösung des Kreises Oppenheim) wieder Teil des Kreises Alzey, bis auf Ober-Hilbersheim, Friesenheim, Hillesheim und Undenheim (sie waren so nur von 1835 bis 1848 Teil des Kreises Alzey), sie wechselten ab 1938 in den Kreis Mainz bzw. Ober-Hilbersheim in den Kreis Bingen.

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen AZ zugewiesen. Es wird im Landkreis Alzey-Worms durchgängig bis heute ausgegeben.

Literatur

  • Susanne Karkosch / Karin Müller: Kreisamt Alzey. Darmstadt 1973/2006 (= Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Bestand G 15 Alzey), online; PDF; 141 kB
  • Susanne Karkosch / Karin Müller: Die rheinhessischen Kreise (Alzey, Mainz, Oppenheim, Worms). Darmstadt/Marburg 1973 (= Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Abt. G 15 Kreis- und Landratsämter), DNB 730535312, online; PDF; 226 kB

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verordnung, die Bildung von Kreisen in der Provinz Rheinhessen betreffend vom 4. Februar 1835. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 6 vom 6. Februar 1835, S. 44.
  2. a b Michael Rademacher: Landkreis Alzey. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  3. Michael Rademacher: Land Hessen – Verwaltungsstruktur 1939. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 141 (PDF; 2,8 MB).
  5. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 147 (PDF; 2,8 MB).
  6. Philipp A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. 1854, abgerufen am 2. März 2016.
  7. "Wilhelm von der Nahmer, Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts, S. 55 ff" [1]

Anmerkungen

  1. Ritterschaftliche Ganerbschaft (Ritterkanton Oberrhein), Enklave von Kurpfalz, unter Pfälzer Hoheit (Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts)
  2. a b Kondominium seit 1733: Kurmainz drei Viertel, Nassau-Saarbrücken ein Viertel (regionalgeschichte.net)
  3. Gemeinschaftlicher Beitz der Freiherren von Wallbrunn und Wambold als Lehen von Pfalz-Zweibrücken (Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts)
  4. nach anderen Quellen gemeinschaftlich mit der Markgrafschaft Baden (Statistik des Grossherzogthums Hessen)
  5. Kondominium Kurpfalz und Markgrafschaft Baden (Statistik des Grossherzogthums Hessen)

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