Kreis (China)

Verwaltungsgliederung
der Volksrepublik China

Provinzebene
Provinzen
Autonome Regionen
Regierungsunmittelbare Städte
Sonderverwaltungszonen
Bezirksebene
Provinzunmittelbare Verwaltungszonen
Bezirksfreie Städte
Autonome Bezirke
Regierungsbezirke
Bünde/Ligen
Kreisebene
Stadtbezirke
Kreisfreie Städte
Kreise
Banner
Autonome Kreise
Autonome Banner
Sondergebiete
Gemeindeebene
Straßenviertel
Großgemeinden
Gemeinden
Sum
Nationalitätengemeinden
Nationalitäten-Sum
Amtsgebietsstellen
Dorfebene
Einwohnergemeinschaften
Dörfer
Gaqaa

Kreise (chinesisch  / , Pinyin Xiàn) sind in China Verwaltungseinheiten auf unterer Ebene, der Kreisebene, vergleichbar mit einem Landkreis oder County in anderen Staaten. Im Jahr 2021 gab es 1301 Kreise in der Volksrepublik China.[1] In der Provinz Taiwan bzw. Republik China gibt es 14 Landkreise und fünf Stadtkreise bzw. kreisfreie Städte. Hauptorte und damit Sitz der Kreisverwaltungen sind in der Regel Großgemeinden (in seltenen Fällen Gemeinden), die häufig bereits stark urbanen Charakter haben.

Geschichte

Kreise gehören zu den ältesten Verwaltungseinheiten Chinas; wie die Gemeinden gibt es sie bereits seit der Westlichen Zhou-Dynastie (1045–770 v. Chr.). Mit der Reichseinigung 221 v. Chr. wurden jeweils mehrere Kreise einer sogenannten „Kommandantur“ (, jùn) unterstellt. Damals gab es etwa 1000 Kreise in insgesamt 36 Kommandanturen. Ab der Sui-Dynastie (581–618) waren die Kreise dann den Präfekturen (, zhōu) unterstellt, aber im Prinzip wurde dieses System bis zum Ende der Kaiserzeit beibehalten. Erst 1912, mit der Gründung der Republik China, wurden die Kreise direkt den Provinzen unterstellt; die Präfekturen, heute im Deutschen „Bezirk“ genannt, unterstanden, mit unterschiedlichen Zuständigkeiten beim Straßenbau etc., ebenfalls der Provinzregierung.[2][3]

Volksrepublik China

Die Gliederung aus der Zeit der Republik besteht im Prinzip bis heute, wenn auch in den Minderheitengebieten manche Kreise Autonomen Bezirken unterstehen. Dies hat zum einen personelle Konsequenzen – der Landrat muss immer von derjenigen Ethnie sein, die die Autonomierechte ausübt.[4] Außerdem müssen in den entsprechenden Kreisen alle öffentlichen Gebäude, Straßenschilder und Formulare zweisprachig sein, also zum Beispiel in den Kreisen des Autonomen Bezirks Chuxiong der Provinz Yunnan auf Chinesisch und Yi. Daneben gibt es für die Minderheiten unter den Minderheiten auch noch Autonome Kreise (自治縣 / 自治县, zìzhìxiàn) innerhalb der Autonomen Bezirke, so zum Beispiel der Autonome Kreis Weixi der birmanischen Lisu-Ethnie im Autonomen Bezirk Dêqên der Tibeter in Nordwest-Yunnan.

Die Zahl der Kreise auf dem Festland der Volksrepublik China sollte in Zukunft weiter schrumpfen, da hin und wieder Kreise in kreisfreie Städte oder in Stadtbezirke umgewandelt werden. Kreise unterstehen in der Regel der Bezirksebene. In den regierungsunmittelbaren Städten Peking, Tientsin, Schanghai und Chongqing sowie in der Provinz Hainan unterstehen sie hingegen direkt der Provinzebene, die hier darauf verzichtet hat, eine Bezirksebene überhaupt zu installieren bzw. die Bezirksebene auf Kreise auszudehnen (Hainan).

Kriterium für die Umwandlung von Kreisen in kreisfreie Städte oder in Stadtbezirke ist im ersten Fall der Grad der Verstädterung in Kombination mit einer gewissen Entfernung vom Zentrum einer bezirksfreien Stadt, im zweiten Fall die tatsächliche oder erwartete Entwicklung einer Verschmelzung des urbanen Zentrums des aufzulösenden Kreises mit dem/den zentralen Stadtbezirk/en einer bezirksfreien Stadt.

Literatur

  • Sebastian Heilmann: Politisches System, 3. Volksrepublik. In: Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte, Brunhild Staiger (Hrsg.) Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14988-2, S. 575–578.
  • Erling von Mende, Heike Holbig: Lokalverwaltung. In: Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte, Brunhild Staiger (Hrsg.) Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14988-2, S. 456–458.
  • Meyers Atlas China. Auf dem Weg zur Weltmacht. Bibliographisches Institut AG, Mannheim 2010, ISBN 978-3-411-08281-0, S. 92–93.
  • Yin Zhongqing (尹中卿): Das politische System im heutigen China. China Intercontinental Press, Beijing 2004, ISBN 7-5085-0470-4.

Einzelnachweise

  1. 2021年行政区划 („Verwaltungsgliederung im Jahr 2021“). xzqh.org, abgerufen am 14. September 2024 (chinesisch (vereinfacht)).
  2. 罗竹风(主编):汉语大词典. 第九卷. 汉语大词典出版社, 上海 1994(第二次印刷), S. 963.
  3. Charles O. Hucker: A Dictionary of Official Titles in Imperial China. Stanford University Press, Stanford 1985, S. 240.
  4. Auf Dorfebene ist dies keine Muss- sondern eine Soll-Vorschrift (应当): http://www.china.org.cn/english/government/207279.htm Artikel 9.

Auf dieser Seite verwendete Medien