Krebsscherensegel

Hochseeboot mit Ausleger und Krebsscherensegel von den Santa-Cruz-Inseln im Ethnologischen Museum Berlin-Dahlem. Beim Wenden oder Halsen fährt das Boot in entgegengesetzte Richtung: Es ist nur das Segel vom Bug nach achtern in das dortige Widerlager zu setzen, Stützmast und Segelstande sind umzulegen.
Moderner Proa-Nachbau mit Rundumleine zum Erleichtern des "Shunting"

Das Krebsscherensegel (auch Deltasegel) stammt aus Polynesien. Es hat eine Dreiecksform und wird auf Proas oder Auslegerkanus verwendet. Der Auftrieb wird nicht wie bei den herkömmlichen Segeltypen durch ein Tragflächenprofil erzeugt, das möglichst laminar umströmt werden soll. Das Krebsscherensegel wird an der Spitze des Dreiecks angeströmt, an den Schenkeln bildet sich jeweils ein Randwirbel, in dem die Strömung so schnell ist, dass auf dieser Seite ein Unterdruck entsteht (Deltaflügel). Auf diese Weise wird mit der gleichen Segelfläche 1,7 mal mehr Auftrieb erreicht.

Die krebsscherenartige Segelform hat den gleichen Wirkungsgrad wie eine über die Außenränder gemessene rechteckige Fläche, was in Windkanalversuchen erkannt wurde. Vermutlich wird mit der eingebuchteten Form des Segels unter seitlichem Wind ein zu starker Druckanstieg vermieden („Strömungsablösung“) und damit die Nutzwirkung verstärkt. Das einseitig am Segel befestigte „Ziergehänge“ dient zur Turbulenzkontrolle.

Grundsätzlich wurde der Segeltyp für Auslegerboote entwickelt, die beim Wenden oder Halsen ihre Lage zum Wind beibehalten, damit der Ausleger immer luvseits bleibt, so dass es keine dauerhaft definierte "Bug- und Heckseite" gibt. Die Spitze des beweglich am Mast aufgehängten Segels wird dafür am – in Fahrtrichtung – vorderen Ende des Bootes angebracht und nach einer Wende am jeweils anderen Ende (sog. Shunting). Es gibt aber moderne Versuche, das Segel überkopf zu drehen, um so wie herkömmliche Boote zu wenden.

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Commons: Krebsscherensegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Crab claws sail from Polynesia.
Südseeabteilung in Ethnological Museum Berlin 11d.jpg
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Hochseeboot mit Ausleger und „Krebsscheren“-Segel; Taumako / Nifiloli; Santa Cruz-Inseln; Die krebsscherenartige Segelform hat den gleichen Wirkungsgrad wie eine (über die Außenränder gemessene) rechteckige (wie in Windkanalversuchen erkanntwurde). Vermutlich wird mit der eingebuchteten Form des Segels unter seitlichem Wind ein zu starker Druckanstieg vermieden („Strömungsablösung“) und damit die Nutzwirkung verstärkt. Das einseitig am Segel beferstigte „Ziergehänge“ dient zur Turbulenzkontrolle.

Bei seitlichem Wind kann das Boot in entgegengesetzte Richtung fahren ohne zu wenden: Es ist nur das Segel vom „Bug“ nach „achtern“ in das dortige Widerlager zu setzen, Stützmast und Segelstande sind umzulegen. Dieses Boot (te puke bzw. alo folafolau) wurde auf Taumako gebaut und zu Reisen und Handelsfahrten innerhalb des Archipels der Santa Cruz-Inseln von der (polynesisch bevölkerten Insel) Nifiloli aus benutzt. Sein Besitzer gab ihm den Namen „Maunga Nefe“ (ein Berg auf der Insel Vanikoro, die Heimat der Totenseelen). Das Boot ist das letzte seiner Art. Es wurde im Jahre 1967 nach Berlin überführt.

Der Bootskörper ist in traditioneller Weise mit Tonschlamm vom Meeresgrund für die Hochseefahrt präpariert.
Proa1.jpg
Caroline sailing outrigger or proa, using the "crabclaw" or "oceanic lateen" sail for power. Pohnpei.
Krebsscheerensegel.jpg
Segel in Form einer Krebsschere
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Bootsmesse Berlin

Pazifische Proa aus Vollholz mit innerer und äußerer laminierung; Erbauer: http://www.der-kanumann.de