Krautergersheim

Krautergersheim
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Bas-Rhin (67)
ArrondissementSélestat-Erstein
KantonObernai
GemeindeverbandPays de Sainte-Odile
Koordinaten48° 29′ N, 7° 34′ O
Höhe149–159 m
Fläche6,37 km²
Einwohner1.728 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte271 Einw./km²
Postleitzahl67880
INSEE-Code

Fachwerkhaus in Krautergersheim

Krautergersheim ist eine französische Gemeinde mit 1728 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Sie gehört zum Gemeindeverband Pays de Sainte-Odile.

Geschichte

Auf dem Gemeindegebiet von Krautergersheim wurden Spuren von Besiedlung aus der Hallstattzeit (1200–475 v. Chr.), aus der gallo-römischen Zeit (52 v. Chr. bis 5. Jahrhundert) und aus der anschließenden Merowingerzeit (5. bis 8. Jahrhundert) gefunden.

Urkunden bestätigen, dass die Klöster Murbach (735), Fulda (778) und Baumgarten (1181) sowie der Konvent Odilienberg (1050) Besitztümer in Krautergersheim hatten.

Vom 14. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution (1789–1799) war der Ort im Besitz mehrerer adeliger Familien. Die mittlere Linie der Freiherren von Berckheim erlosch im Mannesstamm am 12. November 1787 mit dem Enkel ihres Begründers, Franz Samuel, französischer Oberst, Stettmeister zu Straßburg und Rektor der dortigen Universität. Die Berckheims besaßen dort ein 1815 untergegangene Schloss, das später von Bernard-Frédéric de Turckheim (1752–1831), dem zeitweisen Bürgermeister von Straßburg und Ehemann von Lili Schönemann (1758–1817), der vermögenden Bankierstochter aus Frankfurt am Main, erworben wurde. Die sogenannte Zentralkapelle, auch Chapelle de Turkheim genannt, stellt die Reste der ehemaligen Liegenschaft dar. Hier befindet sich die Grabstätte des Ehepaars. Das Gebäude dieser Zentral-Kapelle befindet sich im Privatbesitz der Familie de Turkheim de Dachstein.[1]

Im Jahre 1587 wurde der Ort im Zuge der Hugenottenkriege (1562–1598) von durchziehenden Söldnern geplündert und angezündet. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde sie zweimal geplündert, zuerst von Peter Ernst II. von Mansfelds Truppen, dann von schwedischen Truppen.

Weißkohl und Sauerkraut

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Wort „Kraut“ an den Anfang des Ortsnamens gestellt, da es eine gleichnamige Ortschaft „Ergersheim“ nur etwa 10 Kilometer nördlich von Krautergersheim gibt. Die Umbenennung des Ortes bezeugt außerdem, dass die Herstellung von Sauerkraut und der Anbau von Weißkohl eine lange Tradition in der Gemeinde haben.

Krautergersheim nennt sich selbst „Hauptstadt des Sauerkrauts“ (Capitale de la choucroute) und begeht regelmäßig am letzten September-Wochenende des Jahres das „Fest des Sauerkrauts“ (Fête de la choucroute).[2] Die Gemeinde liegt an der „La Route de la Choucroute“, der Sauerkrautstraße, die Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen wurde.[3]

Literatur

  • Edith Dörken: Lili Schönemann (1758–1817). In: Berühmte Frankfurter Frauen. Verlag Otto Lembeck, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-87476-557-2, S. 53–64.
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 911–913.

Film

  • Sauerkrautfest Krautergersheim. Dokumentarfilm, Deutschland, 2014, 29:40 Min., Berichte: Rolf Fritz, Ursula Schwedler, Moderation: Hansy Vogt, Produktion: SWR, Reihe: Treffpunkt, Erstsendung: 13. Oktober 2014 bei SWR, Inhaltsangabe von ARD.

Siehe auch

  • Liste der Monuments historiques in Krautergersheim

Weblinks

Commons: Krautergersheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chapelle centrale – Krautergersheim (Memento vom 30. Dezember 2016 im Internet Archive) in: fr.topic-topos.com, Chapelle Turkheim in Krautergernsheim, Rest der 1815 untergegangenen Berckheimer Burg (bzw. Schloss oder Landhaus), aufgerufen am 15. Oktober 2014.
  2. Sauerkrautfest Krautergersheim im Elsass in: elsass-netz.de, aufgerufen am 15. Oktober 2014.
  3. Tobias Wiethoff: Saison fürs Sauerkraut. In: Handelszeitung. vom 3. September 2003.

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Friedhofskapelle der Hl. Anna in Krautergersheim bei Straßburg. Hier liegt Anna Elisabeth Schönemann (* 23. Juni 1758 in Offenbach am Main; † 6. Mai 1817 in Straßburg, verh. Baronin von Türckheim), die als Goethes Verlobte „Lili“ in die Literaturgeschichte einging.
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Mairie de Krautergersheim
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Église Saint-Epvre, Krautergersheim, Strasbourg, Bas-Rhin
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Schwarzweißpostkarte (ca. 1914): Gruß aus Krautergersheim; Rückseite: Victor's Kunstverlag Strassburg
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Puits avec une pompe près de la mairie
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Lili Schönemann (1758-1817) Goethes Verlobte