Auskragung
Als Auskragung, auch Vorkragung, bezeichnet man im Bauwesen das Vorspringen oder Hinausragen eines Bauteils über die Baufluchtlinie oder aus der Kubatur über die Grundfläche des Gebäudes hinaus.[1] Bei dem Bauteil kann es sich um einen Erker, Balkon, ein ganzes Stockwerk oder Gebäudeteil oder aber auch ein Vordach handeln.
Eine weite Auskragung kann als eine gestalterische Geste wirken, die in der zeitgenössischen Architektur als einladendes Element eingesetzt wird.
Beschreibung
Aus baustatischer Sicht spricht man von einem Kragträger. Bautechnisch kann die Auskragung durch auskragende Decken, Kragsteine, Konsolen oder im Mauerwerksbau durch abgetreppte Mauerschichten realisiert werden. Die heutige Bautechnik ermöglicht durch den Einsatz von komplexen Berechnungsmethoden und sehr belastbaren Materialien enorme Spannweiten.
Im Mittelalter wurde diese Technik häufig bei Fachwerkhäusern (im Stockwerkbau) verwendet, um bei geringer Grundfläche des Gebäudes in den oberen Stockwerken eine größere Fläche zu erhalten. Häufig wurde von Stockwerk zu Stockwerk weiter ausgekragt.
In der traditionellen Architektur in Nordgriechenland wird diese Auskragung Sachnisi genannt.
- Mehrfache Auskragungen im Fachwerk-Stockwerksbau (Goslar)
- Haus mit Sachnisia (baulichen Auskragungen) in der Oberstadt von Thessaloniki
- Auskragendes Vordach am Empfangsgebäude des Bahnhofs Göttingen
- (c) I, Brian Stansberry, CC BY 2.5Scheune mit auskragendem Obergeschoss in Tennessee
- Auskragende Räume am Gebäude WOZOCO von MVRDV (1997)
- Auskragendes Bauteil des Museum Liaunig (2008)
Bauphysikalische Probleme
Auskragende Bauteile, welche die Dämmebene eines Gebäudes durchbrechen, bilden Wärmebrücken und sind daher aus bauphysikalischer Sicht problematisch. Ein klassisches Beispiel sind Balkone aus Stahlbeton, die als Teil der Geschossdecke auskragen. Dieser Problematik ist mit geeigneten Maßnahmen (wie zum Beispiel Schöck-Isokorb oder umlaufender Dämmung) zu begegnen, um Bauschäden zu vermeiden.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 25. Dezember 2023), S. 37 f.
- ↑ kfw/dena: Technischer Leitfaden (2008) (PDF; 1,5 MB)
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) I, Brian Stansberry, CC BY 2.5
Double-cantilever barn at the Tipton Place in Cades Cove, GSMNP, in East Tennessee. The cantilever barn design, which is Western European in origin, is common throughout Southern Appalachia but rare elsewhere in North America.
Dieses Bild zeigt ein Objekt, das im National Register of Historic Places der Vereinigten Staaten verzeichnet ist. Die Referenznummer lautet 77000111. |
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Fachwerk-Auskragung, Goslar, 2015
Autor/Urheber: PLAKLE, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Οικία με σαχνισιά στην οδό Μουσών 26 & Πάροδο Μουσών 8
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Vordach, Bahnhof Göttingen (2019)
Autor/Urheber: (own work) by JJ55, cropped by Achim Raschka, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Liaunig-Museum in Neuhaus/Suha, Kärnten
The WOZOCO housing complex in Amsterdam (The Netherlands) designed by architects MVRDV.