Kraftwerk Wienerbruck
Kraftwerk Wienerbruck | ||
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Kraftwerk Wienerbruck | ||
Lage | ||
Koordinaten | 47° 51′ 8″ N, 15° 17′ 17″ O | |
Land | Österreich | |
Ort | Annaberg | |
Gewässer | Lassingbach, Erlauf | |
Kraftwerk | ||
Betreiber | EVN AG | |
Bauzeit | 1908–1911 | |
Betriebsbeginn | 1910 | |
Technik | ||
Engpassleistung | 7,8 Megawatt | |
Durchschnittliche Fallhöhe | 165 m | |
Turbinen | 3 Pelton-Turbinen 1 Francis-Turbine | |
Generatoren | Drehstrom- und Wechselstromgeneratoren | |
Sonstiges |
Das Kraftwerk Wienerbruck ist ein in Annaberg im südlichen Niederösterreich gelegenes Speicherkraftwerk der EVN. Es ging 1910 insbesondere zur Speisung der Mariazellerbahn in Betrieb und ist das älteste Kraftwerk in Niederösterreich.[1]
Das Kraftwerk wird vom Wasser des Lassingbachs und der Erlauf gespeist. Das Kraftwerk ist nach wie vor in Betrieb. Die Engpassleistung beträgt 7,8 MW. Das Kraftwerk erzeugt überwiegend 50 Hz Drehstrom für das öffentliche Netz, zwei alte Maschinensätze standen als Reserve zur Erzeugung von Bahnstrom mit der für die Mariazellerbahn eigenen Frequenz von 25 Hz zur Verfügung (Die Mariazellerbahn wird seit 2014 aus dem Umformerwerk Klangen versorgt). Eine Originalmaschine ist nach wie vor betriebsfähig. Der von ihr erzeugte Strom wird heute im Kraftwerk Erlaufboden auf 50 Hz umgeformt und ins Landesnetz eingespeist.
Geschichte
Als Grundlage für den Bau des Kraftwerks wurde im Jahr 1908 ein Vertrag über die Versorgung der Mariazellerbahn abgeschlossen. Planer und Bauleiter des Kraftwerks war Eduard Engelmann junior, auf dessen Initiative die gesamte Elektrifizierung der Mariazellerbahn in Angriff genommen wurde. Ursprünglich war das Kraftwerk mit vier 25 Hz Drehstromgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 6,6 MW ausgestattet. Damit war es bei der Eröffnung im Jahr 1911 das größte Speicherkraftwerk Österreich-Ungarns.[2] In der Region erfolgte ursprünglich die öffentliche Versorgung mit 25 Hz Drehstrom, für die einphasige Versorgung der Mariazellerbahn konnten maximal 4,5 MW erzeugt werden. 1924 wurde zur Unterstützung das Kraftwerk Erlaufboden in Betrieb genommen. Das Kraftwerk Wienerbruck wurde 1972/76 teilweise erneuert. Im Jahr 2008 wurden, wie im benachbarten Kraftwerk Erlaufboden, die elektrotechnischen Einrichtungen sowie die Leitstände und Steuerungen revitalisiert und erneuert.
Seit der Niederösterreichischen Landesausstellung 2015 ist während der Wandersaison die Galerie in der Maschinenhalle für Besucher zugänglich.[3] Eine historische Marmor-Schalttafel wurde als Museumsstück dort wieder aufgestellt.
Maschinensätze
Das Kraftwerk Wienerbruck verfügt über vier Maschinensätze:
- Maschinensatz 1 wurde 1974 errichtet und wird mit Wasser vom Stausee Wienerbruck über eine Pelton-Turbine angetrieben. Die Leistung des 50 Hz Generators beträgt 2,1 MW.
- Maschinensatz 2 stammt noch aus dem Jahr 1908/10 und wird ebenfalls mit Wasser vom Stausee Wienerbruck über eine Pelton-Turbine angetrieben, der 25 Hz Generator leistet 1 MW.
- Maschinensatz 3 wurde mit Wasser vom Erlaufstausee angetrieben und gleicht dem Maschinensatz 2 (stillgelegt).
- Der Maschinensatz 4 aus dem Jahr 1972 wird mit Wasser aus dem Erlaufstausee über eine Francis-Turbine angetrieben. Die Nennleistung des 50 Hz Generators beträgt 4,8 MW.
- Maschinensatz 1 mit Generator (rot), dahinter zwischen den Fenstern aufragend eine Regeldüse einer der Pelton-Turbinen
- Die Galerie mit den marmornen Schalttafeln, ein erhalten gebliebenes Exemplar wurde als Schaustück wieder aufgestellt
- Blick von der Galerie in die Maschinenhalle, vorne der Generator 4 mit Francis-Turbine
- Hochspannungsleitung mit zwei Systemen in den Hinteren Tormäuern zwischen den Kraftwerken Wienerbruck und Erlaufboden
- Die rund 150 Höhenmeter überwindende Material-Standseilbahn des Kraftwerkes
Der erzeugte Strom wird über eine 20- bzw. 30-kV-Leitung (zwei Systeme in der Leitung) zu der Freiluftschaltanlage im Kraftwerk Erlaufboden geführt.
Literatur
- Autorenkollektiv: Elektrisch nach Mariazell „Die ersten 100 Jahre“. Railway-Media-Group, Wien 2011, ISBN 978-3-9503057-2-2.
- Horst Felsinger, Walter Schober: Die Mariazellerbahn. Verlag Pospischil, Wien 1971, 1973, 1979, 2002
- Rudolf Elmayer-Vestenbrugg: Denkschrift über die Errichtung der niederösterreichischen Landes-Elektrizitätswerke als Grundstock der NEWAG und über die Elektrifizierung der niederösterreichisch-steirischen Alpenbahn St. Pölten–Mariazell–Gusswerk. NEWAG, 1961.
Weblinks
- Maschinensatz Speicherkraftwerk Wienerbruck (Video; Abgerufen am 6. Jänner 2021)
- "Stromversorgung der Mariazellerbahn" von Dipl.-Ing. Eckmair, EVN (PDF; 6,6 MB)
- Ein Leben im Kraftwerk Wienerbruck EVN, Youtube.com, Video 5:35, 20. November 2020. Kraftwerkswärter Andreas Digruber über die besondere Situation.
Einzelnachweise
- ↑ "Menschen im Blickpunkt" : Der einsame Wächter des Kraftwerks orf.at, 6. Februar 2022, abgerufen 7. Februar 2022.
- ↑ Geschichte der EVN; abgerufen am 23. April 2011
- ↑ Speicherkraftwerk Wienerbruck besichtigen. In: evn.at. EVN, abgerufen am 29. Juli 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Flagge Österreichs mit dem Rot in den österreichischen Staatsfarben, das offiziell beim österreichischen Bundesheer in der Charakteristik „Pantone 032 C“ angeordnet war (seit Mai 2018 angeordnet in der Charakteristik „Pantone 186 C“).
Maschinenhalle des Kraftwerks Wienerbruck mit Generatoren im Originalzustand
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Positionskarte von Niederösterreich
Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte:
- N: 49.02796° N
- S: 47.38301° N
- W: 14.44565° O
- O: 17.07430° O
Autor/Urheber: Josef Moser, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Etwas unterhalb des Kraftwerkes Wienerbruck liegt der Stausee Stierwaschboden – im Sprachgebrauch seiner Errichtungszeit 1922–24 "Stauweiher" genannt. Er sammelt Wasser der Erlauf, das über einen ca. 3,5 km langen Stollen (Horizontal? Mit freiem Spiegel? – das wäre typisch) in die Druckleitung für das flussabwärts liegende Kraftwerk Erlaufboden fließt.
Der Name des Stausees Stierwaschboden wird von den Steinen im Flussgeschiebe der Erlauf an dieser Stelle abgeleitet, die in Größe oder Form an Stiere (männliches Rind) erinnern.
Zum Stierwaschboden führen keine Straßen, er ist nur auf schmalen und langen, teilweise steilen Steigen und Fußgängerbrücken durch die Hinteren Tormäuer, die Ötschergräben oder das Lassingtal zu erreichen. Die einzige für größere Gegenstände nutzbare Verbindung mit dem Straßenetz ist ein Schrägaufzug hinauf Richtung Wienerbruck.
Autor/Urheber: Herbert Ortner, Lizenz: CC BY 4.0
Kraftwerk Wienerbruck, Blick von der Galerie hinab in die Maschinenhalle, vorne Generator 4 mit Francis-Turbine
Autor/Urheber: wdwd, Lizenz: CC BY 3.0
Wasserkraftwerk Wienerbruck Maschinenhalle
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY 3.0 at
Die rund 150 Höhenmeter überwindende Material-Standseilbahn des niederösterreichischen Kraftwerkes Wienerbruck.
Maschinenhalle des Kraftwerks Wienerbruck, Galerie mit Schalttafeln
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY 3.0 at
Das niederösterreichische Kraftwerk Wienerbruck am Ende der Ötschergräben bzw. der Tormäuer (Gemeindegrenze Annaberg/Mitterbach am Erlaufsee). Das Kraftwerk wurde von 1908 bis 1911 im Zuge der Elektrifizierung der Mariazellerbahn errichtet und war zu dieser Zeit das größte Speicherkraftwerk Österreich-Ungarns.