Kraftwerk Bergkamen

Kraftwerk Bergkamen
Lage
Kraftwerk Bergkamen (Nordrhein-Westfalen)
Kraftwerk Bergkamen (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten51° 38′ 13″ N, 7° 37′ 8″ O
LandDeutschland Deutschland
GewässerDatteln-Hamm-Kanal
Daten
TypKohlekraftwerk
PrimärenergieFossile Energie
BrennstoffSteinkohle
Leistung717 Megawatt[1]
EigentümerSteag
BetreiberSteag
Projektbeginn1978
Betriebsaufnahme02.07.1981
Stilllegung31.03.2024
TurbineDampfturbine
Kessel1 Kohlestaub-gefeuerter Benson-Kessel[2]
Schornsteinhöhe284 m
Eingespeiste Energie pro Jahr3520[2] GWh
WebsiteSTEAG
Stand 2022
f2

Das Kraftwerk Bergkamen ist ein Steinkohlekraftwerk in Bergkamen im Kreis Unna.

Geschichte

1978 wurde zum Zweck des Kraftwerkbetriebs die Projektgesellschaft STEAG und RWE Power, Gemeinschaftskraftwerk Bergkamen A oHG gegründet. RWE Power hielt an dieser Gesellschaft Anteile in Höhe von 51 %, die restlichen 49 % entfielen auf die Steag GmbH.

1981 wurde das Kraftwerk am Datteln-Hamm-Kanal in Betrieb genommen, allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Rauchgasentschwefelungsanlage nur in einer ersten Ausbaustufe vorhanden.

1985 wurde die Rauchgasentschwefelungsanlage nach vier Betriebsjahren fertiggestellt.

1989 wurde darüber hinaus eine Anlage zur Stickstoffoxid-Minderung (Rauchgasentstickung) in Betrieb genommen.

2008 wurde durch ein Retrofit die Leistung des Kraftwerks um 33 MW erhöht, seitdem beträgt die Leistung 780 MW.[2]

Im November 2018 wurde bekannt, dass RWE ihren 51-prozentigen Anteil am Gemeinschaftskraftwerk für einen nicht genannten Kaufpreis an die Steag veräußert. Die Steag ist somit ab 2019 alleiniger Eigentümer und weiterhin Betreiber des Kraftwerks.[3]

2021 erhielt das Kraftwerk einen Zuschlag bei der dritten Ausschreibung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland[4] und darf damit voraussichtlich ab dem 31. Oktober 2022 keine Kohle mehr verfeuern.[5] Mit Beginn der Energiekrise seit 2021 konnte das Kraftwerk zeitweise im September und Oktober keinen Strom produzieren, da wegen des stark gestiegenen Preises für Steinkohle kein Brennstoff per Binnenschiff geliefert werden konnte.[6] Die Energiekrise machte den Weiterbetrieb des Kraftwerks erforderlich und für die Steag wirtschaftlich attraktiv. Der Betrieb ist zunächst bis zum 31. März 2024 befristet.[7]

Technische Daten

Das Kraftwerk hat eine installierte Bruttoleistung von 717 Megawatt (MW).[1]

Um den Strom und die Fernwärme zu produzieren wurden im Jahr 2011 ca. 1.200.000 Tonnen Steinkohle verbrannt, dabei entstanden im gleichen Zeitraum durch die Kohleverbrennung im Kraftwerk 3.150.000 Tonnen Kohlendioxid (894,89 Tonnen CO2 pro GWh).

Das Kraftwerk wird von der Steag GmbH betrieben.[3] Für Antransport der Kohle und Abtransport der Asche hat das Kraftwerk einen eigenen Hafen am Datteln-Hamm-Kanal. Die produzierte Fernwärme wird durch die Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH für die Wärme-Versorgung der Stadt Bergkamen verwendet. Der Schornstein des Kraftwerks ist 284 Meter hoch.

Der Anschluss an das Übertragungsnetz von Amprion erfolgt auf der 380-kV-Ebene über die Schaltanlage beim Gersteinwerk.[1]

Emissionen

Kohlekraftwerke stehen aufgrund ihres Schadstoffausstoßes in der Kritik. Auch nach dem Einbau von Filteranlagen in den 1980er Jahren, die den Großteil des Schwefels aus den Abgasen entfernen, stoßen Kohlekraftwerke weiterhin relevante Mengen Schwefeldioxid aus. Neben Schwefeldioxid gelangen umwelt- und gesundheitsschädliche Stickstoffoxide sowie gesundheitsschädliche Feinstäube, darin enthaltene Schwermetalle und PAK in die Umwelt. In Deutschland trug die Energiewirtschaft 2010 mit 71 % (6,571 Tonnen) zur Gesamt-Quecksilberemission bei.[8]

Die Schadstoffemissionen aller großen Kohlekraftwerke und Industrieanlagen sind im Europäischen Schadstoffemissionsregister (via deutschem Portal www.Thru.de) veröffentlicht.

Emissionen unterhalb der berichtspflichtigen Mengenschwelle sind in der Tabelle mit „<“ neben dem Grenzwert aufgeführt.

Luftschadstoffe

Kohlendioxid und Luftschadstoffe des Kraftwerks Bergkamen (Berichtsjahr 2011)[9]
KraftwerkProduzierte StrommengeKohle-verbrauchKohlendioxid (CO2)Stickoxide (NOx/NO2)Schwefeloxide (SOx/SO2)Kohlen-monoxid (CO)Anorganische Chlor-verbindungen als HClFeinstaub (PM10)NMVOC (Flüchtige organische Verbindungen)Anorganische Fluor-verbindungen als HFDistickoxid (N2O)Benzol (C6H6)Blei (Pb)Chrom (Cr)Nickel (Ni)Queck-silber (Hg)Arsen (As)Cadmium (Cd)
Bergkamen3.520 GWh1.200.000 t3.150.000 t2.150 t2.280 t<500 t237 t<100 t<100 t81.200 kg<10.000 kg<1000 kg<200 kg<100 kg<50 kg19,2 kg<20 kg<10 kg
Menge pro GWh1 GWh340,91 t894,89 t0,611 t0,648 tkeine genauen Daten0,0673 tkeine genauen Datenkeine genauen Daten25,093 kgkeine genauen Datenkeine genauen Datenkeine genauen Datenkeine genauen Datenkeine genauen Daten0,0055 kgkeine genauen Datenkeine genauen Daten

Wasserschadstoffe

Wasserschadstoffe des Kraftwerks Bergkamen (Berichtsjahr 2011)[9]
KraftwerkProduzierte StrommengeKohleverbrauchChloride –Abwasser–Fluoride (als Gesamt-F) –Abwasser–Zink(Zn) –Abwasser–Kupfer(Cu) –Abwasser–
Bergkamen3.520 GWh1.200.000 t<2.000.000 kg3.940 kg85,7 kg<50 kg
Menge pro GWh1 GWh340,91 tkeine genauen Daten1,119 kg0,024 kgkeine genauen Daten

Feste Schadstoffe (Verbringung gefährlicher Abfälle)

Feste Schadstoffe (Verbringung gefährlicher Abfälle) des Kraftwerks Bergkamen (Berichtsjahr 2011)[9]
KraftwerkProduzierte StrommengeKohleverbrauchGesamtabfallmengeAbfall zur BeseitigungAbfall zur Verwertung
Kraftwerk Bergkamen3.520 GWh1.200.000 t291 t269 t22 t
Menge pro GWh1 GWh340,91 t0,082 t0,076 t0,006 t

Volkswirtschaftliche Kosten durch Emissionen (Umwelt- und Gesundheitsschäden)

Die Europäische Umweltagentur hat die volkswirtschaftlichen Kosten durch Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten (Berichtsjahr 2009) im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie berechnet.

Diese Studie wurde von der EU-Kommission beauftragt, Grundlage für die Berechnungen lieferten neben den Emissionsdaten aus dem Europäischen Schadstofffreisetzungs- und Verbringungsregister weitere epidemiologische Studien zu den Gesundheitsfolgen von Feinstaub. Zusätzlich wurden Kosten für die Behandlung von Erkrankungen durch die freigesetzten Schadstoffe und den Arbeitsausfall durch diese Erkrankungen berechnet.[10][11]

Volkswirtschaftliche Umwelt- und Gesundheitsschäden[11]
BerichtsjahrVerursacherSchadenskosten pro JahrEinheit
2009Kraftwerk Bergkamen169–265Millionen Euro
2009Gesamtsumme 28.000 Industrieanlagen in Europa102.000–169.000Millionen Euro
2009Durchschnittswert pro Industrieanlage in Europa3,64–6,04Millionen Euro

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Kraftwerksliste. Bundesnetzagentur, 31. Mai 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  2. a b c Kraftwerk Bergkamen. Steag, abgerufen am 5. November 2022.
  3. a b Essener Energiekonzern: Steag will Mehrheit an Kohlekraftwerk Bergkamen von RWE übernehmen. 20. November 2018, abgerufen am 17. Februar 2019.
  4. Ausschreibung nach dem KVBG / Gebotstermin 30. April 2021
  5. Ergebnisse der dritten Ausschreibung zum Kohleausstieg
  6. Martin Jendrischik: Keine Kohle: Energiekrise erreicht STEAG-Kraftwerk Bergkamen-A. In: cleanthinking.de. 2. Oktober 2021, abgerufen am 9. Oktober 2012.
  7. Meiler im Saarland am Netz. Das Comeback der Steinkohle. In: tagesschau.de. 28. Oktober 2022, abgerufen am 3. November 2022.
  8. Emissionsentwicklung 1990–2010, Schwermetalle Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen seit 1990, Umweltbundesamt (Excel-Tabelle), 2012
  9. a b c – Daten zum Steag Kraftwerk Bergkamen
  10. Kosten-Nutzen-Analyse zur Luftreinhaltepolitik, Clean Air for Europe (CAFE) Programm, Europäische Kommission
  11. a b Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe (Offenlegung der Kosten der Luftverschmutzung aus Industrieanlagen in Europa), Europäische Umweltagentur, Kopenhagen, 2011

Weblinks

Commons: Kraftwerk Heil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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