Die Kovarianz ist ein Maß für die Assoziation, d. h. sie misst den Grad der (Un-)Abhängigkeit zweier Zufallsvariablen, wenn mindestens eine der Zufallsvariablen nominalskaliert ist.
Sind und zwei reelle, integrierbare Zufallsvariablen, deren Produkt ebenfalls integrierbar ist, d. h., die Erwartungswerte, und existieren, dann heißt
die Kovarianz von und . Die Kovarianz ist also das Produkt der Differenzen je zwischen und und ihren Erwartungswerten. In der Statistik werden und als arithmetische Mittelwerte berechnet.[2]
Berechnung
Für die Berechnung oder Schätzung der Kovarianz aus zwei Datenreihen gibt es unterschiedliche Formeln, siehe Stichprobenkovarianz.
Eigenschaften und Rechenregeln
Interpretation der Kovarianz
Die Kovarianz kann anhand dreier Wertebereiche qualitativ beschrieben werden:
Die Kovarianz ist positiv, wenn zwischen und ein Zusammenhang mit gleicher Tendenz besteht, d. h., hohe (niedrige) Werte von gehen mit hohen (niedrigen) Werten von einher.
Die Kovarianz ist hingegen negativ, wenn zwischen und ein Zusammenhang mit gegensinniger Tendenz besteht, d. h. hohe Werte der einen Zufallsvariablen gehen mit niedrigen Werten der anderen Zufallsvariablen einher und umgekehrt.
Ist das Ergebnis null, so besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen und .
Die Kovarianz ist offensichtlich invariant unter der Addition von Konstanten zu den Zufallsvariablen. In der zweiten Gleichung ist die Kovarianz wegen der Symmetrie auch im ersten Argument linear.
Die Linearität der Kovarianz hat zur Folge, dass die Kovarianz vom Maßstab der Zufallsvariablen abhängt. So erhält man beispielsweise die zehnfache Kovarianz, wenn man anstatt die Zufallsvariable betrachtet. Insbesondere hängt der Wert der Kovarianz von den verwendeten Maßeinheiten der Zufallsvariablen ab. Da diese Eigenschaft die absoluten Werte der Kovarianz schwer interpretierbar macht, betrachtet man bei der Untersuchung auf einen linearen Zusammenhang zwischen und häufig stattdessen den maßstabsunabhängigen Korrelationskoeffizienten. Der maßstabsunabhängige Korrelationskoeffizient zweier Zufallsvariablen und ist die Kovarianz der standardisierten (auf die Standardabweichung bezogenen) Zufallsvariablen und :[3]
.
Unkorreliertheit und Unabhängigkeit
Definition (Unkorreliertheit): Zwei Zufallsvariablen und heißen unkorreliert, wenn .
Beweis: Für stochastisch unabhängige Zufallsvariablen und gilt , d. h.
Der Umkehrschluss gilt im Allgemeinen nicht. Ein Gegenbeispiel ist gegeben durch eine im Intervall gleichverteilte Zufallsvariable und . Offenkundig sind und voneinander abhängig. Es gilt aber
.
Stochastisch unabhängige Zufallsvariablen, deren Kovarianz existiert, sind also auch unkorreliert. Umgekehrt bedeutet Unkorreliertheit aber nicht zwingend, dass die Zufallsvariablen stochastisch unabhängig sind, denn es kann eine nichtmonotone Abhängigkeit bestehen, die die Kovarianz nicht erfasst.
Weitere Beispiele für unkorrelierte, aber stochastisch abhängige Zufallsvariablen:
Seien und Zufallsvariablen mit und
Dann gilt und ,
Es folgt und ebenfalls , also
Andererseits sind und wegen nicht stochastisch unabhängig.
Seien die Zufallsvariablen und bernoulliverteilt mit Parameter und unabhängig, dann sind und unkorreliert, aber nicht unabhängig.
Karl Bosch: Elementare Einführung in die Angewandte Statistik: Mit Aufgaben und Lösungen, 9. erw. Auflage. Vieweg+Teubner Verlag 2010, ISBN 978-3-8348-1229-2, doi:10.1007/978-3-8348-9705-3.
Norbert Henze: Stochastik für Einsteiger: Eine Einführung in die faszinierende Welt des Zufalls. 10. Auflage. Verlag Springer Spektrum, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-03076-6, Kapitel 21, doi:10.1007/978-3-658-03077-3_21.
↑Rainer Diaz-Bone: Statistik für Soziologen. 5. Auflage. UVK Verlag, ISBN 978-3-8252-5210-6, 4.3.2, S87.
↑Ludwig Fahrmeir, Rita Künstler, Iris Pigeot, und Gerhard Tutz: Statistik. Der Weg zur Datenanalyse. 8., überarb. und erg. Auflage. Springer Spektrum, Berlin/ Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-50371-3, S. 326.
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Varianz.gif Autor/Urheber:Physikinger,
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