Kosmaten

Typischer Kosmaten-Fußboden in Santa Maria Maggiore in Rom (12. Jahrhundert)

Als Kosmaten werden eine zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert tätige Gruppe von Marmordekorateuren bezeichnet. Die Kosmaten waren vor allem im Bereich der Innendekoration von Kirchen tätig. Mit ihren Inkrustationen schmückten sie Fußböden, Chorschranken, Leuchter, Säulen, Kanzeln, Altäre, Sitzbänke für Kleriker und Bischofsstühle aus. „Kosmaten“ ist eine Sammelbezeichnung für eine Künstler- und Handwerkerfamilie, die von etwa 1150 bis ins 15. Jahrhundert in Rom und Latium tätig war.[1]

Vorbilder und Geschichte

Beeinflusst wurde ihre Kunst durch antike Vorbilder und arabische Ziermuster in Süditalien. Die Kunst der Einlegearbeit wurde häufig innerhalb der Familie vom Vater auf den Sohn übertragen. Der Name „Kosmaten“ geht auf Kosmas, den Stammvater der Familie, zurück und wurde schließlich zur Bezeichnung des ganzen Kunststils. Dies gilt auch für die Bezeichnung „Kosmatenarbeit“ oder „kosmatesk“ für die Mosaikarbeiten.

Materialien

Kosmaten bedienten sich der antiken, brachliegenden Baureste, die großteils das mittelalterliche Stadtbild prägten:

Formen

Kosmaten stellten keine Menschen, Landschaften oder Gegenstände dar, sondern konsequent nur geometrische Motive.[2]

Dazu gehören Dreiecke, Kreise, Sterne, aber auch Rhomben.

Zeitraum

Die Handwerksgruppe, welche über vier Generationen zwischen 1150 bis hinein ins 15. Jahrhundert wirkte, setzte sich aus verschiedenen Professionen wie Steinmetzen, Maurern, Bildhauern, Architekten und Malern zusammen. Ihre Namen blieben vielfach unbekannt. Nicht selten signierten sie jedoch ihre Arbeiten und der Vorname „Cosma“ oder „Cosmas“ taucht auffallend immer wieder auf.

Kosmatenarbeiten in Rom

Beispiele

Reste "cosmatesker" Arbeiten finden sich in über zweihundert Gebäuden in Rom, in Lazio und auch an anderen Orten.

Hier einige Beispiele von Kirchen in Rom mit historischen Kosmatenarbeiten:

Viele der Fußböden sind heute uneben. Das rührt daher, dass die Steine von unterschiedlicher Härte sich mehr oder weniger stark im Laufe der Jahrhunderte abgerieben haben.

Bilderauswahl

Außerhalb von Rom und Italiens

Die Kosmaten arbeiteten in vereinzelten Fällen auch außerhalb Italiens. So stammen zum Beispiel einige Grabdenkmäler in der Westminster Abbey in London von ihnen.

Auf einer 2024 in der Grabeskirche in Jerusalem aufgefundenen Platte eines im 19. Jahrhundert durch Feuer zerstörten Hochaltars der Kreuzritter fand sich ein weiteres Beispiel von Kosmatenarbeit außerhalb von Rom.[3]

Westminster Abbey und Canterbury

Weltweit existieren originale Kosmaten-Arbeiten außerhalb von Italien nur in der Westminster Abbey in London und in Canterbury. „Es sind Auftragsarbeiten eines englischen Klerikers und wahrscheinlich die ersten Zeugnisse italienischer Gastarbeitertätigkeit“.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kosmaten in Rom, auf der Homepage https://www.romaculta.com/, abgerufen am 7. Juni 2024
  2. Jeanette Langer, Die Kosmaten in Rom, auf der Homepage https://www.ciao-rom.com, abgerufen am 8. Juni 2024
  3. Jerusalem: Hochaltar der Kreuzritter entdeckt, Beitrag auf scinexx.de, abgerufen am 16. Juli 2024.
  4. Kosmaten und ihr Erbe, auf der Homepage https://localike-roma.com, abgerufen am 8. Juni 2024
Commons: Kosmatenmosaike – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Dorothy F. Glass: Studies on cosmatesque Pavements (= British Archaeological Reports. International Series. Bd. 82). BAR, Oxford 1980, ISBN 0-86054-100-2.
  • Peter Cornelius Claussen: Magistri Doctissimi Romani. Die römischen Marmorkünstler des Mittelalters (= Corpus Cosmatorum. Bd. 1 = Forschungen zur Kunstgeschichte und Christlichen Archäologie. Bd. 14). Steiner, Stuttgart 1987, ISBN 3-515-04242-3.
  • Peter Cornelius Claussen: Die Kirchen der Stadt Rom im Mittelalter 1050–1300, Stuttgart, Steiner 2002ff. (= Corpus Cosmatorum. Bd. 2, 1ff. = Forschungen zur Kunstgeschichte und Christlichen Archäologie. Bd. 20ff.)
    • Band 1: A–F. 2002, ISBN 978-3-515-07885-6.
    • Band 2: S. Giovanni in Laterano. 2008, ISBN 978-3-515-09073-5.
    • Band 3: S. Giacomo alla Lungara bis S. Lucia della Tinta. 2010, ISBN 978-3-515-09410-8.

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