Korbmacher
Ein Korbmacher (oder Korbflechter) ist ein handwerklicher Produzent und Reparateur von meist aus Weidentrieben geflochtenen Körben. Ausgebildet werden Korbmacher in Deutschland heute unter der neuen Berufsbezeichnung Flechtwerkgestalter.
Geschichte
Bereits von etwa 9000 Jahren wurden in Çatalhöyük, einer Siedlung mit mehreren tausend Bewohnern, geflochtene Körbe verwendet.
In früherer Zeit waren viele Korbmacher zugleich auch Korbhausierer. Bis zu ihrer zunehmenden Verdrängung durch industrielle Produkte aus Draht und Kunststoff waren rohrgeflochtene Körbe ein ständig benötigter Gebrauchsgegenstand in der Landwirtschaft, im Handwerk und in den Haushalten. Das Korbflechten war eine klassische Noterwerbsweise. Soweit nicht die ländliche Bevölkerung ihre Körbe selbst herstellte, bezog sie sie von migrierenden Korbmachern und Korbhausierern. In diesem Tätigkeitsfeld finden sich folglich in Mitteleuropa Sinti und Jenische.
War ein Dorf abgelaufen und hatte sich die Nachfrage erschöpft, wurde das nächste angelaufen. Das Rohmaterial für den Nachschub fand sich kostenlos in der Natur vor. Weidenbestandene Bach- und Flussläufe bildeten die klassische Ressource der Korbmacher, die die abgeschnittenen Korbweidenruten zunächst in Wasser einweichen mussten, um sie zu verarbeiten.
Heutzutage treten viele Korbflechter auf Märkten auf, um sich, ihr Handwerk bekannt zu machen und ihre Produkte zu verkaufen.
Sonstiges
Neben Bürstenbinder u. ä. zählte das Korbmacherhandwerk zu den ersten klassischen Blindenberufen, deren Bedeutung aber seit Einführung der Blindenschrift zurückging.
Die angeblich größte handgefertigte Korbvase der Welt steht in Almerswind in Thüringen.[1]
Siehe auch
- Flechtwerkgestalter
- Liste von Korbmachermuseen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Schalkau - Almerswind, Roth und Selsendorf. In: Stadt Schalkau. 2018, abgerufen am 17. August 2019.
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Die Korbmacher in der Rurniederung - Weißflechten
Hilfarth, Horst 1974 –57 min Aufnahme: Gabriel Simons; Kommentar: Ulrich Tapper
In den beiden Korbflechterorten Hilfarth und Horst, nordwestlich von Jülich gelegen, hat die Herstellung von Weißkorbware eine lange Tradition. Aus geschälten, "weißen" Weiden werden Reisekörbe, Kinderschlafkörbe, Nähkorbe, Vasen bis hin zum heute nicht mehr gebräuchlichen Elberfelder Fleischkorb geflochten. Der Film zeigt auch die Modernisierung, die im Korbflechterhandwerk Einzug gehalten hat: Als Arbeitsmaterial dient immer häufiger Peddigrohr, und der Handel bedient sich importierter Ware aus dem europäischen Ausland und aus Asien.Anzeige des Korbmachers Hermann Weide in Rötha bei Leipzig aus dem Jahr 1921.
- Empfehle mich im Anfertigen von Kürschnerflechten sowie allen anderen Körben aus Rohr und Weide bei solider Preisberechnung. Reparaturen schnellstens. Hermann Weide, Korbmachermeister, Rötha bei Leipzig.
Stechkarre mit Flechte. Gesehen beim Rauchwarenhändler Wolfgang Czech (geb. 1931), in 2. Generation Spezialist für Kaninfelle, Frankfurt/Main
Autor/Urheber: Fotograf: Hans Kadereit --ka, Lizenz: GFDL 1.3
Korbflechter auf einem Mittelaltermarkt