Kopf-Segge
Kopf-Segge | ||||||||||||
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Kopf-Segge (Carex capitata), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex capitata | ||||||||||||
L. |
Die Kopf-Segge[1][2] (Carex capitata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Seggen (Carex) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae).[1] Sie ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika verbreitet.[3]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Kopf-Segge ist eine sommergrüne,[2] ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 55 Zentimetern.[1][4] Sie besitzt keine Ausläufer und bildet kleine, feste Horste.[1] Die starr aufrechten Stängel sind dreikantig, etwa 0,8 Millimeter dick, meist länger als die Blätter und unter dem Blütenstand fühlbar rau.[4] Die Blattscheiden sind purpurn und später braun.[4] Die Blattspreiten sind starr aufrecht, borstenförmig, rinnig gefaltet, etwa 0,5 Millimeter breit und an den Rändern rau.[4]
Generative Merkmale
Die Kopf-Segge ist eine einährige Segge. Das dichtblütige Ährchen ist kugelig mit einer Länge von bis zu 8 Millimetern[1] und einer Breite von 5 Millimetern.[4] Es trägt am Grund nur selten ein bis 8 Millimeter langes Hüllblatt.[4] Die Spelzen der weiblichen Blüten sind eiförmig, stumpf, bis 2 Millimeter lang, etwa 1,5 Millimeter breit, gelbbraun mit weißhäutigen Rändern.[4] Die Spelzen der männlichen Blüten sind schmaler und spitziger.[4] Die Schläuche, zu einer Röhre verwachsene Vorblätter bei den Seggen, sind 2,3 bis 3 Millimeter lang und bis zu 2 Millimeter breit; sie sind länger als die Spelzen.[4] Sie laufen in einen kurzen, 0,5 Millimeter langen, schwar-zroten Schnabel aus.[4] Es sind zwei Narben vorhanden.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 50.[5]
Ökologie und Phänologie
Bei der Kopf-Segge handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1] Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.
Vorkommen
Carex capitata ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika verbreitet.[3] In Skandinavien kommt die Kopf-Segge noch bestandsbildend vor.[6] Sie ist in Deutschland und in Frankreich ausgestorben.[3]
In Mitteleuropa muss die Kopf-Segge als Eiszeitrelikt angesehen werden.[6] Sie gedeiht in Gesellschaften der Ordnung Tofieldietalia.[5] In Mitteleuropa ist sie schon seit der Jahrhundertwende selten und nur von wenigen Fundorten des Alpenvorlands und aus Tirol bekannt.[6] Die Kopf-Segge wurde außerhalb der Alpen durch Trockenlegen von Mooren vermutlich vernichtet, und sie hat heute vermutlich in Mitteleuropa keinen Dauerwuchsort mehr.[6] In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands wurde die Kopf-Segge 1996 als ausgestorben oder verschollen bewertet.[1] Mit Sicherheit sind die Standorte im Bayerischen Alpenvorland und im Bodenseegebiet seit etwa 1950 nicht mehr bestätigt worden.[2] Eventuell gibt es noch Vorkommen bei Nauders im oberen Inntal.[6]
Die Kopf-Segge wächst auf nassen, mäßig sauren, aber nährstoffreichen Untergrund.[6] Sie besiedelt daher vor allem Zwischen- und Flachmoore, sie geht aber auch in Schlenken junger Hochmoore.[6]
Obwohl eine Neuansiedlung unwahrscheinlich ist, darf man sie doch nicht völlig ausschließen, denn ihre Früchte werden durch ziehende Wasservögel ausgebreitet.[6]
Die Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl L9 = Volllichtpflanze; Temperaturzahl T4 = Mäßigwärme- bis Kühlezeiger; Kontinentalitätszahl K7 = subkontinental bis kontinental, gemäßigtes Steppen- bis Steppenklima zeigend; Feuchtezahl F8w = Feuchte- bis Nässezeiger; Feuchtewechsel = stark wechselnde Feuchte zeigend, Wechselfeuchtezeiger; Reaktionszahl R7 = Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger; Stickstoffzahl N1 = stickstoffärmste Standorte anzeigend; Salzzahl S0 = nicht salzertragend; Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[1]
Systematik
Die Erstveröffentlichung von Carex capitata erfolgte 1759 durch Carl von Linné in Systema naturae 10. Auflage, S. 1261.[3]
Die von manchen Autoren als Unterart angesehene Sippe Carex capitata subsp. arctogena(Harry Sm.) Hiitonen wird heute als eigene Art Carex arctogenaHarry Sm. angesehen.[7] Sie kommt in Nordeuropa, Ostasien, Nordamerika und in Grönland vor.[3]
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Kopf-Segge. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- ↑ a b c d e Datenblatt Carex bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ a b c d e f g h i j Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1.Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 102–103.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 169.
- ↑ a b c d e f g h Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 244.
- ↑ P.Jiménez-Mejías, M.Luceño (2011+): Cyperaceae. Datenblatt Carex arctogena In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Weblinks
- Kopf-Segge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Fotos: [1], [2]
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Carex capitata L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
Auf dieser Seite verwendete Medien
inflorescences of Carex capitata from Hurd, E.G., N.L. Shaw, J. Mastrogiuseppe, L.C. Smithman, and S. Goodrich. 1998. Field guide to Intermountain sedges. General Technical Report RMS-GTR-10. USDA Forest Service, RMRS, Ogden. Courtesy of USDA FS RMRS Boise Aquatic Sciences Lab.
Autor/Urheber: Daderot, Lizenz: CC0
Botanical specimen in the Bergianska trädgården - Stockholm, Sweden.