Konsolenfries

Saint-Trojan (Rétaud) mit technisch und statisch nicht begründbaren Konsolenfriesen unterhalb eines Gesimses über der Portalzone und unterhalb der Dachtraufen

Ein Konsolenfries ist ein horizontales serielles Architekturelement, welches hölzerne Balkenenden (auch „Balkenköpfe“ genannt) in Stein nachahmt. Enggestellte Konsolenfriese werden auch als Zinnenfriese bezeichnet.

Funktion

Anders als ihre hölzernen Vorbilder (z. B. im Fachwerkbau) haben Konsolenfriese keine tragende Funktion mehr; die aufliegenden horizontalen Gesimse oder das Gebälk der Dachstühle wären auch ohne Unterlage in Form eines Konsolenfrieses statisch stabil. Mithin erfüllen Konsolenfriese nur noch gliedernde bzw. dekorative Aufgaben.

Vorkommen

Konsolenfriese waren ursprünglich dem Außenbau (Apsis, Langhaus, Fassade) eines steinernen – meist sakralen – Gebäudes vorbehalten; erst sehr viel später und nur in seltenen Fällen finden sie sich auch unterhalb von Gesimsen sogar im Innern von Gebäuden.

Geschichte

Beim Übergang von der Holz- zur Steinarchitektur blieben gleichwohl manche – ehemals funktionale – Elemente als Baudekor erhalten: Eins der charakteristischsten Beispiele sind Konsolenfriese; diese erscheinen bereits am Giebelfeld des Pantheons in Rom und anderen provinzialrömischen Bauten (z. B. Jupitermonument in Saint-Rémy-de-Provence). Auch in der Spätantike sind sie zu finden (z. B. Portal im Obergeschoss des Theoderich-Grabmals in Ravenna). Eine wesentliche Bedeutung für die dekorative Gestaltung des Bauwerks erhalten Konsolenfriese in der romanischen Kirchenarchitektur des Mittelalters, doch auch in der Baukunst der Renaissance, des Barock und des Rokoko tauchen sie unterhalb von Gesimsen und Traufen auf. Auch die historisierende Baukunst des 19. Jahrhunderts, die sehr häufig mit den – gegenüber Hausteinen immer billiger werdenden – Ziegelsteinen arbeitet, verwendet Konsolenfriese als dekoratives Element in der Fassadengestaltung.

Konsolfiguren

Die Konsolen (manchmal auch als Kragsteine bezeichnet) sind – vor allem am Außenbau romanischer Kirchen – nicht selten mit figürlichen, vegetabilischen oder abstrakten Motiven geschmückt, die einerseits als unheilabwehrend (apotropäisch), andererseits auch in gewisser Weise als unterhaltend oder belustigend gesehen werden können. In jedem Fall gehören die figürlichen Motive in den Bereich der Volkskunst und des Volksglaubens – eine gewisse thematische Ähnlichkeit verbindet sie mit den Fratzen und volkstümlichen Szenerien der Miserikordien in mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Chorgestühlen.

Metopen

Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Konsolen bleiben meist undekoriert. An Kirchenbauten im Südwesten Frankreichs und im Norden Spaniens können sie in Einzelfällen jedoch ebenfalls mit vegetabilischen oder figürlichen Motiven geschmückt sein (→ San Martín (Artáiz)).

Siehe auch

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Echebrune, St.-Pierre, Kragstein unter Gesims, Ochsenportrait
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L'église romane de Rétaud
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portail de l'église de Macqueville, Charente-Maritime, France
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Echebrune, St.-Pierre, Kragstein unter Gesims, Person im Schneidersitz
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