Konrad Sweynheym
Konrad Sweynheym (deutsch: Konrad Schweinheim; † vor dem 24. Juli 1476 in Rom) war ein Inkunabeldrucker. Gemeinsam mit Arnold Pannartz brachte er die Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nach Italien. Zahlreiche Erstausgaben antiker Texte, gedruckt in einer Vor- oder Frühform der Antiqua, entstanden in ihren Werkstätten in Subiaco und Rom.
In Subiaco
Wer die beiden Drucker in das Benediktinerkloster Santa Scolastica in Subiaco berief, ist den Quellen nicht eindeutig zu entnehmen und in der Forschung umstritten. Als mögliche Kandidaten wurden Nikolaus von Kues und der Kommendatarabt des Klosters, Juan de Torquemada, gehandelt. Auch der Konvent selbst könnte eine Rolle gespielt haben, viele seiner Mönche stammten nicht aus Italien, sondern von jenseits der Alpen.[1]
Vom ersten Druck in Subiaco, einem Donat für Kinder, hat sich kein Exemplar erhalten.[2] Die drei erhaltenen Titel aus Subiaco, Ciceros De oratore,[3] die damals bekannten Werke des Lactantius[4] und Augustinus’ De civitate Dei[5] zeigen bereits Charakteristika, die auch spätere Werke aus der Offizin von Sweynheym und Pannartz kaum verändert erkennen lassen: Ein hoher Anteil von Erstausgaben klassischer und patristischer Texte in relativ großem Format und in einer an Humanistenhandschriften orientierten Type, einer Vor- oder Frühform der Antiqua, gedruckt. Möglichst vollständige gesammelte Werke, wie die des Lactantius, erschienen auch von anderen Autoren in der römischen Schaffensperiode der beiden Drucker. Die in Subiaco entstandene Ausgabe des Lactantius ist auch der erste Druck, der mit einem mehr oder weniger vollständigen griechischen Alphabet gedruckte längere Zitate enthält.[6]
In Rom
Vermutlich im Sommer oder Herbst 1467 begannen Sweynheym und Pannartz am römischen Campo de’ Fiori in einem Gebäude, welches Francesco und Pietro Massimo gehörte, zu drucken, beginnend mit De civitate Dei. Als Korrektor arbeitete nun Giovanni Andrea Bussi in ihrer Offizin. Er besorgte die Druckvorlagen, verfasste Einleitungen und Widmungsbriefe und bestimmte das Verlagsprogramm maßgeblich mit.[7] Wenn in den Vorreden vom Einfluss der beiden Drucker auf die Textauswahl die Rede ist, ging es üblicherweise um wirtschaftliche Erwägungen. So baten diese, als 1471 ihr Nachschub an besonders großformatigem Papier ausgegangen war, Bussi um einen Text der für einen Druck in kleinerem Format geeignet sei, damit die Pressen nicht ungenutzt blieben.[8]
Im Dezember 1469 erbat und erhielt der Laie Konrad Sweynheym „für die Pfarrkirche St. Michael in Sweinheym Magunt. dioc.“ einen mehrjährigen Ablass, was bei seiner sozialen Stellung auf besondere Leistungen oder Nähe zur Kurie hinweist.[9]
Im März 1472 veröffentlichten Sweynheym und Pannartz den fünften Band des Bibelkommentars des Nikolaus von Lyra. Im Widmungsbrief zu diesem Band wies Bussi den Papst Sixtus IV. auf die finanzielle Notlage hin, in welcher die Drucker sich befänden, und bat um Unterstützung. Große Summen Geldes waren für Papier und Druck aufzuwenden, nur Teile der gedruckten Auflage dieses und der vorhergehenden Werke konnten sogleich verkauft werden. Anfang der 1470er Jahre kam es im Druckgewerbe Italiens, vor allem Venedigs und Roms, allgemein zu einer Überproduktions- und Absatzkrise. Auch Sweynheym und Pannartz standen vermutlich vor dem Bankrott.[10] Konkreter als der Widmungsbrief waren die in einer Supplik an Sixtus IV. gerichteten Wünsche; unter dem frühestmöglichen Datum in seinem Pontifikat, dem 1. Januar 1472, erhielten Sweynheym und Pannartz, beide nun Kleriker, Anwartschaften für freiwerdende Pfründen beliebiger Kollatoren gewährt, wie auch einige weitere römische Drucker zum gleichen Datum.[11] Nach der erwähnten Vorrede vom März 1472 ist keine direkter Einfluss Bussis auf die Geschäfte der beiden Drucker mehr nachweisbar, er war nun als päpstlicher Bibliothekar tätig.[12]
Ende Mai 1472 bat Sweynheym um eine Vikarie im Speyerer Dom, verzichtete wenige Tage später jedoch zugunsten eines Speyerer Klerikers, dem er bald darauf bei der Resignation einer weiteren Pfründe behilflich war, auf diesen Anspruch. Im Oktober des gleichen Jahres bat er um eine Pfarrpfründe in Jeserik, Bistum Brandenburg. Damit war für Sweynheym wohl nicht die Absicht verbunden, Pfarrer zu werden, sondern der Wunsch nach finanzieller Absicherung im riskanten Geschäft des Büchermachens.[13]
Die nach 1472 durch Sweynheym und Pannartz gedruckten Bücher verraten ein im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren vorsichtigeres Vorgehen. Die Bücher wurden nun überwiegend in etwas kleinerem Format gedruckt und weniger umfangreiche Titel, mitunter erkennbar mit Blick auf leichtere Verkäuflichkeit, ausgewählt.[14] Die Partnerschaft der beiden wurde irgendwann nach dem 7. Mai 1473, dieses Datum trägt der letzte gemeinsame Druck, wohl aus finanziellen Gründen aufgelöst.[15]
Nach der Trennung von Pannartz arbeitete Sweynheym an dem, durch die in Kupfer gestochenen Karten besonders aufwendigen, Druck der Cosmographia des Claudius Ptolemäus, Herausgeber war Domizio Calderini. Das Werk wurde im Oktober 1478 von Arnold Bucking vollendet.[16]
Sweynheyms Grabstätte befindet sich in der römischen Kirche San Pietro in Vincoli.[17] Am 24. Juli 1476 bat ein Kleriker um die durch den Tod Sweynheyms freigewordene Pfründe am Stift St. Viktor vor Mainz, welche dieser seit 1474 innegehabt hatte. Johannes Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunst, hatte bis zu seinem Tod 1468 der Bruderschaft an diesem Stift angehört.[18]
Literatur
- Klemens Löffler: Sweinheim und Pannartz. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Band 9/2, Nr. 8, Oktober 1905, ISSN 2751-5273, S. 311–317 (Online).
- Massimo Miglio und Orietta Rossini (Hrsg.): Gutenberg e Roma. Le origini della stampa nella città dei papi (1467 – 1477). Neapel 1997, ISBN 88-435-5641-X.
- Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. German Technology and Italian Humanism in Renaissance Rome. McMinnville, Oregon 1991, ISBN 0-9628568-0-0.
- Uwe Israel: Romnähe und Klosterreform. Oder: Warum die erste Druckerpresse Italiens in der Benediktinerabtei Subiaco stand. In: Archiv für Kulturgeschichte. Band 88, 2006, S. 279–296 (DigiZeitschriften).
- Massimiliano Albanese: Sweynheym, Conrad. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 94: Stampa–Tarantelli. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2019.
Weblinks
- Konrad Sweynheym im Typenrepertorium der Wiegendrucke der Staatsbibliothek Berlin
- Drucke von Konrad Sweynheym im Gesamtkatalog der Wiegendrucke
Anmerkungen
- ↑ Uwe Israel: Romnähe und Klosterreform. Oder: Warum die erste Druckerpresse Italiens in der Benediktinerabtei Subiaco stand. In: Archiv für Kulturgeschichte. Band 88, 2006, S. 279–296 (DigiZeitschriften); Johannes Röll: A Crayfish In Subiaco: A Hint Of Nicholas Of Cusa's Involvement In Early Printing? In: The Library. s6-16 (1994), S. 135–140 doi:10.1093/library/s6-16.2.135.
- ↑ Gesamtkatalog der Wiegendrucke (künftig GW) 8814.
- ↑ GW 6742.
- ↑ GW M16541.
- ↑ GW 2874.
- ↑ Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 17–21, 38–30, 54–55.
- ↑ Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 24–29; Martin Davies: Juan de Carvajal and Early Printing: The 42-line Bible and the Sweynheym and Pannartz Aquinas. In: The Library. s6-XVIII (1996), S. 193–215, hier S. 203–215 doi:10.1093/library/s6-XVIII.3.193; Anna Modigliani: Massimo, Pietro. In: Dizionario Biografico degli Italiani 72, 2009, S. 15–16.
- ↑ GW 7883, Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 65.
- ↑ Arnold Esch: Deutsche Frühdrucker in Rom in den Registern Papst Pauls II. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band 68, 1993, S. 44–52 (DigiZeitschriften), hier S. 48–49; Ders.: La prima generazione dei tipografi tedeschi a Roma (1465 – 1480): nuovi dati dai registri di Paolo II e Sisto IV. In: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo 109 (2007) 1, S. 401–418, hier S. 405.
- ↑ Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 84–85, 96–97; zum Kontext siehe Andrew Pettegree: The Book in the Renaissance. New Haven und London 2011, ISBN 978-0-300-17821-0, S. 43–60.
- ↑ Die Supplik ist ediert in Victor Scholderer: The Petition of Sweynheym and Pannartz to Sixtus IV. In: The Library.s3-VI, Nr. 22 1915, S. 186–190 doi:10.1093/library/s3-VI.22.186; vgl. Arnold Esch: Deutsche Frühdrucker in Rom in den Registern Papst Pauls II. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band 68, 1993, S. 44–52, hier S. 48–49; Ders.: La prima generazione dei tipografi tedeschi a Roma (1465 – 1480): nuovi dati dai registri di Paolo II e Sisto IV. In: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo 109 (2007) 1, S. 401–418, hier S. 406–408; Ders.: Deutsche im Rom der Renaissance. Indizien für Verweildauer, Fluktuation, Kontakte zur alten Heimat. In: Brigitte Flug, Michael Matheus und Andreas Rehberg: Kurie und Region. Festschrift für Brigide Schwarz zum 65. Geburtstag. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08467-3 (Geschichtliche Landeskunde 59), S. 263–276, hier S. 271–272.
- ↑ Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 99–100.
- ↑ Arnold Esch: Deutsche Frühdrucker in Rom in den Registern Papst Pauls II. In: Gutenberg-Jahrbuch. Band 68, 1993, S. 44–52, hier S. 48–49; Ders.: La prima generazione dei tipografi tedeschi a Roma (1465 – 1480): nuovi dati dai registri di Paolo II e Sisto IV. In: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo 109 (2007) 1, S. 401–418, hier S. 407 und 409; Ders.: Ein Sonderfall deutscher Präsenz in Rom: Die erste Generation deutscher Frühdrucker nach vatikanischen Quellen. In: Knut Schulz (Hrsg.): Handwerk in Europa. Vom Spätmittelalter bis zur Frühen Neuzeit. München 1999, ISBN 3-486-56395-5 (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 41), S. 27–32 doi:10.1524/9783486594423.27, hier S. 30–32. In den Zitaten aus der kurialen Überlieferung wird nicht genauer präzisiert, welches (heutige) Jeserig im Bistum Brandenburg gemeint sein könnte.
- ↑ Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 101–102.
- ↑ GW M34308, Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 22–23.
- ↑ GW M36368, Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 22–23.
- ↑ Aenne Vater: Ein Schwanheimer, der im Brockhaus steht. In: Josef Henrich (Hrsg.): Suenheim, Sweinheim, Schwanheim. Frankfurt am Main-Schwanheim 1971, DNB 720059178, S. 34–35, hier S. 35.
- ↑ Arnold Esch: Deutsche Frühdrucker in Rom in den Registern Papst Sixtus’ IV. In: Mario Ascheri, Gaetano Colli (Hrsg.): Manoscritti, editoria e biblioteche dal medioeva all’età contemporanea. Studi offerti a Domenico Maffei per il suo ottantesimo compleanno. Band I. Rom 2006, ISBN 88-85913-46-6, S. 281–302, hier S. 285–286; Ders.: La prima generazione dei tipografi tedeschi a Roma (1465 – 1480): nuovi dati dai registri di Paolo II e Sisto IV. In: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo 109 (2007) 1, S. 401–418, hier S. 410; Edwin Hall: Sweynheym & Pannartz and the Origins of Printing in Italy. McMinnville, Oregon 1991, S. 98; Wilhelm Velke: Zur frühesten Verbreitung der Druckkunst. In: Otto Hartwig (Hrsg.): Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg. Leipzig 1900 (23. Beiheft zum Centralblatt für Bibliothekswesen) archive.org, S. 402–431 hier S. 430–431 mit Verweis auf Stadtbibliothek Mainz, Man. hist. 36, S. 191: Conradus Schweynheym 1474 29. Jan. admissus, 1477 obiit.
Personendaten | |
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NAME | Sweynheym, Konrad |
ALTERNATIVNAMEN | Sweynheym, Conrad |
KURZBESCHREIBUNG | Buchdrucker in Subiaco und Rom |
GEBURTSDATUM | 15. Jahrhundert |
GEBURTSORT | unsicher: Schwanheim (Bensheim) |
STERBEDATUM | vor 24. Juli 1476 |
STERBEORT | Rom |
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Several editions of Ptolemy’s Geographia (Geography), translated into Latin from the original Greek, were published in Europe in the 15th century. This map is from the 1478 edition, which was published in Rome. Ptolemaic atlases included 12 maps of Asia. The “Sixth Map of Asia” covered the Arabian Peninsula. The outlines of this map are crude, but many geographic features, including the Red Sea, the Indian Ocean, and different features of the peninsula are clearly recognizable.