Konklave 1963

Papst Paul VI. erscheint nach seiner Wahl am 21. Juni 1963 auf der Benediktionsloggia der vatikanischen Petersbasilika

Das Konklave 1963 nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 begann am 19. Juni 1963. Am 21. Juni 1963, im sechsten Wahlgang, wurde der Erzbischof von Mailand, Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, zum neuen Papst gewählt. Er nahm den Namen Paul VI. an.

Teilnehmende Kardinäle

Bei dem Konklave waren 80 der 82 zur Teilnahme berechtigten Kardinäle anwesend. Es war somit das bis dahin teilnehmerreichste Konklave der Geschichte. Die meisten Kardinäle kamen immer noch aus Italien, Frankreich und Spanien (insgesamt 43). Trotzdem war dieses Konklave mit insgesamt 29 verschiedenen Herkunftsländern von größerer Internationalität gekennzeichnet als die vorherigen. Nur 2 Kardinäle nahmen nicht teil. Es war die letzte Papstwahl, zu der alle Kardinäle wahlberechtigt waren: 1970 führte Paul VI. die Altersbeschränkung von 80 Jahren ein.

Von den anwesenden Kardinälen wurden acht (10 %) von Pius XI., siebenundzwanzig (33,75 %) von Pius XII. und fünfundvierzig (56,25 %) von Johannes XXIII. ernannt.

Verteilung nach Staaten

Die anwesenden Kardinäle waren somit folgendermaßen auf die verschiedenen Länder verteilt:

Landanwesende Kardinäle
Italien Italien29
Frankreich Frankreich8
Spanien 1945 Spanien6
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten5
Brasilien 1960 Brasilien, Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland3
Argentinien Argentinien, Kanada 1957 Kanada, Portugal Portugal2
Australien Australien, Belgien Belgien, Chile Chile, China Volksrepublik Volksrepublik China, Japan 1870Japan Japan, Indien Indien, Irland Irland, Kolumbien Kolumbien, Mexiko 1934 Mexiko, Niederlande Niederlande, Osterreich Österreich, Peru Peru, Philippinen 1944 Philippinen, Polen 1944 Polen, Schottland Schottland, Sowjetunion 1955 Sowjetunion, Syrien 1963 Syrien, Tanganjika Tanganjika, Uruguay Uruguay, Venezuela 1954 Venezuela1

Verteilung nach Kontinenten

Kontinentanwesende Kardinäle
Europa55
Lateinamerika11
Kanada und USA7
Asien5
Australien und Ozeanien1
Afrika1

Abwesende Kardinäle

Folgende Kardinäle nahmen nicht am Konklave teil:

Verlauf

Bei dem Tod des vorherigen Papstes war das von ihm einberufene Zweite Vatikanische Konzil in vollem Gange. Somit kam der Tod Johannes’ XXIII. für viele unerwartet. Man war darauf bedacht, die Zukunft der Konzilsarbeit zu sichern. Es wurde folglich eine Person gesucht, die die Kraft hatte, das Konzil zu vollenden, ohne den eingeschlagenen Weg des alten Papstes zu verlassen.[1] Dabei hatte der verstorbene Papst durchaus zu erkennen gegeben, dass er sich Kardinal Montini als seinen Nachfolger wünschte.[2]

Das Konklave dauerte zwei Tage und hatte sechs Wahlgänge. Die Favorit für die Nachfolge auf dem Heiligen Stuhl war neben dem Erzbischof von Mailand, Giovanni Montini, der Erzbischof von Bologna, Giacomo Lercaro.[3] Beide entsprachen dem Anforderungsprofil der versammelten Kardinäle, was zumindest Montini noch kurz zuvor durch Äußerungen bestätigt hatte.[4] Beide Anwärter waren allerdings nicht die Favoriten der kurialen Partei, die den Enthusiasmus über das Konzil nicht teilten. Jedoch limitierte die offensichtliche Notwendigkeit, das Konzil fortzuführen, die Zahl der Kandidaten, die diese Gruppe benennen könnte.[5] Trotz entsprechender Bitten von Alfredo Ottaviani wollte Kardinal Agagnianian seine Kandidatur nicht offensiv betreiben.[6] Auch Kardinal Siri hielt den Zeitpunkt für ungeeignet, um selbst als Kandidat aufzutreten.[7] Vor diesem Hintergrund unterstützten die Konservativen den italienischen Kurienkardinal Ildebrando Antoniutti .[8]

Bei 80 anwesenden Kardinälen lag die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit bei 54 Stimmen. Im ersten Wahlgang erhielt Montini etwa 30, Lercaro und Antoniutti je etwa 20 Stimmen. Einige weitere Stimmen soll Kardinal Luigi Traglia erhalten haben.[9] Dieses Ergebnis wiederholte sich im zweiten Wahlgang. Nach der Mittagspause wurde dann deutlich, dass die Anhänger Lercaros ihre Stimmen auf Montini übertrugen. Dieser erhielt somit eine signifikante Mehrheit an Stimmen, die jedoch für eine erfolgreiche Wahl nicht ausreichte.[10]

Am Abend dieses ersten Tages des Konklaves kam es wohl zu einer Auseinandersetzung unter den Kardinälen. Unter dem Eindruck einer gegen Montinis Kandidatur bestehenden Sperrminorität forderte Kardinal Gustavo Teste seine Amtsbrüder während der Wahl auf, ihren Widerstand aufzugeben. Kardinal Siri protestierte gegen diese Regelverletzung und forderte den Kardinaldekan auf, dem Einhalt zu gebieten.[11] Montini soll hierauf gewillt gewesen sein, seine Kandidatur zurückzuziehen, um nicht der Anlass von Streitigkeiten zu sein, daran aber durch den Patriarchen von Venedig, Kardinal Giovanni Urbani gehindert worden sein ("Eminenza, Lei stia zitto" – "Euer Eminenz, halten Sie den Mund").[12]

Nach der Darstellung seines Freundes, des siebenmaligen italienischen Premierministers Giulio Andreotti ging Montini nach dem ersten Tag des Konklaves auf seine innerkirchlichen Gegner zu und machte ihnen Angebote der Zusammenarbeit. Insbesondere habe er dem Kardinalstaatssekretär Giovanni Cicognani versprochen haben, ihn im Amt des Staatssekretärs zu belassen.[13] Jedenfalls gaben die Konservativen um Alfredo Ottaviani am zweiten Tag des Konklaves ihren Widerstand auf. Im sechsten Wahlgang erhielt Montini 57 Stimmen und war somit zum Nachfolger des Apostels Petrus gewählt.[14] Nach dem französischen Kirchenhistoriker Philippe Levillain soll Montini sogar 60 Stimmen erhalten haben.[3]

Einzelnachweise

  1. Jean Guitton: Dialog mit Paul VI. Heyne, München 1978, ISBN 3-453-00964-9, S. 79.
  2. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 121
  3. a b Walter de Gruyter (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Walter de Gruyter, Berlin 1976, S. 125
  4. Gottfried Maron: Die römisch-katholische Kirche von 1870 bis 1970. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, S. 233
  5. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 122–123
  6. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  7. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  8. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  9. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  10. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  11. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123
  12. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 124
  13. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 124
  14. John-Peter Pham: Heirs of the Fisherman, Oxford 2004, S. 123

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