Kommunarka (Hinrichtungsstätte)
Die Kommunarka (russisch: Расстрельный полигон «Коммунарка») ist eine ehemalige Hinrichtungsstätte und ein heutiger Friedhof im Moskauer Stadtteil Kommunarka im Verwaltungsbezirk Nowomoskowski.
Zur Stätte
An dem Ort wurde zur Zeit des Großen Terrors auf der Sommerresidenz des Geheimdienstchefs Jagoda ein Hinrichtungsort des NKWD eingerichtet.[1]
Vom 2. September 1937 bis zum 16. Oktober 1941 wurden in Kommunarka 4527 Personen erschossen und/oder begraben, unter anderem in Massengräbern.[2] Eine Expertenkommission schätzte 1993, dass zwischen 10.000 und 14.000 Menschen in Kommunarka begraben wurden[3], von denen weniger als 5.000 in den von der Organisation Memorial zusammengestellten Listen namentlich erwähnt sind.[4]
Der Friedhof Kommunarka wurde 1999 an die russisch-orthodoxe Kirche übertragen. Im Jahr 2007 wurde dort ein orthodoxes Kirchengebäude fertiggestellt.
Bekannte Opfer
An der Hinrichtungsstätte „Kommunarka“ starben einige der bekanntesten Opfer der Schauprozesse der drei Moskauer Prozesse von 1936–1938, bei denen prominente Führer der Revolution unter falsche Anklagen gestellt wurden. Zu den hier Erschossenen und Begrabenen gehören:[5]
- Wladimir Antonow-Owsejenko (1883–1938), Armeebefehlshaber, zuletzt Volkskommissar für Justiz
- Kaikhasiz Atabayew (1887–1938)
- Nikolai Bucharin (1888–1938), zuletzt Chefredakteur der Iswestija
- Hryhorij Hrynko (1890–1938), ab 1930 Volkskommissar für Finanzen
- Nikolai Krestinski (1883–1938), von 1922 bis 1930 Botschafter in Berlin
- Béla Kun (1886–1938), Gründer der ungarischen Kommunistischen Partei, 1919 de-facto-Regierungschef
- Lew Lewin[Anm 1] (1870–1938), Abteilungsleiter im Kreml-Krankenhaus
- Boris Malkin[Anm 2] (1891–1938), sowjetischer Verleger und Filmproduzent
- Walerian Osinski-Obolenski (1887–1938), Mitglied des Obersten Rats für Volkswirtschaft
- Jan Rudsutak (1887–1938), ab 1926 stellv. Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der Sowjetunion
- Alexei Rykow (1881–1938), von 1924 bis 1930 Vorsitzender des Rat der Volkskommissare der Sowjetunion
- Turar Rysqulow (1894–1937), zuletzt stellv. Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der RSFSR
- Pawel Tswetkow (1906–1938), Sekretär der Jugendorganisation der Bulgarischen Kommunistischen Partei
- Otto Unger (1893–1938), deutscher Kommunist, Abteilungsleiter der Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter
Zu den in den vielen Schnellverfahren von dem Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR zur Höchststrafe Verurteilten und sofort hier Erschossenen gehörte beispielsweise der Metallurg Wladimir Gulyga.
Semjon Grigorjewitsch Firin wurde hier erschossen und auf dem Donskoi-Friedhof begraben.[6]
Siehe auch
Literatur
- Larissa Semjonowna Jerjomina, Arseni Borissowitsch Roginski (Hrsg.): Расстрельные списки: Москва, 1937–1941: “Коммунарка”, Бутово: Книга памяти жертв политических репрессий. Memorial, Moskau 2020. lib.memo.ru
Weblinks
- Clara Weiss: Stalins Großer Terror: Ausgrabungen an Hinrichtungsstätte abgeschlossen
- Место памяти Спецобъект «Коммунарка»
- Tafeln mit den Namen der Opfer, die auf dem Schießplatz Kommunarka bei Moskau hingerichtet wurden (Foto)
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ "The Kommunarka burial site in Moscow", Russia's Necropolis of Terror and the Gulagen.mapofmemory.org ( vom 21. November 2021 im Internet Archive) . en.mapofmemory.org, abgerufen am 26. Juni 2023
- ↑ Larissa Semjonowna Jerjomina, Arseni Borissowitsch Roginski (Hrsg.): Расстрельные списки: Москва, 1937 - 1941: “Коммунарка”, Бутово: Книга памяти жертв политических репрессий. Memorial, Moskau 2020. lib.memo.ru
- ↑ "The 'Monastery' special installation", Izvestiya, 2007izvestia.ru ( vom 23. Februar 2017 im Internet Archive) , abgerufen am =23 February 2017 (russisch).
- ↑ Execution lists, Moscow 1937–1941: Kommunarka and Butovo, Memorial: Moscow, 2000, 502 pp. (in Russian).
- ↑ vgl. Stalins Großer Terror: Ausgrabungen an Hinrichtungsstätte abgeschlossen (Clara Weiss)
- ↑ Neben Maxim Gorki und L. L. Awerbach (dessen ebenfalls hier erschossene Schwester Ida die Frau von Genrich Jagoda war) einer der Herausgeber von Der Weißmeer-Ostsee-Kanal namens Stalin.
Koordinaten: 55° 34′ 45″ N, 37° 27′ 21″ O