Kommiss

Verweis auf Kommiß in einem Feldpostbrief 1944

Kommiss [kɔˈmɪs] (nach alter Rechtschreibung Kommiß; von lateinisch committere – anvertrauen) bezeichnet im Volksmund allgemein und im umfassenden Sinne Militärdienst oder Wehrdienst. Mit Kommiss bezeichnet man aber auch alles, was Soldaten vom Dienstherrn zur Verfügung gestellt oder geliefert wird. So spricht man beispielsweise von Kommissbrot, Kommissstiefel, Kommissrock, Kommissmetzger; aber auch metaphorisch beispielsweise von Kommisskopf für eine bestimmte Geisteshaltung.

Ursprung und historischer Gebrauch

Der Gebrauch von Kommiss als einzel- oder zusammengesetztes Substantiv geht im deutschen Sprachraum auf die Mitte bis zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. So gibt es aus dieser Zeit Zeugnis über Art und Umfang bezüglich Kommiss, welcher den Landsknechten zugeführt wurde. In der Landsknechtsprache selbst verstand man unter „in Kommiss stehen/beim Kommiss sein“ so viel wie Soldat sein, in Sold oder in kriegsherrlicher Verpflegung stehen. Im amtlichen Schriftverkehr wird von der Obrigkeit der Begriff „Kommissionierung“ für Lieferanforderungen von Furage im weitesten Sinne verwendet.

Anderen Quellen zufolge hatte in deutschen Heeren der Kommissmeister das gesamte Furage-Wesen samt Verpflegungs- und Vorratslager unter sich. Im Simplizissimus[1] ist nachzulesen: „Wenn aber etwas an Commiß der Soldateska zukommt, so sind sie die Ersten, die ihren Teil holen, obgleich sie es nicht verdienen.“

In Brandenburg erschien Kommiss erstmals 1561 und leitet sich hier wahrscheinlich von lateinischen committere (= übertragen ⇒ beauftragen) her und bedeutet zunächst den Auftrag an die Einwohner, die Unterhaltsmittel für das Heer zu liefern hatten, dann die Lieferung selbst. Im Laufe der Zeit stand Kommiss schlechthin für alles, was mit dem Militär zusammenhing. Im modernen Sprachgebrauch ist Kommiss heute eher weniger bis kaum noch gebräuchlich.

Das französische Substantiv „Commis“ (= Kaufmanns-Gehilfe, Kontorist) ist das gleiche Wort und steht für „Beauftragung“.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Ostwald, kriegen die Soldaten zu essen (1917), 11
  • Heer und Flotte der Gegenwart 4 (1898), 385, Anmerkungen
  • Raimund Baczyński von Leskowicz: Zum Studium des Verpflegwesens im Kriege vom operativen Standpunkte. Kreisel & Gröger, Wien 1894, OCLC 894111255 (archive.org).
  • Sabine Klatt: Einsatzverpflegung gestern – heute – morgen. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Feldverpflegung und des Feldküchenbetriebs. In: Bundeswehr (Hrsg.): Wehrmedizinische Monatsschrift. Heft 4, 62. Jahrgang Auflage. 3. April 2018, S. 97–107 (bundeswehr.de [PDF; 3,5 MB]).
  • Wilhelm René de l’Homme de Courbière: Grundzüge der deutschen Militärverwaltung. E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1882, OCLC 1194216367 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Otto von Meixner: Historischer Rückblick auf die Verpflegung der Armeen im Felde. Seidel & Sohn, Wien 1895, OCLC 1027342278 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Otto von Meixner: Die Brot- und Fleischverpflegung kriegshistorisch beleuchtet. In: Organ der Militärwissenschaftlichen Vereine. Band 57. Seidel & Sohn, Wien 1898, S. 3–30 (Textarchiv – Internet Archive).
Wiktionary: Kommiss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Commiß – nach Simplicisiumus, 4. Buch, 13. Kapitel.
  2. Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden (1996–2001), Band 12, Brockhaus, Leipzig und Mannheim, ISBN 3-7653-3672-6, S. 333.

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Feldpost von Hans 1944-08-23 3.JPG
Feldpostbriefe von Hans Koch, Wien, 2. Weltkrieg, Ostfront, 1922-1945

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TEXT


Blankenburg, 23. 8. 44.
Mein liebes Muttl!
Heute will ich Dich wieder vom Herzen grüßen und bestens für die Schuhe die gestern ankamen danken. Auch für die 50. RM. sage ich vielen Dank. Es ist doch gleich etwas anderes wieder in schönen leichten Schuhen spazieren zu gehen und nicht durch den Klang der Nägel an den Kommiß erinnert zu werden. Ich paß schon gut darauf auf und wenn ich sie nicht mehr gebrauchen kann schicke ich diese wieder zurück.
Diesmal schreibe ich in meiner Dienstzeit, bis vor kurzem saß ich an der Fernsprechvermittlung und hatte da zutun. Es macht ganz schön Spaß wenns nicht zu arg wird. Nun ist die Vertretung schon gekommen und ich bin wider in der Schreibstube. Siehst Du mein Muttl so lernt man beim Kommiß alles. So mache ich eben was mir so unterkommt.
Der Dienst ist noch immer lang von 5.00 h früh bis 18.35 h Abends die ganze Woche und auch Sonntags. Ich habe es aber doch wieder besser den ich kann alle drei Tage bis um ³/₄7.00 h schlafen. Ist doch schön gell! Mit der Arbeit geht es jetzt auch wieder.
Hier ist das herrlichste Urlaubswetter immer blauer Himmel und Sonnenschein wie schön wär es könnte ich [jetzt daheim sein.]