Kollo (Niger)

Stadtgemeinde Kollo
Stadtgemeinde Kollo (Niger)
Stadtgemeinde Kollo (Niger)
Stadtgemeinde Kollo
Koordinaten13° 20′ N, 2° 19′ O
Basisdaten
StaatNiger

Region

Tillabéri
DepartementKollo
Einwohner32.829 (2012)

Kollo (auch: Kolo) ist eine Stadtgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Kollo in Niger.

Geographie

Lage und Gliederung

Viehmarkt im Dorf Sébéri im Gemeindegebiet von Kollo (1990)

Kollo liegt am Fluss Niger. Die Gemeinde wird zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet.[1] Die Nachbargemeinden sind N’Dounga im Nordwesten, Kouré im Osten und Youri im Südwesten.

Die Gemeinde Kollo besteht aus einem urbanen und einem ländlichen Gemeindegebiet. Das urbane Gemeindegebiet ist in neun Stadtviertel gegliedert. Diese heißen Aoula Koira, Camp de Garde, Kollo Carré, Kollo Fandou, Kollo Madina, Kollo Zarma, Prison, Sahara und Sirignère. Bei den Siedlungen im ländlichen Gemeindegebiet handelt es sich um 19 Dörfer, zehn Weiler und drei Lager.[2]

Klima

In Kollo herrscht trockenes Wüstenklima vor. Die klimatologische Messstation im Stadtzentrum liegt auf 210 m Höhe und wurde 1931 in Betrieb genommen.[3]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kollo
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Temperatur (°C)23,526,430,033,434,232,329,527,629,030,627,724,4Ø29,1
Mittl. Tagesmax. (°C)31,835,038,740,940,538,034,431,834,137,136,132,7Ø35,9
Mittl. Tagesmin. (°C)16,118,421,325,428,027,125,223,924,524,019,416,8Ø22,5
Niederschlag (mm)0013112873131521000Σ309
Sonnenstunden (h/d)10,310,510,811,211,411,310,28,810,010,510,410,2Ø10,5
Regentage (d)0001249116200Σ35
Luftfeuchtigkeit (%)181412203548627365412320Ø36
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27,1
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25,2
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24,5
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24,0
36,1
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Geschichte

Kollo wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Zarma-Herrscher Issa Korombé aus Karma erobert, der im Bündnis mit Dargol stand.[4] An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam Kollo unter französische Herrschaft, unter der der Ort bis zur Unabhängigkeit Nigers 1960 verblieb. In den 1920er Jahren galt die durch Kollo führende und 1375 Kilometer lange Piste von Niamey nach N’Guigmi als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Sie war in der Trockenzeit bis Guidimouni und wieder ab Maïné-Soroa von Automobilen befahrbar.[5]

Kollo wurde 1980 zur Hauptstadt des neugeschaffenen Arrondissements Kollo, des späteren Departements gleichen Namens.[6] Im Jahr 2002 wurde Kollo von einer Gemeinde (französisch: commune) zu einer Stadtgemeinde (commune urbaine) erhoben. Das Gemeindegebiet wurde um Teile des Kantons Kouré vergrößert, die nicht der neu gegründeten Landgemeinde Kouré zugeschlagen wurden. Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 2412 Einwohner von Kollo als Katastrophenopfer eingestuft. Besonders stark war das Dorf Winde Korkoy betroffen.[7]

Bevölkerung

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Stadtgemeinde 32.829 Einwohner, die in 4253 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 29.359 in 3801 Haushalten.[8]

Im urbanen Gemeindegebiet ohne den ländlichen Siedlungen lebten bei der Volkszählung 2012 14.746 Einwohner in 1972 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 10.533 in 1428 Haushalten[8] und bei der Volkszählung 1988 5757 in 800 Haushalten.[9]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Zarma und Fulbe.[10]

Politik und Justiz

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 12 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 5 AMEN-AMIN, 4 PNDS-Tarayya, 2 MODEN-FA Lumana Africa und 1 MNSD-Nassara.[11]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 18 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[2]

Die Stadt ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[12] Das Zentrum für berufliche Wiedereingliederung Kollo ist mit einer Aufnahmekapazität von 1500 Insassen das größte Gefängnis des Landes.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Kanal in einem Reisfeld beim Dorf Sébéri im Gemeindegebiet von Kollo (1990)

Die Stadt liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau betrieben wird.[14] In Kollo wird ein Viehmarkt abgehalten. Der Markttag ist Freitag.[15] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle in der Stadt.[16]

Gesundheit und Bildung

Im Stadtzentrum sind ein Distriktkrankenhaus und ein über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation verfügendes Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[17] Die deutsche Hilfsorganisation humedica betreibt seit 2009 ein Krankenhaus in Kollo.[18]

Am traditionsreichen Institut Pratique de Développement Rural de Kollo (IPDR Kollo) werden verschiedene landwirtschaftliche Studiengänge angeboten.[19] Das Institut wurde 1933 gegründet.[20] Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe sind der CEG FA Aoula Koira Kollo und der CES Kollo. Das auf einen Schwerpunkt auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache hinweisende Kürzel CEG FA steht dabei für Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe und das Kürzel CES für Collège d’Enseignement Secondaire.[21] Beim Collège d’Enseignement Technique de Kollo (CET Kollo) handelt es sich um eine technische Fachschule.[22]

Partnerstadt

Seit 2010 besteht mit Enid in den Vereinigten Staaten eine Städtepartnerschaft.[23]

Persönlichkeiten

  • Koulba Baba (1899–1975), Erzähler, geboren im Dorf Sébéri
  • Omar Hamidou Tchiana (* 1970), Politiker

Literatur

  • Seyni Issifou: Etude morphopédologique comparée de toposéquences de trois bassins-versants de kori dans la vallée du fleuve Niger: Sebéri, Saga et Sona. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni, Niamey 1995.
  • Hadiza Moussa: La pratique de la planification familiale en milieu rural : cas du district de Kollo (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 23). LASDEL, Niamey/Parakou März 2004 (lasdel.net [PDF]).
  • Bori Koussou Alou: Effets environnementaux et socio-économiques de l’opération de récupération des terres du plateau de Sékoukou (Kollo). Mémoire. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2014.
  • Hamadou Oumarou: Etude des pathologies dominantes dans la commune urbaine de Kollo. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009.

Weblinks

Commons: Kollo (Niger) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  2. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 461–462, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  3. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 8 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
  4. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 95.
  5. Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 426.
  6. Frédéric Giraut: Retour du refoulé et effet chef-lieu. Analyse d’une refonte politico-administrative virtuelle au Niger. PRODIG, Paris 1999, ISBN 2-901560-38-5, S. 35 (archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 17. August 2013]).
  7. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven.). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
  8. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  9. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 227 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  10. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  11. Résultats élections – Communales. (Nicht mehr online verfügbar.) Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  12. Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Ministère de la Justice, archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 14. Februar 2018 (französisch).
  13. Mission d’évaluation. Évaluation des besoins en personnel pénitentiaire et la conception d’une carte pénitentiaire. Rapport provisoire. (PDF) International Consulting Expertise (ICE), 30. Oktober 2019, S. 9, archiviert vom Original am 12. August 2021; abgerufen am 20. Januar 2022 (französisch).
  14. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  15. Mahamadou Saley, Yatta Paul Maurice Mohamed: Projet Régional d’Appui au Pastoralisme au Sahel (PRAPS). Etude diagnostique des Systèmes d’Information sur les marchés à bétail du Burkina Faso, du Mali, de la Mauritanie, du Niger, du Sénégal et du Tchad. Rapport Définitif. (PDF) CILSS, November 2016, archiviert vom Original am 17. Mai 2017; abgerufen am 10. Januar 2022 (französisch).
  16. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  17. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  18. Simone Winneg: Niger: humedica-Krankenhaus eröffnet – Erste Patienten behandelt. humedica, 24. Februar 2009, abgerufen am 22. Mai 2022.
  19. Institut Pratique de Développement Rural. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 24. November 2020 (französisch).
  20. Institut Pratique de Développement Rural. Technical Centre for Agricultural and Rural Cooperation, archiviert vom Original am 23. März 2013; abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
  21. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. (Nicht mehr online verfügbar.) Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original; abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
  22. CET Tillabéri. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  23. Notice of Regular Meeting of the Board of Commissioners of the City of Enid. (PDF) City of Enid, 4. April 2011, archiviert vom Original am 27. März 2012; abgerufen am 22. Mai 2022 (englisch).

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