Knorpellattiche

Knorpellattiche
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

Großer Knorpellattich (Chondrilla juncea)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung:Asternartige (Asterales)
Familie:Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie:Cichorioideae
Tribus:Cichorieae
Gattung:Knorpellattiche
Wissenschaftlicher Name
Chondrilla
L.

Die Knorpellattiche (Chondrilla), auch Knorpelsalate genannt, bilden eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Cichorioideae innerhalb Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Beschreibung

Illustration des Großen Knorpellattich (Chondrilla juncea)
Blütenkörbe des Großen Knorpellattich (Chondrilla juncea), gut zu erkennen sind die zwei Griffeläste der Blüten.
Fruchtstand mit Achänen und Pappus vom Alpen-Knorpellattich (Chondrilla chondrilloides)
Grundblätter und behaarte Stängel des Großen Knorpellattich (Chondrilla juncea)

Erscheinungsbild und Blätter

Chondrilla-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen zwischen 40 und 150 cm erreichen. Sie bilden Pfahlwurzeln. Jede Pflanze kann aus ein bis sechs verzweigten Stängeln bestehen, die an der Basis borstig behaart und oben glatt sind.

Die Laubblätter stehen in grundständigen Blattrosetten zusammen und befinden sich auch am Stängel verteilt. Die Blattstiele sind geflügelt. Die Blattspreite der Grundblätter ist buchtig bis fiederspaltig. Die Stängelblätter sind kleiner und einfacher.

Blütenstände, Blüten und Früchte

Die end- und seitenständigen körbchenförmigen Blütenstände stehen meist einzeln oder zu wenigen zusammen. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von 2,5 bis 5 mm auf. Es ist eine Reihe mit fünf bis neun gleichgestaltigen Hüllblättern vorhanden. In einem Blütenkörbchen stehen nur sieben bis fünfzehn zwittrige, fertile, zygomorphe Zungenblüten zusammen. Die früh welkenden Blütenkronen sind gelb.

Die hellbraunen bis schwarzen, fast zylindrischen Achänen besitzen mehr als fünf Rippen, sind deutlich geschnäbelt und mit Höckern und Fortsätzen besetzt. Der Pappus besteht aus einer Reihe mit 40 bis über 50 weißen, glatten Borsten.

Ökologie

Es sind Hemikryptophyten.

Einige Arten pflanzen sich apomiktisch oder fakultativ apomiktisch fort.[1]

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Chondrilla wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 796–797 aufgestellt. Der Name Chondrilla wurde von Dioscorides für Pflanzenarten benutzt, die Milchsaft (Latex) enthalten. Deshalb verwendete Linné diesen Namen für die Gattung Chondrilla.

Chondrilla-Arten kommen natürlicherweise in Eurasien vor. In Nordamerika gilt der Große Knorpellattich (Chondrilla juncea) als eine invasive Pflanze.[2] In Deutschland kommen nur die beiden Arten Alpen-Knorpellattich (Chondrilla chondrilloides) und Großer Knorpellattich (Chondrilla juncea) vor[1].

Die Gattung Chondrilla enthält 25 bis 50 Arten:[3][4]

  • Chondrilla acantholepisBoiss.
  • Chondrilla ambiguaFisch. ex Kar. & Kir.: Sie kommt im südlichen europäischen Russland, in Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan und Xinjiang vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10.[5]
  • Chondrilla aspera(Schrad. ex Willd.) Poir.: Sie kommt im südlichen und zentralen Russland, in Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Xinjiang vor.[5]
  • Chondrilla bosseanaIljin: Sie kommt in Kasachstan vor.[6]
  • Chondrilla brevirostrisFisch. & C.A.Mey.: Sie kommt im südlichen und östlichen europäischen Rusland, im westlichen asiatischen Russland, in Kasachstan, Kirgisistan und Xinjiang vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 15.[5]
  • Chondrilla canescensKar. & Kir.: Sie kommt von Afghanistan bis Zentralasien und dem südwestlichen Sibirien vor.[6]
  • Alpen-Knorpellattich (Chondrilla chondrilloides(Ard.) H.Karst., Syn.: Chondrilla prenanthoides(Scop.) Vill.):[7] Er kommt in den Alpen von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Slowenien und in Italien, hier auch im Apennin vor.[8] Sein Vorkommen in Korsika ist fraglich.[7]
  • Chondrilla crepoidesL.
  • Chondrilla evaeLack: Sie kommt in Afghanistan vor.[6]
  • Chondrilla gibbirostrisPopov
  • Chondrilla gramineaM.Bieb.: Sie kommt von Osteuropa bis Sibirien und im Himalaja vor.[6]
  • Chondrilla hookerianaIljin
  • Großer Knorpellattich (Chondrilla junceaL.) Er ist ursprünglich von Westeuropa über Nordafrika bis Zentralasien weitverbreitet. In vielen Gebieten der Welt ist er ein Neophyt.
  • Chondrilla kusnezoviiIljin: Sie kommt in Zentralasien vor.[6]
  • Chondrilla laticoronataLeonova: Sie kommt im südlichen und zentralen Russland, in Kasachstan und in Xinjiang vor.[5]
  • Chondrilla latifoliaM.Bieb.: Sie kommt ursprünglich in Bulgarien, der Türkei, Weißrussland, im europäischen Russland, in der Ukraine und in Transkaukasien vor.[6]
  • Chondrilla leiospermaKar. & Kir.: Sie kommt in Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Xinjiang und in der Mongolei vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 15.[5]
  • Chondrilla macraIljin: Sie kommt in Kasachstan vor.[6]
  • Chondrilla macrocarpaLeonova: Sie kommt in Kasachstan vor.[6]
  • Chondrilla maracandicaBunge: Sie kommt in Tadschikistan und Afghanistan vor.[6]
  • Chondrilla mariaePodlech: Sie kommt in Afghanistan vor.[6]
  • Chondrilla mujunkumensisIljin & Igolkin: Sie kommt in Kasachstan vor.[6]
  • Chondrilla ornataIljin: Sie kommt in Kirgisistan und in Xinjiang vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[5]
  • Chondrilla paucifloraLedeb.: Sie ist im östlichen europäischen Russland, in Kasachstan, Usbekistan und Xinjiang vor.[8][5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 15.[5]
  • Chondrilla phaeocephalaRupr.: Sie kommt in Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Xinjiang vor.[5]
  • Chondrilla piptocomaFisch. & C.A.Mey.: Sie kommt im südlichen und zentralen Russland, in Kasachstan und Xinjiang vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10.[5]
  • Chondrilla ramosissimaSm.: Sie kommt nur in Griechenland und auf den südlichen griechischen Inseln vor.[8][7]
  • Chondrilla rouillieriKar. & Kir.: Sie kommt im südlichen und zentralen Russland, in Kasachstan und in Xinjiang vor.[5] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 15.[5]
  • Chondrilla setulosaC.B.Clarke ex Hook. f.: Sie kommt von Pakistan bis zum westlichen Himalaja vor.[6]
  • Chondrilla spinosaLamond & V.A.Matthews: Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei vor.[7]
  • Chondrilla tenuiramosaU.P.Pratov & Tagaev: Sie kommt in Usbekistan vor.[6]
  • Chondrilla unifloraLarrañaga
  • Chondrilla urumoffiiDegen (Syn.: Chondrilla lenaePapan.): Sie kommt in Bulgarien, Mazedonien und Griechenland vor.[7]
  • Chondrilla yossiiKitam.: Sie kommt in Afghanistan und in Pakistan vor.[6]

Nicht mehr zu dieser Gattung wird gerechnet:

  • Chondrilla cymosaPoir. => Sonchus pinnatifidusCav.[6]
  • Chondrilla hispida(Pall.) Poir. => Lactuca microcephalaDC.[6]
  • Chondrilla pinnatifidaPoir. => Sonchus pinnatifidusCav.[6]

Literatur

  • Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 93., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01413-2.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 6: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Valerianaceae bis Asteraceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3343-1.
  • L. D. Gottlieb: Chondrilla., S. 252 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9 (englisch).
  • Peter Derek Sell: Chondrilla L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 4: Plantaginaceae to Compositae (and Rubiaceae). Cambridge University Press, Cambridge 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 343 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. a b Rolf Wisskirchen, Henning Haeupler: Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands mit Chromosomenatlas. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3360-1.
  2. Invasive Pflanzen. (Memento desOriginals vom 22. Juni 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.invasive.org
  3. Datenblatt bei Global Compositae Checklist.@1@2Vorlage:Toter Link/compositae.landcareresearch.co.nz (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Taxon in Suchmaske eingeben beim Cichorieae Portal.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q Zhu Shi, Norbert Kilian: Chondrilla Linnaeus, S. 242-245 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-91-7.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p q Datenblatt Chondrilla bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  7. a b c d e Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: Werner Greuter, E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae.: Datenblatt Chondrilla In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. a b c Peter Derek Sell: Chondrilla L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 4: Plantaginaceae to Compositae (and Rubiaceae). Cambridge University Press, Cambridge 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 343 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Knorpellattiche (Chondrilla) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Chondrilla chondrilloides ENBLA02.jpg
Autor/Urheber: Enrico Blasutto, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Giardino Botanico Alpino "Giangio Lorenzoni", Pian Cansiglio, Tambre d'Alpago (BL), 1000 m s.l.m.
ChondrillaJuncea1.jpg
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Der Große Knorpellattich (Chondrilla juncea) im blühenden Habitus (in diesem Stadium sind die Grundblätter bereits verwelkt; die Stängelblätter sind sehr schmal und fallen kaum auf). Die Pflanze wächst auf mageren Sandstandorten.
Chondrilla juncea f6339.jpeg
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Capítols de chondrilla juncea L.
Chondrilla juncea (5391612644).jpg
Autor/Urheber: Matt Lavin from Bozeman, Montana, USA, Lizenz: CC BY-SA 2.0
This species is very uncommon roadside and has yet to be seen in undisturbed sagebrush steppe.
Chondrilla juncea Sturm42.jpg

Chondrilla juncea L.

Original Caption
Gemeine Chondrille, Chondrilla juncea