Knabenschiessen

Lichter des Chilbibetriebs unterhalb des Uetlibergs
Ehrenmeldung Knabenschiessen 1925

Das Knabenschiessen ist ein Volksfest, das jährlich am zweiten Septemberwochenende bzw. am Wochenende vor dem Bettag in Zürich auf dem Schiessplatz Albisgüetli von Samstag bis Montag stattfindet.

Anlass

Um 1899 fand das erste moderne «Knabenschiessen» statt, bei dem etwa 5000 Knaben im Alter von 13 bis 17 Jahren um den Titel als Schützenkönig konkurrierten. Seit 1991 sind auch Mädchen zugelassen (Schützenköniginnen gab es 1997, 2004, 2011, 2012, 2014, 2015 und 2019). Teilnahmeberechtigt sind alle Jugendlichen, die im Kanton Zürich wohnen und/oder zur Schule gehen. Das Startgeld beträgt zwölf Franken und beinhaltet Munition und eine Bratwurst.

Der Schiesswettkampf findet vom Samstag bis Montag statt. Geschossen wird mit dem aktuellen Gewehr der Schweizer Armee. Zurzeit ist es das Sturmgewehr 90 mit dem auf eine A-Scheibe mit 6er-Einteilung (5 Schuss) geschossen wird. Dabei gibt es für jeden Treffer einen Punkt zusätzlich. Ab 28 Punkten gibt es einen Preis. Erreichen mehrere Schützen 34 oder 35 Punkte, wird der Schützenkönig im Ausstich am Montag ermittelt. Der Schützenkönig oder die Schützenkönigin erhält ein Preisgeld von 5000 Schweizerfranken (Stand 2017); weitere Schützen in den vorderen Rängen erhalten oft Waren vom Gabentisch.

In der Stadt Zürich ist der Nachmittag des Knabenschiessen-Montags für das städtische Personal ein halber Feiertag,[1] dem sich auch viele andere Arbeitgeber anschliessen: Zahlreiche Geschäfte sind ab 13 Uhr geschlossen. Da der Stadtrat jährlich auch den Montagvormittag zum Betriebsferientag erklärt,[2] haben beispielsweise Lehrer und Schüler den ganzen Tag schulfrei.

Das Schiessen ist seit längerer Zeit gegenüber dem Chilbi-Betrieb in den Hintergrund geraten. Seit den letzten Jahren gibt es am Montag jeweils eine Happy Hour, in der Besucher auf allen Chilbibahnen eine halbe Stunde gratis fahren dürfen.

Das Knabenschiessen lockt jährlich rund 850’000 Besucher an und ist somit das grösste Zürcher Volkfest.[3]

Geschichte

Das «Knabenschiessen», früher dialektal Chnaabeschüüsset und nicht wie heute -schüüsse genannt,[4] geht auf die vormilitärische Waffenübung der Bürgerknaben zurück. Um bei diesen die Freude daran zu wecken, winkten den Schützen schon im 17. Jahrhundert Preise, dem Besten ein Taler mit drei silbernen Kettchen. Anschliessend zog die Jugend in zwei Kompanien abgeteilt mit Fahnen, Trommeln und Pfeifen durch die Stadt, wo ihnen Ehrentrünke dargeboten wurden.

Das Fest fand bis ins 19. Jahrhundert im stadtnahen Sihlhölzli statt, wurde aber nach der Eingemeindung von 1893 vorerst nicht mehr weitergeführt und erst 1899 am neuen Standort im Albisgüetli wieder aufgenommen.[4][5]

Der Termin des zweiten Septemberwochenendes setzt denjenigen der alten Zürichilbi fort, die am 11. September, dem Fest der Kirchenpatrone des Grossmünsters, Felix und Regula, stattgefunden hatte.[6]

Ein mit Preisschiessen verbundenes Chnaabeschiesset gab es früher auch in Glarus und Nidwalden.[4]

Bekannte Schützen

1832 verzeichnete das Zürcherische Wochen-Blatt den «Waisenknab» Alexander Rordorf als Gewinner.[7]

Schützenkönige und Königinnen seit Beginn des Knabenschiessens

JahrSchützenkönigWohnortResultat/Ausstich
2023Miro ScheiwillerMönchaltorf35
2022Nils StolzOerlikon35
2019Neva MenziZollikon35
2018Noah AffolterWernetshausen34/31
2017Jakob MartenAuslikon35
2016Niel GeigerZürich34/31
2015Maria GrieserMeilen35
2014Milena BrennwaldNeftenbach35/32
2013Georg EidenbenzAdliswil35
2012Leila RykartErlenbach35/32
2011Leonie SchärerUster35
2010Robin HuberGuntalingen35/31
2009Yves MillerWeiningen35/32
2008Janic MikesRapperswil-Jona35/34
2007Ramon GmürZürich35/32
2006Yves MillerWeiningen35
2005Kevin HatzikiriakosZürich35/30
2004Fabienne FreyZwillikon35/34
2003Stefan BachmannZürich35/34
2002Fabian PianzolaDietikon35/31
2001Serge WeydertZürich35/32
2000Andreas AmreinZollikon35
1999Daniel KleinerMeilen35
1998Stefan GysinZumikon35
1997Rahel GoldschmidZürich35/32
1996Thomas BosshardHirzel35/33
1995Gregor MüllerZürich35/32
1994Marcel SteinerZwillikon35
1993Roman NeukomRafz35/29
1992Michael SterneckerZürich35
1991Thomas HunzikerZürich35
1990Hansjürg SpreiterZürich34
1989Philipp StirnemannZürich34
1988Werner SchulzUrdorf34
1987Andreas HollensteinKilchberg34
1986Luca BornaticoFällanden34
1985J. LeonhardsbergerZürich34
1984Christoph HäderliKilchberg34
1983Felix WittlingerZürich35
1982Eric LangnerZürich34
1981Stephan MüllerWettswil34
1980Armin SchneiterBassersdorf35
1979Felix Müller34
1978Andreas Bosshard34
1977Daniel Manser35
1976Franz Kluser35
1975Felix Bumbacher35
1974Rudolf Morf34
1973Jürg Herren34
1972Andreas Fischer35
1971Peter Wyss35
1970Bruno Hegglin34
1969Walter Büchi34
1968Luigi Meier35
1967Erich Kern35
1966Kurt Schellenberg34
1965Herbert Marty35
1964Bernhard Guala35
1963Hans Schmalz35
1962Herbert Ammann34
1961Kurt Fuchs34
1960Robert Wäfler34
1959Peter Frischknecht34
1958Robert Bertschinger34
1957Mathias Pult33
1956Werner Baumann34
1955Urs ArbenzZollikon34
1954Walter Meister34
1953Walter Germann34
1952Walter Müller33
1951Heinrich Landolt34
1950Georg Corrodi33
1949Ernst DietikerZürich, Kreis 633
1948Werner PagnonciniZürich, Kreis 233
1947Leonhard GuyZürich, Kreis 734
1946Erwin BühlerZürich, Kreis 533
1945Emil AmmannZürich, Kreis 1134
1944Emil EnderZH-Seebach34
1943Harry RuflinZürich, Kreis 633
1942Livio AnwanderZürich, Kreis 1034
1941Theodor AngstZürich, Kreis 633
1938Hans LuchsingerZürich, Kreis 333
1937Heinrich BaderZH-Affoltern34
1936Albert KönigAdliswil33
1935Bruno SpadaciniZürich 834
1934Edvin SommerauZürich 1032
1933Gustav SigristZürich 133
1932Walter BurkhardZürich 1132
1931Oskar SchmidZürich 633
1930Pierre DiserensKreis 733
1929Wilfried MoserZürich 232
1928Heinrich BrandenbergerZürich 232
1927Max JennyZürich 832
1926Otto HorberZürich 332
1925Willy BrunnerZürich 233
1924Otto HorberZürich 634
1923Oskar WondrakZürich 331
1922Josef Auer32
1921Oskar Weber32
1910Emil LandoltEnge35
1899Gustav BauerHottingen
1756Heinrich Meister
1750Rudolf Pestalutz

Literatur

  • Adrian Bänninger: Sechseläuten und Morgestraich: Die schönsten Feste und Bräuche der Schweiz. Geschichte und Gegenwart. Diederichs, Kreuzlingen und Hugendubel, München 2007, ISBN 978-3-7205-3029-3.
  • Schweizerisches Idiotikon, Band VIII, Spalte 1440 f., Artikel Chnabenschiesset (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Knabenschiessen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ausführungsbestimmungen zur Verordnung über das Arbeitsverhältnis des städtischen Personals (AB PR), Stadtratsbeschluss vom 27. März 2002 (mit seitherigen Änderungen), Art. 160 (online).
  2. Siehe die jeweiligen Stadtratsbeschlüsse hier.
  3. Willkommen – Knabenschiessen. Abgerufen am 16. Oktober 2018.
  4. a b c Schweizerisches Idiotikon, Band VIII, Spalte 1440 f., Artikel Chnaben-Schiesset.
  5. static.nzz.ch: Knabenschiessen_1.12402255.pdf (application/pdf-Objekt; 3,2 MB), Zugriff am 12. September 2011
  6. Schweizerisches Idiotikon, Band XV, Spalte 1086, Artikel Zürich-Chilch-wîhi.
  7. Zürcherisches Wochen-Blatt, Bd. 31

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