Klosterfrau Healthcare Group
Koordinaten: 50° 56′ 36,44″ N, 6° 56′ 51,34″ O
Klosterfrau Zürich AG[1][2][3] | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1826 |
Sitz | Zürich, Schweiz |
Leitung | Stefan Koch (CEO)[4] Petra Tritschler-Klein (VR-Präsidentin) |
Mitarbeiterzahl | 1'307 (2011) |
Branche | Pharmazie, Homöopathie, Kosmetik |
Website | klosterfrau.de |
Die Klosterfrau Zürich AG (auch Klosterfrau Healthcare Group) ist ein Schweizer Pharmaunternehmen im Bereich der Selbstmedikation mit Sitz in Zürich[1] und operativer Zentrale in Köln.[5] Das Hauptprodukt des Konzerns ist Klosterfrau Melissengeist, ein Destillat aus Arzneipflanzen.
Entstehungsgeschichte
Das Hauptprodukt Klosterfrau Melissengeist ist die Erfindung der Nonne Maria Clementine Martin (* 1775, † 1843), die sich 1825 in Köln niedergelassen hatte. Unter der Adresse Auf der Litsch No. 1 trat sie als Herstellerin von Kölnisch Wasser auf. Die Unternehmensgründung erfolgte mit der Eintragung am 23. Mai 1826 im städtischen Magistratsregister (Handelsregister) unter der Firma Maria Clementine Martin Klosterfrau.
1831 hinterlegte sie beim Rat der Gewerbeverständigen der Stadt Köln ihre „Fabrikzeichen“, zu dem der preußische Adler und das Ordenswappen der Karmeliter gehörte. Die erst nach Inkrafttreten des Markengesetzes angemeldete Marke „Klosterfrau“ lässt ihre Entstehungsgeschichte zurückverfolgen.[6] Ihren Antrag, dem Melissengeist in Preußen Monopol zu gewähren, lehnte die Regierung 1835 wegen der Gewerbefreiheit ab.[7] Ebenso hatte sie keinen Erfolg mit ihrem Antrag, ihren Karmelitergeist rechtlich als Arznei anzuerkennen.
Um international bekannt zu werden, nahm sie 1838 an der Kunst- und Industrie-Ausstellung teil, die der Gewerbe-Verein in Köln auf dem Heumarkt ausrichtete. 1842 erschienen Anzeigen in der Kölnischen Zeitung über ihren Melissengeist. 1843 verfasste sie kurz vor ihrem Tod ihr Testament und machte darin Peter Gustav Schaeben zum Erben ihres Vermögens.[7] Schaeben (* 1815, † 1885) hatte als Gehilfe für Martin gearbeitet und wurde als Alleinerbe Eigentümer des Unternehmens, das er beträchtlich ausweitete und den Vertrieb der Produkte weltweit ausbaute.[8] Sein Sohn Robert Schaeben (* 1863, † 1944) führte das Unternehmen zwischen 1885 und 1933 weiter, ehe es in Konkurs ging.
Familie Doerenkamp
Der bisher im Automobilhandel tätige Wilhelm Doerenkamp (* 1882, † 1972), der 1929 als Kommanditist in das Unternehmen Klosterfrau eingetreten war und als Hauptgläubiger die Firma aus dem Konkurs erwarb, führte es als Alleininhaber weiter[9] und sanierte es erfolgreich. Doerenkamp konzentrierte sich auf die Herstellung von Melissengeist, der nahezu konkurrenzlos vertrieben werden konnte.[10]
1962 entstand die Tochtergesellschaft Klosterfrau Berlin GmbH, um die steigende Nachfrage zu bewältigen. Nach Doerenkamps Tod wurde am 17. November 1972 die Wilhelm Doerenkamp-Stiftung im schweizerischen Chur gegründet, um den Bestand seines Lebenswerks und die Arbeitsplätze zu sichern. Sie bildet als Holding das Aufsichtsorgan der unterschiedlichen Länder- und Firmengruppen. Begünstigte der Stiftung war bis zu ihrem Tod 2011 seine Tochter Hildegard Doerenkamp und seitdem seine Enkelin Martine Eloy (* 1957).[11]
Unternehmensstruktur
Am Stammsitz in Köln beschäftigt das Unternehmen heute 530 Mitarbeiter. Die Produktion findet seit 1971 überwiegend in Berlin mit rund 190 Mitarbeitern statt. Das gesamte Unternehmen hat (Stand 2006) 1025 Mitarbeiter und einen weltweiten Umsatz von 650 Millionen Euro.[12] Die Klosterfrau-Gruppe wurde 2006 in Klosterfrau Healthcare Group umbenannt.
Durch den Zukauf mehrerer Unternehmen entwickelte sich das Unternehmen weiter zu einer Unternehmensgruppe, einem führenden Anbieter im Bereich der Selbstmedikation (vgl. OTC). Das Kerngeschäft besteht aus Herstellung und Vertrieb von Gesundheitsprodukten und Kosmetika (nach Übernahme des französischen Kosmetikhersteller Maria Galland Paris in den 1980er Jahren). Zur Klosterfrau-Gruppe gehören außerdem unter anderem die Firmen Divapharma GmbH und Cassella-med GmbH & Co. KG.
2006 erwarb die Klosterfrau Gruppe das gesamte Markenportfolio der Firma Lichtwer Healthcare GmbH & Co. KG und die dazugehörigen arzneimittelrechtlichen Zulassungen. Zu den erworbenen Produkten gehören Hepar SL forte, Jarsin, Kwai, Kaveri, Euminz, Ameu und Bedan. Über die Summe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Eine weitere Tochtergesellschaft ist die Artesan Pharma GmbH & Co. KG mit etwa 200 Mitarbeitern in zwei Werken am Unternehmenssitz in Lüchow. Artesan ist ein Lohnhersteller und fertigt Arzneimittel in Tabletten- und Salbenform, Homöopathika und Nahrungsergänzungsmittel; ein weiterer Schwerpunkt ist die Galenik. Vertriebskooperationen bestanden mit der Schweizer Ricola und Condomi.[13]
Produkte
Klosterfrau Melissengeist
Das Hauptprodukt des Konzerns ist Klosterfrau Melissengeist, ein alkoholisches Destillat aus 13 Arzneipflanzen, darunter die namensgebende Echte Melisse (Melissa officinalis, auch Zitronenmelisse genannt). Pariser Karmeliten entwickelten die Rezeptur im Jahre 1611,[14] die Nonne Maria Clementine Martin destillierte das Mittel in ihrem 1826 gegründeten Betrieb „Maria Clementine Martin Klosterfrau“ am Fuße des Kölner Domes.[15] Der Bonner Medizinprofessor Johann Friedrich Christian Herless bescheinigte ihr Wasser 1827 als „sowohl hinsichtlich des hierzu gebrauchten reinen Weingeistes, als der zur Destillation angewendeten Ingredienzien aus der Klasse der aromatisch-ätherischen Heilpflanzen von bewährten Heilkräften sowie hinsichtlich der Bereitung, von sehr vorzüglicher Güte und Zweckmäßigkeit, und daher für den innerlichen und äußerlichen Gebrauch besonders empfehlenswürdig“.[16]
Der Begriff Klostermelisse ist ein Markenzeichen der Firma Klosterfrau.[17][18] Behauptet wird, dass die innerliche Anwendung zur Stärkung bei nervösen Beschwerden, Einschlafstörungen, Wetterfühligkeit und bei unkomplizierten Erkältungen; bei Unwohlsein, zur Förderung der Funktion von Magen und Darm (z. B. bei Völlegefühl und Blähungen) sowie äußerlich zur Unterstützung der Hautdurchblutung z. B. bei Muskelkater und Muskelverspannungen angezeigt wäre.[19]
Das Mittel mit einem Alkoholgehalt von 79 Vol.-% Alkohol ist in Deutschland als traditionelles Arzneimittel registriert;[20] das bedeutet, dass die Anwendungsgebiete ausschließlich auf Erfahrung aus langjähriger Anwendung basieren. Wie die einzelnen Inhaltsstoffe von Klosterfrau Melissengeist wirken, konnte laut gesetzlichem Beipackzettel bislang in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden.[21]
Der Melissengeist wird aus einer Mischung der 13 Heilkräutern von bis zu
- 7,14 g Alantwurzelstock
- 7,14 g Angelikawurzel
- 7,14 g Enzianwurzel
- 7,14 g Ingwerwurzelstock
- 7,14 g Pomeranzenschalen
- 5,36 g Melissenblätter
- 3,21 g Zimtrinde
- 2,85 g Galgantwurzelstock
- 2,85 g Gewürznelken
- 0,71 g Schwarze Pfefferfrüchte
- 0,71 g Muskatsamen
- 0,36 g Zimtblüten
- 0,10 g Kardamomsamen
pro Liter Fertigarzneimittel destilliert, das Destillationsmittel ist Ethanol 96 % (V/V) und gereinigtes Wasser.[19]
Die tägliche Gesamtdosis sollte 25 ml[22] nicht überschreiten und eine Anwendung erst ab 18 Jahren und nicht während der Schwangerschaft, bei Alkoholismus oder Leberschäden erfolgen.[19]
Sonstige Produkte
Unter dem Produktnamen Klosterfrau werden insgesamt über 200 weitere Produkte vertrieben, darunter Hustenbonbons, Franzbranntwein, Erkältungsbäder, Vitamin- und Kräuter-Dragees.
Literatur
- Ursula Köhler-Lutterbeck: Momente der Entscheidung, Folge 11: Mit Gott und den Preußen. In: Die Zeit. Nr. 20, 2003, S. ? (zeit.de [abgerufen am 22. Oktober 2007]).
- Helmut Heckelmann: Maria Clementine Martin (1775–1843). MV-Wissenschaft, Münster.
- Helmut Heckelmann: Maria Clementine Martin (1775–1843). In: Forschungen zur Volkskunde. Heft 62, MV-Wissenschaft, Münster 2015, ISBN 978-3-95645-480-6 (Zugleich Dissertation Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität Regensburg, 2014)[23]
- Georg Schwedt, Helmut Heckelmann: Kölnisch Wasser und Melissengeist. Die Geschichte der Klosterfrau Maria Clementine Martin (1775–1843). Eine kritische Rückschau. Berlin, Münster, Wien: LIT 2019 (= Persönlichkeit im Zeitgeschehen, Bd. 10), ISBN 978-3-643-14365-5
Weblinks
- Alexander Brüggemann: Diese Schwester erfand den weltberühmten Melissengeist. katholisch.de, 9. August 2018 .
- klosterfrau-group.de – Website der Klosterfrau Healthcare Group
Einzelnachweise
- ↑ a b deutsche-apotheker-zeitung.de
- ↑ zh.powernet.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)
- ↑ Neue Chefs für Klosterfrau. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Apotheker wird CEO bei Klosterfrau. Apotheke Adhoc, abgerufen am 22. Januar 2022.
- ↑ Klosterfrau-Standorte der Unternehmen.
- ↑ Philipp Lehmann: Marken-, Kennzeichen- und Namensrecht… 2010, S. 108 (books.google.de).
- ↑ a b Heiko Hünemeyer: Haus Schaeben, Familienunternehmen mit Tradition. (Memento vom 7. Juli 2015 im Internet Archive) August 2007, S. 16.
- ↑ Bayerische Akademie der Wissenschaften, Historische Kommission: Neue deutsche Biographie. Band 16, 1990, S. 292.
- ↑ Ulrich Soénius/Jürgen Wilhelm: Kölner Personen-Lexikon. 2008, S. 462.
- ↑ Thomas Deres: Krank - gesund: 2000 Jahre Krankheit und Gesundheit in Köln. 2005, o. S.
- ↑ Eigentümerin von Klosterfrau gestorben. (Nicht mehr online verfügbar.) apotheke adhoc, 10. März 2011, archiviert vom Original am 27. Februar 2014; abgerufen am 27. Juli 2013.
- ↑ Kölner Stadtanzeiger. 18. Oktober 2007, S. 14.
- ↑ Wolfgang Hirn: Klosterfrau – Wiederbelebter Markengeist. In: Manager Magazin. 7. Juni 2006 (manager-magazin.de).
- ↑ Katrin Wittmann: Kräuter: 70 Küchenkräuter von A–Z. 2013, S. 149 (books.google.de).
- ↑ Der Klosterfrau-Spirit, www.klosterfrau.de, abgerufen am 22. Juni 2020.
- ↑ Heiko Hünemeyer: Haus Schaeben, Familienunternehmen mit Tradition. (Memento vom 7. Juli 2015 im Internet Archive) August 2007, S. 12.
- ↑ Auskunft zur Marke Klostermelisse im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA)
- ↑ Wirtschaft: Klostermelisse – die Piemont-Kirsche aus dem Hause Klosterfrau. (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) Handelsblatt, 25. Juli 2008.
- ↑ a b c Klosterfrau Melissengeist – Gebrauchsinformation. (PDF; 1,8 MB) MCM Klosterfrau, Dezember 2018, abgerufen am 22. Juni 2020.
- ↑ Traditionelle Arzneimittel auf dem Prüfstand. 26. Juni 2008, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Apotheken Umschau: KLOSTERFRAU Melissengeist - Beipackzettel. 29. Januar 2021, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ 25 ml Klosterfrau Melissengeist enthalten 15,5 g Alkohol und entsprechen etwa der Alkoholmenge von 0,4 l Bier (5 Vol.-% Ethanol).
- ↑ Mit 77 macht Rechtsanwalt Helmut Heckelmann an der Uni Regensburg seinen Doktor – das Thema beschäftigt ihn seit 1975. In: Mittelbayerische Zeitung. 21. Januar 2015.
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