Kloster Schönensteinbach

Das Kloster Schönensteinbach war ein Dominikanerinnenkloster bei Wittenheim im Elsass.

Geschichte

Gründungslegende

Nach Christi Geburt im Jahr 1138 sollen nach der Überlieferung zwei Töchter (Mechthild und Kunigunde) eines Ritters Nochero von Wittenheim das Kloster in Steinbach als “Bernhardinerkloster” (Zisterzienser) begründet haben: Zunächst begaben sich die beiden Schwestern nach einer frommen Erziehung in ein »Kloster Kleinlützel« (gemeint ist jedoch nicht dasjenige bei Kleinlützel, vielleicht aber das Kloster Birlingen bei Steinbach, eine Niederlassung des Klosters Lützel).[1] Schon bald nach ihrem Eintritt wurden hier die Klosterfrauen von den Nachfolgern des Gründers, den Grafen von Pfirt,[2] arg bedrängt durch Jagden, Gelage, auch mutwilliges Zerstören und ungebührliches Betragen, so dass sie mit ihren Mitschwestern dieses noch neue »Kloster Kleinlützel« kurzerhand wieder verließen.

Von ihrem Vater Nochero hatten sie sich die St.-Margarethen-Kapelle bei Wittenheim als Domizil erbeten, doch er lehnte ab, da er dachte, für zwei Frauen sei dies zu abwegig. Er versprach ihnen stattdessen eine abgelegene Scheune in einem Wald, hoffte jedoch, dass sie diese nicht annehmen würden. Nun war er sehr überrascht, als der gesamte Konvent von Kleinlützel hier eintraf. Erfreut half er zusammen mit seinen Freunden mit Geschenken und Zuwendungen beim Aufbau, so dass bald ein kleines Kloster entstand. (Frei nacherzählt aus der Chronik von Schönensteinbach von Seraphin Dietler).[3]

Blütezeit

Ab 1160 wurde der neugegründete Konvent dem Augustiner- (Kloster St. Maria in Steinbach) und ab 1397[4] dem Dominikanerorden (St. Brigitten-Kloster zu Schönensteinbach) zugehörig.[5]

Aufgrund der Lage in der offenen Rheinebene war das Kloster trotz der Wälder, die es damals umgaben, nur schlecht gegen durchziehende Kriegsscharen geschützt. So wurde es 1365 bei dem Durchzug der Engländer im Verlauf des Hundertjährigen Krieges geplündert und bei deren zweitem Durchzug durch die Gugler 1375 völlig verbrannt.[6] 1382 versuchten die Augustiner vom Kloster Marbach den Wiederaufbau, doch es fehlten alle Mittel; auch ein Versuch der Prämonstratenser von Straßburg gelang nicht. Erst unter Leopold von Österreich und seiner Gemahlin Katharina von Burgund gelang 1397 der Wiederaufbau als Dominikanerinnenkloster. Nach den Maßgaben der engagierten Klosterreformer Raimund von Capua und Konrad von Preußen[7] wurde Schönensteinbach zum ersten observanten Dominikanerinnenkloster der Ordensprovinz Teutonia. Fünf Schwestern aus dem Kloster St. Katharinental übernahmen zusammen mit einigen weiteren Nonnen aus elsässischen Klöstern die Aufgabe, Schönensteinbach zum Modell eines Reformklosters zu machen.[8] Unter Clara Anna von Hohenburg als Priorin begann nun eine Blütezeit des Klosters, in welcher von hier aus andere Klöster reformiert wurden, so etwa 1419 das Kloster Unterlinden in Colmar und 1428 das Katharinenkloster Nürnberg. Es entstand ein engmaschiges Netz von Reformklöstern,[9] dokumentiert auch durch einen regen Austausch von Handschriften zum Aufbau der jeweiligen Klosterbibliotheken. Ein Stundenbuch[10] mit der Provenienz Schönensteinbach im Museu Calouste Gulbenkian weist auf die ehemalige Bibliothek hin. Von 1399 bis 1405 ließ Friedrich von Blankenheim als Bischof von Utrecht das Kloster Maria Magdalena[11] in Wijk bij Duurstede errichten und besiedelte es mit Schwestern aus Schönensteinbach. Von Wijk aus besiedelten um 1435 Schwestern das Kloster Westerau[12] in Westroijen vor den Toren der Stadt Tiel.[13] Um 1426 wird Margaretha Ursula von Masmünster als Priorin genannt. In seiner Lieblingsstiftung Schönensteinbach, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht hatte, fand dann auch 1426 der Klosterformer Konrad von Preußen seine letzte Ruhestätte.[7]

Während der Armagnakenfeldzüge 1444/1445 wurden unter Leitung des Basler Dominikaner-Priors Konrad Schlatter die Schönensteinbacher Dominikanerinnen nach Basel, Straßburg, Pforzheim, Nürnberg, Augsburg und Katharinental evakuiert.[14]

Bauernkrieg

Zu Beginn des Aufstands im Oberelsass 1525 war der Konvent mit aller beweglichen Habe nach Ensisheim geflohen. Die aufständischen Bauern zerstörten die leeren Gebäude umso erbitterter. Nach der Niederlage wurden die Bauern durch Ferdinand von Österreich zur Zahlung von 8000 Gulden zum Wiederaufbau verpflichtet, wobei ihnen 1500 Gulden erlassen wurden. In den folgenden zwölf Jahren wurden die Gebäude von Grund auf neu erbaut.[15]

Ende des Klosters

Das Kloster wurde im Verlauf der Französischen Revolution aufgehoben, die Güter fielen an den Staat. Das Kloster wurde 1807 je zur Hälfte an zwei Bürger verkauft, im gleichen Jahr wurde es versteigert, wobei die Gebäude in einer Hand verblieben.[16] Heute erinnert noch der Straßenname am Standort an das Kloster.

Literatur

  • Landolin Winterer: Das Kloster Schönensteinbach. 1897.
  • Johann von Schlumberger (Hrsg.): Seraphin Dietler’s Chronik des Klosters Schönensteinbach. Gebweiler 1897.

Einzelnachweise

  1. Private Webseite zur Geschichte von Steinbach
  2. Theobald Walter: Die Grabschriften des Bezirkes Oberelsaß von den ältesten Zeiten bis 1820. Verlag der J Boltzeschen Buchhandlung, Gebweiler 1904. archive.org
  3. Johann von Schlumberger (Hrsg.): Seraphin Dietler’s Chronik des Klosters Schönensteinbach. Gebweiler 1897, S. 7 ff.
  4. Zum Kloster Schönensteinbach bei Guebwiller, aus: Judith Theben: Die Mystische Lyrik des 14. und 15. Jahrhunderts. Untersuchungen, Texte, Repertorium. Berlin 2010 (Kulturtopographie des alemannischen Raums 2), S. 65f., ISBN 3-484-89501-2; books.google.de
  5. Der mehrfach, so auch bei J. Theben (s. o.) zu lesende Hinweis, Schönensteinbach sei ein Birgittenkloster gewesen, ist irrtümlich; Birgitta war lediglich Kirchenpatronin. Siehe Werner Williams-Krapp: Rezension Judith Theben (s. o.). In: Speculum, 88,4, 2013, S. 1176 f., hier S. 1177.
  6. Johann von Schlumberger (Hrsg.): Seraphin Dietler’s Chronik des Klosters Schönensteinbach. Gebweiler 1897, S. 166
  7. a b Nach Anton Weis: Konrad de Grossis. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 640 f.
  8. Siehe Judith Theben (s. o.), S. 65, Anm. 63, sowie Antje Willing: Literatur und Ordensreform im 15. Jahrhundert. Deutsche Abendmahlsschriften im Nürnberger Katharinenkloster. Münster u. a. 2004 (Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit, Band 4), S. 16 mit Anm. 24 books.google.de
  9. A. Willing (s. o.), S. 20–22.
  10. Stundenbuch (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) auf Webseite des Gulbenkian Museums (online (Memento des Originals vom 23. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/museu.gulbenkian.pt)
  11. Catalogus van de archieven van de kleine kapittelen en kloosters – Internet Archive
  12. Private Webseite über das Kloster Westerau und Westroijen (Memento vom 7. Dezember 2013 im Internet Archive) (niederländisch)
  13. Webseite der Dominikaner in Geldern (Memento vom 17. August 2007 im Internet Archive)
  14. Schlatter, Konrad OP. In: Verfasserlexikon. Band VIII, Sp. 706 f.
  15. Johann von Schlumberger (Hrsg.): Seraphin Dietler’s Chronik des Klosters Schönensteinbach. Gebweiler 1897, Nachtrag in der Chronik: nach einem alten Manuskript von 1738.
  16. Johann von Schlumberger (Hrsg.): Seraphin Dietler’s Chronik des Klosters Schönensteinbach. Gebweiler 1897, Vorwort von Johann von Schlumberger, S. XVI–XVII (mit Lageplan).

Koordinaten: 47° 49′ 24,3″ N, 7° 18′ 11,2″ O