Klinkerwerk Oranienburg

(c) Bundesarchiv, Bild 183-A0706-0018-020 / CC-BY-SA 3.0
Häftlinge im Klinkerwerk (1940)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-81950-0003 / CC-BY-SA 3.0
Häftlinge im Klinkerwerk (1940)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-78612-0005 / CC-BY-SA 3.0
Häftlinge im Klinkerwerk (1940)

Das Klinkerwerk Oranienburg war eine Großziegelei zur Fabrikation von Klinkern und eines der Außenlager des KZ Sachsenhausen.

Geschichte

Die Einrichtung des Werks ging auf eine Vereinbarung des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Albert Speer und des Verwaltungsamts der SS vom Juli 1938 zurück. Ziel war es, die erheblichen Mengen an Baumaterial bereitzustellen, die Speers Planungen für die Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania benötigt hätten. Neben dem Ziegeleiwerk wurden ein eigener Hafen an der Lehnitzschleuse sowie – auf Speers Wunsch – auch ein Natursteinwerk eingerichtet. Arbeitssklaven für den Bau lieferte das KZ Sachsenhausen. Den Betrieb der Großziegelei übernahmen die SS-eigenen Deutschen Erd- und Steinwerke.

Für das Klinkerwerk wurde die Tonbahn Sachsenhausen betrieben.

1941 wurden einige Wohnbaracken errichtet, und das Lager galt fortan als eigenständiges KZ-Außenlager. Ab 1942 wurden Handgranaten produziert; das Arbeitskommando Speer verwertete Metallschrott. Ab 1944 produzierten hier die Heinkel-Werke Oranienburg Flugzeugteile.

Das Arbeitskommando Klinker war bei den Häftlingen besonders gefürchtet, da es wegen Erschöpfung und durch Misshandlungen des Wachpersonals fast täglich zu Todesfällen kam.

Mordaktionen und Bombardierung

Von Juli bis September 1942 fielen hier unter dem Namen „Aktion Klinker“[1] fast alle damaligen Rosa-Winkel-Häftlinge einer gezielten Mordaktion der Schutzstaffel zum Opfer.[2] Der ehemalige Lagerälteste Harry Naujoks berichtet in seinen Erinnerungen von der Ermordung von 200 Homosexuellen und „Amtsanmaßern“. Der ehemalige Häftling Emil Büge notierte die Namen von 89 Häftlingen, die in den sechs Wochen ermordet wurden.

Der Mordaktion von 1942 wurde am 30. Juni 2002 und am 26. August 2007 mit einem temporären Denkmal aus 200 Gedenksteinen gedacht.[3]

Im April 1945 bombardierte die US-Luftwaffe die Werksanlagen. Über hundert Häftlinge starben.

Nach Kriegsende

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Maschinen und Geräte des Werkes, soweit sie nicht zerstört waren, in die Sowjetunion abtransportiert. 1948 sprengte die Rote Armee die verbliebenen Bauten und ebnete das Gelände ein. 1951 wurde das Areal an die Stadt Oranienburg übergeben, von 1966 bis 1989 nutzte die Nationale Volksarmee es als Übungsgelände. 1991 wurde das Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen. Unter anderem nutzt seitdem eine Betonfirma das Gebiet um den Hafen. Proteste von ehemaligen Häftlingen führten 1992 zu einem Stopp weiterer Gewerbeansiedlung. Im Jahr 1996 wurde das gesamte Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Ein Jahr später wurde beschlossen, dass ein Geschichtspark an die frühere Nutzung des Areals erinnern soll, ein erster provisorischer Gedenkort am Hafen wurde eingerichtet. Pläne der Stadt Oranienburg aus dem Jahr 2000 sehen vor, dass im Geschichtspark eine landschaftsplanerische Gestaltung an die einstigen Ausmaße des Werkes erinnern soll. Entlang der früheren Trassen sollte ein Wegesystem entstehen. Hierzu kam es bis jetzt unter Verweis auf die Munitionsbelastung des Gebietes nicht. Allerdings erinnern an mehreren Orten auf dem Areal Tafeln und Installationen an das Werk.

Literatur

  • David Koser et al.: Klinkerwerk Oranienburg. In: Hauptstadt des Holocaust. Orte nationalsozialistischer Rassenpolitik in Berlin. Stadtagentur Koser, Berlin 2009, ISBN 978-3-9813154-0-0, S. 218.

Weblinks

Commons: Klinkerwerk Oranienburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erster Stolperstein für schwules NS-Opfer in Solingen. In: Queer.de. Queer Communications, 3. August 2017, abgerufen am 21. Februar 2023.
  2. Außenkommando und Außenlager Klinkerwerk. In: Die Männer mit dem Rosa Winkel. Alexander Zinn, archiviert vom Original am 29. März 2013; abgerufen am 21. Februar 2023.
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.rosa-winkel.lsvd.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Oranienburger Generalanzeiger, 1. Juli 2002) und @1@2Vorlage:Toter Link/www.rosa-winkel.lsvd.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Gedenkveranstaltung 2007)

Koordinaten: 52° 46′ 20,8″ N, 13° 17′ 1,3″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv Bild 183-81950-0003, KZ Sachsenhausen, Häftlinge im Klinkerwerk.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-81950-0003 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Zentralbild 8.4.1961

Zur Einweihung der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen am 23. April 1961. - Vor den Toren Berlins, auf dem Gelände des ehemaligen faschistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Oranienburg, in das von 1936 bis Kriegsende 200.000 Menschen verschleppt wurden, entsteht - wie in Buchenwald und Ravensbrück - eine würdige Mahn- und Gedenkstätte.
Jeder Quadratmeter Boden ist hier vom Blut der 100.000 Toten durchtränkt, die im KZ Sachsenhausen mit seinen 73 aussenkommandos erschlagen, erhängt, erschossen, zu Tode geprügelt, durch erbarmunslose Sklavenarbeit zu Grunde gerichtet und vergast wurden. Doch gelang es den SS-Mördern nicht, den Widerstandswillen der politischen Häftlinge zu brechen. So wurde Sachsenhausen auch zur Stätte der großen internationalen Solidarität und des mutigen Kampfes gegen Faschismus und Krieg.
UBz:Ein besonders mörderisches Arbeitskommando war das SS-Klinkerwerk.

Maurer-Kolonnen bei ihrer zwölfstündigen schweren Arbeit unter den härtesten Bedingungen von Antreiberei und Hunger.
Bundesarchiv Bild 183-78612-0005, KZ Sachsenhausen, Klinkerwerk-Häftlinge.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-78612-0005 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Zentralbild 9.12.1960

Zur Einweihung der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen am 23. April 1961. - Vor den Toren Berlins, auf dem Gelände des ehemaligen faschistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Oranienburg, in das von 1936 bis Kriegsende 200 000 Menschen verschleppt wurden, entsteht - wie in Buchenwald und Ravensbrück - eine würdige Mahn- und Gedenkstätte.
Jeder Quadratmeter Boden ist hier vom Blut der 100 000 Toten durchtränkt, die im KZ Sachsenhausen mit seinen 73 Aussenkommandos erschlagen, erhängt, erschossen, zu Tode geprügelt, durch erbarmunslose Sklavenarbeit zu Grunde gerichtet und vergast wurden. Doch gelang es den SS-Mördern nicht, den Widerstandswillen der politischen Häftlinge zu brechen. So wurde Sachsenhausen auch zur Stätte der großen internationalen Solidarität und des mutigen Kampfes gegen Faschismus und Krieg.

UBz: Das Klinkerwerk, das mörderischste Arbeitskommando. Zuerst brannte man Klinkersteine, aber dann wurden in den riesigen Hallen Granaten gedreht und anderes Kriegsmaterial prduziert.
Bundesarchiv Bild 183-A0706-0018-020, KZ Sachsenhausen, Häftlinge im Klinkerwerk.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-A0706-0018-020 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zentralbild / IML
KZ Sachsenhausen. - Die Häftlinge von Sachsenhausen wurden zu schwerer Arbeit im Klinker-Werk gezwungen, wo viele vor Erschöpfung zusammenbrachen und ermordet wurden.