Klinische Neuropsychologie

Die Klinische Neuropsychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten, bezogen auf schädigungsbezogene Zustände und Veränderungen des Zentralnervensystems und daraus resultierender funktioneller Defizite, Aktivitätsstörungen und Einschränkungen der Partizipation an Lebensbereichen.

Die praktische Umsetzung der klinischen Neuropsychologie besteht in der Diagnose der Defizite und Einschränkungen, sowie darauf aufbauend, in der Entwicklung und Umsetzung therapeutischer Methoden. In der Therapie wird die Schwere der Defizite vermindert oder der Person eine bessere Anpassung an ihre Lebensumwelt ermöglicht.

Die neuropsychologische Diagnostik erfolgt häufig über viele verschiedene, standardisierte Untersuchungsmethoden, die zumindest nach den wichtigsten Gütekriterien für psychologische Testverfahren Validität, Reliabilität und Objektivität konstruiert sein sollten.

Am 24. November 2011 beschloss in Deutschland der Gemeinsame Bundesausschuss der Kassenärztlichen Bundesvereinigungen, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen, dass Patienten mit erworbenen hirnorganischen Erkrankungen – beispielsweise nach einem Schädelhirntrauma oder einem Schlaganfall – künftig eine ambulante neuropsychologische Therapie als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung beanspruchen können[1].

Neuropsychologische Syndrome

  • Zerebrale Sehstörungen (Rehabilitation von Sehstörungen)
  • Störungen räumlicher Leistungen
  • Störungen der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins
  • Neglect (Extinkt)
  • Lern- und Gedächtnisstörungen
  • Frontalhirnsyndrom
  • Hirnorganisches Psychosyndrom
  • Aphasie
  • Apraxie
  • Anosognosie, Agnosie (Objektagnosie)
  • Leitungsstörungen / Diskonnektionssyndrome: Unter diesen Namen wird eine Reihe von neuropsychologischen Syndromen beschrieben, die nicht auf Funktionsstörungen in kortikalen Projektions- oder Assoziationsfeldern selbst beruhen, sondern auf die Unterbrechung der Verbindungen zwischen solchen Zentren zurückzuführen sind. Auch Apraxie, Aphasie, Agnosie und die reine Alexie lassen sich auf solche Störungen zurückführen. Generell wird versucht, viele neuropsychologische Syndrome durch eine Leitungsstörung zu erklären.
  • Demenzsyndrome
  • Pusher-Symptomatik (posturaler Hemineglekt, räumlich perzeptive Basisstörung)
  • Orientierungsstörungen
  • Dysexekutives Syndrom – Störungen des Planen und Problemlösen (auch Frontalhirnsyndrom)

Neuropsychologische Tests (Auswahl)

Aufmerksamkeit

  • Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung/ TAP
  • Trail making test/ TMT
  • d2-Test
  • Wiener Testsystem: Determinationstest / DT
  • Neglect Test/ NET
  • The Balloons Test
  • Continuous Performance Task / CPT
  • Testreihe zur Prüfung der Konzentrationsfähigkeit / TPK
  • Dortmunder Aufmerksamkeitstest / DAT

Sprache

Gedächtnis

  • Wiener Testsystem: Figuraler Gedächtnistest / FGT
  • Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest/VLMT
  • Wechsler Memory Scale/ WMS-R
  • Rivernmead Behavioural Memory Test/RBMT
  • Corsi Block Span
  • Lern- und Gedächtnistest/LGT-3
  • Diagnosticum cerebraler Schädigungen/DCS
  • Rey-Figure
  • Benton-Test

Exekutive Funktionen

  • Wisconsin Card Sorting Test/ WCST
  • Wiener Testsystem: Plan-a-Day Test / PAD
  • Behavioural Assessment of the Dysexecutive Syndrom/BADS
  • Büro Test/BT
  • Organisationsaufgabe
  • Planungstest
  • Türme von Hanoi/Tower of London
  • Regensburger Wortflüssigkeitstest/ RWT
  • Ruff Figural Fluency Test/RUFF
  • 5-Punkte-Test

Wahrnehmung

  • Wiener Testsystem: Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsfunktionen: Alertness / WAFA
  • Visual, Object and Space-Battery/VOSP
  • Cambridge Low Contrast Gradings/CLCG
  • Land Test
  • Simultanextinktion
  • Ishahara Test
  • Farnsworth-Munsell 100-Hue Test

Visuokonstruktion

Apraxie

  • Düsseldorfer Apraxie Test/DAXT
  • Apraxie-Screening nach Poeck

Intellektuelle Leistungsfähigkeit

Screenings

Siehe auch

Literatur

  • Sturm, Hermann, Wallesch (2000): Lehrbuch Klinische Neuropsychologie. Swets.
  • Hartje & Poeck (2000): Klinische Neuropsychologie. Thieme
  • Gauggel, Konrad & Wietasch: Neuropsychologische Rehabilitation; Beltz (1998)
  • Prigatano (2004): Neuropsychologische Rehabilitation – Grundlagen und Praxis. Springer.
  • Goldenberg, Pössl & Ziegler: Neuropsychologie im Alltag; Thieme (2002)
  • Prosiegel (2002): Neuropsychologische Störungen und ihre Rehabilitation. Pflaum.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung des G-BA vom 24. November 2011