Kleptocniden

Es gibt Tierarten, zu deren Beute Nesseltiere (Cnidaria) gehören, und die von diesen die Nesselzellen (Nematocyten) übernehmen können, welche dann als Kleptocniden (gestohlene Nesselzellen) bezeichnet werden. Die übernommenen Zellen werden zum eigenen Schutz gegen natürliche Fraßfeinde eingesetzt. Die Arten selbst haben meistens Schutzmechanismen gegen Angriffe mit Nesselzellen entwickelt, beispielsweise eine Schleimhaut mit saurem pH-Wert. Die Nematocyten werden bei der Nahrungsaufnahme mitgefressen und anschließend eingelagert, teilweise innerhalb von spezialisierten Körperzellen, teilweise gesammelt in besonderen Organen oder einfach in die Epidermis eingelagert.

Der Begriff setzt sich aus "klepto" für "stehlen" und "Cniden" für "Nesselzellen" zusammen.

Diese Einlagerung führte lange Zeit zu der falschen Vermutung, dass Rippenquallen aufgrund ihrer Nesselzellen eng mit den eigentlichen Urhebern dieser Zellen, den Nesseltieren, verwandt sind.

Einige Organismen, die Kleptocniden aufweisen

  • die Rippenqualle Haeckelia rubra
  • Plattwürmer der Ordnung Macrostomida, zum Beispiel
    • Macrostomum lineare
  • Fadenschnecken (Aeolidida oder auch Aeolidacea), zum Beispiel
    • Breitwarzige Fadenschnecke (Aeolidia papillosa)
    • Violette Fadenschnecke (Flabellina affinis)
    • Spurilla neapolitana. Diese Art nimmt unreife Nesselzellen auf, die anschließend in speziellen Organen nachreifen, wobei sie von der Schnecke miternährt werden.

Quellen

  • Paul G. Greenwood: Acquisition and Use of Nematocysts by Cnidarian Predators. In: Toxicon. 54(8), 2010, S. 1065–1070. doi:10.1016/j.toxicon.2009.02.029
  • T. G. Karling: On nematocysts and similar structures in Turbellarians. In: Acta Zoologica Fennica. 116, 1966, S. 1–28.
  • Claus Nielsen: Haeckelia (= Euchlora) and Hydroctena and the phylogenetic interrelationships of Cnidaria and Ctenophora. In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. 25, 1987, S. 9–12. doi:10.1111/j.1439-0469.1987.tb00910.x