Klein Schwarzlosen

Klein Schwarzlosen
Koordinaten:52° 30′ N, 11° 48′ O
Höhe: 45 m ü. NHN
Fläche:6,5 km²[1]
Einwohner:84 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte:13 Einwohner/km²
Eingemeindung:20. Juli 1950
Eingemeindet nach:Hüselitz
Postleitzahl:39517
Vorwahl:039365
Klein Schwarzlosen (Sachsen-Anhalt)

Lage von Klein Schwarzlosen in Sachsen-Anhalt

Klein Schwarzlosen ist ein Ortsteil der Ortschaft Hüselitz der Stadt Tangerhütte im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]

Geographie

Klein Schwarzlosen, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt sieben Kilometer nördlich von Tangerhütte am Rand der Niederung des Flusses Tanger im Südosten der Altmark.[4] Südlich des Dorfes liegt der „Ziegeleiteich“, ein Biotop. Der Wasserstand des Teiches ist annähernd gleich, da er aus mehreren artesischen Quellen gespeist wird.[5]

Nachbarorte sind Groß Schwarzlosen im Nordwesten, Hüselitz im Nordosten und Stegelitz im Südwesten.[4]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Im Jahre 1238 wurde der Ort urkundlich erstmalig erwähnt als Svartelose minus, als Graf Siegfried von Osterburg Dörfer und Besitz in der Altmark, mit denen er vorher vom St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war, dem Abt Gerhard von Werden und Helmstedt überschrieb.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Lutken Swartelose und Swartelose aufgeführt.[7] 1687 hieß es Lütken Schwartzlosen.[1]

In einer älteren Urkunde aus dem Jahre 1120 wird in einer Bestandsauflistung des Augustinerchorherrenstifts St. Lorenz in Schöningen ein Ort namens „svardelese“ benannt. Es werden „im Umkreis der Colbitz-Letzlinger Heide“ unter anderem Bellingen, Schernebeck sowie Klein- oder Groß Schwarzlosen erwähnt.[8]

Im Jahr 1898 wurde in Klein Schwarzlosen die „I. Dampfmolkerei am Tanger“ von Mitgliedern aus den umliegenden Dörfern gegründet. 1933 wurde die Molkerei als eine der ersten auf Elektrizität umgestellt.[5]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 25 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 600 Hektar, eine Kirchenbesitzung 38 Hektar Fläche.[1] Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Geschwister Scholl“.[9]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann meint, der Name 1238 swartelose, 1377 swarteloze, 1540 schwartlosen, zeigt in der Endung die indogermanische Wurzel „losen“ für „Holz“ oder „Wald“ und bedeutet „Schwarzholz“.[10][11][12]

Wüstungen

Das frühere Schwarzlosen stand wohl 1,25 Kilometer südlich vom heutigen Dorf. Dort hieß ein Flurstück „das alte Dorf“.[13] 1863 wurden beim Pflügen Reste von Mauerwerk gefunden.[14] 1,75 Kilometer südlich des heutigen Dorfes, südlich vom Zusammenfluss von Tanger und Dollgraben liegt eine Wiese, die „Worth“ genannt wurde. Spuren einer Siedlung sind aber nicht erkennbar.[13]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf Klein Schwarzlosen zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 und 1813 lag es im Kanton Lüderitz auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Klein Schwarzlosen nach Hüselitz eingemeindet.[15]

In einem Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Tangerhütte und allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land wurde deren Eingemeindung nach Tangerhütte geregelt. Dem Vertrag stimmte der Gemeinderat Hüselitz am 11. Mai 2010 zu. Er wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindung trat am 31. Mai 2010 in Kraft.[16] So kam der Ortsteil Klein Schwarzlosen zur Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte und zur neu entstandenen Ortschaft Hüselitz.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734096
1772055
1790168
1798166
1801165
1818183
JahrEinwohner
1840204
1864210
1871215
1885199
1892[00]288[17]
1895208
JahrEinwohner
1900[00]198[17]
1905190
1910[00]182[17]
1925197
1939167
1946268
JahrEinwohner
201389[18]
201483[18]
201894[19]
201992[19]
202096[20]
202190[20]
JahrEinwohner
2022[0]85[2]
2023[0]84[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Preußischer Rundsockelstein an der Kreuzung nach Steglitz
  • Die evangelische Dorfkirche Klein Schwarzlosen ist eine romanische Saalkirche aus Feldstein aus dem 13. Jahrhundert mit einem Westquerturm.[25]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof. Er ist von einer Feldsteinmauer umgeben. Das Kirchhofportal ist ein Backsteintor aus dem 16. Jahrhundert.[26]
  • Klein Schwarzlosen wird mit einem Denkmal den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges gedacht, einer Granitplatte auf einem Feldsteinsockel.[27]
  • Der preußische Rundsockelstein an der Kreuzung nach Steglitz steht unter Denkmalschutz.

Sagen aus Klein Schwarzlosen

Aus dem Dorf Klein Schwarzlosen sind viele Sagen bekannt, die der Pfarrer Alfred Pohlmann 1901 aufzeichnete, der hier geboren ist. In drei Sagen kommt der Teufel vor, ihm begegneten der Nachtwächter, der Schmied und ein Bauer. Sogar Till Eulenspiegel weilte als Knecht in Klein Schwarzlosen und in einer anderen Sage erschien der Teufel als dreibeiniger Mops.[28]

Der Lehrer R. Lühe überlieferte 1908 die Sage „Der vergrabene Schatz in Klein-Schwarzlosen“.[29] Eine ähnliche Sage unter dem Titel „Der schwarze Hahn“ erzählte 1994 Hanns H. F. Schmidt nach, außerdem die Sage und Spukgeschichte „Die Toten wollen ihre Ruhe“.[30]

Sohn des Ortes

  • Alfred Pohlmann (1848–1927), evangelischer Geistlicher und Schriftsteller

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 303, 87. Klein Schwarzlosen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 93 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2034–2038, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2034–2038, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Birgit Schulze: So wenig Babys wie noch nie. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 13. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
  3. Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de [PDF; 399 kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. a b Ortschaften Hüselitz, Klein Schwarzlosen. In: tangerhuette.de. Abgerufen am 21. Februar 2021.
  6. Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 51 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D00051~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 337, 375.
  8. Christian Helbich: Augustinerchorherrenstift St. Lorenz in Schöningen. In: arcinsys.niedersachsen.de. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel, 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  9. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1005, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  10. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  11. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 88.
  12. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 123–125.
  13. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 408, Nr. 484, 485 (uni-jena.de).
  14. Johann Friedrich Danneil: Die Wüsten der Altmark. Fortsetzung und Schluß. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 68, Schwarzlosen (Klein) (altmark-geschichte.de [PDF]).
  15. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  16. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr. 13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S. 183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  17. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 93 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. a b Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S. 20.
  19. a b Birgit Schulze: Tangerhütte schrumpft wieder. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2020, S. 20.
  20. a b Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 17.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 117 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Tangerhütte. In: ekmd.de. Abgerufen am 9. April 2023.
  23. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  24. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 21. Februar 2021.
  25. Folkhard Cremer, Tillman von Stockhausen in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 480.
  26. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 262.
  27. Klein Schwarzlosen, Stadt Tangerhütte. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Mai 2019, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  28. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 11–13, 40, 220–221 (archive.org).
  29. Lehrer R. Lühe: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 177–178, Der vergrabene Schatz in Klein-Schwarzlosen (archive.org).
  30. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 136–137.

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