Klein Chüden

Klein Chüden
Stadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 52′ 30″ N, 11° 13′ 9″ O
Höhe: 20 m
Fläche:3,57 km²[1]
Einwohner:10 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte:3 Einwohner/km²
Eingemeindung:20. Juli 1950
Eingemeindet nach:Ritze
Postleitzahl:29410
Vorwahl:03901

Lage von Klein Chüden in Sachsen-Anhalt

Klein Chüden gehört zur Ortschaft Chüden und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Klein Chüden, ein Rundplatzdorf,[1] liegt fünf Kilometer nordöstlich von Salzwedel in der Altmark am „Graben nordwestlich Klein Chüden“, der in den Ritzer Grenzgraben strömt.[3]

Geschichte

Im Jahre 1282 wurde Klein Chüden als in slavicali villa Chudene erwähnt, als die Markgrafen Otto V., Albrecht und Otto das Dorf dem Heiliggeiststift vor Salzwedel übereigneten, das vorher Johann de Cracoue gehört hatte.[4] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort als Wendischen Chuͤden aufgeführt.[5]

Eine besondere Überlieferung ist die Nennung der neu erbauten und geweihten Kapelle in der villa in Slauica Chuden am 6. Januar 1388.[6] Matthias Friske hebt hervor, dass es der einzige bekannte Fall ist, für den bei einem ländlichen Kirchenbau ein beinahe genaues Bau- und Weihedatum überliefert ist. Er nimmt an, dass diese Kapelle Ende 1387 errichtet worden war und dass sie eine Holzkirche war, da ihr Nachfolgerbau ein nichtmassives Gebäude war.[7] Die neuzeitliche Fachwerkkirche stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.[8]

Weitere Nennungen des Dorfes sind 1608 Wendische Chüeden, 1686 Wendisch Chüden oder Klein Chüden,[1] 1775 Klein Chüden[9] und 1804 Klein Chuͤden, ein Dorf mit sechs Ganzbauern, zwei Einliegern.[10]

Bei der Bodenreform wurden 1945 erfasst: 7 Besitzungen unter 100 Hektar haben zusammen eine Fläche von 292 Hektar, die Kirche hat 1 Hektar und die Gemeinde hat 1 Hektar.[1]

Herkunft des Ortsnamens

Jürgen Udolph führt den Ortsnamen auf einen slawischen Personennamen zurück, im Sinne von „Siedlung eines Chud“.[11]

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Klein Chüden aus dem Landkreis Salzwedel in die Gemeinde Ritze eingemeindet.[12] Am 1. Dezember 1972 erfolgte die Eingemeindung von Ritze in die Gemeinde Chüden. Die Gemeinde Chüden war am gleichen Tag durch die Umbenennung von Groß Chüden in Chüden entstanden.[13] Am 1. Januar 2010 wurde die Gemeinde Chüden nach Salzwedel eingemeindet. Dadurch kam Klein Chüden als Ortsteil zu Salzwedel und gleichzeitig zur neu entstandenen Ortschaft Chüden.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
173442
177450
178964
179841
180147
181862
JahrEinwohner
184065
186460
187164
188553
1892[00]48[14]
189550
JahrEinwohner
1900[00]50[14]
190552
1910[00]53[14]
192561
193957
194680
JahrEinwohner
2010[00]20[15]
2015[00]13[16]
2021[0]10[2]

Quelle bis 1946, wenn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelischen Christen aus Klein Chüden gehören heute zum Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]

Die evangelische Kirchengemeinde Klein Chüden gehörte früher zur Pfarrei Groß Chüden.[18] Am 24. März 2019 fand der letzte Gottesdienst in der Dorfkirche Klein Chüden statt.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Zwei Bauernhöfe und ein Wirtschaftsgebäude im Dorf stehen unter Denkmalschutz.
  • Die frühere evangelische Dorfkirche Klein Chüden steht seit 2019 im Freilichtmuseum Diesdorf.[20][19] Sie ist eine Kirche im Fachwerkstil. Ihre Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg als kriegswichtiges Material angesehen, eingezogen und eingeschmolzen. Die Glocke der Kirche aus dem benachbarten Jahrsau konnte gerettet werden. Sie hing am Ostgiebel der Kirche Klein Chüden auf dem kleinen Glockenträger.[8] Matthias Friske weist darauf hin, dass die Kirche in Klein Chüden niemals den spätgotischen Schnitzaltar aus Jahrsau beherbergte,[21] wie an anderer Stelle angegeben.[22][23]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 428–430, doi:10.35998/9783830522355.
  2. a b Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 28 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 380 (uni-potsdam.de (Memento vom 7. April 2019 im Internet Archive)).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 182 (Digitalisat).
  7. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 274, Klein Chüden.
  8. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 255.
  9. Anton Friedrich Büsching: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Verlag der Buchhandlung der Realschule, Berlin 1775, S. 46 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11062208~SZ%3D00124~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 340 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00362~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 191, Groß Chüden.
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 357, 362, 364.
  14. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 58–63 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  16. Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  17. Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg. Abgerufen am 7. April 2019.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. a b Oliver Becker: Trauer und Freude in kleiner Kirche. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 26. März 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 7. April 2019]).
  20. David Schröder: Ein Gottesdienst zum Abschied. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 15. Februar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 7. April 2019]).
  21. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski und Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 235, Fußnote 819.
  22. Ritze, Klein Chüden und Groß Chüden. Abgerufen am 25. September 2021.
  23. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1047, doi:10.35998/9783830522355.

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