Klaus Raddatz (Prähistoriker)
Klaus Ernst Hellmut Raddatz (* 19. November 1914 in Konitz in Westpreußen; † 24. Dezember 2002) war ein deutscher Prähistoriker. Er gilt als der „Entdecker“ der Bandkeramiker in der Uckermark, wo er aufwuchs.
Werdegang
Seine Jugend verbrachte Klaus Raddatz in Prenzlau in der Uckermark, da sein Geburtsort Konitz nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags zur Einrichtung des Polnischen Korridors 1920 an Polen abgetreten wurde. Er besuchte das Gymnasium in Prenzlau und Pasewalk. Bereits als Schüler interessierte er sich für urgeschichtliche Bodendenkmäler und Funde in seiner neuen Heimat und war mit dem damaligen Kustos des Uckermärkischen Museums, Joachim Otto von der Hagen (1860–1942), bekannt.[1] Im Alter von 19 Jahren veröffentlichte Raddatz seine ersten Fundberichte. Er machte eine Ausbildung zum technischen Zeichner und begann nach seiner Wehrpflicht (1936–1938) ein Studium der Ur- und Frühgeschichte in Kiel. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs brach er das Studium ab, da er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. In der Nachkriegszeit war er Hafenarbeiter in Bremen und setzte später sein Studium in Kiel fort. Er nahm an Ausgrabungen auf Sylt und in Haithabu teil. 1955 promovierte er mit einer Arbeit über den „Thorsberger Moorfund“. Danach war er am Deutschen Archäologischen Institut Madrid und beim Archäologischen Institut Schloss Gottorf tätig. 1967 wurde er für ein Werk über spanische Silberfunde habilitiert und folgte einem Ruf an die Universität Hannover, wo er die Funktion eines Professors und wissenschaftlichen Rats wahrnahm.
1974 erhielt Klaus Raddatz den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Göttingen und leitete das dortige Seminar für Ur- und Frühgeschichte bis zu seiner Emeritierung. 1970 war er Gründungsmitglied der Archäologischen Kommission für Niedersachsen.
In seinem wissenschaftlichen Werk behandelte Klaus Raddatz Themen der römischen Kaiserzeit in Mittel-, Nord- und Osteuropa sowie der Ur- und Frühgeschichte Italiens und der iberischen Halbinsel. Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2002 wissenschaftlich tätig.
Schriften und Beiträge (Auswahl)
- Das völkerwanderungszeitliche Kriegergrab von Beja, Südportugal. Jahrbuch RGZM 6, 1959, S. 142–150.(Online)
- Zu den spätantiken Kriegergräbern von Tañine in: Madrider Mitteilungen 4, 1963, S. 133ff
- Grabfunde der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit von Kirchweyhe und Osterholz, Kreis Grafschaft Hoya. Hildesheim 1976. Heft 10 in der Reihe Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens
- Prunkäxte – Zeugnisse des Mongoleneinfalls nach Mitteleuropa in: Archäologisches Korrespondenzblatt 32, 2002, S. 295–310
In: Mitteilungen des Uckermärkischen Museums- und Geschichtsvereins zu Prenzlau
- Zur bandkeramischen Besiedlung des Kreises Prenzlau in: Bd. 9 (Heft 1), Prenzlau 1935, S. 3–32.
- Zur älteren Geschichte der Ur- und Frühgeschichtsforschung in der Uckermark in: Bd. 1, S. 7–38.
- Echt und gefälscht: Zu einer merkwürdigen Sammlung ur- und frühgeschichtlicher Funde aus der Uckermark in: Bd. 1, S. 39–44.
In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen
- Zur Besiedlung der Leineaue bei Göttingen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, 1970
- Spuren alter Eisenverhüttung in der Wietzeaue bei Isernhagen, Kreis Burgdorf, 1972
- Probleme einer archäologischen Landesaufnahme im niedersächsischen Mittelgebirgsgebiet, 1972
- Funde der jüngeren vorrömischen Eisenzeit vom Steinbühl bei Nörten-Hardenberg, Kreis Northeim, 1981
- Archäologische Beobachtungen in Gnezdovo bei Smolensk, 1991
- Der Dowesee bei Braunschweig, ein Opferplatz der frühen Völkerwanderungszeit in Niedersachsen, 1999
- Anmerkungen zur Madeburg bei Reckershausen, Kr. Göttingen, 1991
- Beobachtungen an archäologischen Oberflächenfundplätzen und -funden der Göttinger Gegend, 2002
In: Göttinger Jahrbuch
- Die Keramik der eisenzeitlichen Siedlung in Rosdorf, 1963
- Ein bandkeramischer Hausgrundriß von Rosdorf, Kr. Göttingen, 1964
- Zur Wüstung Rode bei Geismar, Kr. Göttingen, 1964
- Altsteinzeitliche Fundplätze im Gartetal bei Benniehausen, Kreis Göttingen, 1966
- Kleinere ur- und frühgeschichtliche Funde aus der Göttinger Gegend, 1967
- Zur angeblichen Befestigung auf dem Steinberg bei Seeburg, Kreis Duderstadt, 1968
- Ein jungpaläolithischer Fund von Hevensen, Kr. Northeim, 1970
- Mesolithische Fundplätze im Solling, 1970
- Die frühneolithische Siedlung bei Volkerode, Kreis Göttingen, 1979
Literatur
- Matthias D. Schön: Prof. Dr. Klaus Raddatz. 19.11.1914-24.12.2002. in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 72, 2003, S. 201–202.
- Horst Gerken (Hsg.): "Catalogus Professorum 1831-2006", Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover, Band 2, 2006
Einzelnachweise
- ↑ Prenzlauer Stadtlexikon und Geschichte in Daten, Hrsg. Uckermärkischer Geschichtsverein zu Prenzlau e.V., 2005, Prenzlau
Personendaten | |
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NAME | Raddatz, Klaus |
ALTERNATIVNAMEN | Raddatz, Klaus Ernst Hellmut (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Prähistoriker |
GEBURTSDATUM | 19. November 1914 |
GEBURTSORT | Konitz, Westpreußen |
STERBEDATUM | 24. Dezember 2002 |