Klasse 119

Flagge
Klasse 119
Zerstörer 1-Klasse
Zerstörer 6 bei der Kieler Woche 1962
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F013260-0005 / Steiner, Egon / CC-BY-SA 3.0

Zerstörer 6 bei der Kieler Woche 1962
Übersicht
TypZerstörer
Einheiten6
Bauwerft

siehe Einheiten

Kiellegung1941 bis 1942
Stapellauf1942 bis 1943
Indienststellung1958 bis 1960
Außerdienststellung1967 bis 1982
Technische Daten
Verdrängung

2250–2750 ts

Länge

114,70 m

Breite

12,00 m

Tiefgang

4,40 m (Standard)

Antrieb
  • 2 Satz Dampfturbinen von General Electric
  • 4 ölgefeuerte Dampfkessel von Babcock & Wilcox
  • 2 Wellen mit Propeller, ø 3,50 m, je 3 Flügel
  • 1 Ruder
Geschwindigkeit

36 kn

Bewaffnung
  • 4 × 127 mm in Einzeltürmen
  • 6 × 7,6 cm L/50 in Zwillingslafetten
  • 5 × 21 Zoll Torpedorohre (1 Fünfergruppe)
  • 2 × 53,3 cm Torpedorohre
  • 2 × U-Jagd-Werfer Hedgehog
  • 1 × WaBo-Schiene
  • 1 × Minenablaufschiene

Die Klasse 119 der Bundesmarine wurde von den Ende der 1950er Jahre – im Rahmen des amerikanischen Military Assistance Program[1] – übernommenen sechs Zerstörern der Fletcher-Klasse gebildet.

Geschichte

Fletcher-Klasse

Zwischen 1941 und 1945 wurden 175 Zerstörer der Fletcher-Klasse für die United States Navy gebaut. 19 davon gingen im Krieg verloren. 145 Zerstörer wurden nach Kriegsende außer Dienst gestellt und der Reserveflotte zugeordnet.
Bereits 1948 begann man, 18 Einheiten zu reaktivieren und zur U-Jagd umzurüsten. Weitere 60 Zerstörer wurden reaktiviert und in zwei verschiedenen Konfigurationen modernisiert. Von den 18 U-Jagd-Einheiten wurden später drei Zerstörer im Rahmen des FRAM II-Programmes erneut modernisiert.
In den 1950er Jahren wurden viele Fletcher-Zerstörer sowohl in Originalkonfiguration, als auch in modernisierter Form an verschiedene Marinen abgegeben.
Die US Navy begann ab 1969, die Zerstörer der Fletcher-Klasse endgültig außer Dienst zu stellen. Einige Zerstörer dieser Klasse blieben noch bis über die 1990er Jahre hinaus in Dienst. Das letzte Schiff der Klasse, die BAM Cuitlahuac (ex USS John Rodgers (DD-574)), wurde am 16. Juni 2001 bei der mexikanischen Marine außer Dienst gestellt. Damit endete die Ära der Fletcher-Zerstörer nach fast 60 Jahren.[2]

Bundesmarine

Da die Zeit für die Planung, den Bau und die Erprobung eigener größerer Schiffe nicht zur Verfügung stand, erhielt die Bundesrepublik Deutschland von 1958 bis 1960 im Rahmen des amerikanischen Military Assistance Programs sechs Zerstörer der Fletcher-Klasse für die Bundesmarine von den USA geliehen. Eine Option für die Überlassung von fünf weiteren Zerstören wurde nicht wahrgenommen. Nach einer zwischenzeitlichen Verlängerung der Leihzeit wurden 1976 die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen vier Einheiten für umgerechnet je etwa 191.500 € angekauft.
Die Zerstörer der Klasse 119 erhielten bei ihrer Indienststellung keine Namen zugeteilt, sie wurden lediglich von 1 bis 6 durchnummeriert. Erst 1960 wurden ihnen die Namen Zerstörer 1 bis Zerstörer 6 gegeben. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurden die Zerstörer Z 1, Z 2, Z 3, Z 4, Z 5 und Z 6 genannt.
Nach ihrer Indienststellung wurden die ersten drei Zerstörer dem 1. Zerstörergeschwader, und die weiteren drei dem 3. Zerstörergeschwader unterstellt. Heimathafen für alle Einheiten war Kiel. Der Zerstörer 3 wurde ab dem 1. April 1974 dem Flottendienstgeschwader in Flensburg unterstellt. Ab dem 1. Oktober 1971 wurden die verbliebenen Zerstörer im 3. Zerstörergeschwader zusammengefasst. Nach der Auflösung des 3. Zerstörergeschwaders am 30. Juni 1981 wurden die noch vorhandenen zwei Zerstörer, Zerstörer 2 und Zerstörer 5, dem 1. Zerstörergeschwader bis zu ihrer Außerdienststellung unterstellt.
Nach ihrer Außerdienststellung wurden die Zerstörer 1 und Zerstörer 6 als Ersatzteilreserve für die anderen Zerstörer ausgeschlachtet. Zerstörer 6 wurde abgebrochen und Zerstörer 1 wurde anschließend als Zielschiff für die Marineflieger im Mittelmeer aufgebraucht. Am 16. Mai 1979 wurde der Zerstörer Zerstörer 1 dann von dem deutschen U-Boot U 29 durch Torpedobeschuss versenkt.
Die anderen Zerstörer wurden im Rahmen der Verteidigungshilfe an die griechische Marine abgegeben.
Die Aufgaben der Zerstörer der Zerstörer 1-Klasse wurden durch die Fregatten der Bremen-Klasse übernommen.[3]

Technik

Vor der Übernahme wurden die Schiffe in erheblichem Maße modernisiert. Es wurden alle 20-mm-Oerlikon-Kanonen ausgebaut und die 40-mm-Bofors-Geschütze durch drei 76,2-mm-Zwillingsflak ersetzt. Um den für diese Geschütze und die mit ihnen verbundenen Feuerleitgeräte benötigten Decksraum zu gewinnen, mussten der dritte 127-mm-Turm und der vordere Fünflings-Torpedorohrsatz entfernt werden. Die Elektronik wurde modernisiert und der Mast durch einen Dreibeinmast ersetzt.
Bei späteren Werftliegezeiten wurde bei den sechs Zerstörern, den deutschen Erfordernissen entsprechend, die anfangs offenen Brücken, unter gleichzeitiger Vergrößerung in eine geschlossene Brücke umgestaltet. Drei Zerstörer (Zerstörer 2, Zerstörer 3 und Zerstörer 4) wurden mit je einer kleinen Hütte an der Brückenrückseite versehen. Ferner wurden alle sechs Einheiten mit zwei U-Abwehr-Torpedorohren (Einzel-UTR 533 mm) nachgerüstet. Später wurde auch der zweite Fünflings-Torpedorohrsatz entfernt.
Zerstörer 4 hatte Anfang der 1960er Jahre bis 1962 zwei 40-mm-Bofors-Flak MEL auf den Positionen der 76,2-mm Flak an Bb- und Stb-Seite. Zu Erprobungszwecken wurde von 1974 bis zum Frühjahr 1975 anstelle des achteren 76,2-mm-Flak-Zwillings ein containerisierter 76-mm-Oto-Melara-Turm mitgeführt.[4]

Einheiten

F l e t c h e r - K l a s s e
NameKennungBauwerftKiel-
legung
Stapel-
lauf
Indienst-
stellung
Außerdienst-
stellung
Gestrichen[a]Foto
USS RinggoldDD 500Federal Shipbuilding and Drydock Company25.06.194211.11.194230.12.194223.03.194601.10.1974
USS AnthonyDD 515Bath Iron Works17.08.194220.12.194226.02.194317.04.194615.04.1972USS Anthony (DD-515)
USS WadsworthDD 516Bath Iron Works18.08.194218.08.194316.05.194318.04.194601.10.1974
USS Charles AusburneDD 570Consolidated Steel Corporation[5]14.05.194116.03.194224.11.194218.04.194601.12.1967USS Charles Ausburne (DD-570)
USS ClaxtonDD 571Consolidated Steel Corporation25.06.194101.04.194208.12.194218.04.194601.10.1974USS Claxton (DD-571)
USS DysonDD 572Consolidated Steel Corporation25.06.194115.04.194230.12.194231.03.194701.10.1974

[a]Aus der Liste der Schiffe der U.S. Navy gestrichen.

Z e r s t ö r e r  1 - K l a s s e
NameKennungFunkrufzeichenIndienst-
stellung
Außerdienst-
stellung
VerbleibFoto
bis 30.11.1981ab 01.12.1981
Zerstörer 1
ex USS Anthony (DD-515)
D 170
(Z 1)
DBZQ17.01.195817.03.19721979 als Zielschiff von U 29 vor Kreta versenkt
Zerstörer 2
ex USS Ringgold (DD-500)
D 171DBOV14.06.195918.09.1981an Griechenland Kimon (D 42), 1993 abgebrochenZerstörer 2 1960
Zerstörer 3
ex USS Wadsworth (DD-516)
D 172DBOW06.10.195915.10.1980an Griechenland Nearchos (D 65), 1991 abgebrochen
Zerstörer 4
ex USS Claxton (DD-571)
D 178DBOX15.12.195926.02.1981an Griechenland, Ersatzteilreserve, 1991 abgebrochenZerstörer 4 1972
Zerstörer 5
ex USS Dyson (DD-572)
D 179DBQYDRAI17.02.196026.02.1982an Griechenland, Ersatzteilreserve, 1993 abgebrochen
West German destroyer Z 5 (D 179) underway in the North Sea, in March 1981.jpg
Zerstörer 6
ex USS Charles Ausburne (DD‑570)
D180DBRB12.04.196009.10.19671968 an Fa. Harmsdorf in Lübeck, abgebrochen
Zerstörer 6 bei der Kieler Woche 1962
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F013260-0005 / Steiner, Egon / CC-BY-SA 3.0

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Koop, Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine 1956 bis heute. München 1996, ISBN 3-7637-5950-6.
  • Wolfgang Harnack: Die Zerstörerflottille der Deutschen Marine von 1958 bis heute. Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0816-1
  • Stefan Terzibaschitsch: Zerstörer der U.S. Navy. Augsburg 1997, ISBN 3-86047-587-8

Weblinks

Commons: Deutsche Zerstörer der Fletcher-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Military Assistance Program in der englischsprachigen Wikipedia
  2. Terzibaschitsch: Zerstörer der U.S. Navy
  3. Koop, Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine 1956 bis heute
  4. Harnack: Die Zerstörerflottille der Deutschen Marine von 1958 bis heute
  5. Consolidated Steel Corporation in der englischsprachigen Wikipedia

Auf dieser Seite verwendete Medien

USS Ringgold (DD-500).jpg
USS Ringgold (DD-500) und ein Schlachtschiff der South Dakota-Klasse im Pazifik, circa im Juli 1945.
USS Claxton (DD-571) off the Mare Island Naval Shipyard on 13 May 1944 (19-N-66231).jpg
The U.S. Navy destroyer USS Claxton (DD-571) off the Mare Island Naval Shipyard, California (USA), on 13 May 1944. She is painted in Camouflage Measure 31, Design 16D.
USS Dyson - 19-N-73206.jpg
The U.S. Navy destroyer USS Dyson (DD-572) underway off the Mare Island Naval Shipyard, California (USA), on 30 September 1944. She is painted in Camouflage Measure 31, Design 16D.
West German destroyer Z 5 (D 179) underway in the North Sea, in March 1981.jpg
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Zerstörer 5 (D 179) der Bundesmarine in der Nordsee, fotografiert von Zerstörer Mölders (D 186).
Zerstörer 4 D 178 W Kiel 08-1972.jpg
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Zerstörer 4 (D178) 1972 in Kiel
USS Anthony (DD-515) off the Mare Island Naval Shipyard on 8 December 1944 (NH 102864).jpg
The U.S. Navy destroyer USS Anthony (DD-515) off the Mare Island Naval Shipyard, California (USA), on 8 December 1944.
USS Charles Ausburne (DD-570) underway at sea on 23 March 1944 (80-G-232122).jpg
The U.S. Navy destroyer USS Charles Ausburne (DD-570) underway in the vicinity of the Solomon Islands on 23 March 1944. Note crewmen standing at quarters on the destroyer's main deck and superstructure. The photo was taken from the light cruiser USS Montpelier (CL-57).
Bundesarchiv B 145 Bild-F013260-0005, Kieler Woche, Zerstörer Z 6 (D 180).jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Kieler Woche 1962
Bundespräsident auf der "Ashanti" nimmt Parade von "Gorch Fock" deutschen und ausl. Kriegsschiffen ab
USS WADSWORTH (DD-516).jpg
The U.S. Navy destroyer USS Wadsworth (DD-516) off the Mare Island Naval Shipyard, California (USA), on 5 December 1944. She was in overhaul at Mare Island from 25 October until 12 December 1944.
West German destroyer Z 2 (D 171) underway, in 1960.jpg
The West German destroyer Zerstörer 2 (D 171) during a fleet exercise, in 1960. Z 2 was commissioned as USS Ringgold (DD-500) and served with the U.S. Navy from 1942 to 1946. She was transferred to West Germany in 1959 and served until 1981, when she was again transferred to Greece as Kimon (D42). The ship was finally decommissioned and scrapped in 1993.