Kirchworbis liegt im Eichsfelder Kessel südlich des Langenberges (462,5 m ü. NN), eines Ausläufers des Ohmgebirges. Vor dem Ort fließt südlich die Wipper. Der Ort liegt nur knapp zwei Kilometer südöstlich der ehemaligen Kreisstadt Worbis und ist mit dieser eng verbunden. Durch Kirchworbis verläuft die ehemalige B 80. Im Nachbarort Breitenworbis befindet sich eine Auffahrt auf die A 38 (Südharzautobahn).
Geschichte
Kirchworbis wird 1209 als Kirchworvece erstmals urkundlich erwähnt und ist ein altes Kirchdorf. Ein zweites Mal tritt der Ort knapp dreißig Jahre später wieder in Erscheinung, diesmal unter den Namen Kirchworbeze und Kirchworveze. Es gilt als gesichert, dass der zweite Teil des Namens slawischen Ursprungs ist und von dem Wort wrba (Weide) abgeleitet werden kann. Demnach wurde der Ort von den Wenden zur Zeit der Völkerwanderung angelegt, nachdem sie in das von den germanischen Stämmen verlassene Gebiet nachgerückt waren. Bereits 1055 siedelten die Wenden im Gebiet des heutigen Eichsfeldes.[2] Zur genaueren Unterscheidung der drei Orte Worbis, Breitenworbis und der Wüstung Hugenworbis nannte man das Dorf Kirchworbis. Man nimmt an, dass Kirchworbis älteren Ursprungs ist oder die Kirche einen höheren Rang einnahm. Mit der zweiten Nennung 1238 erscheint es dann auch als Pfarrdorf, da die Urkunde von einem Hunoldus, vicarius in Kirchworveze spricht, der als Zeuge auftrat. Im Jurisdiktionalbuch des Martinusstiftes aus dem Jahre 1675 wird erwähnt, dass der Propst des Martinusstiftes zu Heiligenstadt das Patronat über die Pfarrkirche St. Martin innehatte. Möglicherweise bestand die Hoheit Heiligenstadts über das Pfarrdorf schon seit 1276, als Erzbischof Ruthard dem Propst des Stiftes fünf Pfarrkirchen verlieh, dabei wurde Kirchworbis jedoch nicht ausdrücklich erwähnt. Der Ort gehörte bis zur Säkularisation zu Kurmainz und wurde 1802 preußisch. Nach kurzer Zugehörigkeit zum Königreich Westphalen war Kirchworbis bis 1945 Teil der preußischen Provinz Sachsen. Der Neubau der Pfarrkirche erfolgte im Jahr 1913.
1945 bis 1949 kam der Ort zur sowjetischen Besatzungszone und war ab 1949 Teil der DDR. Von 1961 bis zur Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 lag der Ort nahe der innerdeutschen Grenze. Im Jahr 2002 wurde die Valentinuskapelle restauriert.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
1994: 1.501
1995: 1.522
1996: 1.542
1997: 1.531
1998: 1.533
1999: 1.539
2000: 1.512
2001: 1.497
2002: 1.506
2003: 1.499
2004: 1.499
2005: 1.485
2006: 1.458
2007: 1.425
2008: 1.416
2009: 1.400
2010: 1.381
2011: 1.387
2012: 1.373
2013: 1.345
2014: 1.342
2015: 1.345
2016: 1.326
2017: 1.335
2018: 1.329
2019: 1.308
2020: 1.303
2021: 1.315
2022: 1.336
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Kirchworbis setzt sich aus 12 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
Der ehrenamtliche Bürgermeister Wolfgang Benisch (CDU/Bürgerbewegung) wurde am 5. Juni 2016 wiedergewählt.[5]
Sehenswürdigkeiten
St. Martins-Kirche
Die Valentinskapelle ist eine frühere Wallfahrtskapelle (erbaut im 14./15. Jahrhundert durch Valentin von Bültzingslöwen, 1734/35 unter Pfarrer Joh. Christoph Hewig neu errichtet)[6]
In der Flur befindet sich ein Stationsweg zur Mariengrotte als Andachtsstätte.
Zu den denkmalgeschützten Fachwerkhäusern und Mühlen[7] von Kirchworbis gehören:
Die Obere Ippmühle soll seit dem 14. Jahrhundert bestehen. Sie war bis 1979 in Betrieb, wurde mehrmals umgebaut oder erneuert. Das Anwesen wird gewerblich genutzt.
Die Untere Ippmühle in unmittelbarer Nachbarschaft der Oberen Ippmühle hieß nach einem Besitzer auch Huckemühle. Sie war bis 1969 als Mahlmühle in Betrieb.
Die Riethmühle liegt abgeschieden vom Dorf. Sie war überwiegend eine Öl- und Schlagmühle. Um 1906 begann man die Mühle umzubauen, ein Ingenieur wollte daraus ein E-Werk zur Stromerzeugung aufbauen. Das Mühlrad wurde 1960 stillgelegt.
Josef Ständer (1894–1976), Arzt und Politiker (NSDAP, MdR)
Literatur
Philipp Knieb: Chronik von Kirchworbis. In: Verein f. Eichsfeldische Heimatkunde e. V., Verein „Goldene Mark“ Untereichsfeld e. V. (Hrsg.): Eichsfeld-Jahrbuch. Band7. Mecke, Duderstadt 1999, S.138–184.
Werner Fischer u. a.: Kirchworbis. Ein Dorf im Spiegel der Zeit. Ein Heimatbuch. Kirchworbis 2008, 497 Seiten
↑Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes mit Urkunden erläutert, Band 1. Rosenbusch, Göttingen 1792, S.33.
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8: Thüringen, Erfurt 2003, S. 39, ISBN 3-88864-343-0.
↑A. Dölle: Die Valentinuskapelle in Kirchworbis. In: Eichsfelder Heimatstimmen. 29. Jg. (1985), Verlag Mecke Duderstadt, S. 363–365
↑Volker Große, Klaus Herzberg: Mühlen im Obereichsfeld. In: Maik Pinkert (Hrsg.): Ein Kompendium. Eichsfeld-Verlag, Heiligenstadt 2008, ISBN 978-3-935782-13-5, S.218–225.