Kirche zum guten Hirten (Münkeboe)

Kirche zum guten Hirten

Die evangelisch-lutherische Kirche zum guten Hirten in Münkeboe, einem Ortsteil der Gemeinde Südbrookmerland im zentralen Ostfriesland wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaut und ist damit die jüngste Kirche in der politischen Gemeinde.

Geschichte

Altarraum
Orgelempore

Vereinzelt hatten sich schon im 17. Jahrhundert Menschen auf dem Gebiet der heutigen Dörfer Münkeboe und Moorhusen niedergelassen. Einen Schub bekam die Entwicklung der Orte durch das Urbarmachungsedikt König Friedrich II., der 1744 die Macht in Ostfriesland angetreten hatte, in dessen Folge die beiden Moorkolonien zunehmend besiedelt wurden. Kirchlich waren sie der Gemeinde Engerhafe zugeordnet. Der schlechte Zustand der Wege und Straßen bis ins frühe 20. Jahrhundert – zum einen wegen der Boden- und Entwässerungsverhältnisse, zum anderen wegen finanzieller Mängel – erschwerte den Besuch der Kirche in Engerhafe. Der Pastor predigte daher abwechselnd in Münkeboe und Moorhusen. Als 1883 in Moorhusen und 1885 in Münkeboe ein Schulhaus gebaut wurde, erhielten beide Gebäude je einen Anbau mit Kapelle, mit einem Altar und einem Epistelstuhl.[1]

Mehrfach beschwerten sich die Bewohner der Moorkolonien über die weite Entfernung zur Kirche von Engerhafe und forderten die Gründung einer selbstständigen Gemeinde. In einem Schreiben an das zuständige Konsistorium in Aurich aus dem Jahr 1866 heißt es: „Unsere Jugend ist bei der großen Entfernung von der Kirche fast noch größeren Nachtheilen und Gefahren ausgesetzt. Dieselbe ist auf dem weiten Wege zur sonntäglichen Katechitation und zum Confirmanden-Unterricht, ohne Aufsicht sich selbst überlassen der Verführung zum Leichtsinn und zur Thorheit, wohl gar zu noch ärgerem blos gestellt ... Es ist anerkannte Thatsache und wird von den Bessergesinnten in unseren Gemeinen mit tiefen Schmerz empfunden, daß Unkirchlichkeit und infolge davon Leichtsinn, Verwilderung, Unsittlichkeit, namentlich in puncto sextu, ... überhand zu nehmen drohen.[2]

Am 1. August 1896 wurden beide Orte zu einer selbstständigen Kirchengemeinde zusammengefasst. Kurz darauf wurde der erste Hilfsprediger eingestellt, der die Gottesdienste weiterhin abwechselnd in den Schulen hielt. Am 24. März 1897 wurde der Friedhof eingeweiht. Für den Bau der Kirche sammelten die Einwohner Geld, so dass nahezu 45.000 Mark zusammenkamen.[3] Im November 1899 wurde der Bau genehmigt und F. Jacob aus Hannover begann mit der Errichtung des neugotischen Bauwerks mit Westturm, polygonalem Chor und dreischiffigem Langhaus mit abgewalmten Querdächern. Im Advent 1900 wurde sie eingeweiht. Zur weiteren Finanzierung der Kirche wurden die Kirchenbänke bis 1934 an die Kolonistenfamilien vermietet.[1] Der gewölbte Chor hat drei dreiteilige bunte Fenster. Das mittlere Fenster zeigt den Guten Hirten.

1927 wurde der damals viel höhere Kirchturm durch Blitzschlag zerstört und durch einen niedrigeren ersetzt, an dessen Spitze ein pfannengedecktes Walmdach angebracht wurde. Der Schwan auf dem Dach des Turms geht zurück auf die Legende um den tschechischen Reformator Johannes Hus (Hus bedeutet tschechisch Gans).

Im Jahre 1976 wurde die Kirche umfangreich restauriert, wobei man die ursprüngliche Bemalung des Innenraumes wiederherzustellen suchte. Im Zuge der Arbeiten wurden die Fenster ersetzt, das äußere Mauerwerk neu gefugt, die Decke isoliert und der Turmtrakt mit einer neuen Treppe ausgestattet.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Bernd Rödiger, Heinz Ramm: Friesische Kirchen im Auricherland, Norderland, Brokmerland und im Krummhörn, Band 2. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever (2. Auflage) 1983, S. 51.

Weblinks

Commons: Kirche zum guten Hirten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Genealogie-Forum: Münkeboe (Memento vom 22. Dezember 2011 im Internet Archive)
  2. Monika van Lengen: Südbrookmerland - Kirche zum Guten Hirten in Münkeboe (Memento vom 7. Juli 2011 im Internet Archive), eingesehen am 11. September 2010.
  3. Anita Franzen: Aus der Geschichte der Kirchengemeinde Münkeboe-Moorhusen. Aufgeschrieben von Anita Franzen aus Anlass des Jubiläums 100 Jahre Kirchengemeinde 1896–1996, eingesehen am 11. September 2010.
  4. Südbrookmerland Touristik GmbH: Kirchen in Südbrookmerland (Memento des Originals vom 27. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grossesmeer.de, eingesehen am 11. September 2010

Koordinaten: 53° 30′ 57,2″ N, 7° 22′ 10,8″ O

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Münkeboe Kirche Orgel.jpg
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Orgel in Münkeboe (Gemeinde Südbrookmerland, Kreis Aurich, Ostfriesland, Niedersachsen, Deutschland), Evangelisch-lutherische Kirche Zum Guten Hirten
Wappen Suedbrookmerland.png
Wappen der Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich
„Das Wappen der Gemeinde Südbrookmerland zeigt in Rot einen goldenen, goldbezungten und goldbekrönten Adler mit geöffneten Flügeln und golden bekrönten Schwingenspitzen, wachsend aus einer goldenen Sonnenscheibe, die im Schildfuß von zehn goldenen Schindeln begleitet ist.“[1]

Dies ist die der Genehmigungsurkunde des Regierungspräsidenten in Aurich vom 30. April 1975 – Aktenzeichen: 106-2-V – entnommene amtliche Formulierung. Das Wappen symbolisiert die Geschichte des Raumes der jetzigen Gemeinde Südbrookmerland.

Der dreifach bekrönte Adler auf rotem Grunde war das Wappen der Häuptlinge tom Brook, welche im 14. und 15. Jahrhundert eine Burg in Oldeborg, einer früher selbstständigen Gemeinde und jetzigen Ortschaft der Gemeinde Südbrookmerland, als Herrschaftssitz bewohnten. Von dort aus haben sie ihre Herrschaft über einen großen Teil Ostfrieslands ausgedehnt und damit den Grundstein für die politische Einheit dieser Landschaft gelegt. Der letzte dieser Familie, Ocke II., verlor am 28. Oktober 1427 in der Schlacht auf den wilden Äckern (nördlich von Oldeborg) gegen seinen Widersacher Focko Ukena seine Herrschaft und seine Freiheit. Nachfolger waren wenig später die Cirksena aus Greetsiel, die im Jahre 1464 als Grafen vom Deutschen Kaiser mit ganz Ostfriesland belehnt worden sind. Die in der Gemeinde Südbrookmerland im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 aufgegangene alte Gemeinde Oldeborg hat diesen Adler in ihrem Gemeindewappen geführt.
Die runde Scheibe vor dem Adler erinnert an die goldene Sonnenscheibe von Moordorf, die im März des Jahres 1910 von Vitus Dirks beim Torfgraben gefunden und zunächst in ihrem Wert nicht erkannt worden ist. Der Finder gab sie seinen Kindern zum Spielen, ein Händler erwarb sie einige Jahre später als Altmaterial und verkaufte sie weiter. Erst im Jahre 1926 gelang es dem Landesmuseum in Hannover, die Scheibe zu erwerben, nachdem bereits die Gefahr bestand, dass sie ins Ausland verkauft werden würde.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern und ein Gewicht von 36,17 Gramm. In der Mitte besitzt sie einen ursprünglich vorgewölbten Buckel, an dessen Rand acht kleine nagelkopfartige Vorwölbungen bestehen. Es folgen nach außen eine aus Radiärstrahlen gebildeter Kreis, ein Kreis von abermals acht kleinen Buckeln, ein weiterer Strahlenkreis und schließlich ein Kreis, der mit 32 schraffierten Dreiecken gefüllt ist. Zwei einander gegenüber liegende Lappen lassen vermuten, dass die Scheibe ursprünglich auf einer Unterlage aufgeheftet war. Es besteht die überwiegende Auffassung, dass es sich um ein Symbol der Sonne handelt, die in der Vorzeit als Lebensspenderin verehrt wurde.
Die 10 umrahmenden Schindeln weisen darauf hin, dass die Gemeinde Südbrookmerland durch Gesetz des Niedersächsischen Landtages vom 23. Juni 1972 (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 317) aus zehn früher selbstständigen Gemeinden gebildet worden ist. Es waren dies die Gemeinden Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg (diese bereits im Jahre 1938 durch Gemeindereform gebildet aus den Gemeinden Engerhafe, Fehnhusen, Oldeborg und Upende), Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur.Diese früheren Gemeinden haben, außer der Gemeinde Oldeborg, keine eigenen Wappen geführt.[1]
Münkeboe Kirche Altarraum.JPG
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Münkeboe (Gemeinde Südbrookmerland, Kreis Aurich, Ostfriesland, Niedersachsen, Deutschland), Evangelisch-lutherische Kirche Zum Guten Hirten (1899/1900 erbaut), Ausstattung der Bauzeit (Information vgl. Dehio: Bremen/Niedersachsen, München 1992)
Münkeboe Kirche.JPG
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Münkeboe (Gemeinde Südbrookmerland, Kreis Aurich, Ostfriesland, Niedersachsen, Deutschland), Evangelisch-lutherische Kirche Zum Guten Hirten (1899/1900 erbaut lt. Dehio: Bremen/Niedersachsen, München 1992)