Kirche Neukirchen (Steinbergkirche)

Kirche Neukirchen
Lindenreihe am Kirchhof

Die Kirche Neukirchen (auch: Kirche in Neukirchen; ursprüngliche: Neue Kirche)[1] ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Neukirchen, Steinbergkirche. Der Kirchenbau ist eines der Kulturdenkmale der Gemeinde Steinbergkirche. Teile der Kirchenausstattung sowie des umliegenden Kirchhofes wurden mit eingetragen.[2]

Bau und Geschichte

Herzog Hans der Jüngere, Herr des abgeteiltes Herzogtums von Schleswig-Holstein-Sonderburg, plante in seinem Herzogtum um Schloss Glücksburg die Anlage eines eigenen Ostseehafens am Ausgang der Flensburger Förde. Dafür siedelte er Arbeiter am Ort des geplanten Hafens an. Für diese wurde 1621 mit dem Bau einer Kirche direkt am Steilufer begonnen. Ein Jahr später wurde die Kirche, die schlicht als „Neue Kirche“ bezeichnet wurde, geweiht. Der Name der Kirche ging in Folge auf das Kirchspiel und den heutigen Steinbergkirchner Ortsteil Neukirchen über.[3] Zur Einrichtung des Hafens kam es nie.

Die Kirche Neukirchen (Steinbergkirche) liegt nur wenige Meter von der Steilküste entfernt. Durch fortschreitende Erosion droht sie, irgendwann ins Meer zu stürzen.[4]

Die backsteinerne Kirche in Neukirchen ist den romanischen Kirchen der Nachbarschaft nachempfunden. Sie besteht aus einem flachgedeckten Kirchenschiff, einem rechteckigen Chor und einem wuchtigen Westturm. 1793 wurde das Vorhaus angebaut. 1837 wurde der Turm mit Zement verputzt, woran die Jahreszahl in Mauerankern erinnert. Auf der gegenüberliegenden Seite der Förde, auf der ebenfalls zu Schleswig-Holstein-Sonderburg gehörenden Halbinsel Kekenis, war wenige Jahre zuvor eine Kirche gleichen Bautyps gebaut worden.[5]

Das Kirche wurde aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen und weil sie kulturlandschaftprägend ist, unter Denkmalschutz gestellt. Gleichzeitig wurden die Kirchenausstattung, der Kirchhof, das Kirchhofstor, der erhaltene Feldsteinwall (beziehungsweise die Böschungsmauer) sowie die vorliegenden Lindenreihen mit unter Denkmalschutz gestellt.[2]

Ausstattung

Flügelaltar von 1623

Der Flügelaltar stammt aus dem Jahr 1623 und zeigt im Mittelfeld eine in Öl gemalte Abendmahlsszene und in den Flügeln zwölf Schnitzfiguren von Jesus Christus, Johannes dem Täufer, Paulus und neun Aposteln.

Die Renaissance-Kanzel aus dem Jahr 1620 ist ein Werk des Sonderburger Schnitzers Nils Taxsen und wird der Ringeringk-Schule zugeordnet. Sie zeigt in den Brüstungsfeldern von Kanzelkorb und Treppenaufgang acht Szenen aus dem Leben Christi. Ursprünglich für die Kapelle des Glücksburger Schlosses geschaffen, wurde sie im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Kapelle 1717 nach Neukirchen versetzt.

Die Triumphkreuz-Gruppe im Chorbogen und der hölzerne Deckel des Taufsteins wurden der Kirche im 17. Jahrhundert gestiftet.[3]

Friedhof

2011 wurde auf dem Ehrenfriedhof des Kirchhofs ein Gedenkstein an Kapitänleutnant Asmus Jepsen, ein Opfer der NS-Marinejustiz in Flensburg, aufgestellt. Asmus Jepsen lebte zuletzt mit seiner Familie in Neukirchen. Am 6. Mai 1945 war der Kapitänleutnant als Fahnenflüchtiger auf dem Schießplatz Twedter Feld bei Mürwik hingerichtet worden.[6][7]

Gemeinde

Die kleine Kirchengemeinde wurde bereits von 1819 bis 1840 von dem Pastor der St.-Nicolai-Kirche in Groß-Quern mitverwaltet. Die in den 1970er Jahren vereinigte Kirchengemeinde Quern-Neukirchen fusionierte am 1. Oktober 2021 mit den Kirchengemeinden Esgrus, Steinbergkirche, Sörup, und Sterup zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Nieharde innerhalb des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg.[8]

Pastoren

Nicolaus Oest war von 1744 bis zu seinem Tod 1798 Pastor in Neukirchen.

Trivia

2018 dienten die Kirche und der umgebende Kirchhof als Drehorte für die Episode Borowski und das Haus am Meer der Kriminalfilm-Reihe Tatort.[9]

Literatur

  • Richard Haupt: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1969, S. 305

Weblinks

Commons: Kirche Neukirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gottesdienst 01.03.2020, 11:00, Ort: Kirche Neukirchen, abgerufen am: 22. Februar 2020.
  2. a b Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Neukirchen, abgerufen am: 22. Februar 2020.
  3. a b Kirche in Neukirchen, abgerufen am: 22. Februar 2020.
  4. Gero Trittmaack: Die Kirche am Rande des Abgrunds | SHZ. 13. Mai 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  5. Martin Becker: Kulturlandschaft Flensburger Förde, 2006, S. 213.
  6. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie: Fördewald: Am Grünen und im Stillen, vom: 27. August 2011, abgerufen am: 6. Mai 2018
  7. Flensburger Tageblatt: Opfer einer gnadenlosen Militärjustiz, vom: 9. Mai 2011; abgerufen am: 6. Mai 2018.
  8. Kirchengemeinde Nieharde.
  9. Borowski und das Haus am Meer. Wie hat Ihnen der neue Kieler "Tatort" gefallen? In: Kieler Nachrichten. 15. Dezember 2019, abgerufen am 26. April 2022.

Koordinaten: 54° 48′ 11″ N, 9° 44′ 43″ O

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Die Kirche Neukirchen (Steinbergkirche)
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Die Kirche Neukirchen (Steinbergkirche) liegt nur wenige Meter von der Steilküste entfernt. Durch fortschreitende Erosion droht sie, irgendwann ins Meer zu stürzen.
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Neukirchen, Lindenreihe vor der Kirche