Kirchdorf am Inn (Oberösterreich)
Kirchdorf am Inn | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Oberösterreich | |
Politischer Bezirk: | Ried | |
Kfz-Kennzeichen: | RI | |
Fläche: | 13,85 km² | |
Koordinaten: | 48° 18′ N, 13° 17′ O | |
Höhe: | 335 m ü. A. | |
Einwohner: | 673 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 49 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 4982 | |
Vorwahl: | 07758 | |
Gemeindekennziffer: | 4 12 10 | |
NUTS-Region | AT311 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Kirchdorf a.I. 9 4982 Kirchdorf am Inn | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Josef Schöppl (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021) (13 Mitglieder) | ||
Lage von Kirchdorf am Inn im Bezirk Ried | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Kirchdorf am Inn ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Ried im Innkreis im Innviertel mit 673 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Ried im Innkreis.
Geografie
Der Ort Kirchdorf am Inn liegt auf 335 Meter Höhe. Die Gemeinde wird im Norden durch den Inn begrenzt, der in 330 Meter über dem Meer fließt. In ihm liegen einige Inseln, die zur Gemeinde gehören. In einer Entfernung von 100 bis 300 Meter vom Ufer steigt das Land etwa dreißig Meter steil an und ist dann bis über die Gemeindegrenze hinaus flach hügelig. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 5,1 Kilometer, von West nach Ost 5,1 Kilometer. Die Gesamtfläche beträgt 14 Quadratkilometer. Davon sind 63 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 22 Prozent sind Gewässer und neun Prozent Wald.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
- Graben (67)
- Katzenberg (129)
- Katzenbergleithen (54)
- Kirchdorf am Inn (263)
- Pirath (54)
- Simetsham (37)
- Ufer (69)
Nachbargemeinden
Bad Füssing | Obernberg am Inn | |
Mühlheim am Inn | St. Georgen | |
Geinberg |
Geschichte
In römischer Zeit gehörte das Gebiet um Kirchdorf südlich des Inn zur Provinz Noricum. In der Ortschaft Pirath wurde im September 1924 beim Ackern ein Römerstein mit Inschrift gefunden, der später als Fragment eines Grabdenkmals aus der Zeit zwischen 70 n. Chr. und 150 n. Chr. identifiziert werden konnte.[3][4][5] Es handelt sich dabei um eine 84 × 52 cm große, rechteckige Platte aus weißem Gummerner Marmor in der Stärke von 6 bis 8,5 cm. Die Inschrift[6][7] besagt: „Für die Gattin Crispa, verstorben im Alter von 40 Jahren, hat Saecularis, Diener der Sabinia Digna, zu Lebzeiten [diesen Grabstein] für sich und die Seinen gesetzt.“ Vermutlich befand sich in diesem Gebiet eine villa rustica, das der erwähnten Gutsbesitzerin Sabinia Digna gehörte.[8] Das Original des „Römersteins von Pirath“ kam 1954 ins Schlossmuseum Linz, ein Abguss befand sich früher in der Kapelle des Wührergutes in Pirath und ist nun im Römermuseum „Ochzethaus“ in Altheim ausgestellt.
Die Burg Graben war Besitz der Ortenburger und wird erstmals 1160 urkundlich erwähnt. Diese waren im Streit mit dem Bischof von Passau. Nachdem die Ortenburger während einer Pilgerfahrt des Bischofs dessen Kirchengut brandschatzten, zerstörte der Bischof die Burg, die nicht wieder aufgebaut wurde.[8]
Die Burg Chotzenperig (Katzenberg) wird 1196 als Eigentum der Bischöfe von Passau erwähnt. 1300 bis 1525 hatten es die Mautner als Lehen, nach ihrem Aussterben folgten die Schwarzenstein. Nach dem Aussterben der Schwarzenstein 1595 erbten die Taufkirchen die Herrschaft Katzenberg. 1819 heiratete die Tochter des letzten Grafen von Taufkirchen den Grafen Aham und brachte Katzenberg in die Ehe ein. Graf Aham verkaufte Katzenberg 1830, worauf die Besitzer mehrmals wechselten. 1931 kaufte die Familie Steinbrener (Inhaber des ursprünglich in Winterberg ansässigen Unternehmens J. Steinbrener) das Anwesen, und in ihrem Besitz befindet sich das Schloss noch heute.[9]
Seit Gründung des Herzogtums Bayern war Kirchdorf bis 1779 bayrisch. Der Ort kam nach dem Frieden von Teschen 1779 zusammen mit den östlich des Inn gelegenen Gebieten des kurfürstlichen Rentamtes Burghausen, die bis dahin „Innbaiern“ geheißen hatten, als „Innviertel“ zu Österreich. Der Untere Inn, der bis dahin in erster Linie ein Handelsweg innerhalb Bayerns gewesen war, wurde damit zum Grenzfluss zwischen dem Kurfürstentum Bayern und Österreich ob der Enns. Während der Napoleonischen Kriege wieder kurz bayrisch, gehört Kirchdorf seit 1816 (Vertrag von München) endgültig zu Oberösterreich.
Einwohnerentwicklung
1991 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 620 Einwohner, 2001 dann 630 Einwohner. Die Zunahme erfolgte, da die Geburtenbilanz (+17) die negative Wanderungsbilanz (−7) wettmachte. Von 2001 bis 2011 nahm die Bevölkerungszahl auf 606 Personen ab, da die Abwanderung stärker wurde und durch die Geburtenbilanz nicht mehr aufgehoben werden konnte.[10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Katzenberg mit einem Buchbindereimuseum
- Katholische Pfarrkirche Kirchdorf am Inn Mariä Himmelfahrt: Ein gotischer Tuffsteinbau mit einem mächtigen Turm im südlichen Chorwinkel, einem einschiffigen, dreijochigen Langhaus und einem leicht eingezogenen, zweijochigen Chor (datiert mit 1486). Der Hochaltar aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stellt die Marienkrönung dar und der linke Seitenaltar aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts die Geburt Christi. Im Langhaus befinden sich mehrere Grabsteine der Inhaber von Schloss Katzenberg aus dem 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Der gotische Bau wurde barockisiert.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Aufest: seit 1984
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftssektoren
Von den 29 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden dreizehn von Haupterwerbsbauern bewirtschaftet. Im Produktionssektor arbeiteten 23 Erwerbstätige im Bereich Warenherstellung und neun im Baugewerbe. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche Beherbergung und Gastronomie (17) und soziale und öffentliche Dienste (16 Erwerbstätige).[11][12][13]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||
---|---|---|---|---|
2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 29 | 37 | 20 | 28 |
Produktion | 3 | 3 | 32 | 18 |
Dienstleistung | 28 | 17 | 60 | 39 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Arbeitsmarkt, Pendeln
Im Jahr 2011 lebten 274 Erwerbstätige in Kirchdorf am Inn. Davon arbeiteten 65 in der Gemeinde, mehr als drei Viertel pendelten aus.[14]
Politik
Der Gemeinderat hat 13 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 1997 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 2 FPÖ und 2 SPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2003 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 3 SPÖ und 1 FPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2009 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 2 FPÖ und 2 SPÖ.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP.
- Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2021 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP und 4 FPÖ.[15][16]
Bürgermeister
Bürgermeister seit 1894 waren:[17]
- 1894–1910 Mathias Ratzinger
- 1910–1915 Karl Schrems
- 1915–1919 Franz Ohlinger
- 1919–1924 Max Wührer
- 1924–1945 Engelbert Treiblmeier
- 1945–1947 Max Doblhammer
- 1947–1955 Max Wührer
- 1955–1973 Alois Wührer
- 1973–1985 Alois Auer
- 1985–2009 Josef Wührer (ÖVP)
- seit 2009 Josef Schöppl (ÖVP)[18]
Wappen
Offizielle Beschreibung des Gemeindewappens: Durch einen blauen, von silbernen Wellenleisten gesäumten Wellenbalken erniedrigt geteilt; oben in Silber in der linken Schildhälfte drei grüne Stufen, begleitet von drei roten, zwei zu eins gestellten heraldischen Rosen, unten Grün. Die Gemeindefarben sind Grün-Weiß-Rot.
Die drei roten Rosen stammen aus dem Familienwappen des 1525 ausgestorbenen Adelsgeschlechtes der Mautner, die seinerzeit Inhaber von Schloss Katzenberg waren und das später auch von ihren Nachfolgern, den Grafen von Taufkirchen, geführt wurde. Das blaue wellenförmige Band stellt den Inn dar, die drei grünen Stufen symbolisieren die geografische Eigenart der Stufenlandschaft.[19]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Alois Wührer (1906–1981), Politiker (ÖVP) und Landwirt
Literatur
- Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Kirchdorf am Inn. Endbericht. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. 2007, S. 1–48 (zobodat.at [PDF]).
Weblinks
- Weitere Infos über die Gemeinde Kirchdorf am Inn (Oberösterreich) auf dem Geo-Infosystem des Bundeslandes Oberösterreich.
Einzelnachweise
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Franz Stroh: Die römische Grabtafel von Pirath. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 100, Linz 1955, S. 137–141 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Wilhelm Burgstaller: Der Römerstein in Pirath. In: Festschrift 500 Jahre Kirche, 200 Jahre Pfarre Kirchdorf am Inn. Hrsg. vom Pfarrgemeinderat der Pfarre Kirchdorf am Inn, Kirchdorf am Inn 1984, S. 16.
- ↑ Steine für das Gebiet von Iuvavum: Gummerner Marmor. Grabinschrift der Crispa
- ↑ Epitaph from Ovilava, bei – Kirchdorf/Inn (Noricum), auf edh.ub.uni-heidelberg.de
- ↑ 4503 Grabinschrift der Crispa
- ↑ a b Brauchtum und Geschichte. Gemeinde Kirchdorf am Inn, abgerufen am 25. April 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Wehrbauten in Oberösterreich. Abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Bevölkerungsentwicklung. Abgerufen am 9. April 2019.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Kirchdorf am Inn, Brufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Wahlen Oberösterreich 2021. In: orf.at. Abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ https://wahl.land-oberoesterreich.gv.at/GE41200.htm?g=41210
- ↑ Gemeinden, Kirchdorf am Inn. Land Oberösterreich, abgerufen am 25. April 2021.
- ↑ Land Oberösterreich, Ergebnisse der Wahlen 2015. Abgerufen am 9. April 2019.
- ↑ Land Oberösterreich, Geschichte und Geografie, Wappen. Abgerufen am 9. April 2019.
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Location of Bezirk Ried im Innkreis within the Land of Upper Austria
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Südostansicht der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in der oberösterreichischen Gemeinde Kirchdorf am Inn. Ein gotischer Tuffsteinbau mit einem mächtigen Turm im südlichen Chorwinkel, einem einschiffigen, dreijochigen Langhaus und einem leicht eingezogenen, zweijochigen Chor (datiert mit 1486).
Autor/Urheber: HaSt, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kirchdorf am Inn Nr. 9 - Gemeindeamt
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Bauernhof "Wührergut" in Pirath (Kirchdorf am Inn). Auf auf einem Feld dieses Anwesens wurde im September 1924 der "Römerstein von Pirath" gefunden, der sich seit 1954 im Linzer Schlossmuseum befindet.
Autor/Urheber: Johannes1985, Lizenz: CC BY 3.0
Bild zeigt die Frontansicht des Schlosses Katzenberg