Kinich Ahau

Kinich Ahau, Keramik, klassische Periode
Stele des Fürsten von Tikal, Siyaj Chan K’awiil II. († 456), der Kinich Ahau im Arm hält.

Kinich Ahau oder K’inich Ajaw, (Gott G[1]; Kin bzw. K’in = Sonne, Ahau = Herr oder Fürst, deutsch: Herr der Sonne) war in der Mythologie der Maya der Sonnengott. Er teilt Wesensmerkmale mit Itzamná und verschmilzt bisweilen mit ihm.

Kinich Ahau wurde bei den Maya bis zur Unterwerfung und Christianisierung durch die Spanier durchgängig verehrt. Bei den Lacandonen hat Kinich Ahau noch in jüngster Zeit (20. Jahrhundert) eine rituelle Bedeutung. Er zählte zu den wichtigsten Himmelsgöttern und wurde auch im Codex Dresdensis namentlich genannt und abgebildet.[1]

Seine in der Ikonographie durchgängig wiederkehrenden, charakteristischen Erkennungsattribute sind die greise Gestalt, der Stoppelbart, die Hieroglyphe Kin an verschiedenen Körperstellen (Augen, Rücken, Beinen etc.) sowie häufig große, „eckige“ Augen, eine markante Nase (Adlernase), Schielen und angeschliffene Schneidezähne.

Ähnlich K'awiil war auch Kinich Ahau ein Herrschaft legitimierender Gott. Viele Fürsten der Maya führten daher auch den Namen Kin bzw. Kinich. Ebenfalls war er ein Gott des Krieges und der Opferung.

Kinich Ahau stand für den Weg der Sonne über den Tageshimmel. Nach Sonnenuntergang durchquerte er als Balam die Unterwelt. Er war mit der Mondgöttin Ix Chel vermählt. Seine Verehrung war weitverbreitet. So findet sich im Tempel des Kreuzes in Palenque sein mythisches Geburtsdatum in Langer Zählung graviert. In Raum 3, Gebäude 1 von Bonampak, ist auf einem Wandgemälde ein ritueller Blutopfertanz um ein Bildnis Kinich Ahaus dargestellt. Ein identischer Tanz wird auf der Skulptur von K’inich Yax K’uk’ Mo’ († 435/37) im Tempel 16 von Copán beschrieben. Diego de Landa beschreibt, die Kontinuität der durchgängigen Anbetung unterstreichend, für das 16. Jahrhundert auf Yucatán Neujahrszeremonien zu Ehren Kinich Ahaus mit Kriegstänzen und Blutopfer.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Nikolai Grube: Maya, Gottkönige im Regenwald. Potsdam 2012, S. 275–276, 433
  • David M. Jones und Brain L. Molyneaux: Mythologie der Neuen Welt : Eine Enzyklopädie der Mythen in Nord-, Meso- und Südamerika, Reichelsheim 2002, S. 120

Einzelnachweise

  1. a b Paul Schellhas: Die Göttergestalten der Maya-Handschriften: Ein mythologisches Kulturbild aus dem Alten Amerika, Dresden 1897.
  2. Diego de Landa: Relaciones de Yucatán, 1898.

Auf dieser Seite verwendete Medien

God G Kinich Ahau 2.jpg
God G Kinich Ahau
Urna funeraria maya Kinich Ahau 01.JPG
(c) Jerónimo Roure Pérez, CC BY-SA 4.0
Maya cinerary urn representing solar god Kinich Ahau, and with an image of the departed in the lid. Painted ceramic. Late Classical Period (600–900 CE). From Mesoamerica's Mayan Area. Museum of America inv. number 91/11/12
Tikal Stela 31.jpg
Autor/Urheber: Greg Willis, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Stela 31 at the Maya site of Tikal (Guatemala) depicting king Sihyaj Chan K'awiil II
Maya-Kin.png
Maya glyph (K'in )for the day in the long count in Maya calendar
Maya-Yaxkin.png
Maya glyph for month yaxk'in
Kinich Ahau sculpture.JPG
Autor/Urheber: Salvador alc, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sculpted head of mayan god Kinich Ahau or G god (Schellhas). Stone and stuccoa. Found in El Palacio, Palenque, Chiapas. Located in Sitio de Palenque Museum, Palenque, Chiapas.
God G Kinich Ahau.jpg
Sun god Kinich Ahau seated with flares
Maya-Dresden-Kin.jpg
Maya glyph "Kin". My artistical interpretation of a glyph in the Dresden Codex page 61. Its author died many centuries ago.
Mascarón de Kinich Ahau.jpg
Autor/Urheber: Aguilardo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dieses Bild zeigt das Denkmal in Mexiko mit der Nummer