Kingdom Come: Deliverance
Kingdom Come: Deliverance | |||
Entwickler | Warhorse Studios | ||
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Publisher | Deep Silver, Warhorse Studios (Steam) | ||
Leitende Entwickler | Daniel Vávra | ||
Veröffentlichung | 13. Februar 2018 | ||
Plattform | Microsoft Windows, PlayStation 4, Xbox One, Amazon Luna | ||
Spiel-Engine | CryEngine | ||
Genre | Rollenspiel | ||
Thematik | Mittelalter | ||
Spielmodus | Einzelspieler | ||
Steuerung | Tastatur, Controller | ||
Medium | Download, Blu-Ray | ||
Sprache | Englisch, Deutsch | ||
Aktuelle Version | 1.9.5 (11. Februar 2020)[1] | ||
Altersfreigabe |
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PEGI-Inhalts- bewertung | Gewalt, Schimpfwörter |
Kingdom Come: Deliverance (deutsch etwa: Himmelreich: Erlösung) ist ein First-Person-Rollenspiel, welches von den tschechischen Warhorse Studios entwickelt und am 13. Februar 2018 für Microsoft Windows, PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht wurde.[2] Ein Release für die Nintendo Switch ist geplant.[3]
Das Spiel basiert auf historischen Ereignissen Europas im frühen 15. Jahrhundert. Die Geschichte des Protagonisten Heinrich, ist aber dennoch fiktiv. Handlungsort ist das mittelalterliche Böhmen. Eines der Hauptmerkmale des Spiels ist die angestrebte Geschichtstreue gegenüber der Epoche. Dies bezieht sich auf die damaligen Menschen, ihre Lebensverhältnisse, sowie Waffen, Rüstungen und Kämpfe (weshalb entsprechend auf jegliche Fantasy-Elemente verzichtet wurde[4]), aber auch die realitätsgetreue, geographische Lage mit Landstrichen und Ortschaften, welche auch heute noch fortbestehen.[5][6]
Handlung
Geschichte
1403: Nach dem Tod von Kaiser und König Karl IV. erweist sich dessen Sohn Wenzel als äußerst schwacher und unfähiger Nachfolger. Sein machtbewusster Halbbruder Sigismund verbündet sich mit einer Fraktion des Hochadels, die dies als eine Gelegenheit des sozialen Aufstiegs sieht, entführt den König und marschiert mit seiner eigenen Armee in das wehrlose Land ein. Die kontrahierenden Gruppen der Aristokratie stehen sich gegenüber.
Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Schmiedesohns Heinrich, der anfangs ein unbeschwertes Leben in der Ortschaft Skalitz führt und zuletzt seinem Vater hilft, ein meisterhaftes Schwert zu vollenden. Dann erscheint eine Invasionsarmee Sigismunds, unterstützt durch angeworbene Kumanen, die den Ort verwüsten und ein Massaker unter der Bevölkerung anrichten. Heinrichs Eltern finden bei diesem Angriff den Tod. Mit Mühe und Not schafft er selbst die Flucht auf die nahegelegene Burg Talmberg. Sein Lehnsherr Radzig Kobyla musste ebenfalls seine Burg in Skalitz aufgeben, die Flucht ergreifen und nach Rattay fliehen. Die Invasionsarmee bedroht auch die Burg Talmberg, aber da Diwisch, Herr über Ort und Burg, Herrn Markwart von Aulitz, den deutschen Anführer des Heeres, davon überzeugen kann, dass sich Radzig nicht vor Ort befindet, zieht das Heer weiter. Radzig beauftragt Diwisch, ein Auge auf Heinrich zu haben.
Heinrich erholt sich auf Talmberg, kehrt aber heimlich nach Skalitz zurück, um seine Eltern anständig begraben zu können, anstatt deren Leichen einfach den Hunden und Wölfen zu überlassen. Dort trifft er auf eine Räuberbande, angeführt von „Wicht“. Ein ironischer Name, denn dabei handelt es sich um einen bärenstarken Hünen. Wicht verlangt von Heinrich das Meisterschwert, das Heinrich als Andenken bei sich trägt. Heinrich weigert sich, hat als Laie im Kampf aber Wicht nichts entgegenzusetzen. Theresa, eine junge Frau aus Skalitz, lenkt die Räuber ab, bis Truppen Diwischs, angeführt von Hauptmann Robard, erscheinen und die Banditen auseinandertreiben. Wicht gelingt die Flucht, jedoch mit Heinrichs Schwert.
Theresa bringt Heinrich zur Mühle ihres Onkels, wo er genest. Heinrich ist dennoch daran gelegen, den Tod seiner Eltern zu rächen und das Schwert seines Vaters zurückzubekommen. Zu diesem Zweck stellt er sich in den Dienst Radzigs, um sich als zuverlässiger und guter Untertan zu beweisen. Radzig hält fortan seine schützende Hand über Heinrich. Als Verwalter herrscht Hanusch über Rattay, so lange, bis dessen Neffe, Hans Capon, seine Volljährigkeit erreicht hat. Der junge, attraktive Hans erweist sich als arroganter Adeliger, dem vor allem an seinem eigenen Vergnügen, hauptsächlich Frauen und Alkohol, gelegen ist. Ein von Hanusch angeregter Jagdausflug von Hans und Heinrich begründet aber gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft, da Heinrich Hans dabei vor Kumanen rettet.
Heinrich wird beauftragt, einen grausamen Überfall auf das Gestüt in der Ortschaft Neuhof zu untersuchen. Spuren führen letztlich zu der verlassenen Ortschaft Pribyslawitz, wo sich nun ein Räuberlager befindet. Nach dem Auskundschaften erfolgt der Angriff auf dieses Lager, wo sich nicht nur Räuber, sondern auch Kumanen befinden. Heinrich stellt und tötet schließlich Wicht, jedoch erfährt er von diesem keine weiteren Informationen, etwa über deren Ziele, Hintermänner oder den Aufenthalt des Schwertes.
Im Lager erbeutete Groschen stellen sich als Fälschungen heraus. Heinrich soll erkunden, woher diese falschen Münzen stammen. Mit der Hilfe des deutschen Ritters Ulrich aus Passau, der ebenfalls beauftragt wurde, die Falschmünzerei zu untersuchen, führen die Hinweise Heinrich zu den Silberminen nahe Skalitz, doch verliert sich hier zunächst die Spur.
Heinrich kommt zu Ohren, dass zwielichtige Presser um Sasau Männer anwerben. Es gelingt ihm die Kontaktaufnahme, doch soll er zum Loyalitätsbeweis ein abtrünniges Mitglied töten, das sich nun im Kloster in Sasau versteckt hält. Er schleicht sich als Mönch ins Kloster ein und spürt den Schuldigen auf. Dieser hat jedoch mit seiner Vergangenheit gebrochen. Heinrich tötet diesen entweder oder eröffnet diesem seine Absichten, was zu beiderlei Befriedigung und der Flucht des Mönches führt.
Der tatsächlich erfolgte oder vermeintliche Mord an dem Verräter verschafft Heinrich Zugang zum Söldner- und Räuberlager in Wranik, einer vormals verlassenen Festung. Dort soll sich Heinrich dem Anführer Erik beweisen, trifft aber auch auf den ungarischen Adeligen Istvan Toth, der ihm zuvor schon als Begleitung von Radzig auffiel. Indem sich Toth auf Sigismunds Seite stellt, erhofft er sich Einfluss auf Böhmen nach Sigismunds Krönung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Heinrich wird als Spion enttarnt. Unter Hilfe des Skalitzers Brischek, der sich mit falschen Vorstellungen den Söldnern anschloss, gelingt ihm die Flucht aus Wranik. Radzig eröffnet ihm anschließend, er sei sein wahrer Vater. Der Schmied Martin habe ihn nur aufgenommen, da Radzig zunächst die Anerkennung der Vaterschaft verweigerte.
Radzig, Diwisch und Hanusch mobilisieren nun ihre Männer, um das Söldnerlager Wranik zu vernichten. Dies gelingt, bei offenbar wenig Widerstand. Toth nutzte jedoch den Angriff, um die gleichzeitig wenig bewachte Burg Talmberg einzunehmen, sowie Stephanie, die Gemahlin Diwischs, und Radzig als Geiseln gefangen zu nehmen. Ein nächtlicher Versuch, die Geiseln zu befreien, scheitert. Darum folgt nun eine lange Belagerung, unter Zuhilfenahme eines Triboks, konstruiert von Konrad Kyeser, einem tatsächlich verbürgten Büchsenmeister aus dem 14./ 15. Jahrhundert.
Die Stürmung der Burg gelingt, doch verschanzt sich Toth mit den Geiseln im Bergfried. Nur gegen Zusage freien Geleits sagt er deren Freilassung zu. Zur Empörung von Heinrich und Hans erreicht Toth freien Abzug, da Hanusch und Diwisch ihr Ehrenwort gaben und ihnen ihr Ehrenwort als Adelige über allem steht. Beim Abzug verhöhnt Toth Heinrich noch mit dem Besitz des edlen Schwertes.
Anschließend folgt der Abspann des Spieles, in dem Heinrich im Traum seine Eltern erscheinen.
Nach dem Abspann erfolgt ein spielbarer Epilog, bei dem die Charaktere die politische Lage diskutieren, unter dem Rat von Jobst von Mähren. Die Böhmen erkennen, dass Wenzel nicht der „Heilige“ ist, für den sie ihn hielten, sondern ein Taugenichts. Auch, dass Sigismund kein Schurke ist, sondern vor allem der Verrat Wenzels seine Handlungen begründete. Aus Geldmangel heuerte er kumanische Söldner an und eroberte dann Skalitz, um Zugriff auf dessen Silberminen zu erhalten.
Wenzel befindet sich immer noch in Gefangenschaft in Wien, während Sigismund Probleme hat, seinen Einfluss in Ungarn und Böhmen zu verteidigen. Das Spiel endet damit, dass Hans Capon und Heinrich als Botschafter zu Otto von Bergow nach Burg Trosky geschickt werden, um die weitere politische Lage zu besprechen. Heinrich sehnt sich dennoch noch nach Rache und dem Schwert seines Vaters.[7][8]
Schauplatz
Kingdom Come: Deliverance spielt im Königreich Böhmen des Jahres 1403 während einer von Konflikten des böhmisch-ungarischen Thronstreits geprägten Zeit. Schauplatz ist die Region entlang der Sasau, einem rechten Nebenfluss der Moldau, rund 40 Kilometer südöstlich von Prag. Nachgebildet im Spiel sind die Orte (aus Sicht der Spielwelt von Nord nach Süd) Przibislawitz, Silber Skalitz, Auschitz (im Spiel Uschitze), Rowna, Talmberg, Merhojed, Samopesch, Ledetschko, die Stadt Sasau mitsamt dem Kloster des Hl. Prokop, Neuhof, Vranik und Rattay.[9]
Spielprinzip
Kingdom Come: Deliverance bietet eine offene Spielwelt, in der sich der Spieler auch außerhalb der Handlung frei bewegen kann. Die Welt umfasst ca. 17 km² mit einer großen Stadt, Wäldern, Burgen, und Dutzenden, teilweise durch den Krieg verwüsteten Dörfern und Weilern, die nach historischen Plänen gestaltet wurden. Zusätzlich gibt es unterirdische Orte, wie Minen, Geheimgänge und Katakomben. Das Verhalten und die Taten des Spielers beeinflussen dabei direkt Haupt- und Neben-Quest, sowie die Weiterentwicklung des Hauptcharakters selber. Es gibt keine Beschränkungen der Charakterentwicklung durch ein Klassensystem.[10][11]
Neben grundlegenden Rollenspielelementen bietet Kingdom Come: Deliverance außerdem eine Reihe an technischen Innovationen auf dem Gebiet der Computer-Rollenspiele, deren Fokus auf einem glaubwürdigen Spielerlebnis liegt. So verfügt das Spiel über ein komplexes Bekleidungssystem, mit dem der Spielecharakter mehrschichtig angezogen werden kann.[12] Dies hat wiederum realistische Folgen für die Interaktion mit NPCs, wie z. B. beim Schwertkampf, bei dem die Effektivität der Rüstung nicht auf unveränderlich festgelegte Werte zurückzuführen ist, sondern während der Kollision von Waffe und Rüstung abhängig von angezogenen Kleidungsstücken dynamisch kalkuliert wird.[13] Auch die Kampfmechanik an sich basiert auf einem komplexen System, bei dem der Spieler die Position seines Charakters, die Position seiner Gegner, Block- und Angriffsrichtung, aber auch Waffenarten entsprechend kombinieren muss, um einen Kampf erfolgreich zu überstehen.[14]
Zusätzlich zu den technischen Aspekten tragen auch diverse Spielmechanismen zur Glaubwürdigkeit des Spielgeschehens bei. So benötigt der Spielecharakter Essen und Schlaf, während Rüstungen und Waffen mit der Zeit und mit steigender Benutzung an Qualität verlieren und repariert werden müssen.[7][12] Auch Quests haben einen offenen Verlauf und ein möglichst offenes Ende, welche durch die Entscheidungen des Spielers beeinflusst werden. Abhängig von Taten und Ruf des Spielers ändert sich auch das Verhalten von Nicht-Spieler-Charakteren gegenüber dem Spielcharakter, zudem besitzt jeder NSC seine täglichen Routinen, auf die der Spieler Einfluss nehmen kann.[15]
Zum Speichern des Spielsstands wird ein sogenannter „Retterschnaps“ benötigt, welcher im Spiel hergestellt oder gekauft werden kann. Ein „Retterschnaps“ kann nur einmalig zum Speichern verwendet werden.
Entwicklung
Laut den Verantwortlichen stieß das Projekt Kingdom Come: Deliverance in der Spieleindustrie auf wenig Anklang, so dass sich kein großer Spieleentwickler oder Publisher fand, der das Projekt finanzieren wollte. Daniel Vávra, welcher ursprünglich die Idee und das Gesamtkonzept zum Spiel entwickelt hatte, verließ daher seine damalige Stelle bei 2K Czech und gründete zusammen mit anderen namhaften Entwicklern aus der Computerspielbranche sein eigenes Unternehmen, Warhorse Studios.[16][17]
Die Finanzierung des Projektes begann über Kickstarter, wo durch Spenden von privaten Unterstützern eine Summe von über 1 Million GBP erreicht wurde.[18] Nach Beendigung der Kickstarter-Kampagne wurden Spenden weiterhin über die offizielle Website des Spiels akzeptiert, sodass eine Endsumme von über 2 Millionen USD erzielt werden konnte.[19] Unterstützer des Projektes erhielten am 22. Oktober 2014 Zugang zur Alpha- und am 3. März 2016 zur Beta-Version des Spiels.[20][21] Im September 2016 wurde die Veröffentlichung der Retail-PC-Version und Spielkonsolen-Version in Kollaboration mit Deep Silver bekanntgegeben.[22]
Am 10. Juni 2021 wurde bekannt gegeben, dass Warhorse Studios mit Saber Interactive zusammenarbeiten werden, um einen Port für die Nintendo Switch zu entwickeln.[3]
Erweiterungen
Warhorse Studios kündigte im Mai 2018 drei kostenlose, sowie vier kostenpflichtige Erweiterungen und Updates an.[23] Patches korrigierten bislang nicht nur grafische und inhaltliche Bugs, sondern überarbeiteten auch das zuweilen kritisierte Speichersystem und erleichterten Spielmechaniken, wie das Schlösserknacken und brachten vielfältigere Frisuren und Bärte für Spielfigur Heinrich. Bei den kostenlosen Erweiterungen handelt es sich um einen „Hardcore“-Modus, einen Turnier-Modus und Modding-Unterstützung. Die kostenpflichtigen Handlungserweiterungen sind:[24]
- From the Ashes (erschienen im Juli 2018)
- The Amorous Adventures of Bold Sir Hans Capon (erschienen im Oktober 2018)
- Band of Bastards (erschienen im Februar 2019)
- A Woman's Lot (erschienen im Mai 2019)
Beim im Juli 2018 erschienenen „From the Ashes“ wird Heinrich die Verantwortung über das verlassene Räuberlager Pribyslawitz übertragen, wobei er sich als Landvogt um Verwaltung, Wiederaufbau, Rechtsprechung und Ausbau zu kümmern hat. Die ersten drei Erweiterungen können sowohl während des Hauptspieles, als auch nach Beendigung dessen angegangen werden.[25][26]
Synchronisation
Die deutsche Synchronisation, bei der bekannte Sprecher wie Leonhard Mahlich, Bernd Rumpf oder Gundi Eberhard mitwirkten, wurde einerseits für ihre Qualität und Professionalität gelobt, andererseits wurden dabei mangelnde Lippensynchronität und Lautstärkeschwankungen bemängelt. Die Aufnahmen fanden in den GlobaLoc Tonstudios in Berlin statt.
Rollenname | Synchronsprecher/in |
---|---|
Heinrich | Leonhard Mahlich |
Istvan Toth | Charles Rettinghaus |
Heinrichs Mutter | Gundi Eberhard |
Heinrichs Vater | Uwe Büschken |
Hauptmann Bernard | Bernd Rumpf |
Radzig Kobyla | Alexander Brem |
Hanush von Leipa | Daniel Welbat |
Divish von Talmberg | Dieter B. Gerlach |
Rezeption
Von der Spielepresse erhielt das Spiel überwiegend verhaltene bis gute Kritiken. Negative Kritik bezog sich vor allem auf technische Mängel, wie häufig auftretende grafische und inhaltliche Bugs, nachladende Texturen, Pop-ups, sowie gelegentliche Spielabstürze. Jörg Luibl von 4Players sprach gar von einer „Beta-Version“.[27] Bereits zum Erscheinungstermin wurde ein 25 GB großer Patch veröffentlicht,[28] dem weitere Patches folgten. Entwickler Warhorse erklärte, dass man sich der Kritik bewusst sei. So äußerte Produzent Martin Klima: „Ich gebe offen zu, dass ich mir mehr Zeit gewünscht hätte, um das Spiel vor dem Release abzurunden. Ein Triple-A-Spiel verdient eigentlich mehr Feinschliff.“[29]
Anlass zu positiver Kritik boten allerdings die lebendige, organisch wirkende Spielwelt, das abwechslungsreiche Quest-Design, die kreative Kampfmechanik, die bei mehreren Gegnern jedoch hektisch sein kann, sowie die Handlung.
Kritiken
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„Technisch ist »Kingdom Come: Deliverance« zuweilen eine Zumutung. Die Ladezeiten vor Gesprächen nerven genauso wie das Speichersystem; die gute Sprachausgabe ist teils kaum hörbar und auf der Standard-PS4 ruckelt es einfach zu häufig. (…) Drücke ich eineinhalb Augen zu, sehe ich in »Kingdom Come« tolle Atmosphäre, meist glaubwürdige Charaktere und eine stilistisch wundervolle Spielwelt, die als Bühne für eine toll erzählte Geschichte dient. (…) Mit Eigenheiten, einem unverbrauchten Setting und der charmanten Erzählweise löst »Kingdom Come« bei mir Wohlwollen aus – bedenkenlos empfehlen kann ich das Spiel aufgrund der vielen Bugs aber nicht. (…)“
„Kingdom Come: Deliverance erschafft im Test eine der stimmungsvollsten Open Worlds, die wir je erlebt haben. Um die großen Stärken des Mittelalter-Rollenspiels zu genießen, muss man dem Mittelalter-Rollenspiel allerdings viele Dinge verzeihen.“
„Ambitioniertes Mittelalter-Rollenspiel voller liebevoller Details, aber auch sperriger Mechaniken und audiovisueller Macken. Selten war ich so gespalten bei einem Test, wie bei «Kingdom Come: Deliverance». Auf der einen Seite kann ich die Akribie und Liebe zum Detail gar nicht genug loben, welche die Entwickler in ihr Spiel gesteckt haben. (…) Gleichzeitig gehen mir aber auch viele Dinge auf den Senkel. Das Speichersystem nervt mich genauso, wie das umständliche Menü, die träge «Schnell»-Reise-Funktion und das zickige Bogenschießen. (…) Und dabei rechne ich noch nicht einmal die zahlreichen Grafik- und Soundbugs mit.“
Im Hinblick auf die Kontroverse um farbige Nicht-Spieler-Charakter (siehe Abschnitt Kontroverse) und der Behauptung der Spielehersteller ein realistisches Mittelalter erstellen zu wollen prüfte die Süddeutsche Zeitung das fertige Spiel auf Realismus.
„Das Problem ist eher, dass sich die Entwickler keinen Gefallen damit getan haben, Kingdom Come: Deliverance als besonders realistisch und authentisch zu bewerben. […] Es mag zwar einzelne Aspekte geben, wie die begrenzte Haltbarkeit von Lebensmitteln und die weiten Wege, die etwas Realismus simulieren sollen. Aber insgesamt ist das in Kingdom Come dargestellte Mittelalter vor allem kitschig und verklärt. Auf der einen Seite soll es um historische Ereignisse gehen, wie die gewaltsame Übernahme Böhmens durch Sigismund, auf der anderen Seite wollten die Entwickler eine spannende, aber unwahrscheinliche Heldenreise erzählen. […] Das Spiel verpasst es bei allen spannenden Details, ein realistisches Gesamtbild zu zeichnen. Wer das erwartet, wird enttäuscht. Ähnliches gilt für die Hautfarben: Es fällt nicht auf, dass alle Charaktere im Spiel weiß sind. Denn das Spiel lenkt die Aufmerksamkeit auf viel banalere Dinge. Heinrich hat Hunger, die Müllerstochter will mit ihm ausgehen und er will sich am Mörder seines Vaters rächen. Letztendlich stellt Kingdom Come: Deliverance einen Kompromiss dar zwischen Spielbarkeit und dem Versuch, Geschichte akkurat abzubilden - und scheitert daran.“
Erweiterungen
Die erste kostenpflichtige Erweiterung „Aus der Asche“ rief bei der Fachpresse durchwachsene Reaktionen hervor. Der Metascore liegt bei 54 von 100 möglichen Punkten.[40] Felix Schütz von PC Games bedauert das verschenkte Potential der Erweiterung. Die Grundidee, zum Bauherrn seiner eigenen Stadt zu werden, sei zwar ansprechend, doch die Umsetzung verkomme zur Geduldsprobe. Anstatt ihre Kreativität frei ausleben zu können, seien die Spieler dazu gezwungen, große Mengen an In-Game-Währung zu erwirtschaften, um sich die Baumaßnahmen überhaupt leisten zu können.[41]
Kontroverse
Ausgehend von US-amerikanischen Publikationen, wie den Websites Polygon und Vice, wurden, wie zuvor auch schon gegenüber The Witcher 3, Rassismusvorwürfe an Kingdom Come: Deliverance laut, die sich daran entzündeten, dass das Spiel keine nichtweißen Charaktere zeigt. Vereinzelt wurde diese Kritik auch von deutschsprachigen Blogs aufgegriffen. Die Entwickler verwiesen darauf, dass es im mittelalterlichen Böhmen schlicht keinen relevanten Bevölkerungsanteil an Nichtweißen gegeben habe und verwiesen auf die gewünschte realistische Darstellung dieser Epoche, gestützt auf ein Dutzend beratender Historiker.[42] Teile dieser Kritik zielten auch gezielt auf die Person Daniel Vavra ab, dem rassistische und sexistische Ansichten unterstellt wurden, etwa, da er sich bei der Gamescom 2017 mit einem Burzum-Shirt zeigte und Verständnis für Kritiker der Gamergate-Bewegung äußerte.[43] Vavra selbst wies derartige Vorwürfe empört zurück. Produzent Martin Klima verteidigte ebenfalls die Entscheidung, nur weiße Charaktere darzustellen. Das Spiel behandele einen kleinen Teil des mittelalterlichen Europas, für den zu dieser Zeit keine Nichtweißen nachweisbar waren.[44] Zudem würden innerhalb der Handlung verschiedene Völker und Ethnien behandelt, neben Tschechen auch Deutsche, Ungarn und Kumanen.[45] Ob es korrekt sei, dass das Spiel nichtweiße Charaktere nicht repräsentiere, fragte das Spielemagazin M! Games das Historische Institut der RWTH Aachen, welches auf die Johannes Gutenberg-Universität Mainz verwies. Dort antwortete man, es habe allenfalls Angehörige von Turkvölkern gegeben, wie Kumanen (die im Spiel auch erscheinen), aber ansonsten sei die Existenz Nichtweißer „fraglich“.[42] Bei Game Two äußerte zudem Winfried Eberhard, Professor für ostmitteleuropäische Geschichte an der Universität Leipzig und ehemaliger Direktor des GWZO, die Wahrscheinlichkeit, dass es Farbige im mittelalterlichen Böhmen gegeben habe, sei „relativ gering“.[46] Niculas Huss in der Zeitschrift Paidia führt aus, dass die Debatte am eigentlichen Kern vorbeigeht. Jede geschaffene mittelalterliche Welt entspreche der Vorstellung der Erbauer, unabhängig wie stark man sich um Authentizität bemühe. Er verweist hierbei auf die popkulturelle Vorstellung des Mittelalters der letzten Jahrzehnte. Das Spiel Kingdom Come: Deliverance sei für die Gaming-Szene heute ein Abbild des Mittelalters, wie das Schloss Neuschwanstein im 19. Jahrhundert. Das Problem ist die Objektivierung eines subjektiven Geschichtsbildes. Als Argument führte er an, dass in dem Spiel weder Juden noch Roma vorkämen. Das Problem ist, dass beide Seiten eine unterschiedliche Auffassung von Authentizität haben. Die eine Seite sollte lernen, dass das Abbilden historisch korrekter Landschaften und Burgen aus dem Spiel eben noch kein historische Wahrheit macht, andererseits müssen die Kritiker am Spiel akzeptieren, dass es eine Variante einer historische Erzählung ist.[47]
Auszeichnungen
- gamescom Award 2017 – Bestes PC-Spiel: Kingdom Come: Deliverance, Koch Media[48]
Verkaufszahlen
Gemäß Martin Frývaldský-Betinský, CEO der Warhorse Studios, hat sich Kingdom Come: Deliverance bereits zwei Wochen nach Veröffentlichung, mehr als eine Million Mal verkauft. Die Hälfte der Verkaufszahlen entfielen dabei auf Steam. Diese Verkaufszahlen nannte er „erfreulich, aber nicht ganz unerwartet“.[49] Mitte 2020 hatte sich das Spiel drei Millionen Mal verkauft.[50]
Weblinks
- Offizielle Website
- Sammlung von Expertenmeinungen zum Spiel. In: gespielt.hypotheses.org. Arbeitskreis Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele (AKGWDS), 11. März 2019 .
Einzelnachweise
- ↑ Patchnotes - Bugs. In: Steam. 11. Februar 2020, abgerufen am 14. Juni 2020 (englisch).
- ↑ Karsten Scholz: Kingdom Come Deliverance: Release, Editionen, Preis, Mods - alle Infos zum RPG. In: PC Games. 11. Februar 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ a b Marcel Kleffmann: Kingdom Come: Deliverance: Switch-Umsetzung wird doch realisiert. In: 4Players. 10. Juni 2021, abgerufen am 8. März 2022.
- ↑ Brendan Graeber, Felicia Miranda, et al.: The Official Kingdom Come: Deliverance Wiki Guide. In: IGN. 20. März 2018, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance Video Update #13: Introducing Combat Specialists auf YouTube, 28. Februar 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über die historisch korrekte Simulation von Waffen und Kampf im Spiel (Offizieller YouTube-Kanal)).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Video Update #1: Our World auf YouTube, 27. Januar 2014, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über die realitätsgetreue Nachbildung der geografischen Lage des Spiels (Offizieller YouTube-Kanal)).
- ↑ a b Kingdom Come: Deliverance. In: www.kingdomcomerpg.com. Warhorse Studios, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Realismus. In: www.kingdomcomerpg.com. Warhorse Studios, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Mapa. In: kingdomcome.cz. Abgerufen am 5. Februar 2018 (tschechisch).
- ↑ Beschreibung der Rollenspieldynamik im Questverlauf des Spiels. In: www.kingdomcomerpg.com. Warhorse Studios, abgerufen am 27. Januar 2017.
- ↑ Beschreibung der dynamischen Künstlichen Intelligenz im Spiel. In: www.kingdomcomerpg.com. Warhorse Studios, abgerufen am 27. Januar 2017.
- ↑ a b Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Video Update #2: Character Customization auf YouTube, 3. Februar 2014, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über das Bekleidungssystem im Spiel).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Weapons vs. Armor auf YouTube, 2. September 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über die dynamische Funktion von Rüstungen im Spiel).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Sword Combat Presentation auf YouTube, 12. August 2015, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über das Kampfsystem im Spiel).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Armor & RPG auf YouTube, 14. Juli 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über dynamische Rollenspielelemente und Spielverlauf).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance Official Kickstarter Video auf YouTube, 22. Januar 2014, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; ideo über das Entstehen des Projekte).
- ↑ About us. In: warhorsestudios.cz. Warhorse Studios, abgerufen am 28. Januar 2017 (englisch).
- ↑ Kingdom Come: Deliverance. In: Kickstarter. Warhorse Studios, 31. Oktober 2019, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance Video Update #8 auf YouTube, 1. Oktober 2014, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Video über 2 Millionen USD-Meilenstein der Spenden).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Early Alpha Teaser auf YouTube, 7. Oktober 2014, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Trailer zur Alpha-Version des Spiels).
- ↑ Warhorse Studios: Kingdom Come: Deliverance - Beta Access Trailer auf YouTube, 3. März 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch; Trailer zur Beta-Version des Spiels).
- ↑ Dan Vavra: Warhorse Studios Signs Global Co-Publishing Deal for ‘Kingdom Come: Deliverance’ with Publisher Deep Silver. In: forum.kingdomcomerpg.com. Warhorse Studios, September 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Dimitry Halley: Kingdom Come: Deliverance - DLC-Roadmap zeigt 4 Story-DLCs, Hardcore Mode und mehr. In: GameStar. 24. Mai 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Marcel Kleffmann: Kingdom Come: Deliverance: Vier Story-Erweiterungen und kostenlose Inhaltsupdates angekündigt. In: 4Players. 23. Mai 2018, abgerufen am 23. Dezember 2021.
- ↑ Marcel Kleffmann: Kingdom Come: Deliverance - From the Ashes: Erste Erweiterung veröffentlicht. In: 4Players. 5. Juli 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Kingdom Come: Deliverance. In: M! Games. Nr. 299, August 2018, ISSN 2191-012X, S. 76.
- ↑ 4Player: Warum enttäuscht Kingdom Come: Deliverance? auf YouTube, 17. Februar 2018, abgerufen am 4. März 2018 (Kommentar von Görg Luibl).
- ↑ Martin Dietrich: Kingdom Come: Deliverance - Deshalb ist der Day-One-Patch 25 GB groß. In: GameStar. 12. Februar 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Dimitry Halley: Kingdom Come: Deliverance - Entwickler hätte sich mehr Zeit für Feinschliff gewünscht. In: GameStar. 26. Februar 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ a b Dimitry Halley: Kingdom Come: Deliverance im Test - Das tschechische Gothic. In: GameStar. 13. Februar 2018, abgerufen am 2. Mai 2018.
- ↑ TJ Hafer: Kingdom Come: Deliverance Review. In: IGN. 16. Februar 2018, abgerufen am 18. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Kingdom Come: Deliverance, PC. In: Metacritic. Abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
- ↑ Kingdom Come: Deliverance, PS4. In: Metacritic. Abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
- ↑ Kingdom Come: Deliverance, Xbox One. In: Metacritic. Abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
- ↑ a b Elena Schulz: Kingdom Come: Deliverance im Test - Gespaltenes Königreich. In: GamePro. 13. Februar 2018, abgerufen am 1. März 2018.
- ↑ Andy Kelly: Kingdom Come: Deliverance review. In: PC Gamer UK. 14. Februar 2018, abgerufen am 1. März 2018 (englisch).
- ↑ Kingdom Come: Deliverance. In: M! Games. Nr. 294, März 2018, ISSN 2191-012X, S. 52.
- ↑ Kingdom Come: Deliverance. In: M! Games. Nr. 294, März 2018, ISSN 2191-012X, S. 50.
- ↑ Caspar von Au: "Kingdom Come: Deliverance": Überall nur weiße Ritter. In: Süddeutsche Zeitung. 22. März 2018 (sueddeutsche.de [abgerufen am 25. Januar 2022]).
- ↑ Metawertung „Kingdom Come: Deliverance - From the Ashes“ (Windows-Version). In: Metacritic. CBS Corporation, abgerufen am 3. September 2018.
- ↑ Felix Schütz: Kingdom Come: Deliverance - From the Ashes im DLC-Test. In: PC Games. 18. Juli 2018, abgerufen am 3. September 2018.
- ↑ a b M! Games, Ausgabe 294, März 2018, Seite 51
- ↑ Kingdom Come: Deliverance - Die Reaktion auf die Rassismus-Vorwürfe. In: GameStar. 17. Januar 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Dějiny obyvatelstva českých zemí; Fialová, Ludmila; Horská, Pavla; Kučera, Milan; Maur, Eduard; Musil, Jiří; Stloukal, Milan; Prag 1996, Seiten 55–73.
- ↑ Why VICE will not cover Kingdom Come: Deliverance auf YouTube, 19. Februar 2018, abgerufen am 3. April 2018.
- ↑ GameTwo: Game Two #59: Kingdom Come: Deliverance, Fe, Kontroverse: Games-Journalismus in der Kritik auf YouTube, 24. Februar 2018, abgerufen am 4. März 2018.
- ↑ Nicolas Huss: Ist das Mittelalter oder kann das weg? Zur Debatte um Authentizität in Kingdom Come: Deliverance. In: Paidia. 30. Juni 2018, ISSN 2363-5630 (paidia.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
- ↑ Michael Herold: Gamescom Award 2017 - Alle Gewinner im Überblick. In: GameStar. 24. August 2017, abgerufen am 23. November 2020.
- ↑ Mark Mantel: Kingdom Come: Deliverance - 1 Million verkaufte Kopien. In: PC Games Hardware. 22. Februar 2018, abgerufen am 25. Januar 2022.
- ↑ Marcel Kleffmann: Kingdom Come: Deliverance hat sich über drei Mio. Mal verkauft; Warhorse Studios sollen vergrößert werden. In: 4Players. 16. Juni 2020, abgerufen am 25. Januar 2022.
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