Kinetische Kunst

Willi Reiche, Every brass you take, 2019
Michael Hischer, WV 260
Jean Tinguely, Eos
George Rickey, Vier Vierecke im Geviert, 1969
David Ascalon, Wings to the Heavens, 2008. Kinetische Kunst, Aluminum, Memphis, Tennessee, USA
Marc van den Broek, Sonnenschreiber, 1986
Uli Aschenborn, Männlicher Lebenszyklus – angestrahlte sich drehende Skulptur, 2003
Uli Aschenborn, die Augen der Frau drehen sich dem Betrachter hinterher, wenn dieser sich bewegt, 2009

Kinetische Kunst ist eine Ausdrucksform, in der die Bewegung als integraler ästhetischer Bestandteil des Kunstobjekts Beachtung findet. Auch dann, wenn sich das Objekt scheinbar verändert, weil sich der Betrachter bewegt (s. den Künstler Carlos Cruz-Diez und unten das Video des Frauenbildes von Uli Aschenborn) oder auch eine Illusion eine Bewegung vortäuscht (Youri Messen-Jaschin). Daher gilt die Op-Art manchen Betrachtern als kinetische Kunst.

Geschichte

Die kinetische Kunst wurde in den 1950er und 1960er Jahren populär. Ihre vormodernen Ursprünge liegen in den kunstgewerblichen mechanischen Apparaten und ästhetischen Wasserspielen der Barockzeit. In der Moderne sind ihre Anfänge in den kinetischen Licht- und Bewegungsobjekten Marcel Duchamps und Man Rays ebenso zu finden wie in den konstruktivistischen Maschinen der Künstler Wladimir Tatlin, Naum Gabo, Alexander Rodtschenko und László Moholy-Nagy. Einige Künstler, wie Alexander Calder und Jean Tinguely, arbeiten auch mit vorgefundenen Materialien und Objekten und führen damit das Konzept des Objet trouvé fort.[1]

Eine Weiterführung der kinetischen Kunst ist die kybernetische Kunst, in der das Kunstwerk auf äußere Einflüsse, insbesondere auch auf Manipulationen von Personen, reagiert (z. B. Nicolas Schöffers Spatiodynamische Türme).

Die technischen Konstruktionen werden oft durch die Naturkräfte Wind (siehe Mobile), Wasser und Gravitation (siehe Kugelbahnen) angetrieben. Aber auch Motoren (s. u. Video der Skulptur von Uli Aschenborn), Uhrwerke und manuelle Antriebe kommen zum Einsatz. Heutige Künstler kinetischer Kunst sind oft auf dem neusten Stand der Technik, computergesteuerte Objekte sind keine Seltenheit mehr.[2]

Die kinetische Kunst ist nicht zu verwechseln mit dem Kinetismus, bei dem die Bewegungen ohne äußere Einflüsse in den Werken zum Ausdruck kommen.

Vertreter der kinetischen Kunst (Auswahl)

Hauptvertreter

Weitere Vertreter

Künstlergruppen

Sammlungen

  • Kinetische Abteilung im Kunstmuseum Gelsenkirchen. Die seit den 1960er Jahren aufgebaute Sammlung gehört zu den umfangreichsten in Europa.
  • Das MAD-Museum in Stratford-upon-Avon präsentiert ausschließlich Mechanical Art and Design

Literatur

  • Hans-Jürgen Buderer: Kinetische Kunst. Konzeptionen von Bewegung und Raum (= Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen. NF 19). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992, ISBN 3-88462-066-5 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1986).

Weblinks

Commons: Kinetische Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Susanna Partsch: 101. wichtigste Fragen – Moderne Kunst, 2. durchgesehene Auflage. München: Beck, 2016, ISBN 3-406-51128-7, S. 56 (Vorschau).
  2. Björn Schülke

Auf dieser Seite verwendete Medien

David Ascalon Kinetic Sculpture Mobile memphis TN.JPG
Autor/Urheber: Toksook David Ascalon, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Image of "Wings to the Heavens", 2008, Fabricated and brazed aluminum, Temple Israel, Memphis, Tennessee,

WV260.jpg
Autor/Urheber: Gerardus, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kinetic sculpture WV260 by Michael Hischer in Germany
Sonnenschreiber.jpg
Autor/Urheber: Marc van den Broek, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Sonnenschreiber ist ein vom Künstler unabhängiges Werk-Zeug, das mit Hilfe der elementaren Licht- und Energiequelle Sonne die Bewegung des Zentralgestirns sichtbar macht.
George Rickey Ri10.gif
(c) Hans Bug, CC BY-SA 3.0
George Rickey: „Vier Vierecke im Geviert“, 1969, Stahl, Berlin
Uli Aschenborn - Living Drawing Ovahimba FLM-avi-ogv.gif
Autor/Urheber: Uli Aschenborn, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Living Drawing – Technik des Künstlers Uli Aschenborn. Entfernt sich der Betrachter weg von der Bildachse, so scheinen die dargestellten Augen dem Betrachter zu folgen – Effekt kann nur als Video gezeigt werden.
Every brass you take von Willi Reiche.gif
Autor/Urheber: Kunstmaschinen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Als Kinetikkünstler kreiere ich Kunstwerke, bei denen Bewegung eine elementare Rolle spielt. Meine Kunstmaschinen werden angetrieben durch Gravitation, Windkraft, Solarenergie, manuell oder per Pedes sowie mittels Elektromotoren (zumeist Niedervolt).
Eos xk (3), 1965.JPG

Tinguely, Jean, Eos xk (3), 1965, at the israel museum, jerusalem. photo by yair talmor Israel museum Art Garden

ART Uli Aschenborn Boy To Man Sculpture-Morph 2 AUTORUN.gif
Autor/Urheber: Uli Aschenborn, Lizenz: CC BY-SA 4.0
This type of artwork can only be unsterstood via a video. The GIF-Version shows easily everywhere, whereas videos often give trouble e. g. on mobiles. If the size is small enough it runs by itself (as in this case). OK of the Kendzia Gallery. The artist is pleased, when published.