Kieskompas

Kieskompas-Logo

Das niederländische Unternehmen Kieskompas (deutsch: Wahlkompass) wurde im Jahr 2007 an der Freien Universität Amsterdam durch André Krouwel[1] gegründet. Ziel der Kieskompas-Projekte ist es, komplexe Zusammenhänge für ein breites Publikum aufzubereiten. Zum Kerngeschäft des Unternehmens gehört die Entwicklung von Online-Wahlhilfen (engl. Voting advice applications), die politische Informationen für Wähler aufbereiten.

Methodisches Vorgehen für Online-Wahlhilfen

Politische Landschaft, berechnet durch Bundeswahlkompass 2017

Die Online-Wahlhilfen von Kieskompas basieren auf einem zweidimensionalen politischen Spektrum, aus dem sich ein zweiachsiges Koordinatensystem ergibt. Zunächst müssen ca. 30 Aussagen zu relevanten Themen des Wahlkampfes formuliert werden. Zur Ermittlung der Positionen der politischen Akteure werden Parteien (in parlamentarischen Systemen) bzw. Kandidaten (in präsidentiellen Systemen) anhand öffentlich verfügbarer Nachweise (beispielsweise aus Wahlprogrammen, Parteiwebsite oder Aussagen von Spitzenkandidaten) positioniert. Die Position ergibt sich aus dem Grad der Zustimmung zu den 30 Aussagen, die anhand einer fünfstufigen Skala vorgenommen wird. Alle Quellennachweise sind in der Applikation sichtbar, so dass Nutzer der Wahlhilfe diese überprüfen können. Auf Basis der Einordnung der Parteien wird dann für jede Partei eine Position im politischen Spektrum berechnet. Die Nutzer beantworten schließlich die 30 ausgewählten Aussagen ebenfalls und erhalten dann eine individuelle politische Position, die sie mit den Parteipositionen vergleichen können.[2]

Projekte

Logo Bundeswahlkompass 2017[2]

Seit der Veröffentlichung der ersten Wahlhilfe im Jahr 2006 betreute Kieskompas ca. 40 Projekte weltweit. In Deutschland hat Kieskompas Online-Wahlhilfen zu den Europawahlen 2009 und 2014, den Bundestagswahlen 2013 und 2017[2] und zur niedersächsischen Landtagswahl 2017[3] entwickelt. Im Februar 2018 veröffentlichte Kieskompas mit dem Wahl-Kompass Frankfurt die erste wissenschaftliche Wahlhilfe zu einer Oberbürgermeisterwahl in Deutschland, die auch in englischer Sprache verfügbar ist.[4][5] An dem Kieskompas-Projekt zu den kanadischen Unterhauswahlen 2011 hat auch Clifton van der Linden mitgearbeitet, der anschließend unter dem Namen Vote Compass mit der Vermarktung ähnlicher Wahlhilfen begonnen hat[6][7], darunter das Wahl-Navi der RTL-Gruppe in Deutschland.

Unterschiede zum Wahl-O-Maten

Kieskompas versteht sich als Anbieter eines Alternativangebots zur weit verbreiteten Wahlhilfe StemWijzer, die in Deutschland unter dem Namen Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung angeboten wird. Ein Unterschied besteht darin, dass beim Kieskompas kleinere Parteien nur in Ausnahmefällen die Anforderungen erfüllen, um berücksichtigt zu werden. Über die Darstellung der Ergebnisse ist im Gegensatz zum Wahl-O-Mat ein grober Vergleich der Parteien untereinander möglich. Die Textnachweise der Parteien sind öffentlich verfügbar, so dass Parteien sich auf bestehende Positionen beziehen müssen und keine gesonderten Begründungen verfassen können. Kieskompas bietet eine Einbindung über einen iFrame in andere Websites an, wohingegen der Wahl-O-Mat nur direkt über einen Link aufgerufen werden kann.

Auszeichnungen und Nominierungen

  • De Tegel Multimedia News Award 2006[8]
  • Amsterdam Topstad Inventor Awards 2008
  • World e-democracy forum award 2009 für EU-Profiler Projekt zu den Europawahlen 2009[9]
  • Digital Publishing Innovation of the Year (Nominierung, Finalist) für Political Persona Projekt in Kooperation mit The Sydney Morning Herald und The Age[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. André Krouwel – Vrije Universiteit Amsterdam. Abgerufen am 9. September 2017 (englisch).
  2. a b c Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bundeswahlkompass.de
  3. Der Landeswahlkompass zur niedersächsischen Landtagswahl 2017 | Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 10. Februar 2018 (deutsch).
  4. Wahl-Kompass Frankfurt 2018. Abgerufen am 10. Februar 2018 (de-US).
  5. hessenschau.de, Frankfurt, Germany: Video: Wahlkompass zur OB-Wahl Frankfurt | hessenschau.de | TV-Sendung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. Februar 2018; abgerufen am 10. Februar 2018 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hessenschau.de
  6. Nederlandse Kieskompas helpt de Canadees - SYNC.nl. Abgerufen am 9. September 2017 (niederländisch).
  7. Julie Posetti, Anika Gauja, Ariadne Vromen: YourVote: Decide who to vote for in Australia's 2016 federal election. In: The Sydney Morning Herald. 7. Juni 2016 (com.au [abgerufen am 9. September 2017]).
  8. Kieskompas.nl | zeist.kieskompas.nl | CollegeZOOM Reviews. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. September 2017; abgerufen am 11. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.collegezoom.org
  9. EU Profiler gewinnt den "World e-democracy forum award" 2009 — NCCR Democracy. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. September 2017; abgerufen am 11. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nccr-democracy.uzh.ch
  10. 2017 Newspaper of the Year Awards finalists announced. In: NewsMediaWorks. (com.au [abgerufen am 11. September 2017]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Politische Landschaft der Parteien zur Bundestagswahl 2017.png
Autor/Urheber: Kieskompas, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Diese politische Landschaft basiert auf den Berechnungen der Parteipositionen durch den Bundeswahlkompass 2017.
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