Kiekert

Kiekert AG

Logo
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1857
SitzHeiligenhaus, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Jérôme Debreu (Vorstand)
Mitarbeiterzahl5.300
Umsatz>800 Mio. Euro
BrancheAutomobilzulieferer
Websitewww.kiekert.com
Stand: 31. Dezember 2022

Die Kiekert AG ist ein Industriebetrieb mit Sitz in Heiligenhaus (Nordrhein-Westfalen) und globaler Markt- und Technologieführer bei Schließsystemen für Automobile.[1] Das Unternehmen gehört seit 2012 dem chinesischen Staatsunternehmen North Lingyun Industrial Group.

Geschichte

Gegründet wurde das Unternehmen 1857 in Heiligenhaus im Stadtteil Isenbügel als Schloss- und Beschlagfabrik von Arnold Kiekert – damals als Arnold Kiekert und Söhne (AKS). 1888 wurde die Produktionsstätte nach Heiligenhaus Mitte verlagert (50.000 m²). Am 2. Oktober 2007 wurde die Firmenzentrale zum Höseler Platz 2 verlagert (ehemaliges Gelände von Hartmann & Braun). Die Gebäude am alten Firmensitz wurden abgerissen. 1976 wurde die Firma Tack & Gabel (TAGA) aus Wuppertal, einem Zulieferer für Kfz-Schlösser, übernommen. 1982, als Kiekert hoch verschuldet war, wurde der Vorsitz der Geschäftsführung von Horst Werner Sterzenbach übernommen, der die Firma Ende 1987, als sie zum Verkauf stand, mit der Dr. Sterzenbach & Rau Vermögensverwaltungsgesellschaft übernommen hatte. 1990 wurde die Kiekert Automatiktüren GmbH, die Einstiegtüren für Busse und Schienenfahrzeuge fertigte, an die österreichische IFE-Gruppe (heute Bestandteil der Unternehmensgruppe Knorr-Bremse) verkauft. 1993 wurde der größte Produktionsstandort innerhalb der Kiekert Gruppe in Prelouc, Tschechien, gegründet. 1994 wurden die verschiedenen Firmenteile zur Kiekert AG verschmolzen – dabei wurde die TAGA an die Firma Nier Feuerhand verkauft –, um 1995 die Kiekert AG an die Börse zu führen.

Kiekert Heiligenhaus

Des Weiteren wird die Kiekert AG seit 1994 durch den Vertriebs-, Produktions- und Entwicklungsstandort in Wixom, USA, unterstützt. Ein Jahr später wurde mit dem Standort in Puebla, Mexiko, ein Produktionshub für die NAFTA-Region eröffnet.

1998 geriet Kiekert in die Schlagzeilen, als die Ford-Werke in Köln die Produktion vorübergehend einstellen mussten, da Kiekert keine Türschlösser mehr lieferte. Kiekert gab an, dass ein Blitzeinschlag zu EDV-Problemen geführt habe und dadurch ein Lieferengpass entstanden sei.[2] Kiekert lehnte die Unterstützung von Ford-Experten bei der Schadensbehebung ab.

2001 wurde der tschechische Produktionsstandort um ein Entwicklungszentrum erweitert.

2000 erwarb Schroder Ventures Europe (heute Permira) für 530 Mio. Euro die Mehrheit an Kiekert; 2002 wurden die restlichen Aktionäre durch einen Squeeze-out abgefunden. 2005 wurde das Grundstück in Heiligenhaus an die LEG NRW verkauft, um die Verlagerung der Produktionsstätte in ein neues Gebäude in Heiligenhaus zu ermöglichen. Der Umzug war September 2007 abgeschlossen.

Im Oktober 2006 wurde Kiekert von den Hedgefonds BlueBay Asset Management und Silver Point Capital sowie der US-Investmentbank Morgan Stanley übernommen; Permira wurde so als Großaktionär abgelöst. Permira hatte sich bei der Kiekert-Übernahme verkalkuliert (Kiekert konnte die Zinsen für die zur Rückfinanzierung der Übernahme ihm auferlegten Schulden nicht erwirtschaften) und musste die Eigenkapitalanlage ohne Gegenleistung abtreten.

Im Jahr 2007 beschäftigte die Kiekert AG etwa 4300 Mitarbeiter – davon etwa 1100 in Heiligenhaus – und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von mehr als 500 Mio. Euro. Das Unternehmen unterhält Produktionsstätten auf der ganzen Welt (Deutschland, USA, Tschechien, Mexiko, Russland) und ist Zulieferer vieler großer Automobilhersteller (VW, GM, BMW, Ford uvm.). Zudem errichtete Kiekert im Jahr 2008 einen eigenen Entwicklungs- und Produktionsstandort in Asien in der Stadt Changshu, nahe Shanghai.

Ab dem 1. August 2008 ging die Firmenabteilung Kiekert Elektronik an den Mitbewerber Huf über. Damit besitzt die Huf-Gruppe eine eigene Elektronikproduktion. Der neue Name der Gesellschaft lautet Huf Electronics GmbH.[3]

Im März 2012 wurde Kiekert an das chinesische Staatsunternehmen North LingYun Industrial Group verkauft.[4][5]

Seitdem hat Kiekert seine Präsenz weltweit kontinuierlich erweitert. 2012 verdoppelte Kiekert die Produktionskapazität seines Standortes in China. 2013 wurde der weltweit größte Schlossproduktionsstandort in Tschechien um ein neues Produktionsgebäude komplettiert. 2014 wurde der Standort in Naberezhyne, Russland, eröffnet.

2015 wurde außerdem das japanische Entwicklungs- und Vertriebszentrum in Yokohama eröffnet. Seit 2017 entwickelt und produziert Kiekert mit dem koreanischen Automobilzulieferer KwangJin Türschließsysteme in dem gemeinsam eröffneten Joint-Venture in Seoul, Korea. Im selben Jahr wurde der jüngste Standort in Lamone, Schweiz, als Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet.

2022 beschäftigt der Automobilzulieferer 5.300 Mitarbeitern global in den Kernregionen der Automobilindustrie. An zehn Standorten entwickelt, produziert und vertreibt Kiekert rund um die Uhr maßgeschneiderte Kundenlösungen. Der Umsatz beträgt gut 800 Millionen Euro.

Einzelnachweise

  1. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  2. AUTOINDUSTRIE: Verkehrte Welt. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1998 (online). 19. Juli 2021 abrufbar.
  3. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 15. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.huf-group.com unter Historie, 2008; abgerufen am 14. März 2018.
  4. Qiu Bo (China Daily): Lingyun reaps rewards from German acquisition
  5. Li Fangfang (China Daily): Lingyun in deal for Germany's Kiekert

Koordinaten: 51° 19′ 28″ N, 6° 57′ 22″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Kiekert Heiligenhaus.jpg
Autor/Urheber: Monikaja, Lizenz: CC0
Kiekert AG, Heiligenhaus