Keule

Keule
Angaben
Waffenart:Keule
Bezeichnungen:Knüppel, Prügel
Verwendung:Kriegswaffe, Zivilwaffe, Jagdwaffe
Entstehungszeit:ca. 2 Mill. v. Chr.
Einsatzzeit:bis aktuell
Verbreitung:weltweit
Gesamtlänge:ca. 50 cm bis 200 cm
Griffstück:Holz, Metall
Besonderheiten:verschiedene Formen und Größen
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Die Keule, auch Knüppel, Knüttel oder Prügel (von mittelhochdeutsch brügel, „Prügel, Rührstab“), fällt im Allgemeinen unter die Schlagwaffen, da sie bei der Verwendung den Körper nicht penetriert. Es gibt jedoch auch Versionen, die mit Stacheln oder einer Spitze ausgestattet sind. Diese fallen dann auch unter die Hiebwaffen, da sie bei ihrer Verwendung den Körper penetrieren.

Die physikalische Anwendungserfahrung, die von einem Stock zu einem keulenartigen Werkzeug führte, war die Erfahrung, dass die „Wucht“ (Impuls, kinetische Energie) umso höher wird, je höher die Masse des Körpers ist. Aus der Forderung, dass der Griff noch handgerecht sein muss, ergibt sich dann die typische „Keulenform“: Es reicht, das ferne Ende zu verdicken, da dieses sich beim Schwung mit der höchsten Geschwindigkeit bewegt und damit die höchste Bewegungsenergie aufweist. Aus technischer Perspektive ist ein keulenartiges Werkzeug eine einfache Maschine.

Ursprung

Zur Schäftung siehe: Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)

Die Keule dürfte zu den ältesten Waffen des Menschen gehören (siehe Geröllkeule) und bestand ursprünglich wahrscheinlich aus einem natürlich verdickten Ast oder Wurzelholz; auch tierische Oberschenkelknochen kommen in Frage. Alle Typen verstärkten die Schlagkraft des Armes und sorgten für eine gewisse Distanz zum Gegner. Später wurden Steine mit Pflanzenfasern an Stöcken befestigt; noch später wurden in die Steine Löcher gebohrt, durch welche ein (polierter) Ast gesteckt wurde. Im Sinne des Stocks, der zum Schlagen dient, lässt sich die Verwendung von Keulen auch bei Schimpansen nachweisen.

Das Gerät mit Griff und Verdickungen ist optimal zum Schwingen, sowohl zum Schlagen wie auch zum Werfen geeignet und realisiert ein Prinzip, das bei auf der Keule aufbauenden Werkzeugen wie dem Hammer und dem Beil ebenso umgesetzt ist wie bei allen für das Schwenken optimierten Werkzeugen mit Stiel und Kopf. Technisch gesehen ist die Keule eine einfache Maschine.

(c) The Portable Antiquities Scheme/ The Trustees of the British Museum, CC BY-SA 4.0
Durchbohrter Keulenkopf (3. Jt.
v. Chr.)

Erste gesicherte Keulen stammen aus der Mittelsteinzeit. Es handelt sich um durchbohrte rundliche, kugelige, scheibenförmige oder flache rechteckige geschäftete Steinköpfe. Runde Keulenköpfe aus Stein sind die Nachfolger der Keulen aus Holz und erscheinen als Geröllkeulen. Die Durchlochung erfolgte durch trichterförmiges Picken oder als Vollbohrung; seit dem Neolithikum auch als Hohlbohrung. In der Maglemosekultur gab es einen Typ, der sich vermutlich aus dem Walzenbeil entwickelte. Diese Keulen haben einen flachen Zapfen, oft mit einem Loch oder einer Einkerbung zum Festbinden. Das stumpfe Nackenende des Walzenbeiles, verdickt hervorgehoben, bildet die Schlagfläche. In Frankreich wurde ein Keulenkopf aus Feuerstein aus dem Campignien gefunden, der offenbar die Imitation eines Felssteingerätes ist. Ein Merkmal ist, dass viele aus optisch auffälligen Gesteinsarten hergestellt wurden, in der Regel glaziale Erratien. Es wurden mehrere Typen definiert, hauptsächlich von Fiona Roe, die 1979 eine britische Typologie vorschlug, die inzwischen verworfen wurde. Seltener sind Geweihkeulen, bei denen alle Stangen entfernt sind. In Kalambofalls (Sambia) wurde eine hölzerne Keule gefunden, deren Alter etwa 200.000 Jahre beträgt. Vermutlich diente die Keule dem Töten von Tieren.[1] Auch der ägyptische König Narmer, der Vereiniger von Ober- und Unterägypten, ließ sich um 3000 v. Chr. auf der berühmten Steinpalette mit einer Keule darstellen. Ebenso gehört sie zu den Attributen des Hindu-Gottes Vishnu.

Wortherkunft

Antonio PollaiuoloHerakles und die Hydra (3. Drittel 15. Jh.)

Das Wort „Keule“, mittelhochdeutsch kiule, althochdeutsch nicht nachgewiesen, steht in sprachlicher Nähe zu „Kolben“ und vielleicht auch ursprünglich zu „Kugel“ und „Keil“. Altertümlich wird noch Käule geschrieben (vgl. Kaulquappe).[2] „Knüppel“ steht zu „Knüpfel/Klöpfel“ in der Bedeutung von „Hammer“, aber auch in Nähe zu „Knoten, Knorren, Knubbel“ in der Bedeutung von „Beule“ (am Holz), und „Klöppeln“.[3] „Knüttel“ ist das ursprünglichere, althochdeutsche Wort (chnutil, chnuttil, kinuttil), und heißt „Rundholz“, im Mittelalter ist es eine ritterliche Waffe (kolbe), später auf „Knotenstock“ reduziert (vergl. Knittelvers).[4] „Prügel“, erst ab dem 16. Jahrhundert, oberdeutsch Brügel, heißt ebenfalls ursprünglich Rundholzstück, dann allgemein im selben Kontext als Schlag- oder Wurfholz (vergl. Prügelstrafe, österr. „jemandem Brügel zwischen die Beine werfen“: „jemandem Steine in den Weg legen“).[5][6] Auch Flegel steht in etwa denselben Bedeutungen wie diese drei Worte,[7] und Schlägel/Schlegel ist dem Wort „Keule“ bedeutungsmäßig eng verwandt. Alle diese Worte stehen auch durchwegs als Schimpfwort für kleine, dickliche Statur oder übertragen für Derb- und Grobheit. Im Berliner Dialekt steht „Keule“ für den (jüngeren) Bruder.

Die Assoziation von „Keule“ und „Schlagen“ ist so eng, dass das Wort „keulen“, ursprünglich „mit der Keule niederschlagen“, auch „niederkeulen“[8] (Analoge Bildungen: Dolch – erdolchen, Spieß – aufspießen) nur mehr in der Veterinärmedizin bzw. landwirtschaftlichen Tierhaltung in der Bedeutung „töten eines Tieres“ steht – und zwar unabhängig von der Methode. Heute steht es sogar in ausdrücklicher Unterscheidung zu „schlachten“ explizit im Kontext des Seuchenschutzes für das Töten, ohne der Nahrungskette zuzuführen.[9]

Andere Verwendung des Wortes

Teppich von BayeuxOdo von Bayeux bewaffnet mit einer einfachen Keule in der Schlacht bei Hastings (1066)

Eine Keule ist im Vergleich mit anderen eine eher grobe Waffe. Analog dazu kann in gesprochenen Auseinandersetzungen (Wortgefechten) zur „verbalen Keule“ gegriffen werden, beispielsweise in Form von „Totschlagargumenten“.

Die Verwendung von Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung wird häufig als Einsatz der „chemischen Keule“ bezeichnet. Zudem war „Chemical Mace“ (chemische Keule) von Smith & Wesson das erste Reizstoffsprühgerät.

Abgeleitete Geräte

Werkzeuge

Aufgrund ihres Prinzips kann die Keule als die Stammform des Hammers gesehen werden. So leiten sich aus ihr zahlreiche Werkzeuge ab. Außerdem entstehen aus der Kombination mit dem Keil, der sich als trennendes Werkzeug eignet, insbesondere alle Varianten der Axt, des Beils und der Dexel.

Waffen

Die Keule dient auch als eine primitive Schlagwaffe, bestehend aus einem Griff und einem schweren, massiven Ende. Typische Varianten sind Schlagstock (Gummiknüppel, Polizeiknüppel), Streitkolben und Kriegshammer, Weiterentwicklungen sind der Morgenstern (Besatz mit Spießen) oder der Flegel (Auflösung mit Kette).

Sportgeräte

Auch als Sportgerät hat die Keule zu vielfältigem spielerischen Umgang mit einfacher Mechanik geführt:

Siehe auch

Literatur

  • Eric Biermann: Keulenköpfe des Alt- und Mittelneolithikums in Deutschland In: Varia Neolithika IV Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-937517-43-X, S. 103–112.
Commons: Club (weapon) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Keule – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. Beck’sche Reihe, Band 1325. Beck Verlag, München 1999, ISBN 3-406-42125-3, S. 203.
  2. KEULE, f. clava, fustis, femur. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  3. KNÜPPEL, m. wie knüpfel, s. d., und gleich diesem schwankend zwischen zwei ursprüngen. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  4. KNÜTTEL, m. clava nodosa, fustis, nodulus. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  5. BRÜGEL, m. fustis, heute geschrieben Prügel. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  6. PRÜGEL, m. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  7. Horst Naumann (Hrsg.): Familiennamenbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, S. 261 f.
  8. KEULEN, mit der keule schlagen. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  9. Gesellschaft für deutsche Sprache (Hrsg.): Sprachdienst. Nr. 1, 2001, S. 22, 49. Oder: Fragen und Antworten: Herkunft von ‚keulen‘. Gesellschaft für deutsche Sprache, abgerufen am 7. Juli 2016.

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Millwall brick held.jpg
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The way to hold a Millwall brick
Narmer Palette smiting side.jpg
The smiting side of the Narmer Palette
Neolithic banded macehead (FindID 500107).jpg
(c) The Portable Antiquities Scheme/ The Trustees of the British Museum, CC BY-SA 4.0
A Neolithic stone polished, banded perforated object or 'mace-head' dating c. 2,900 - 2,100BC. The mace-head is rectangular in plan with rounded ends and an oval cross-section. There is an hour-glass perforation located approximately one third along its length. The carving of the mace-head has been worked so the natural banding of the stone forms transverse stripes. When the mace-head was discovered it was covered in, as the finder describes it, a limescale concretion which came off as he rubbed his thumb over it. This was probably Thames 'race'. There is a patch of black near the distal end of the mace-head where there was no concretion and the stone has been stained.

Dimensions: length: 147.63mm; width: 58.06mm; thickness: 36.55mm; diameter of perforation at widest point: 20.71mm; weight: 587.8g.

Dr Alan Saville suggests the stone is tertiary metamorphic rock and he speculates that the origin could be the Orkneys or Norway as a result of ice drive erratics, meaning the rock was pushed by ice possibly from Norway to Orkney.

Jon Cotton writes:

This is a splendid example of a mace-head of finely-banded olive-grey 'sandstone' with gently convex sides and a slightly obliquely-orientated hour-glass perforation drilled towards one end. The piece is otherwise symmetrical in plan and long-section. Although found covered in a 'limescale concretion' (brushed away by the finder but probably analogous with what the old antiquaries called Thames 'race'), the piece is in pristine, undamaged, condition. (A small imperfection at one end appears to represent an original minor flaw on the surface of the original nodule.)

Further to earlier work (e.g. Evans 1897; Smith 1911; 1924-5), Fiona Roe (1968) defined three classes of mace-head: Cushion, Ovoid and Pestle. The present piece is closest to Roe's amorphous Proto-Cushion form, the latter metrically (and notionally morphologically) intermediate between her Ovoid C and Cushion forms (1979, 30). However, pieces within the small Proto-Cushion group tend to be shorter and squatter than the present example, whose overall length is closer to the more elongated Cushion form.

Cushion mace-heads were described in detail by Gibson (1944), who noted their 'extraordinary fineness and accuracy of craftsmanship' (ibid, 17), the deliberate choice of 'hard crystalline rocks', and 'a preference ... for green of various shades from grey to olive ... with natural colour-banding used to the best advantage for ornamental effect' (ibid, 19). All of these observations could be applied to the Hammersmith piece with equal justification.

Metrically, however, the Cushion mace-heads are more slender than the present piece, and have straight or tapering sides and cylindrical (rather than hour-glass) perforations. (NB. Gibson (1944) traced 39 examples of Cushion mace-heads, while Roe (1968, 146) identified 'rather more than 50 specimens ... together with about a dozen possible prototype forms'. There are at least five of these fine Cushion mace-heads from the Thames, of which the MoL has three: from Kingston (49.107/159); Old England, Syon (O744) and Mortlake (A14578); two others, from Twickenham and Hammersmith, are in the BM.

Associations are few and dating is therefore difficult to pin down. However, exotic mace-heads are usually linked with Grooved Ware, the latter dated to c. 2900 - c. 2100 BC. Grooved Ware is associated with major Wessex henge monuments and with Stonehenge, but in the London area is invariably found in small shallow pits. A few sherds have also been recovered from the river, including several from the Hammersmith reaches (e.g. MOL Acc Nos A23398; C946; C948-9). Other Grooved Ware associations include elongated bone pins, and there are two of these from the river at Wandsworth and Putney a little downstream.

References
Evans, J, 1897, The Ancient Stone Implements, Weapons and Ornaments of Great Britain. London: Longmans, Green & Co (Second edition)
Gibson, W J, 1944, 'Mace-heads of "Cushion" type in Britain', Proc Soc Antiq Scotland 78, (1943-44), 16-25
Roe, F, 1968, 'Stone mace-heads and the latest Neolithic cultures of the British Isles', in J M Coles & D D A Simpson (eds), Studies in Ancient Europe: Essays presented to Stuart Piggott. Leicester University Press, 145-172
Roe, F, 1979, 'Typology of stone implements with shaftholes', in T H McK Clough & W A Cummins (eds), Stone Axe Studies. Archaeological, petrological, experimental, and ethnographic. CBA Research Report 23, 23-48
Smith, R A, 1911, British Museum: A Guide to the Antiquities of the Stone Age, Second edition
Smith, R A, 1924-25, 'The Perforated Axe-hammers of Britain', Archaeologia 75, 77-108

Volaterrae as club 591805.jpg
Autor/Urheber: CNG, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Etruria, Volaterrae (nowadays Volterra.Circa 225-215 BC.

Æ Aes Grave As (129.31 gm).
Janiform head wearing pointed petasos
FELA-ODI (Etruscan Velathri) retrograde around club with I.
Thurlow-Vecchi 86; Rutter, HN 109b; Haeberlin pl. 83, 7-10.
VF, green patina.
Standing Vishnu, Central India, 10th-11th century, sandstone - Worcester Art Museum - IMG 7569.JPG
Standing Vishnu, Central India, 10th-11th century, sandstone, Asian collection in the Worcester Art Museum, Worcester, Massachusetts, USA. The museum permits photography and does not restrict usage of the photographs.
Supi, Solomon Islands war club 1.jpg
Tonga war club brought back from the South Pacific during WWII by Lt.Col. Lorys J. Larson, USMC. (note:not a Tongan war club. This club is from Malaita in the Solomon Islands.)
TaiahaPosition4.jpg
Two Māori men demonstrating a position in the traditional Māori martial art, using taiaha (fighting weapon), New Zealand, 19th century
Tomahawk (PSF).png
Line art drawing of three variations of a tomahawk