Kernmühle (Roßtal)

Kernmühle
Markt Roßtal
Koordinaten: 49° 25′ 8″ N, 10° 52′ 26″ O
Höhe: 308 m ü. NHN
Einwohner:29 (1. Jan. 2018)[1]
Postleitzahl:90574
Vorwahl:09127
Kernmühle

Kernmühle (umgangssprachlich: „Keʳnmīl“[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Roßtal im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Der Weiler liegt an der Bibert. Südwestlich des Ortes befinden sich die Waldgebiete Erlach und Kernschlag. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Neuses (1,1 km südwestlich) bzw. nach Weinzierlein zur Staatsstraße 2409 (1,7 km nordöstlich), eine weitere führt nach Stöckach (1,4 km südlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde 1413 als „Kernmule“ erstmals urkundlich erwähnt. Im Salbuch des Amtes Cadolzburg von 1414 wurde der Ort als „Gyszubelmule“ erwähnt, im Salbuch von 1464 als „Gißvebelsmul die man yczunt haißt die Kernmuel“. Das Bestimmungswort Gißubil leitet sich vom althochdeutschen Wort „gussia“ (= Wasserschwall) ab. Ob das Bestimmungswort Kern- sich vom mittelhochdeutschen Wort „kërn“ (=Getreide) oder vom Familiennamen Kern ableitet, kann nicht geklärt werden.[2] Eine Familie Kern als Mühlenbesitzer ist erst ab 1532 nachweisbar.[4] Diese besaßen das Anwesen bis 1676.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kernmühle ein Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal aus. Die Mühle hatte das Kastenamt Cadolzburg als Grundherren.[6]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Kernmühle dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Weinzierlein und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Weinzierlein zugeordnet.[7]

Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Kernmühle am 1. Mai 1978 nach Roßtal eingemeindet.

Die Mühle

1906 wurde die Mühle von Leonhard Horneber gekauft und als Mühle bewirtschaftet. 1916 brannte das Mühlengebäude bis auf die Grundmauern ab. Noch in der Zeit des Ersten Weltkrieges wurde das Gebäude wieder aufgebaut. 1966 wurde die Landwirtschaft zum Haupterwerb und Heinz Horneber beendete den Mühlenbetrieb. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde der Bauernhof nach den Richtlinien von Bioland geführt und das Angebot ab 2000 um ein Bildungsangebot für Schüler ergänzt. Ein ehemaliger Stall wurde 2004 als Seminarhaus umgebaut und 2005 eröffnet. 2008 gewann die Inhaberin Jutta Horneber den Preis Bäuerin als Unternehmerin des Jahres 2008.[8][9]

2011 wurde die Landwirtschaft an einen Biokollegen verpachtet. Die ehemalige landwirtschaftliche Scheune wurde 2013 grundlegend saniert und umgebaut und 2014 im September als Veranstaltungsort und Seminarhaus eröffnet.

Baudenkmal

  • Wohn- und Mühlengebäude mit Altsitz und Scheune

Einwohnerentwicklung

Jahr001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987001997002007002018
Einwohner141316151214142426212529*35*29*
Häuser[10]32221334
Quelle[11][12][13][14][15][16][17][18][19][20][21][1][1][1]
* inklusive Zweitwohnsitzen

Religion

Der Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Laurentius (Roßtal) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession nach Christkönig (Roßtal).

Literatur

Weblinks

Commons: Kernmühle (Roßtal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b c d Einwohnerzahlen auf der Website rosstal.de
  2. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 56 f.
  3. Kernmühle im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. Vollblut-Franken aus Michigan forschen nach Verwandten. In: wally.kernfamily.name. Abgerufen am 25. Oktober 2018.
  5. Kernmühle auf der Website heimatverein-rosstal.de
  6. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 130.
  7. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 234 f.
  8. Ein Bauernhof zum Lernen und Genießen. In: Nürnberger Zeitung. 27. November 2008, abgerufen am 13. März 2011.
  9. Sabine Dietz: Prämierte Bäuerin beackert Nischenfeld. In: Fürther Nachrichten. 28. November 2008, abgerufen am 13. März 2011.
  10. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 47 (Digitalisat).
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 70 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1032, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1198, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1128 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1234 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1065 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 782 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 174 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 337 (Digitalisat).


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Wappen von Roßtal.svg
Wappen von Roßtal.
Das Wappen zeigt ein weißes Pferd, das aus einer roten Kirche kommt, auf gelbem Hintergrund.
Kernmühle bei Weinzierlein.jpg
Autor/Urheber: WMguegafue, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Kernmühle. Links das zweiteilige Wohn- und Mühlengebäude, ein verputzter Massivbau, westlicher Teil viergeschossig mit flachem Satteldach, Erdgeschoss bez. 1676, östlicher Teil zwei- bis dreigeschossig mit Mansardhalbwalmdach, Giebelgauben und Dachreiter; Rechts das Altsitzhaus, eingeschossiger Sichtfachwerkbau mit Satteldach, Mitte 18. Jahrhundert, Schleppgaube modern.