Kernkraftwerk Takahama

Kernkraftwerk Takahama
Links die Blöcke 3 und 4, rechts die Blöcke 1 und 2
Links die Blöcke 3 und 4, rechts die Blöcke 1 und 2
Links die Blöcke 3 und 4, rechts die Blöcke 1 und 2
Lage
Kernkraftwerk Takahama (Japan)
Kernkraftwerk Takahama (Japan)
Koordinaten35° 31′ 20″ N, 135° 30′ 17″ O
LandJapan
Daten
EigentümerKansai Denryoku
BetreiberKansai Denryoku
Projektbeginn1969
Kommerzieller Betrieb14. Nov. 1974

Aktive Reaktoren (Brutto)

4  (3392 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 201025.730 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme677.130 GWh
WebsiteDas Kernkraftwerk auf der Seite des Betreibers
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Takahama (jap.高浜発電所, Takahama hatsudensho), nordwestlich des Ortes Takahama in der Präfektur Fukui gelegen, hat vier Blöcke, die zwischen 1974 und 1984 in Betrieb gingen. Betreiber des Kernkraftwerks ist der Elektrizitätsversorger Kansai Denryoku (KEPCO oder Kanden). Nachdem das Kraftwerk von 2011 bis 2016 zeitweise vollständig heruntergefahren war, sind seit 2023 wieder alle vier Reaktoren in Betrieb.

Block 1

Der Block 1 verfügt über einen Druckwasserreaktor (DWR) mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 780 bzw. 826 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2440 MWt.[1]

Mit dem Bau von Block 1 wurde am 25. April 1970 begonnen. Am 14. März 1974 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 27. März 1974 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 14. November 1974 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 1 hat seit 1974 insgesamt 174,31 TWh Strom erzeugt; im Jahr 1998 erzielte er mit 8760 Betriebsstunden und einer Produktion von 6856,82 GWh sein bestes Ergebnis.[1]

Am 15. Januar 2007 meldeten die Nachrichtenagenturen Kyodo News[2] und AP[3] einen kleineren Zwischenfall in Block 1. Es seien 370 Liter[3] leicht radioaktives Wasser ausgetreten, vier Mitarbeiter seien bespritzt worden. Ihre Gesundheit sei jedoch unbeeinträchtigt.

Im Januar 2011 wurde der Reaktor zur Inspektion heruntergefahren und blieb infolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima mehrere Jahre außer Betrieb. Um die danach verschärften Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, und gleichzeitig eine längere Laufzeit zu ermöglichen, wurde der Reaktor bis zum Jahr 2023 aufgerüstet, und dabei unter anderem das Reaktorgebäude verstärkt.[4] Nach entsprechender Ankündigung im Jahr 2021 wurde am 28. Juli 2023 mit dem Wiederanfahren des Reaktors begonnen;[5][6][7][8] er nahm den kommerziellen Betrieb am 28. August des Jahres auf.[9] Die IAEA gibt als Datum für die Außerbetriebnahme (Suspended Operation Date) den 10. Januar 2011 und als Datum für die Wiederinbetriebnahme (End of Suspended Operation Date) den 2. August 2023 an.[1]

Der Betreiber KEPCO beantragte im März (bzw. April)[10] 2015 für den Block 1 eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre; die Laufzeitverlängerung von 40 auf 60 Jahre wurde von der jap. Atomaufsicht NRA am 20. April 2016 (bzw. 20. Juni 2016)[10] erteilt.[11]

Block 2

Der Block 2 verfügt über einen DWR mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 780 bzw. 826 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2440 MWt.[12]

Mit dem Bau von Block 2 wurde am 9. März 1971 begonnen. Am 20. Dezember 1974 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 17. Januar 1975 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 14. November 1975 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 2 hat seit 1975 insgesamt 172,66 TWh Strom erzeugt; im Jahr 1996 erzielte er mit 8629 Betriebsstunden und einer Produktion von 6709,05 GWh sein bestes Ergebnis.[12]

Im November 2011 wurde der Reaktor aufgrund von Sicherheitsbedenken durch Fukushima heruntergefahren. Um die danach verschärften Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, und gleichzeitig eine längere Laufzeit zu ermöglichen, wurde der Reaktor bis zum Jahr 2023 aufgerüstet, und dabei unter anderem das Reaktorgebäude verstärkt. Nach einigen Verzögerungen wurde Block 2 letztlich am 15. September 2023 wieder hochgefahren;[4][5] er erreichte am 16. September die Kritikalität und soll den kommerziellen Betrieb voraussichtlich am 16. Oktober des Jahres aufnehmen.[9] Die IAEA gibt als Datum für die Außerbetriebnahme (Suspended Operation Date) den 25. November 2011 und als Datum für die Wiederinbetriebnahme (End of Suspended Operation Date) den 20. September 2023 an.[12]

Der Betreiber KEPCO beantragte im März (bzw. April)[10] 2015 für den Block 2 eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre; die Laufzeitverlängerung von 40 auf 60 Jahre wurde von der jap. Atomaufsicht NRA am 20. April 2016 (bzw. 20. Juni 2016)[10] erteilt.[11]

Block 3

Der Block 3 verfügt über einen DWR mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 830 bzw. 870 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2660 MWt.[13]

Mit dem Bau von Block 3 wurde am 12. Dezember 1980 begonnen. Am 17. April 1984 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 9. Mai 1984 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 17. Januar 1985 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 3 hat seit 1984 insgesamt 195,84 TWh Strom erzeugt; im Jahr 2011 erzielte er mit 8760 Betriebsstunden und einer Produktion von 7828,83 GWh sein bestes Ergebnis.[13]

Der Reaktor wurde im November 2011 aufgrund von Sicherheitsbedenken durch Fukushima heruntergefahren. Am 18. Februar 2015 genehmigte die Japanische Atomaufsichtsbehörde eine Wiederinbetriebnahme,[14] die dann jedoch im April 2015 vom Bezirksgericht der Präfektur Fukui in erster Instanz auf die Klage von Anwohnern hin für die Reaktoren 3 und 4 vorerst untersagt wurde[15][16][17]: Der Anlagenbetreiber, Kansai Electric, könne die Sicherheit nicht garantieren. Zudem seien die Sicherheitsvorschriften unlogisch[18] und zu locker, das Erdbebenrisiko werde nicht überzeugend eingeschätzt und ein Wiederanfahren stelle eine „unmittelbare Gefahr“ für die Anwohner dar.[16] Daraufhin stellte Kansai Electric eine Beschwerde vor dem Hochgericht Nagoya, die am 14. November verhandelt wurde.[19] Letztendlich urteilte am 25. Dezember 2015 das Distrikt-Gericht Fukui, dass Takahama-3 (und auch Block 4) wieder hochgefahren werden dürfen.[20] Am 29. Januar 2016 erfolgte dann der Neustart von Takahama-3; als Brennstoff sollen auch MOX-Brennelemente verwendet werden.[21]

Am 9. März 2016 verfügte das Bezirksgericht in Otsu nochmals ein Abschalten des Reaktors, da die Richter die Notfallpläne sowie die technische Ausrüstung des Kraftwerks kritisierten, und bekräftigte dies am 17. Juni 2016.[22][23] Daraufhin entfernte Kansai Electric vorübergehend die Brennstäbe aus den Reaktoren 3 & 4 um diese in den kraftwerkseigenen Abklingbecken zwischenzulagern.[24]

Am 28. März 2017 gab das Obergericht Ōsaka dem Einspruch von Kansai Denryoku statt und hob das vom Bezirksgericht auferlegte Verbot auf.[25][26] Die Wiederinbetriebnahme des Reaktors 3 erfolgte am 6. Juni 2017.[27] Mit Stand 2022 ist der Reaktor wieder durchgehend in Betrieb.[28]

Block 4

Der Block 4 verfügt über einen DWR mit einer Netto- bzw. Bruttoleistung von 830 bzw. 870 MWe; seine thermische Leistung liegt bei 2660 MWt.[29] Bei Takahama-4 werden ebenfalls MOX-Brennelemente verwendet.[30]

Mit dem Bau von Block 4 wurde am 19. März 1981 begonnen. Am 11. Oktober 1984 erreichte der Reaktor erstmals die Kritikalität. Er wurde am 1. November 1984 mit dem Stromnetz verbunden und nahm am 5. Juni 1985 den kommerziellen Betrieb auf. Der Block 4 hat seit 1984 insgesamt 194,04 TWh Strom erzeugt; im Jahr 2009 erzielte er mit 8760 Betriebsstunden und einer Produktion von 7584,98 GWh sein bestes Ergebnis.[13]

Der Reaktor 4 wurde 2011 aufgrund von Sicherheitsbedenken durch Fukushima heruntergefahren. Am 26. Februar 2016 erfolgte das Wiederanfahren des Reaktors. Am frühen Morgen des 29. Februars, wurde der Reaktor jedoch wegen Fehlern in einem Generator und einem Trafo automatisch abgeschaltet.[31][32] Kurz vor dem Wiederanfahren waren in dem Reaktor 34 Liter radioaktiven Wassers bei einer Kühlleitung ausgetreten; die Ursache war ein nicht festgezogener Bolzen.[33] Dadurch trat eine Verzögerung des Neustarts um einen Tag auf.

Im Juni 2017 nahm der Reaktor 4 wieder den kommerziellen Betrieb auf.[6] Er läuft seitdem mit Stand 2022 wieder durchgehend.[34]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Takahama hat vier Blöcke (Quelle: IAEA, Stand: 28. Juli 2023):

BlockReaktortypModellStatusNetto-
leistung
in MWe
Brutto-
leistung
in MWe
Therm.
Leistung
in MWt
BaubeginnErste
Kritikalität
Erste Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Einspeisung
in TWh
1[1]PWRM (3-loop)In Betrieb780826244025.04.197014.03.197427.03.197414.11.1974174,31
2[12]PWRM (3-loop)In Betrieb780826244009.03.197120.12.197417.01.197514.11.1975172,66
3[13]PWRM (3-loop)In Betrieb830870266012.12.198017.04.198409.05.198417.01.1985191,31
4[29]PWRM (3-loop)In Betrieb830870266019.03.198111.10.198401.11.198405.06.1985189,54

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kernkraftwerk Takahama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d TAKAHAMA-1. IAEA, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  2. RP Online: Radioaktives Wasser in Atomkraftwerk ausgetreten. 15. Januar 2007.
  3. a b RP Online: Radioaktives Wasser in Atomkraftwerk ausgetreten. 15. Januar 2007.
  4. a b Kansai reschedules restarts of three reactors. WNN, 5. Februar 2019, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  5. a b Kansai Electric to restart Takahama 1 in 2023. www.neimagazine.com, 5. August 2021, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  6. a b Eleventh Japanese reactor resumes operation. WNN, 20. Juni 2016, abgerufen am 28. Juli 2023 (englisch).
  7. Aging Takahama nuclear reactor restarted after 12-yr halt. Kyodo News, 28. Juli 2023, abgerufen am 28. Juli 2023 (englisch).
  8. Japan reaktiviert ältesten Atommeiler des Landes. n-tv, 28. Juli 2023, abgerufen am 7. August 2023.
  9. a b Takahama 2 reactor restarted. WNN, 15. September 2023, abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  10. a b c d Takahama units cleared for extended operation. World Nuclear News (WNN), 20. Juni 2016, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  11. a b Licensing status for the Japanese nuclear facilities. www.genanshin.jp, 15. September 2021, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  12. a b c d TAKAHAMA-2. IAEA, abgerufen am 31. August 2022 (englisch).
  13. a b c d TAKAHAMA-3. IAEA, abgerufen am 29. Juli 2023 (englisch).
  14. nuklearforum.ch: NRA gibt Okay für Takahama-Wiederinbetriebnahme vom 18. Februar 2015
  15. asienspiegel.ch: Gericht stellt sich gegen AKW vom 16. April 2015
  16. a b Badische-zeitung.de, 15. April 2015: Im Inneren der Atomruine: Roboter-Fotos aus Fukushima
  17. FAZ.net, 14. April 2015, Patrick Welter: Stolperstein vor Wiedereinstieg in die Kernkraft
  18. 14. April 2015, Daniel Zugehör, bizzenergytoday.com: Japan: Gericht untersagt Betrieb von Kernkraftwerk
  19. nei.org: NRA Begins Pre-Ops Inspections for Takahama 4 vom 22. Oktober 2015 (englisch)
  20. BBC News: Japan court rules to restart Takahama nuclear reactors vom 24. Dezember 2015
  21. Takahama No.3 reactor restarted. In: NHK World. 29. Januar 2016, archiviert vom Original am 5. Februar 2016; abgerufen am 8. August 2016 (englisch).
  22. Spiegel Online: Gericht verfügt Abschaltung von zwei Atommeilern vom 9. März 2016
  23. Injunction halts operation of Takahama units. WNN, 9. März 2016, abgerufen am 23. September 2023 (englisch).
  24. http://www.world-nuclear-news.org/RS-Injunction-remains-on-operation-of-Takahama-reactors-1706166.html
  25. High court lifts Takahama injunction. WNN, 28. März 2017, abgerufen am 29. Juli 2023 (englisch).
  26. 高浜原発再稼働へ、関電の抗告認める 大阪高裁、運転差し止め取り消し, Das Obergericht Ōsaka gab dem Einspruch von Kanden statt und hob das Anfahrverbot auf, sodass das Kernkraftwerk Takahama wieder in Betrieb genommen wird, Sankei Shimbun (japanisch)
  27. TABLE-Japan nuclear reactor operations (Memento desOriginals vom 10. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/af.reuters.com, Tabelle der japanischen Reaktoren, Reuters (englisch)
  28. Takahama 3, Japan. In: World Nuclea Association. Abgerufen am 24. September 2023 (englisch).
  29. a b TAKAHAMA-4. IAEA, abgerufen am 29. Juli 2023 (englisch).
  30. Takahama No. 4 reactor resumes operations despite water leak. Asahi Shimbun, 26. Oktober 2015, archiviert vom Original am 28. Februar 2016; abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch).
  31. Information on Restart of Units 3 and 4 of Takahama Power Station. KEPCO, abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch).
  32. Takahama reactor automatically shuts down after alert. In: Japan Today. 29. Februar 2016, archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 8. August 2016 (englisch).
  33. UPDATE 1-Japan's Kansai Electric to stay with Takahama restart plan. Reuters, 22. Oktober 2015, abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch).
  34. Takahama 4, Japan. In: World Nuclea Association. Abgerufen am 24. September 2023 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Japan location map with side map of the Ryukyu Islands.svg
Autor/Urheber: Maximilian Dörrbecker (Chumwa), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Postionskarte von Japan

Quadratische Plattkarte.

Bei Nutzung der Hauptkarte mit den Hauptinseln gelten folgende geographische Begrenzungen für die (Gesamt-)Karte:

  • N: 45°51'37" N (45.86°N)
  • S: 30°01'13" N (30.02°N)
  • W: 128°14'24" O (128.24°O)
  • O: 149°16'13" O (149.27°O)

Bei Nutzung der Nebenkarte mit den Ryūkyū-Inseln gelten folgende geographische Begrenzungen für die (Gesamt-)Karte:

  • N: 39°32'25" N (39.54°N)
  • S: 23°42'36" N (23.71°N)
  • W: 110°25'49" O (110.43°O)
  • O: 131°26'25" O (131.44°O)
Takahama 04710024 (8168890873).jpg
Autor/Urheber: IAEA Imagebank, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Takahama nuclear power plant. (Takahama, Japan)

Photo Credit: Kansai Electric Power Co.