Kernkraftwerk Santa María de Garoña

Kernkraftwerk Santa María de Garoña
Santa María de Garoña Nuclear Power Plant (11841854264).jpg
Lage
Koordinaten42° 46′ 30″ N, 3° 12′ 30″ W
LandSpanien
Daten
EigentümerNuclenor, S.A.
BetreiberNuclenor, S.A.
Projektbeginn1965
Kommerzieller Betrieb11. Mai 1971
Stilllegung16. Dezember 2012

Stillgelegte Reaktoren (Brutto)

1  (466 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 20073.322 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme108.775 GWh
Stand 15. März 2008
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das seit Dezember 2012 stillgelegte Kernkraftwerk Santa María de Garoña liegt am Oberlauf des Ebro in der nordspanischen Provinz Burgos in unmittelbarer Nähe zur baskischen Provinz Álava.

Konstruktion

Das stillgelegte Kraftwerk ist baugleich mit dem aufgrund eines Erdbebens havarierten Reaktor I im Kernkraftwerk Fukushima.[1] Für europäische Anlagen ungewöhnlich war ein fast vollständig passives Wärmeabfuhr-System, ein sogenannter Notkondensator. Sollten alle elektrischen Pumpen zur Abfuhr der Nachzerfallswärme nach der Abschaltung ausfallen, kann das Personal im Reaktorgebäude zwei Ventile von Hand öffnen. Damit strömt Reaktorwasser durch einen Wärmetauscher, der in einem großen, wassergefüllten Behälter liegt. Dieses Wasser übernimmt die Wärme des Reaktorwassers und verdampft in die Umgebung, während das Reaktorwasser gekühlt in den Reaktor zurückströmt.[2]

Geschichte

Der Siedewasserreaktor von General Electric mit 466 MW (netto) wurde am 5. November 1970 zum ersten Mal kritisch. Die Regierung Zapatero II entschied am 2. Juli 2009, die Betriebserlaubnis des Kernkraftwerks nur um zwei Jahre bis 2013 zu verlängern. Die Aufsichtsbehörde Consejo de Seguridad Nuclear (CSN) hatte der Regierung am 6. Juni 2009 empfohlen, die Betriebsgenehmigung bis 2019 zu verlängern; die Regierung entschied, dieser Empfehlung nicht zu folgen. Stattdessen sollte das Kernkraftwerk am 5. Juli 2013 vom Netz gehen.

Nach dem Regierungswechsel (=> Kabinett Rajoy I) kündigte Ministerpräsident Rajoy im Februar 2012 eine Verlängerung der Laufzeit um fünf Jahre an.[3] Der Betreiber ließ die Frist für die Beantragung der Laufzeitverlängerung ungenutzt verstreichen, so dass es beim Juli 2013 als Termin für die Stilllegung blieb.[4]

Am 16. Dezember 2012 wurde das Kernkraftwerk endgültig abgeschaltet. Nach Angaben des Betreibers war der Weiterbetrieb wegen einer geplanten neuen Energiesteuer ab Januar 2013 nicht mehr wirtschaftlich.[5][6]

Am 16. Mai 2013 bat Nuclenor die spanische Regierung um eine erneute Frist, um für die Lizenz für den Weiterbetrieb anzusuchen, am 19. Juni 2013 stellte der spanische Energieminister José Manuel Soria vor dem Kongress aber klar, dass dies nicht möglich sei und das Kraftwerk mit Wirkung zum 6. Juli 2013 endgültig stillgelegt werde.[7]

Nachdem der Betreiber die Wiederinbetriebnahme des KKW beantragt hatte und die Atomaufsichtsbehörde CSN sich noch im Februar 2017 für eine Wiederinbetriebnahme unter Auflagen ausgesprochen hatte, entschied das Energieministerium am 1. August 2017, dass der Reaktor nicht wiederangefahren werden darf und erteilte die Stilllegungsbewilligung.[8]

Maßnahmen zur Unfall-Milderung

Für den Fall eines nicht behebbaren Ausfalls von Netz- und Notstrom- sowie zusätzlicher Redundanzen – dem oben erwähnten Notkondensator und einer eigendampfgetriebenen Pumpe – nach einer Abschaltung besaß das Werk (vor seiner Stilllegung und dem Rückbau) bei der nun drohenden Kernschmelze, nach US-Vorbild, einen sogenannten „Wetwell-Vent“. Dabei läuft folgender Vorgang ab: Nach dem relativ langsamen Kühlwasser-Abblasen aus dem Reaktorbehälter durch automatisches Runter-Cyclen mit den Druckentlastungs-Ventilen wird der dadurch entstandene Dampfdruck-Anstieg in der relativ kleinen Kondensationskammer („Torus“) ein erstes Mal und noch ziemlich unkontaminiert in die Umgebung abgelassen („geventet“). Danach werden die Druckentlastungs-Ventile vom Kontrollraum aus manuell geöffnet, es kommt zur raschen Kernabdeckung. Dieses schnelle Vorgehen hat den Vorteil, dass relativ gesehen – durch raschen Wasser-Entzug – weniger Wasserstoff entsteht. Man erhofft sich dadurch, eine Wasserstoffverbrennung im Torus und ein dadurch mögliches Containment-Leck verhindern zu können. Sollte es dennoch dazu kommen, wird davon ausgegangen, dass ein Filtereffekt von radioaktiven Partikeln im Wasser-Teil des Torus entsteht, der zumindest verhindert, dass Strahlendosen in der Umgebung auftreten, die zu schnell tödlichen Gesundheitsschäden führen.[9] Eine recht hohe Zahl von längerfristig an Krebs Sterbenden ist aber gleichwohl zu erwarten. Die Zahl hängt beispielsweise von der Bevölkerungsdichte in der Abwind-Richtung der kontaminierten Wolke und den Schutzmöglichkeiten dort ab. Bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima hat dieses Reaktorbehälter-Druckentlasten und nachfolgende Containment-Venting nur mangelhaft funktioniert, vor allem weil durch Erdbeben und Tsunami Schäden an den Apparaturen dafür entstanden.

Plakat einer Protestaktion gegen das Kraftwerk

Daten des Reaktorblocks

Das Kernkraftwerk Santa María de Garoña hat einen Block:

Reaktorblock[10]ReaktortypNetto-
leistung
Brutto-
leistung
BaubeginnNetzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Santa María de GaroñaSiedewasserreaktor446 MW466 MW02.05.196602.03.197111.05.197116.12.2012

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. Spanische Fukushima-Schwestern. Abgerufen am 14. März 2011.
  2. Stress tests performed on European nuclear power plants, seite 18. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 8. April 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oecd-nea.org
  3. Laufzeit für ältestes AKW Spaniens verlängert. ORF.at, 18. Februar 2012, abgerufen am 18. Februar 2012.
  4. Garona muss im Juli 2013 vom Netz. Nuklearforum Schweiz, 14. September 2012, abgerufen am 17. Dezember 2012.
  5. Ältester spanischer Atomreaktor abgeschaltet. Deutschlandfunk, 17. Dezember 2012, abgerufen am 17. Dezember 2012.
  6. Spain’s oldest nuclear plant shuts down. (Nicht mehr online verfügbar.) Reuters, 16. Dezember 2012, archiviert vom Original am 31. Dezember 2012; abgerufen am 17. Dezember 2012 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uk.reuters.com
  7. Soria confirma el cierre definitivo de Garoña el próximo 6 de julio. (Nicht mehr online verfügbar.) arn digital, 20. Juni 2013, archiviert vom Original am 22. November 2014; abgerufen am 25. Juni 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arndigital.com
  8. Spanien: Erneuerung der Betriebsbewilligung von Garona abgelehnt. nuklearforum.ch, 4. August 2017, abgerufen am 6. August 2017.
  9. Nuclear Regulatory Commission: Frequencies of various Containment Failure Events, 2004
  10. Power Reactor Information System (Memento des Originals vom 16. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pris.iaea.org der IAEA: „Spain, Kingdom of Power Reactors“ (englisch)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Santa María de Garoña Nuclear Power Plant (11841854264).jpg
Santa María de Garoña Nuclear Power Plant.
Garoña - ez eskerrik asko.jpg
Pasquín con convocatoria de manifestación en Vitoria-Gasteiz (30 de mayo de 2009) en exigencia del cierre de la Central Nuclear de Santa María de Garoña (Burgos).