Kernkraftwerk Penly

Kernkraftwerk Penly
Kernkraftwerk Penly
Lage
Koordinaten49° 58′ 36″ N, 1° 12′ 43″ O
LandFrankreich
Daten
EigentümerEDF
BetreiberEDF
Projektbeginn1982
Kommerzieller Betrieb4. Mai 1990

Aktive Reaktoren (Brutto)

2  (2764 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 200619.418 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme504.840 GWh
Websitewww.edf.fr
Stand 31. Dezember 2019
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Penly liegt etwa 15 Kilometer von Dieppe bei Penly in der französischen Gemeinde Petit-Caux in der Region Normandie im Département Seine-Maritime am Ärmelkanal, aus dem Wasser für die Kühlung bezogen wird. Das Kernkraftwerk wird von der französischen Aktiengesellschaft Électricité de France (EDF) betrieben, die dort etwa 670 Personen beschäftigt.

Die zwei Druckwasserreaktoren haben eine Nettoleistung von jeweils 1330 Megawatt (MW) und eine Bruttoleistung von 1382 MW.[1]

Die installierte Gesamtleistung liegt bei 2764 MW; damit zählt das Kernkraftwerk zu den mittleren in Frankreich. Pro Jahr speist es durchschnittlich 18 Milliarden Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz ein; dies entspricht etwa 80 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Normandie.

Geschichte

Baubeginn für den ersten Reaktorblock war am 1. September 1982, er ging am 4. Mai 1990 in Betrieb. Mit dem Bau des zweiten Reaktorblocks wurde am 1. August 1984 begonnen, die Inbetriebnahme war am 4. Februar 1992.[1]

Einem Bericht der Atomsicherheitsbehörde ASN vom Oktober 2002 zufolge könnte die Funktionsfähigkeit eines sicherheitsrelevanten Ventils, das das Abkühlen der Reaktorblöcke gewährleisten soll, bei einem starken Erdbeben nicht sichergestellt werden.[2]

Im Januar 2009 wurde von der französischen Regierung bestätigt, dass am Standort Penly ein dritter Reaktor vom Typ EPR mit rund 1650 MW im Jahr 2012 in Bau gehen sollte.[3] François Hollande gab kurz nach seiner Wahl zum französischen Staatspräsidenten bekannt, den Bau eines EPR in Penly nicht blockieren zu wollen.[4] Nach Ansicht des französischen Industrieministers Arnaud Montebourg laut einem Interview vom Februar 2013 ist der EPR in Penly überflüssig, da durch den starken Ausbau der erneuerbaren Energien genug Kapazitäten vorhanden seien.[5] Ähnlich hatte sich bereits im Juli 2012 Umweltministerin Delphine Batho geäußert.[6] Stand Februar 2022 sollen zwei EPR2-Reaktoren am Standort Penly gebaut werden und zwischen 2035 und 2037 in Betrieb gehen.[7]

Die französische Regierung hat 2020 eine Verlängerung für alle in Betrieb befindliche Reaktoren um weitere 10 Jahre von 40 auf 50 Jahre Laufzeit angekündigt. Diese wurde 2021 von der französischen Aufsicht unter Auflagen genehmigt.[8]

Zwischenfälle

Am 5. April 2012 brach im Block 2 des Kernkraftwerks ein Feuer aus, woraufhin der Block heruntergefahren wurde.[9] Grund für die zwei durch die Feuerwehr gelöschten Brandherde war auslaufendes Öl einer Pumpe im Kühlkreislauf. Es gab keine Verletzten und nach Mitteilung der Betreibergesellschaft EDF keine Auswirkungen auf die Umwelt.[10]

Später wurde bekannt, dass es bei dem Störfall zudem zu einem deutlichen Leck im primären Kühlkreislauf gekommen war. Etwa 2,3 m³ radioaktiv kontaminiertes Wasser pro Stunde sind ausgetreten. Um die Kühlung des Reaktorkerns sicherzustellen, wurde zusätzliches Kühlwasser in den Kühlkreislauf gepumpt. Gegen Abend konnte der Wasserverlust auf 100 Liter pro Stunde reduziert werden. Das kontaminierte Wasser wurde nach Angaben des Betreibers im Reaktorgebäude aufgefangen.[11] Am frühen Morgen des 6. April 2012 konnte das Leck geschlossen und der Austritt kontaminierten Wassers gestoppt werden.[12] Der Vorfall wurde auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) mit Stufe 1 (Anomalie) eingestuft.[13][14]

Am 7. März 2023 gab die Autorité de sûreté nucléaire bekannt, dass eine defekte Rohrleitung im Notkühlsystem des Reaktors 1 identifiziert wurde. An einer Schweißnaht befand sich ein 15 cm langer und bis zu 23 mm tiefer Riss, bei einer Wanddicke von 27 mm. Ursachen seien Spannungsrisskorrosion und Abnutzung.[15] Der Befund wurde als Störfall (Kategorie INES 2) bewertet.[16][17]

Frankreich hat im Jahr 2022 so wenig Atomstrom produziert wie seit drei Jahrzehnten nicht. Ein Grund dafür waren zahlreiche Probleme mit seinen alternden Kernkraftwerken, die deshalb zeitweise stillgelegt werden mussten;[18] ein anderer Grund waren die niedrigen Pegelstände von Flüssen, aus denen Kernkraftwerke Kühlwasser entnehmen (siehe Dürre und Hitze in Europa 2022#Frankreich). Staatspräsident Emmanuel Macron hat angekündigt, er wolle noch während seiner Amtszeit den Grundstein für die ersten beiden von sechs neuen Atomreaktoren legen. Die beiden sollen in Penly gebaut werden,[18] unter anderem weil dort Wasser aus dem Ärmelkanal als Kühlwasser verwendet werden kann.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Penly hat insgesamt zwei Blöcke:

Reaktor-
block[1]
ReaktortypNetto-
leistung
Brutto-
leistung
BaubeginnNetzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Penly-1Druckwasserreaktor1330 MW1382 MW1. September 19824. Mai 19901. Dezember 19902040
Penly-2Druckwasserreaktor1330 MW1382 MW1. August 19844. Februar 19921. November 19922042

Einzelnachweise

  1. a b c Power Reactor Information System (Memento des Originals vom 16. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pris.iaea.org der IAEA: „France: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  2. Energie-Chronik – Französische Kernkraftwerke nicht erdbebensicher
  3. EDF: Réalisation d'un deuxième EPR en France, Pressemitteilung vom 30. Januar 2009, abgerufen am 13. Oktober 2013.
  4. Hollande wins French presidential election
  5. BFMTV: Pas d'EPR à la centrale de Penly, vom 2. Februar 2013, abgerufen am 13. Oktober 2013.
  6. Libération: Delphine Batho : «L’écologie est un levier pour sortir de la crise», 6. Juli 2012, abgerufen am 13. Oktober 2013.
  7. Nuclear: the next two EPRs will be built in Penly. In: la-croix.com. 10. Februar 2022, abgerufen am 30. Juli 2022.
  8. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/laufzeitverlaengerung-frankreich-101.html
  9. n24.de (Memento des Originals vom 7. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.n24.deVorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  10. it/dpa/AFP/Reuters: Feueralarm im französischen Atomkraftwerk: In Penly 2 tritt radioaktives Wasser aus. In: Focus Online. 5. April 2012, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  11. http://www.lepoint.fr/societe/penly-le-reacteur-2-en-cours-de-refroidissement-malgre-une-fuite-d-eau-05-04-2012-1448916_23.php
  12. AFP/smb: Penly: Leck in französischem Atomkraftwerk geschlossen. In: welt.de. 6. April 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  13. french-nuclear-safety.fr (Memento des Originals vom 10. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.french-nuclear-safety.frVorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  14. Autorité de sûreté nucléaire: Incident de Penly. Abgerufen am 9. Januar 2019 (französisch).
  15. asn.fr: Corrosion sous contrainte: présence d’une fissure de profondeur importante sur le circuit d’injection de sécurité du réacteur 1 de la centrale de Penly (Bekanntmachung vom 7. März 2023)
  16. Risse im französischen Atomkraftwerk Penly entdeckt. Abgerufen am 9. März 2023.
  17. krone.at: AKW Penly: 15-Zentimeter-Riss im Notkühlsystem. 8. März 2023, abgerufen am 9. März 2023.
  18. a b AFP: Risse an zwei weiteren Atomreaktoren entdeckt (10. März 2023)

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kernkraftwerk Penly – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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