Kemnitz (Salzwedel)

Kemnitz
Hansestadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 49′ 34″ N, 11° 6′ 54″ O
Höhe: 34 m ü. NHN
Fläche:5,52 km²[1]
Einwohner:351 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte:64 Einwohner/km²
Eingemeindung:20. Juli 1950
Eingemeindet nach:Steinitz
Postleitzahl:29410
Vorwahl:03901

Lage von Kemnitz in Sachsen-Anhalt

Kirche in Kemnitz

Kemnitz gehört zur Ortschaft Steinitz und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie

Das altmärkische Dorf Kemnitz, ein Sackgassendorf mit Kirche,[1] liegt vier Kilometer südwestlich von Salzwedel. Der Ziethnitzer Graben entwässert die Wiesen östlich des Dorfes und strömt nach Norden in die Salzwedeler Dumme. Die Nachbarorte sind Böddenstedt im Norden, Böddenstedter Mühle und Perver im Nordosten, Ziethnitz im Osten, Phillips Kolonie im Südosten, Eversdorf und Groß Wieblitz im Südwesten sowie Klein Wieblitz, Klein Gerstedt, Wolfsmühle und Groß Gerstedt im Nordwesten.[4]

Geschichte

Das Dorf wird im Jahre 1255 als Camniz erstmals erwähnt, als Markgraf Otto dem Heilig-Geist-Stift vor Salzwedel einige Güter übereignet.[5][6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Kemnitz aufgeführt. Es gehörte dem Propst von St. Marien in der Altstadt Salzwedel.[7] Weitere Nennungen sind 1524 kemnitze, 1541 Kemnytz, 1687 Kemnitz,[1] 1775 Chemnitz oder Kemnitz,[8] und 1804 nur noch Kemnitz.[9]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: Eine Besitzung umfasste 79 Hektar Landbesitz, mit dem Besitz in Böddenstedt waren es über 100 Hektar. 33 Besitzungen hatten unter 100 Hektar mit zusammen 393 Hektar. Der Kirche gehörten 2 Hektar. 1946 wurden 80 Hektar enteignet. Im Jahr 1948 gab es aus der Bodenreform 29 Erwerber, davon waren 4 Neusiedler.[1]

Wendenschlacht bei Kemnitz

Johann Friedrich Danneil überliefert 1859 die Sage „Die Wendenschlacht bei Kemnitz“: Auf dem Hartschlag, einer Ackerbreite bei Kemnitz, einem Wendendorf südlich von Salzwedel, soll einst eine große Schlacht zwischen Wenden und Deutschen stattgefunden haben. Der Wendenfürst stand beim Böddenstedter Petersberg, an der Grenze zur Feldmark Kemnitz und als er die Schlacht zum Nachteil der Seinigen sich neigen sah. Da hieb er aus Verdruss mit seinem Schwert in den auf dem Petersberg liegenden Granitblock ein, der noch heute die Spuren des Hiebes an sich tragen soll. Damit die Einwohner des Dorfes in der Folge rechtzeitig vor Feinden gewarnt würden, war angeordnet worden, dass ein Wächter Tag und Nacht auf einer Eiche im Währsbom, einer Abteilung der Ackerbreite, Wache halten sollte.[10]

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 wurden die Gemeinden Kemnitz und Ziethnitz zur neuen Gemeinde Steinitz zusammengeschlossen.[11] Am 1. Januar 2011 wurde die Gemeinde Steinitz per Gesetz aufgelöst.[12]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
173446
177452
178984
179872
180172
181854
JahrEinwohner
1840132
1864196
1871212
1885241
1892[00]249[13]
1895244
JahrEinwohner
1900[00]255[13]
1905248
1910[00]227[13]
1925224
1939215
1946250
JahrEinwohner
2014[00]364[14]
2015[00]365[14]
2021[0]351[2]

Quelle bis 1946, wenn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Kemnitz gehörte früher zur Pfarrei St. Marien- und Mönchskirche in der Altstadt Salzwedel[15] und gehört heute zum Pfarrbereich Salzwedel-St. Marien im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche in Kemnitz ist ein kleiner dreiseitig geschlossener Feldsteinbau mit einem kleinen Glockenstuhl an der Westseite aus dem 14. Jahrhundert.[17] Die Kirche ist eine Filiale der St. Marien- und Mönchskirche in Salzwedel.[15]
  • Der Ortsfriedhof liegt im Süden des Dorfes.
  • In Kemnitz steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, ein großer Findling auf Feldsteinsockel.[18]

Literatur

  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 153 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 337, 91. Kemnitz (Online bei google books).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1163–1166, doi:10.35998/9783830522355.
  2. a b Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  3. Hauptsatzung der Hansestadt Salzwedel. Lesefassung (2. Änderung 10. August 2016). 5. September 2016 (salzwedel.de [PDF; 317 kB; abgerufen am 16. September 2017]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 182, Nr. 785 (uni-potsdam.de).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 174 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 410 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
  8. Anton Friedrich Büsching: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Verlag der Buchhandlung der Realschule, Berlin 1775, S. 45 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11062208~SZ%3D00123~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 378 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A1000073~SZ%3D00400~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Friedrich Krüger, Johann Friedrich Danneil: Altmärkische Sagen und Gewohnheiten. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1859, S. 23, 3. Die Wendenschlacht bei Kemmnitz (altmark-geschichte.de [PDF]).
  11. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
  12. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW). 8. Juli 2010, abgerufen am 5. Mai 2019.
  13. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 153 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  14. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  15. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 100 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Pfarrbereich Salzwedel-St. Marien. Abgerufen am 5. Mai 2019.
  17. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 246.
  18. Steinitz, Hansestadt Salzwedel, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 2017, abgerufen am 2. Oktober 2022.

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